hinaufkommen, die Frau des zweiten kam ein wenig höher, aber die Frau des dritten sprang bis in den Ring; da mußten sie endlich zuge- ben, daß Dummling nach ihres Vaters Tod das Reich erben solle, und als der starb, ward er König und hat lange in Weisheit regiert.
IIII. Die goldene Gans.
Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne, der jüngste aber war ein Dummling. Eines Tags sprach der älteste: "Vater, ich will in den Wald gehen, Holz hauen." -- "Laß das bleiben, antwortete der Vater, du kommst sonst mit einem verbundenen Arm heim." Der Sohn aber achtete nicht darauf, dachte, er wisse sich schon zu hüten, steckte einen Kuchen in die Tasche und ging hinaus. In dem Walde be- gegnete ihm ein graues altes Männchen, das sagte: "gieb mir doch ein Stück von dem Ku- chen, den du in der Tasche hast, ich bin so hungrig." Der kluge Sohn aber sprach: "was soll ich dir meinen Kuchen geben, dann hab' ich selber nichts, pack dich deiner Wege!" und ging fort mit seiner Axt, und fing an einen Baum zu behauen, nicht lange aber, da hieb er fehl, die Axt fuhr ihm in den Arm, und er muß- te heimgehen und sich verbinden lassen. Das
hinaufkommen, die Frau des zweiten kam ein wenig hoͤher, aber die Frau des dritten ſprang bis in den Ring; da mußten ſie endlich zuge- ben, daß Dummling nach ihres Vaters Tod das Reich erben ſolle, und als der ſtarb, ward er Koͤnig und hat lange in Weisheit regiert.
IIII. Die goldene Gans.
Es war einmal ein Mann, der hatte drei Soͤhne, der juͤngſte aber war ein Dummling. Eines Tags ſprach der aͤlteſte: „Vater, ich will in den Wald gehen, Holz hauen.“ — „Laß das bleiben, antwortete der Vater, du kommſt ſonſt mit einem verbundenen Arm heim.“ Der Sohn aber achtete nicht darauf, dachte, er wiſſe ſich ſchon zu huͤten, ſteckte einen Kuchen in die Taſche und ging hinaus. In dem Walde be- gegnete ihm ein graues altes Maͤnnchen, das ſagte: „gieb mir doch ein Stuͤck von dem Ku- chen, den du in der Taſche haſt, ich bin ſo hungrig.“ Der kluge Sohn aber ſprach: „was ſoll ich dir meinen Kuchen geben, dann hab' ich ſelber nichts, pack dich deiner Wege!“ und ging fort mit ſeiner Axt, und fing an einen Baum zu behauen, nicht lange aber, da hieb er fehl, die Axt fuhr ihm in den Arm, und er muß- te heimgehen und ſich verbinden laſſen. Das
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hinaufkommen, die Frau des zweiten kam ein
wenig hoͤher, aber die Frau des dritten ſprang
bis in den Ring; da mußten ſie endlich zuge-
ben, daß Dummling nach ihres Vaters Tod
das Reich erben ſolle, und als der ſtarb, ward
er Koͤnig und hat lange in Weisheit regiert.
IIII.
Die goldene Gans.
Es war einmal ein Mann, der hatte drei
Soͤhne, der juͤngſte aber war ein Dummling.
Eines Tags ſprach der aͤlteſte: „Vater, ich will
in den Wald gehen, Holz hauen.“ — „Laß
das bleiben, antwortete der Vater, du kommſt
ſonſt mit einem verbundenen Arm heim.“ Der
Sohn aber achtete nicht darauf, dachte, er wiſſe
ſich ſchon zu huͤten, ſteckte einen Kuchen in die
Taſche und ging hinaus. In dem Walde be-
gegnete ihm ein graues altes Maͤnnchen, das
ſagte: „gieb mir doch ein Stuͤck von dem Ku-
chen, den du in der Taſche haſt, ich bin ſo
hungrig.“ Der kluge Sohn aber ſprach: „was
ſoll ich dir meinen Kuchen geben, dann hab'
ich ſelber nichts, pack dich deiner Wege!“ und
ging fort mit ſeiner Axt, und fing an einen
Baum zu behauen, nicht lange aber, da hieb er
fehl, die Axt fuhr ihm in den Arm, und er muß-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/337>, abgerufen am 18.12.2024.
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