schon an zu faullenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie Morgens gar nicht aufstehen, sie machte auch der Frau, Holle das Bett schlecht und schüttelte es nicht recht, daß die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müd und sagte der Faulen den Dienst auf. Die war es wohl zufrieden und meinte nun werde der Goldregen kommen, die Frau Holle führte sie auch hin zu dem Thor als sie aber darunter stand, ward statt des Golds ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. "Das ist zur Beloh- nung deiner Dienste" sagte die Frau Holle und schloß das Thor zu. Da kam die Faule heim, ganz mit Pech bedeckt, und das hat ihr Lebtag nicht wieder abgehen wollen.
25. Die drei Raben.
Es war einmal eine Mutter, die hatte drei Söhnlein, die spielten eines Sonntags unter der Kirche Karten. Und als die Predigt vorbei war, kam die Mutter nach Haus gegangen und sah, was sie gethan hatten. Da fluchte sie ih- ren gottlosen Kindern und alsobald wurden sie drei kohlschwarze Raben und flogen auf und davon.
Die drei Brüder hatten aber ein Schwe- sterchen, das sie von Herzen liebte, und es
ſchon an zu faullenzen, am dritten noch mehr, da wollte ſie Morgens gar nicht aufſtehen, ſie machte auch der Frau, Holle das Bett ſchlecht und ſchuͤttelte es nicht recht, daß die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald muͤd und ſagte der Faulen den Dienſt auf. Die war es wohl zufrieden und meinte nun werde der Goldregen kommen, die Frau Holle fuͤhrte ſie auch hin zu dem Thor als ſie aber darunter ſtand, ward ſtatt des Golds ein großer Keſſel voll Pech ausgeſchuͤttet. „Das iſt zur Beloh- nung deiner Dienſte“ ſagte die Frau Holle und ſchloß das Thor zu. Da kam die Faule heim, ganz mit Pech bedeckt, und das hat ihr Lebtag nicht wieder abgehen wollen.
25. Die drei Raben.
Es war einmal eine Mutter, die hatte drei Soͤhnlein, die ſpielten eines Sonntags unter der Kirche Karten. Und als die Predigt vorbei war, kam die Mutter nach Haus gegangen und ſah, was ſie gethan hatten. Da fluchte ſie ih- ren gottloſen Kindern und alſobald wurden ſie drei kohlſchwarze Raben und flogen auf und davon.
Die drei Bruͤder hatten aber ein Schwe- ſterchen, das ſie von Herzen liebte, und es
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0144"n="110"/>ſchon an zu faullenzen, am dritten noch mehr,<lb/>
da wollte ſie Morgens gar nicht aufſtehen, ſie<lb/>
machte auch der Frau, Holle das Bett ſchlecht<lb/>
und ſchuͤttelte es nicht recht, daß die Federn<lb/>
aufflogen. Das ward die Frau Holle bald muͤd<lb/>
und ſagte der Faulen den Dienſt auf. Die<lb/>
war es wohl zufrieden und meinte nun werde<lb/>
der Goldregen kommen, die Frau Holle fuͤhrte<lb/>ſie auch hin zu dem Thor als ſie aber darunter<lb/>ſtand, ward ſtatt des Golds ein großer Keſſel<lb/>
voll Pech ausgeſchuͤttet. „Das iſt zur Beloh-<lb/>
nung deiner Dienſte“ſagte die Frau Holle<lb/>
und ſchloß das Thor zu. Da kam die Faule<lb/>
heim, ganz mit Pech bedeckt, und das hat ihr<lb/>
Lebtag nicht wieder abgehen wollen.</p></div><lb/><divn="1"><head>25.<lb/><hirendition="#g">Die drei Raben</hi>.</head><lb/><p>Es war einmal eine Mutter, die hatte drei<lb/>
Soͤhnlein, die ſpielten eines Sonntags unter der<lb/>
Kirche Karten. Und als die Predigt vorbei<lb/>
war, kam die Mutter nach Haus gegangen und<lb/>ſah, was ſie gethan hatten. Da fluchte ſie ih-<lb/>
ren gottloſen Kindern und alſobald wurden ſie<lb/>
drei kohlſchwarze Raben und flogen auf und<lb/>
davon.</p><lb/><p>Die drei Bruͤder hatten aber ein Schwe-<lb/>ſterchen, das ſie von Herzen liebte, und es<lb/></p></div></body></text></TEI>
[110/0144]
ſchon an zu faullenzen, am dritten noch mehr,
da wollte ſie Morgens gar nicht aufſtehen, ſie
machte auch der Frau, Holle das Bett ſchlecht
und ſchuͤttelte es nicht recht, daß die Federn
aufflogen. Das ward die Frau Holle bald muͤd
und ſagte der Faulen den Dienſt auf. Die
war es wohl zufrieden und meinte nun werde
der Goldregen kommen, die Frau Holle fuͤhrte
ſie auch hin zu dem Thor als ſie aber darunter
ſtand, ward ſtatt des Golds ein großer Keſſel
voll Pech ausgeſchuͤttet. „Das iſt zur Beloh-
nung deiner Dienſte“ ſagte die Frau Holle
und ſchloß das Thor zu. Da kam die Faule
heim, ganz mit Pech bedeckt, und das hat ihr
Lebtag nicht wieder abgehen wollen.
25.
Die drei Raben.
Es war einmal eine Mutter, die hatte drei
Soͤhnlein, die ſpielten eines Sonntags unter der
Kirche Karten. Und als die Predigt vorbei
war, kam die Mutter nach Haus gegangen und
ſah, was ſie gethan hatten. Da fluchte ſie ih-
ren gottloſen Kindern und alſobald wurden ſie
drei kohlſchwarze Raben und flogen auf und
davon.
Die drei Bruͤder hatten aber ein Schwe-
ſterchen, das ſie von Herzen liebte, und es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/144>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.