part. schwer erklärbar, theils scheinen sich die adj. -haft und -bar kaum mit part. zu verbinden.
e) formelle unsicherheit für den besonderen fall wird noch dadurch gesteigert, daß dem ersten wort auch ein subst. zum grunde liegen kann, z. b. dem angeführten do- la-leih das fem. dola, mhd. dol (passio). Im nhd. hilft der umlaut zweifel zwischen subst. und schw. verbis erster conj. entscheiden, z. b. pflug-eisen, mast-schwein sind nicht mit pflügen, mästen, vielmehr mit pflug und mast componiert, vgl. ahd. mast-fogal mons. 394. Schwierig- keit macht die mhd. berührung der adjectivischen comp. -eclich mit der verbalen und participialen, vgl. leide-lich, leidec-l. leiden-l. leident-l.; helfe-l. helfec-l. u. a. m.
f) unter den ableitungen, welche den schein zweiter compositionswörter annehmen (s. 391. 404.), bindet sich das einzige -nissi, zumahl das ags. -nes, mit part. praes. und praet. Beispiele oben s. 325. 330. vgl. 399.
g) ein analogon uneigentl. verbalcomp. könnte man erblicken in der anfügung des persönl. pronomens an sämtliche flexionen des verbums, auf welchem wege sich das nord. passivum entwickelt. Schon im goth. folgt es oft unmittelbar aufs verbum, aber ohne sich anzuhängen. Die ahd. mundart schickt es bald voraus, bald hinten nach, so daß wiederum keine festere verbindung ent- springt, einzelne nachsetzungen litten vergleichung mit der nord. weise, z. b. iufensih (clamare) ker. 46. mit altn. oepaz. Diese anfügung, die man richtiger inclination nennt und von der zusammensetzung unterscheidet, wird die syntax abhandeln.
§. 4. Partikelcomposition (s. 410.).
Einleitung: 1) die nominalcomposition war sowohl eigentlich als uneigentlich. die verbale nur eigentlich, alle partikelcomposition ist uneigentlich, sie geschieht folglich immer ohne den compositionsvocal. Dieser sollte bei flectierbaren wörtern vielseitige, der flexion unerreich- liche verhältnisse faßen, zugleich das band sein, wodurch nomina und verba, ihrer flexion entblößt, an andere wör- ter geheftet würden. Die von natur einseitige, unver- änderliche partikel bedarf um sich näher an andere wör- ter zu fügen, da sie nichts von sich abzulegen hat, keines äußern, an die stelle der abgelegten form tretenden me-
III. partikelcompoſition. — einleitung.
part. ſchwer erklärbar, theils ſcheinen ſich die adj. -haft und -bar kaum mit part. zu verbinden.
e) formelle unſicherheit für den beſonderen fall wird noch dadurch geſteigert, daß dem erſten wort auch ein ſubſt. zum grunde liegen kann, z. b. dem angeführten do- la-lîh das fem. dola, mhd. dol (paſſio). Im nhd. hilft der umlaut zweifel zwiſchen ſubſt. und ſchw. verbis erſter conj. entſcheiden, z. b. pflug-eiſen, maſt-ſchwein ſind nicht mit pflügen, mäſten, vielmehr mit pflug und maſt componiert, vgl. ahd. maſt-fogal monſ. 394. Schwierig- keit macht die mhd. berührung der adjectiviſchen comp. -eclich mit der verbalen und participialen, vgl. lîde-lich, lîdec-l. lîden-l. lîdent-l.; hëlfe-l. hëlfec-l. u. a. m.
f) unter den ableitungen, welche den ſchein zweiter compoſitionswörter annehmen (ſ. 391. 404.), bindet ſich das einzige -niſſi, zumahl das agſ. -nës, mit part. praeſ. und praet. Beiſpiele oben ſ. 325. 330. vgl. 399.
g) ein analogon uneigentl. verbalcomp. könnte man erblicken in der anfügung des perſönl. pronomens an ſämtliche flexionen des verbums, auf welchem wege ſich das nord. paſſivum entwickelt. Schon im goth. folgt es oft unmittelbar aufs verbum, aber ohne ſich anzuhängen. Die ahd. mundart ſchickt es bald voraus, bald hinten nach, ſo daß wiederum keine feſtere verbindung ent- ſpringt, einzelne nachſetzungen litten vergleichung mit der nord. weiſe, z. b. iufenſih (clamare) ker. 46. mit altn. œpaz. Dieſe anfügung, die man richtiger inclination nennt und von der zuſammenſetzung unterſcheidet, wird die ſyntax abhandeln.
§. 4. Partikelcompoſition (ſ. 410.).
Einleitung: 1) die nominalcompoſition war ſowohl eigentlich als uneigentlich. die verbale nur eigentlich, alle partikelcompoſition iſt uneigentlich, ſie geſchieht folglich immer ohne den compoſitionsvocal. Dieſer ſollte bei flectierbaren wörtern vielſeitige, der flexion unerreich- liche verhältniſſe faßen, zugleich das band ſein, wodurch nomina und verba, ihrer flexion entblößt, an andere wör- ter geheftet würden. Die von natur einſeitige, unver- änderliche partikel bedarf um ſich näher an andere wör- ter zu fügen, da ſie nichts von ſich abzulegen hat, keines äußern, an die ſtelle der abgelegten form tretenden me-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0715"n="697"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">partikelcompoſition. — einleitung.</hi></hi></fw><lb/>
part. ſchwer erklärbar, theils ſcheinen ſich die adj. -haft<lb/>
und -bar kaum mit part. zu verbinden.</p><lb/><p>e) formelle unſicherheit für den beſonderen fall wird<lb/>
noch dadurch geſteigert, daß dem erſten wort auch ein<lb/>ſubſt. zum grunde liegen kann, z. b. dem angeführten do-<lb/>
la-lîh das fem. dola, mhd. dol (paſſio). Im nhd. hilft der<lb/>
umlaut zweifel zwiſchen ſubſt. und ſchw. verbis erſter<lb/>
conj. entſcheiden, z. b. pflug-eiſen, maſt-ſchwein ſind<lb/>
nicht mit pflügen, mäſten, vielmehr mit pflug und maſt<lb/>
componiert, vgl. ahd. maſt-fogal monſ. 394. Schwierig-<lb/>
keit macht die mhd. berührung der adjectiviſchen comp.<lb/>
-eclich mit der verbalen und participialen, vgl. lîde-lich,<lb/>
lîdec-l. lîden-l. lîdent-l.; hëlfe-l. hëlfec-l. u. a. m.</p><lb/><p>f) unter den ableitungen, welche den ſchein zweiter<lb/>
compoſitionswörter annehmen (ſ. 391. 404.), bindet ſich<lb/>
das einzige -niſſi, zumahl das agſ. -nës, mit part. praeſ.<lb/>
und praet. Beiſpiele oben ſ. 325. 330. vgl. 399.</p><lb/><p>g) ein analogon uneigentl. verbalcomp. könnte man<lb/>
erblicken in der anfügung des perſönl. pronomens an<lb/>ſämtliche flexionen des verbums, auf welchem wege ſich<lb/>
das nord. paſſivum entwickelt. Schon im goth. folgt es<lb/>
oft unmittelbar aufs verbum, aber ohne ſich anzuhängen.<lb/>
Die ahd. mundart ſchickt es bald voraus, bald hinten<lb/>
nach, ſo daß wiederum keine feſtere verbindung ent-<lb/>ſpringt, einzelne nachſetzungen litten vergleichung mit<lb/>
der nord. weiſe, z. b. iufenſih (clamare) ker. 46. mit altn.<lb/>œpaz. Dieſe anfügung, die man richtiger inclination<lb/>
nennt und von der zuſammenſetzung unterſcheidet, wird<lb/>
die ſyntax abhandeln.</p></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>§. 4. <hirendition="#i">Partikelcompoſition</hi> (ſ. 410.).</head><lb/><p>Einleitung: 1) die nominalcompoſition war ſowohl<lb/>
eigentlich als uneigentlich. die verbale nur eigentlich,<lb/><hirendition="#i">alle partikelcompoſition iſt uneigentlich</hi>, ſie geſchieht<lb/>
folglich immer ohne den compoſitionsvocal. Dieſer ſollte<lb/>
bei flectierbaren wörtern vielſeitige, der flexion unerreich-<lb/>
liche verhältniſſe faßen, zugleich das band ſein, wodurch<lb/>
nomina und verba, ihrer flexion entblößt, an andere wör-<lb/>
ter geheftet würden. Die von natur einſeitige, unver-<lb/>
änderliche partikel bedarf um ſich näher an andere wör-<lb/>
ter zu fügen, da ſie nichts von ſich abzulegen hat, keines<lb/>
äußern, an die ſtelle der abgelegten form tretenden me-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[697/0715]
III. partikelcompoſition. — einleitung.
part. ſchwer erklärbar, theils ſcheinen ſich die adj. -haft
und -bar kaum mit part. zu verbinden.
e) formelle unſicherheit für den beſonderen fall wird
noch dadurch geſteigert, daß dem erſten wort auch ein
ſubſt. zum grunde liegen kann, z. b. dem angeführten do-
la-lîh das fem. dola, mhd. dol (paſſio). Im nhd. hilft der
umlaut zweifel zwiſchen ſubſt. und ſchw. verbis erſter
conj. entſcheiden, z. b. pflug-eiſen, maſt-ſchwein ſind
nicht mit pflügen, mäſten, vielmehr mit pflug und maſt
componiert, vgl. ahd. maſt-fogal monſ. 394. Schwierig-
keit macht die mhd. berührung der adjectiviſchen comp.
-eclich mit der verbalen und participialen, vgl. lîde-lich,
lîdec-l. lîden-l. lîdent-l.; hëlfe-l. hëlfec-l. u. a. m.
f) unter den ableitungen, welche den ſchein zweiter
compoſitionswörter annehmen (ſ. 391. 404.), bindet ſich
das einzige -niſſi, zumahl das agſ. -nës, mit part. praeſ.
und praet. Beiſpiele oben ſ. 325. 330. vgl. 399.
g) ein analogon uneigentl. verbalcomp. könnte man
erblicken in der anfügung des perſönl. pronomens an
ſämtliche flexionen des verbums, auf welchem wege ſich
das nord. paſſivum entwickelt. Schon im goth. folgt es
oft unmittelbar aufs verbum, aber ohne ſich anzuhängen.
Die ahd. mundart ſchickt es bald voraus, bald hinten
nach, ſo daß wiederum keine feſtere verbindung ent-
ſpringt, einzelne nachſetzungen litten vergleichung mit
der nord. weiſe, z. b. iufenſih (clamare) ker. 46. mit altn.
œpaz. Dieſe anfügung, die man richtiger inclination
nennt und von der zuſammenſetzung unterſcheidet, wird
die ſyntax abhandeln.
§. 4. Partikelcompoſition (ſ. 410.).
Einleitung: 1) die nominalcompoſition war ſowohl
eigentlich als uneigentlich. die verbale nur eigentlich,
alle partikelcompoſition iſt uneigentlich, ſie geſchieht
folglich immer ohne den compoſitionsvocal. Dieſer ſollte
bei flectierbaren wörtern vielſeitige, der flexion unerreich-
liche verhältniſſe faßen, zugleich das band ſein, wodurch
nomina und verba, ihrer flexion entblößt, an andere wör-
ter geheftet würden. Die von natur einſeitige, unver-
änderliche partikel bedarf um ſich näher an andere wör-
ter zu fügen, da ſie nichts von ſich abzulegen hat, keines
äußern, an die ſtelle der abgelegten form tretenden me-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/715>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.