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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. adj. eigentl. comp. -- adj. mit verb.
enixa) ny-foeddr (recens natus) ny-klakinn (idem) ny-ko-
minn (novitius) ny-qvaentr (nuper nuptus); sann-kalladr
(vere dictus) sann-radinn (revera circumventus); sael-bo-
rinn (fauste natus); skamm-taladr (pauciloquus); stor-hu-
gadr (magnanimus); svinn-hugadr (callidus) u. a. m. -- mhd.
alt-sprochen (sermone tritus) pf. ch. 26a Karl 28b alt-ge-
sprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illustris) Parc.; niuwe-
born, niuwe-brochen troj. 55b niuwe-sliffen Nib.; traut-er-
welt Barl. -- nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo-
ren; frei-gelaßen; frisch-gefallen; frisch-gebrochen; hoch-
gepriesen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge-
tüncht; roth-beflammt; schwarz-gefärbt u. a. m. Deut-
liches zeichen, daß die composition nicht das ganze ver-
bum, bloß das part. angeht, ist die stellung der partikel
ge- in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt-
spreche, alt-sprach, frisch-falle, frisch-fiel, so würde das
part. gealtsprochen, gefrischfallen lauten (s. 582.). -- Aus
dem schwed. führe ich, ihrer sonderbarkeit wegen, die
zus. setzung mit -vulen an, welches ein entstelltes part.
praet. ist, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel-
mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) schwed.
valla. Man componiert: knarr-vulen (morosus) vom altn.
knarr (strenuus) saur-vulen (austerus) von saur (acidus) ill-
vulen (miser) und so auch mit dem subst. karl: karl-wu-
len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144a kare-vor-
ren ibid. 57a (vörre = völle, ibid. 145b). Dän. knar-
vorn (morosus). Ein altn. knar-ollinn, saur-ollinn, karl-
ollinn habe ich nirgends gelesen.

IV. adject. zus. setzung mit dem inf.

Daß nhd. composita wie frei-sprechen, hoch-achten,
hoch-schätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich-
stellen, gleich-setzen, gering-achten, gering-schätzen, selig-
machen, selig-sprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls
die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch-
tet ein. Im praesens ind. löst sich die verbindung auf:
ich spreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge-
nicht vornen hin (gefreisprochen) sondern in die mitte
(freigesprochcn). Es ist nur schwer zu sagen, auf welche
weise die composition mit dem inf. stattgefunden hat.
War sie eine eigentliche, so kann fie sehr alt sein. Rückte
aber der vorgesetzte acc. oder das adv. an das verbum,
so scheint sie erst in der spätern zeit zu stande gekommen.
Ein urtheil hierüber wird sich aus den untersuchungen
im folgenden buche ergeben, welche construction der

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III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb.
enixa) nŷ-fœddr (recens natus) nŷ-klakinn (idem) nŷ-ko-
minn (novitius) nŷ-qvæntr (nuper nuptus); ſann-kalladr
(vere dictus) ſann-râdinn (revera circumventus); ſæl-bo-
rinn (fauſte natus); ſkamm-taladr (pauciloquus); ſtor-hu-
gadr (magnanimus); ſvinn-hugadr (callidus) u. a. m. — mhd.
alt-ſprochen (ſermone tritus) pf. ch. 26a Karl 28b alt-ge-
ſprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illuſtris) Parc.; niuwe-
born, niuwe-brochen troj. 55b niuwe-ſliffen Nib.; trût-er-
welt Barl. — nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo-
ren; frei-gelaßen; friſch-gefallen; friſch-gebrochen; hoch-
geprieſen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge-
tüncht; roth-beflammt; ſchwarz-gefärbt u. a. m. Deut-
liches zeichen, daß die compoſition nicht das ganze ver-
bum, bloß das part. angeht, iſt die ſtellung der partikel
ge- in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt-
ſpreche, alt-ſprach, friſch-falle, friſch-fiel, ſo würde das
part. gealtſprochen, gefriſchfallen lauten (ſ. 582.). — Aus
dem ſchwed. führe ich, ihrer ſonderbarkeit wegen, die
zuſ. ſetzung mit -vulen an, welches ein entſtelltes part.
praet. iſt, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel-
mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) ſchwed.
vålla. Man componiert: knarr-vulen (moroſus) vom altn.
knârr (ſtrenuus) ſûr-vulen (auſterus) von ſûr (acidus) ill-
vulen (miſer) und ſo auch mit dem ſubſt. karl: karl-wu-
len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144a kare-vor-
ren ibid. 57a (vörre = völle, ibid. 145b). Dän. knar-
vorn (moroſus). Ein altn. knâr-ollinn, ſûr-ollinn, karl-
ollinn habe ich nirgends geleſen.

IV. adject. zuſ. ſetzung mit dem inf.

Daß nhd. compoſita wie frei-ſprechen, hoch-achten,
hoch-ſchätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich-
ſtellen, gleich-ſetzen, gering-achten, gering-ſchätzen, ſelig-
machen, ſelig-ſprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls
die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch-
tet ein. Im praeſens ind. löſt ſich die verbindung auf:
ich ſpreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge-
nicht vornen hin (gefreiſprochen) ſondern in die mitte
(freigeſprochcn). Es iſt nur ſchwer zu ſagen, auf welche
weiſe die compoſition mit dem inf. ſtattgefunden hat.
War ſie eine eigentliche, ſo kann fie ſehr alt ſein. Rückte
aber der vorgeſetzte acc. oder das adv. an das verbum,
ſo ſcheint ſie erſt in der ſpätern zeit zu ſtande gekommen.
Ein urtheil hierüber wird ſich aus den unterſuchungen
im folgenden buche ergeben, welche conſtruction der

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[675/0693] III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb. enixa) nŷ-fœddr (recens natus) nŷ-klakinn (idem) nŷ-ko- minn (novitius) nŷ-qvæntr (nuper nuptus); ſann-kalladr (vere dictus) ſann-râdinn (revera circumventus); ſæl-bo- rinn (fauſte natus); ſkamm-taladr (pauciloquus); ſtor-hu- gadr (magnanimus); ſvinn-hugadr (callidus) u. a. m. — mhd. alt-ſprochen (ſermone tritus) pf. ch. 26a Karl 28b alt-ge- ſprochen Ben. 220. 221; lieht-erkant (illuſtris) Parc.; niuwe- born, niuwe-brochen troj. 55b niuwe-ſliffen Nib.; trût-er- welt Barl. — nhd. alt-backen; alt-hergebracht; blind-gebo- ren; frei-gelaßen; friſch-gefallen; friſch-gebrochen; hoch- geprieſen, hoch-geehrt; los-gelaßen; neu-geboren; neu-ge- tüncht; roth-beflammt; ſchwarz-gefärbt u. a. m. Deut- liches zeichen, daß die compoſition nicht das ganze ver- bum, bloß das part. angeht, iſt die ſtellung der partikel ge- in der mitte beider wörter; gälte ein verbum alt- ſpreche, alt-ſprach, friſch-falle, friſch-fiel, ſo würde das part. gealtſprochen, gefriſchfallen lauten (ſ. 582.). — Aus dem ſchwed. führe ich, ihrer ſonderbarkeit wegen, die zuſ. ſetzung mit -vulen an, welches ein entſtelltes part. praet. iſt, aber nicht, wie Ihre meint, aus -vorden, viel- mehr aus dem altn. -ollinn von valda (1, 927.) ſchwed. vålla. Man componiert: knarr-vulen (moroſus) vom altn. knârr (ſtrenuus) ſûr-vulen (auſterus) von ſûr (acidus) ill- vulen (miſer) und ſo auch mit dem ſubſt. karl: karl-wu- len (virilis). Norweg. ille-vorren Hallag. 144a kare-vor- ren ibid. 57a (vörre = völle, ibid. 145b). Dän. knar- vorn (moroſus). Ein altn. knâr-ollinn, ſûr-ollinn, karl- ollinn habe ich nirgends geleſen. IV. adject. zuſ. ſetzung mit dem inf. Daß nhd. compoſita wie frei-ſprechen, hoch-achten, hoch-ſchätzen, irr-leiten, irr-führen, los-geben, gleich- ſtellen, gleich-ſetzen, gering-achten, gering-ſchätzen, ſelig- machen, ſelig-ſprechen u. a. m. bloß den inf. (allenfalls die participia), nicht das übrige verbum betreffen, leuch- tet ein. Im praeſens ind. löſt ſich die verbindung auf: ich ſpreche frei, achte hoch; im part. praet. tritt das ge- nicht vornen hin (gefreiſprochen) ſondern in die mitte (freigeſprochcn). Es iſt nur ſchwer zu ſagen, auf welche weiſe die compoſition mit dem inf. ſtattgefunden hat. War ſie eine eigentliche, ſo kann fie ſehr alt ſein. Rückte aber der vorgeſetzte acc. oder das adv. an das verbum, ſo ſcheint ſie erſt in der ſpätern zeit zu ſtande gekommen. Ein urtheil hierüber wird ſich aus den unterſuchungen im folgenden buche ergeben, welche conſtruction der U u 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/693>, abgerufen am 21.11.2024.