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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. adj. eigentl. comp. -- adj. mit verb.
subst. einfalt, kleinmuth und ähnliche, welche für einfälte,
kleinmüthe stehen (s. 545.).

9) ihre stelle wechseln das erste und zweite wort, bei
gleicher bedeutung, nicht; das goth. samaleiks heißt idem,
das ahd. chileihsam fictitius, vgl. anm. 1. Dies ist also
anders als beim subst. (s. 547.).


Adjectiv mit verbum (s. 627. 649.).

Ich schlage ganz das s. 581. ff. bei der substantivischen
zus. setzung befolgte verfahren ein.

I. kann das wirkliche verbum adjectivisch componiert
werden?

1) in der regel nicht, denn für den ausdruck des
näheren verhältnisses, in dem sich das adj. zum verbo
befinden könnte, ist gerade eine eigne form vorhanden,
das adverbium. Das adverbium aber stehet gewöhnlich
los und ungebunden.

2) scheinbar adjectivisch zus. gesetzte verba sind nichts
als ableitungen von einem bereits componierten subst. oder
adjectiv, also wiederum nothwendig schwacher conju-
gation.

a) schwache verba aus componierten subst. gebildet.
Bei Ulf. kommen die comp. mit thiuth- und ubil- in be-
tracht, welche, wie griech. verba mit agatho- und kako-,
auf ein zus. gesetztes nomen zurückgeführt werden müßen.
So thiuth-taujan (agathopoiesai) Marc. 3, 4. Luc. 6, 9. thiuth-
taujaith (agathopoieite) Luc. 6, 33, 35. auf thiuth-taui (aga-
thopoiIa
) oder thiuth-tojis (agathopoios) vgl. ubil-tojis
(kakopoios) Joh. 18, 30; ferner thiuth-spilloda (eueggelize-
to
) Luc. 3, 18. thiuth-spillonds (euaggelizomenos) Luc. 8, 1.
auf thiuth-spill (euaggelion) *) wofur er immer aivaggeljo
setzt. Genauer nach dem griech. ist vaila-spillonds (eu-
aggelizomenos
) Luc. 8, 1. vaila-merjanda (euaggelizontai)
Matth. 11, 5. vaila-merjan (euaggelisasthai) Luc. 1, 19.
4, 18. Ungebunden stehet thiuth taujais (to agathon poiei)
Rom. 13, 3. und ubil taujis (to kakon poies) Rom. 13, 4.
thamma ubil taujandin (to kakon prassonti) ibid.; saei
ubil qvithai (umschreibung von kakologon) Marc. 7, 10,
da sich ein starkes ubil-qvithan schwerlich annehmen läßt,

*) vgl. s. 525. 583. das ahd. kot-spel und kot-spellon.

III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb.
ſubſt. einfalt, kleinmuth und ähnliche, welche für einfälte,
kleinmüthe ſtehen (ſ. 545.).

9) ihre ſtelle wechſeln das erſte und zweite wort, bei
gleicher bedeutung, nicht; das goth. ſamaleiks heißt idem,
das ahd. chilîhſam fictitius, vgl. anm. 1. Dies iſt alſo
anders als beim ſubſt. (ſ. 547.).


Adjectiv mit verbum (ſ. 627. 649.).

Ich ſchlage ganz das ſ. 581. ff. bei der ſubſtantiviſchen
zuſ. ſetzung befolgte verfahren ein.

I. kann das wirkliche verbum adjectiviſch componiert
werden?

1) in der regel nicht, denn für den ausdruck des
näheren verhältniſſes, in dem ſich das adj. zum verbo
befinden könnte, iſt gerade eine eigne form vorhanden,
das adverbium. Das adverbium aber ſtehet gewöhnlich
los und ungebunden.

2) ſcheinbar adjectiviſch zuſ. geſetzte verba ſind nichts
als ableitungen von einem bereits componierten ſubſt. oder
adjectiv, alſo wiederum nothwendig ſchwacher conju-
gation.

α) ſchwache verba aus componierten ſubſt. gebildet.
Bei Ulf. kommen die comp. mit þiuþ- und ubil- in be-
tracht, welche, wie griech. verba mit ἀγαθο- und κακο-,
auf ein zuſ. geſetztes nomen zurückgeführt werden müßen.
So þiuþ-táujan (ἀγαθοποιῆσαι) Marc. 3, 4. Luc. 6, 9. þiuþ-
táujáiþ (ἀγαθοποιεῖτε) Luc. 6, 33, 35. auf þiuþ-táuï (ἀγα-
θοποιΐα
) oder þiuþ-tôjis (ἀγαθοποιός) vgl. ubil-tôjis
(κακοποιός) Joh. 18, 30; ferner þiuþ-ſpillôda (ευηγγελίζε-
το
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auf þiuþ-ſpill (εὐαγγέλιον) *) wofur er immer aívaggêljô
ſetzt. Genauer nach dem griech. iſt váila-ſpillônds (εὐ-
αγγελιζόμενος
) Luc. 8, 1. váila-mêrjanda (εὐαγγελίζονται)
Matth. 11, 5. váila-mêrjan (εὐαγγελίσασθαι) Luc. 1, 19.
4, 18. Ungebunden ſtehet þiuþ táujáis (τὸ ἀγαθὸν ποίει)
Rom. 13, 3. und ubil táujis (τὸ κακὸν ποιῇς) Rom. 13, 4.
þamma ubil táujandin (τὸ κακὸν πράσσοντι) ibid.; ſaei
ubil qviþái (umſchreibung von κακολογῶν) Marc. 7, 10,
da ſich ein ſtarkes ubil-qviþan ſchwerlich annehmen läßt,

*) vgl. ſ. 525. 583. das ahd. kot-ſpël und kot-ſpëllôn.
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[668/0686] III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb. ſubſt. einfalt, kleinmuth und ähnliche, welche für einfälte, kleinmüthe ſtehen (ſ. 545.). 9) ihre ſtelle wechſeln das erſte und zweite wort, bei gleicher bedeutung, nicht; das goth. ſamaleiks heißt idem, das ahd. chilîhſam fictitius, vgl. anm. 1. Dies iſt alſo anders als beim ſubſt. (ſ. 547.). Adjectiv mit verbum (ſ. 627. 649.). Ich ſchlage ganz das ſ. 581. ff. bei der ſubſtantiviſchen zuſ. ſetzung befolgte verfahren ein. I. kann das wirkliche verbum adjectiviſch componiert werden? 1) in der regel nicht, denn für den ausdruck des näheren verhältniſſes, in dem ſich das adj. zum verbo befinden könnte, iſt gerade eine eigne form vorhanden, das adverbium. Das adverbium aber ſtehet gewöhnlich los und ungebunden. 2) ſcheinbar adjectiviſch zuſ. geſetzte verba ſind nichts als ableitungen von einem bereits componierten ſubſt. oder adjectiv, alſo wiederum nothwendig ſchwacher conju- gation. α) ſchwache verba aus componierten ſubſt. gebildet. Bei Ulf. kommen die comp. mit þiuþ- und ubil- in be- tracht, welche, wie griech. verba mit ἀγαθο- und κακο-, auf ein zuſ. geſetztes nomen zurückgeführt werden müßen. So þiuþ-táujan (ἀγαθοποιῆσαι) Marc. 3, 4. Luc. 6, 9. þiuþ- táujáiþ (ἀγαθοποιεῖτε) Luc. 6, 33, 35. auf þiuþ-táuï (ἀγα- θοποιΐα) oder þiuþ-tôjis (ἀγαθοποιός) vgl. ubil-tôjis (κακοποιός) Joh. 18, 30; ferner þiuþ-ſpillôda (ευηγγελίζε- το) Luc. 3, 18. þiuþ-ſpillônds (εὐαγγελιζόμενος) Luc. 8, 1. auf þiuþ-ſpill (εὐαγγέλιον) *) wofur er immer aívaggêljô ſetzt. Genauer nach dem griech. iſt váila-ſpillônds (εὐ- αγγελιζόμενος) Luc. 8, 1. váila-mêrjanda (εὐαγγελίζονται) Matth. 11, 5. váila-mêrjan (εὐαγγελίσασθαι) Luc. 1, 19. 4, 18. Ungebunden ſtehet þiuþ táujáis (τὸ ἀγαθὸν ποίει) Rom. 13, 3. und ubil táujis (τὸ κακὸν ποιῇς) Rom. 13, 4. þamma ubil táujandin (τὸ κακὸν πράσσοντι) ibid.; ſaei ubil qviþái (umſchreibung von κακολογῶν) Marc. 7, 10, da ſich ein ſtarkes ubil-qviþan ſchwerlich annehmen läßt, *) vgl. ſ. 525. 583. das ahd. kot-ſpël und kot-ſpëllôn.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/686>, abgerufen am 21.12.2024.