1) eine menge stattfindender zus. setzungen des adj. mit adj. sind nicht angeführt worden. So componieren sich namentlich die farbverhältnisse auf das manigfaltigste, a) mit den ersten wörtern hell-, dunkel-, hoch-, tief-, rein-, schmutzig-: hell-roth; dunkel-blau; hoch-roth; tief-gelb; rein-blau; schmutzig-weiß etc. Die ältere sprache auch mit pleih- und salo-, vgl. pleih-kruoni goldes (viror auri) N. 67, 14. altn. bleik-gulr; ags. sealo-braun; dahin gehört endlich das häufige ala- bei farben (s. 650.) b) mit einander selbst: roth-blau; grün-gelb; gelb-grün etc. in welchem fall immer das construierende zweite wort die hauptfarbe ausdrückt, grün-gelb ist ein ins grüne fallen- des gelb, gelb-grün ein ins gelbe fallendes grün. Im ge- nauen ausdruck dürfen daher beide wörter die stelle nicht wechseln. Aus der ältern sprache besinne ich mich kei- ner solchen zus. setzung der farbadjective untereinander.
2) daß zuweilen adj. mit sich selbst componiert wer- den, habe ich gleich im eingang dieses cap. s. 405. ange- merkt, weiß aber den belegen selp-selpo mons. 395; wilt- wilde MS. 2, 147b noch keine weiteren beizufügen. In gemeiner volkssprache möchte ähnliches anzutreffen sein (du arm-armes kind); es entspringt daraus eine wirksame verstärkung des begriffs *), der die häufige mhd. umschrei- bung des superl. durch den positiv und comparativ (lie- ber denne liep, beßer denne guot) vergleichbar ist, wo- von weiter im vierten buch.
3) haften oder wegbleiben des compositionsvocals scheint zwar etwas lediglich formelles; doch will ich weitere prü- fung anregen, ob in sonst gleichen ersten wörtern ver- schiedenheit der bedeutung einfluß darauf haben könne? Wenigstens unterscheiden sich etwas auffallend goth. laus-
*) im russischen wird, zwar ohne composition, zu demselben zwecke das adj. im instrumental wiederhohlt: tschernim tschernii (schwarz-schwarz) oder noch stärker tschernim tscheruechonek, Puchmayer p. 269.
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit adj.
ſ. 655.); ſpar-ſ.; wach-f. — Die vocalveränderungen -ſam, -ſum, -ſeim ſind mir ein räthſel.
1) eine menge ſtattfindender zuſ. ſetzungen des adj. mit adj. ſind nicht angeführt worden. So componieren ſich namentlich die farbverhältniſſe auf das manigfaltigſte, α) mit den erſten wörtern hell-, dunkel-, hoch-, tief-, rein-, ſchmutzig-: hell-roth; dunkel-blau; hoch-roth; tief-gelb; rein-blau; ſchmutzig-weiß etc. Die ältere ſprache auch mit pleih- und ſalo-, vgl. pleih-kruoni goldes (viror auri) N. 67, 14. altn. bleik-gulr; agſ. ſëalo-brûn; dahin gehört endlich das häufige ala- bei farben (ſ. 650.) β) mit einander ſelbſt: roth-blau; grün-gelb; gelb-grün etc. in welchem fall immer das conſtruierende zweite wort die hauptfarbe ausdrückt, grün-gelb iſt ein ins grüne fallen- des gelb, gelb-grün ein ins gelbe fallendes grün. Im ge- nauen ausdruck dürfen daher beide wörter die ſtelle nicht wechſeln. Aus der ältern ſprache beſinne ich mich kei- ner ſolchen zuſ. ſetzung der farbadjective untereinander.
2) daß zuweilen adj. mit ſich ſelbſt componiert wer- den, habe ich gleich im eingang dieſes cap. ſ. 405. ange- merkt, weiß aber den belegen ſëlp-ſëlpo monſ. 395; wilt- wilde MS. 2, 147b noch keine weiteren beizufügen. In gemeiner volksſprache möchte ähnliches anzutreffen ſein (du arm-armes kind); es entſpringt daraus eine wirkſame verſtärkung des begriffs *), der die häufige mhd. umſchrei- bung des ſuperl. durch den poſitiv und comparativ (lie- ber denne liep, beƷƷer denne guot) vergleichbar iſt, wo- von weiter im vierten buch.
3) haften oder wegbleiben des compoſitionsvocals ſcheint zwar etwas lediglich formelles; doch will ich weitere prü- fung anregen, ob in ſonſt gleichen erſten wörtern ver- ſchiedenheit der bedeutung einfluß darauf haben könne? Wenigſtens unterſcheiden ſich etwas auffallend goth. láus-
*) im ruſſiſchen wird, zwar ohne compoſition, zu demſelben zwecke das adj. im inſtrumental wiederhohlt: tſchernim tſchernii (ſchwarz-ſchwarz) oder noch ſtärker tſchernim tſcheruechonek, Puchmayer p. 269.
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[665/0683]
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit adj.
ſ. 655.); ſpar-ſ.; wach-f. — Die vocalveränderungen
-ſam, -ſum, -ſeim ſind mir ein räthſel.
ſêlis? (felix): agſ. hëard-ſælig (miſer).
vaúrds (verboſus): láuſa-vaúrds. — ahd. wâr-wortêr
(verax) hrab. 976a. — altn. hag-ordr (diſertus).
Anmerkungen zu beiden verzeichniſſen.
1) eine menge ſtattfindender zuſ. ſetzungen des adj.
mit adj. ſind nicht angeführt worden. So componieren
ſich namentlich die farbverhältniſſe auf das manigfaltigſte,
α) mit den erſten wörtern hell-, dunkel-, hoch-, tief-,
rein-, ſchmutzig-: hell-roth; dunkel-blau; hoch-roth;
tief-gelb; rein-blau; ſchmutzig-weiß etc. Die ältere ſprache
auch mit pleih- und ſalo-, vgl. pleih-kruoni goldes (viror
auri) N. 67, 14. altn. bleik-gulr; agſ. ſëalo-brûn; dahin
gehört endlich das häufige ala- bei farben (ſ. 650.) β) mit
einander ſelbſt: roth-blau; grün-gelb; gelb-grün etc. in
welchem fall immer das conſtruierende zweite wort die
hauptfarbe ausdrückt, grün-gelb iſt ein ins grüne fallen-
des gelb, gelb-grün ein ins gelbe fallendes grün. Im ge-
nauen ausdruck dürfen daher beide wörter die ſtelle nicht
wechſeln. Aus der ältern ſprache beſinne ich mich kei-
ner ſolchen zuſ. ſetzung der farbadjective untereinander.
2) daß zuweilen adj. mit ſich ſelbſt componiert wer-
den, habe ich gleich im eingang dieſes cap. ſ. 405. ange-
merkt, weiß aber den belegen ſëlp-ſëlpo monſ. 395; wilt-
wilde MS. 2, 147b noch keine weiteren beizufügen. In
gemeiner volksſprache möchte ähnliches anzutreffen ſein
(du arm-armes kind); es entſpringt daraus eine wirkſame
verſtärkung des begriffs *), der die häufige mhd. umſchrei-
bung des ſuperl. durch den poſitiv und comparativ (lie-
ber denne liep, beƷƷer denne guot) vergleichbar iſt, wo-
von weiter im vierten buch.
3) haften oder wegbleiben des compoſitionsvocals ſcheint
zwar etwas lediglich formelles; doch will ich weitere prü-
fung anregen, ob in ſonſt gleichen erſten wörtern ver-
ſchiedenheit der bedeutung einfluß darauf haben könne?
Wenigſtens unterſcheiden ſich etwas auffallend goth. láus-
*) im ruſſiſchen wird, zwar ohne compoſition, zu demſelben
zwecke das adj. im inſtrumental wiederhohlt: tſchernim tſchernii
(ſchwarz-ſchwarz) oder noch ſtärker tſchernim tſcheruechonek,
Puchmayer p. 269.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/683>, abgerufen am 21.12.2024.
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