Das goth. s geht inlautend über in z: hatis, hatiza; dihs, dihzam; airzis; doch bleibt auch s: ahs, ahsa; vahsjan; thaursus; für die ableitung beide gleichviel. In den übri- gen dialecten hat sich -s häufig in -r geschwächt, wel- ches -r ich von der organ. liquida (oben s. 121-144.) sorgsam trenne. Diese verwandlung des s der ableitung (von dem der wurzel ist hier keine rede) kann eigentlich nur eintreten, wenn der ableitungsvocal haftet *), also meist nach i, kaum nach a, welches gewöhnlich schon ausgefallen ist, von -r (= s) nach u (das dadurch o werden würde) kenne ich kein beispiel (doch s. lepora). Ausnahme macht das -s nach organischem r der wurzel, hier fehlt der ab- leitende vocal und dennoch wandelt es sich in r, d. h. das goth. r-s wird zu r-r assimiliert. Allein jene schwä- chung ist auch nach vocalen nicht allenthalben nothwen- dig, sondern in vielen fällen verbleibt die spirans noch den späteren dialecten. Nhd. wird -s nach r in mehre- ren wörtern zu sch. Altn. fällt das n vor s aus, wenn der ableitungsvocal a war (gas, as = ganas, anas), nicht, wenn er i war (hoens = honis). Ebenso ags. -- Ablei- tungsvocale sind dabei: a, i, u, o.
[AS] nur im goth. und ahd., doch selten **), taucht der vocal vor; in allen übrigen mundarten ist er ganz verwischt. Gewöhnlich stößt -s an liquida oder h der wur- zel (l-s, m-s, n-s, r-s, h-s), zuweilen an p, t, k, nie an b, d, th, g, v, s. Ableitendes -s nach wurzelvoca- len darf bloß angenommen werden, wo die spirans h oder die liquida n ausgefallen ist, z. b. altn. lio-s (lux, f. lioh-s) vgl. 1, 318. ahd. mi-st (stercus) ags. go-s altn. ga-s (ahd. kan-s), wiewohl verschiedene der von mir aufgestellten altn. -as, -eis, denen kein ahd. -ans, -ins zur seite steht, nähere prüfung sordern.
1) substantiva,
a) starke masculina goth, am-s (humerus) vielleicht auch am-sa schwach, da nur der acc. pl. am-sans vorkommt; an-s (trabs), pl. vermuthl. an-zos zum unterschied vom folgenden; an-s (heros, divus) pl. an-zeis? gefolgert aus Jornandes: Gothi
*) natürlich, ist sie einmahl eingetreten, so besteht das -r, wenn gleich nachher der ableitungsvocal weggeworfen wird.
Das goth. s geht inlautend über in z: hatis, hatiza; dihs, dihzam; aírzis; doch bleibt auch s: ahs, ahſa; vahſjan; þaúrſus; für die ableitung beide gleichviel. In den übri- gen dialecten hat ſich -s häufig in -r geſchwächt, wel- ches -r ich von der organ. liquida (oben ſ. 121-144.) ſorgſam trenne. Dieſe verwandlung des s der ableitung (von dem der wurzel iſt hier keine rede) kann eigentlich nur eintreten, wenn der ableitungsvocal haftet *), alſo meiſt nach i, kaum nach a, welches gewöhnlich ſchon ausgefallen iſt, von -r (= ſ) nach u (das dadurch o werden würde) kenne ich kein beiſpiel (doch ſ. lepora). Ausnahme macht das -s nach organiſchem r der wurzel, hier fehlt der ab- leitende vocal und dennoch wandelt es ſich in r, d. h. das goth. r-s wird zu r-r aſſimiliert. Allein jene ſchwä- chung iſt auch nach vocalen nicht allenthalben nothwen- dig, ſondern in vielen fällen verbleibt die ſpirans noch den ſpäteren dialecten. Nhd. wird -s nach r in mehre- ren wörtern zu ſch. Altn. fällt das n vor s aus, wenn der ableitungsvocal a war (gâs, âs = ganas, anas), nicht, wenn er i war (hœns = hônis). Ebenſo agſ. — Ablei- tungsvocale ſind dabei: a, i, u, ô.
[AS] nur im goth. und ahd., doch ſelten **), taucht der vocal vor; in allen übrigen mundarten iſt er ganz verwiſcht. Gewöhnlich ſtößt -s an liquida oder h der wur- zel (l-s, m-s, n-s, r-s, h-s), zuweilen an p, t, k, nie an b, d, þ, g, v, ſ. Ableitendes -s nach wurzelvoca- len darf bloß angenommen werden, wo die ſpirans h oder die liquida n ausgefallen iſt, z. b. altn. lió-s (lux, f. lióh-s) vgl. 1, 318. ahd. mi-ſt (ſtercus) agſ. gô-s altn. gâ-s (ahd. kan-s), wiewohl verſchiedene der von mir aufgeſtellten altn. -âs, -îs, denen kein ahd. -ans, -ins zur ſeite ſteht, nähere prüfung ſordern.
1) ſubſtantiva,
α) ſtarke maſculina goth, am-s (humerus) vielleicht auch am-ſa ſchwach, da nur der acc. pl. am-ſans vorkommt; an-s (trabs), pl. vermuthl. an-zôs zum unterſchied vom folgenden; an-s (heros, divus) pl. an-zeis? gefolgert aus Jornandes: Gothi
*) natürlich, iſt ſie einmahl eingetreten, ſo beſteht das -r, wenn gleich nachher der ableitungsvocal weggeworfen wird.
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[263/0281]
III. conſonantiſche ableitungen. S.
ableitungen mit S.
Das goth. s geht inlautend über in z: hatis, hatiza; dihs,
dihzam; aírzis; doch bleibt auch s: ahs, ahſa; vahſjan;
þaúrſus; für die ableitung beide gleichviel. In den übri-
gen dialecten hat ſich -s häufig in -r geſchwächt, wel-
ches -r ich von der organ. liquida (oben ſ. 121-144.)
ſorgſam trenne. Dieſe verwandlung des s der ableitung
(von dem der wurzel iſt hier keine rede) kann eigentlich
nur eintreten, wenn der ableitungsvocal haftet *), alſo meiſt
nach i, kaum nach a, welches gewöhnlich ſchon ausgefallen
iſt, von -r (= ſ) nach u (das dadurch o werden würde)
kenne ich kein beiſpiel (doch ſ. lepora). Ausnahme macht
das -s nach organiſchem r der wurzel, hier fehlt der ab-
leitende vocal und dennoch wandelt es ſich in r, d. h.
das goth. r-s wird zu r-r aſſimiliert. Allein jene ſchwä-
chung iſt auch nach vocalen nicht allenthalben nothwen-
dig, ſondern in vielen fällen verbleibt die ſpirans noch
den ſpäteren dialecten. Nhd. wird -s nach r in mehre-
ren wörtern zu ſch. Altn. fällt das n vor s aus, wenn
der ableitungsvocal a war (gâs, âs = ganas, anas), nicht,
wenn er i war (hœns = hônis). Ebenſo agſ. — Ablei-
tungsvocale ſind dabei: a, i, u, ô.
[AS] nur im goth. und ahd., doch ſelten **), taucht
der vocal vor; in allen übrigen mundarten iſt er ganz
verwiſcht. Gewöhnlich ſtößt -s an liquida oder h der wur-
zel (l-s, m-s, n-s, r-s, h-s), zuweilen an p, t, k, nie
an b, d, þ, g, v, ſ. Ableitendes -s nach wurzelvoca-
len darf bloß angenommen werden, wo die ſpirans h
oder die liquida n ausgefallen iſt, z. b. altn. lió-s (lux, f.
lióh-s) vgl. 1, 318. ahd. mi-ſt (ſtercus) agſ. gô-s altn.
gâ-s (ahd. kan-s), wiewohl verſchiedene der von mir
aufgeſtellten altn. -âs, -îs, denen kein ahd. -ans, -ins zur
ſeite ſteht, nähere prüfung ſordern.
1) ſubſtantiva,
α) ſtarke maſculina
goth, am-s (humerus) vielleicht auch am-ſa ſchwach, da
nur der acc. pl. am-ſans vorkommt; an-s (trabs), pl.
vermuthl. an-zôs zum unterſchied vom folgenden; an-s
(heros, divus) pl. an-zeis? gefolgert aus Jornandes: Gothi
*) natürlich, iſt ſie einmahl eingetreten, ſo beſteht das -r,
wenn gleich nachher der ableitungsvocal weggeworfen wird.
**) goth. hláiv-aſna; ahd. ah-ar; dram-afa; op-aſa; aƷ-aſi;
doch vgl. agſ. ef-eſe, engl. eav-es.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/281>, abgerufen am 21.11.2024.
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