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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. th.

e) manche inlautende -d. t, denen noch weitere ab-
leitungen anhängen, konnten nicht mitaufgeführt wer-
den, z. b. das goth. mun-drei (scopus) Philip. 3, 4; das
ahd. ful-tar (oben s. 135.) wun-tar (miraculum) u. a. dgl.


ableitungen mit th (ahd. D).

vorstehende vocale sind a, i, u, e, o, ai.

[Ath] das a nicht ganz verschwunden, im goth. noch
erhalten nach lingualen und gutturalen, im ahd. nach gut-
turalen und zuweilen nach l, (m), n. Versteckte -ath
sind aufzusuchen in den formeln eth (ahd. ad) oth (ahd.
uod) auth (ahd. od) aith (ahd. eid) eith (ahd. eid) iuth (ahd.
iud, iod). Es ist dabei eine spirans (meistens h) ausge-
fallen. Im ags. fällt n vor d aus (1, 244.) folglich ent-
spricht gothischem n-th (ahd. n-d) ein ags. -d. Altn. assi-
miliert sich aber goth. l-th und n-th zul-l, n-n (1, 306. 307).

1) substantiva

a) starke mascnlina
goth. mo-ths (animus, ira), zwar kommt nur oblique
modis, moda vor, doch läßt sich daraus kein mods be-
weisen, so wenig als aus dem ahd. muot, ags. mod
schließen, daß kein älteres muod, mod gegolten habe,
wurzel scheint das ahd. muoh-an (agitare, fatigare), so
daß muo-t (agitatio, animus) stünde für muo-d, muoh-
ad, folglich mo-ths für moh-aths? bestätigt wird das th
(ahd. d) durch das ahd. adj. muo-di (agitatus) wovon
nachher; mun-ths (os, oris); sin-ths (iter); nach dritter
decl. dau-thus (mors), wurzel dau-an (vgl. altn. dey-ja
mori, da-iun, mortuus)? wovon dau-jan, as-dau-jan (co-
gere, consumere), bedeutung also: verschmachtung (vgl.
svults); lei-thus (sicera) von ganz dunkler wurzel; tun-
thus (dens); vul-thus (gloria). --

ahd. mit a: marh-at (nundinae (mons. 350. 392. f.
marh-ad; vok-at (advocatus); ohne a: chra-d (cantus,
crocitus) es findet sich nur chra-t, hana-chra-t (galli can-
tus) alts. hano-cra-d, wurzel chrahan oder chrah-an (cro-
citare) also für chrah-ad, bestätigung des d gewährt chra-
dum (vorhin s. 150.) f. chrah-ad-um; dra-t für dra-d
(filum ductum, tortum), wurzel drah-an (torquere) also
dra-t f. drah-ad; lei-d (sicera); muo-t für muo-d (animus,
ira); mun-d (os); sin-d (via); to-d (mors) gen. todes,
richtiger als to-t, to-tes; zan-d (dens). --

ags. blae-d (flatus) f. blae-d; cei-d (genimen, gramen)
wurzel das goth. kei-an (1, 855)? crae-d (crocitus) f.

III. conſonantiſche ableitungen. þ.

e) manche inlautende -d. t, denen noch weitere ab-
leitungen anhängen, konnten nicht mitaufgeführt wer-
den, z. b. das goth. mun-drei (ſcopus) Philip. 3, 4; das
ahd. ful-tar (oben ſ. 135.) wun-tar (miraculum) u. a. dgl.


ableitungen mit þ (ahd. D).

vorſtehende vocale ſind a, i, u, ê, ô, ái.

[Aþ] das a nicht ganz verſchwunden, im goth. noch
erhalten nach lingualen und gutturalen, im ahd. nach gut-
turalen und zuweilen nach l, (m), n. Verſteckte -aþ
ſind aufzuſuchen in den formeln êþ (ahd. âd) ôþ (ahd.
uod) áuþ (ahd. òd) áiþ (ahd. eid) eiþ (ahd. îd) iuþ (ahd.
iud, iod). Es iſt dabei eine ſpirans (meiſtens h) ausge-
fallen. Im agſ. fällt n vor ð aus (1, 244.) folglich ent-
ſpricht gothiſchem n-þ (ahd. n-d) ein agſ. -ð. Altn. aſſi-
miliert ſich aber goth. l-þ und n-þ zul-l, n-n (1, 306. 307).

1) ſubſtantiva

α) ſtarke maſcnlina
goth. mô-þs (animus, ira), zwar kommt nur oblique
môdis, môda vor, doch läßt ſich daraus kein môds be-
weiſen, ſo wenig als aus dem ahd. muot, agſ. môd
ſchließen, daß kein älteres muod, môð gegolten habe,
wurzel ſcheint das ahd. muoh-an (agitare, fatigare), ſo
daß muo-t (agitatio, animus) ſtünde für muo-d, muoh-
ad, folglich mô-þs für môh-aþs? beſtätigt wird das þ
(ahd. d) durch das ahd. adj. muo-di (agitatus) wovon
nachher; mun-þs (os, oris); ſin-þs (iter); nach dritter
decl. dáu-þus (mors), wurzel dáu-an (vgl. altn. dey-ja
mori, dâ-iun, mortuus)? wovon dáu-jan, aſ-dáu-jan (co-
gere, conſumere), bedeutung alſo: verſchmachtung (vgl.
ſvults); lei-þus (ſicera) von ganz dunkler wurzel; tun-
þus (dens); vul-þus (gloria). —

ahd. mit a: marh-at (nundinae (monſ. 350. 392. f.
marh-ad; vok-at (advocatus); ohne a: chrâ-d (cantus,
crocitus) es findet ſich nur chrâ-t, hana-chrâ-t (galli can-
tus) altſ. hano-crâ-d, wurzel chrâhan oder chrah-an (cro-
citare) alſo für chrah-ad, beſtätigung des d gewährt chra-
dum (vorhin ſ. 150.) f. chrah-ad-um; drâ-t für drâ-d
(filum ductum, tortum), wurzel drâh-an (torquere) alſo
drâ-t f. drah-ad; lî-d (ſicera); muo-t für muo-d (animus,
ira); mun-d (os); ſin-d (via); tô-d (mors) gen. tôdes,
richtiger als tô-t, tô-tes; zan-d (dens). —

agſ. blæ-d (flatus) f. blæ-ð; cî-ð (genimen, gramen)
wurzel das goth. kei-an (1, 855)? cræ-d (crocitus) f.

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[233/0251] III. conſonantiſche ableitungen. þ. e) manche inlautende -d. t, denen noch weitere ab- leitungen anhängen, konnten nicht mitaufgeführt wer- den, z. b. das goth. mun-drei (ſcopus) Philip. 3, 4; das ahd. ful-tar (oben ſ. 135.) wun-tar (miraculum) u. a. dgl. ableitungen mit þ (ahd. D). vorſtehende vocale ſind a, i, u, ê, ô, ái. [Aþ] das a nicht ganz verſchwunden, im goth. noch erhalten nach lingualen und gutturalen, im ahd. nach gut- turalen und zuweilen nach l, (m), n. Verſteckte -aþ ſind aufzuſuchen in den formeln êþ (ahd. âd) ôþ (ahd. uod) áuþ (ahd. òd) áiþ (ahd. eid) eiþ (ahd. îd) iuþ (ahd. iud, iod). Es iſt dabei eine ſpirans (meiſtens h) ausge- fallen. Im agſ. fällt n vor ð aus (1, 244.) folglich ent- ſpricht gothiſchem n-þ (ahd. n-d) ein agſ. -ð. Altn. aſſi- miliert ſich aber goth. l-þ und n-þ zul-l, n-n (1, 306. 307). 1) ſubſtantiva α) ſtarke maſcnlina goth. mô-þs (animus, ira), zwar kommt nur oblique môdis, môda vor, doch läßt ſich daraus kein môds be- weiſen, ſo wenig als aus dem ahd. muot, agſ. môd ſchließen, daß kein älteres muod, môð gegolten habe, wurzel ſcheint das ahd. muoh-an (agitare, fatigare), ſo daß muo-t (agitatio, animus) ſtünde für muo-d, muoh- ad, folglich mô-þs für môh-aþs? beſtätigt wird das þ (ahd. d) durch das ahd. adj. muo-di (agitatus) wovon nachher; mun-þs (os, oris); ſin-þs (iter); nach dritter decl. dáu-þus (mors), wurzel dáu-an (vgl. altn. dey-ja mori, dâ-iun, mortuus)? wovon dáu-jan, aſ-dáu-jan (co- gere, conſumere), bedeutung alſo: verſchmachtung (vgl. ſvults); lei-þus (ſicera) von ganz dunkler wurzel; tun- þus (dens); vul-þus (gloria). — ahd. mit a: marh-at (nundinae (monſ. 350. 392. f. marh-ad; vok-at (advocatus); ohne a: chrâ-d (cantus, crocitus) es findet ſich nur chrâ-t, hana-chrâ-t (galli can- tus) altſ. hano-crâ-d, wurzel chrâhan oder chrah-an (cro- citare) alſo für chrah-ad, beſtätigung des d gewährt chra- dum (vorhin ſ. 150.) f. chrah-ad-um; drâ-t für drâ-d (filum ductum, tortum), wurzel drâh-an (torquere) alſo drâ-t f. drah-ad; lî-d (ſicera); muo-t für muo-d (animus, ira); mun-d (os); ſin-d (via); tô-d (mors) gen. tôdes, richtiger als tô-t, tô-tes; zan-d (dens). — agſ. blæ-d (flatus) f. blæ-ð; cî-ð (genimen, gramen) wurzel das goth. kei-an (1, 855)? cræ-d (crocitus) f.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/251>, abgerufen am 21.12.2024.