diose) akal-eißor (studiosius) mons. 351. 353. 390. jun. 210. agal-eißo O. II. 22, 77. IV. 13, 10. das subst. fem. akal- eißei (importunitas) doc. 201a (aestus, agilitas) mons. 342. 390. 392, doch O. scheint ein neutr. (oder masc.) agal- eißi zu gebrauchen I. 1, 2. III. 11, 57. Das verbum schwankt zwischen agaleißan O. IV. 24, 17. V. 23, 335. und agaleißon V. 7, 101. Mhd. das adv. agel-eiße cod. pal. 361, 68d 70a; En. 9a; Herb. 67a 108a; nicht bei an- dern und später ausgestorben. Ags. und altn. keine spur, wohl aber alts. agl-eto (Hickes gramm. franc. p. 76.) -- Drittens kommt hier in betracht das ahd. araw-eiß (pi- sum) mons. 327. wofür aber 413. araw-eiß oder araw-iß gelesen wird; altwestph. er-it, altn. er-t, überall wohl weiblich. Der seltenheit wegen haftete (wie in ameise, horniß, kürbiß) der alte ableitungsvocal noch in dem nhd. volksdialectischen arb-eis, erb-eis, neben erb-es, erb-s; die schriftsprache hat erb-se. -- Die mhd. -eiß in romanischen wörtern, wie puneiß, kanvoleiß, kardeiß, matribleiß, secureiß etc. gehen uns nichts an.
bemerkungen zu den ableitungen T (ahd z).
a) diesem t entspricht eigentlich lateinisches d, vgl. claudus mit halts; cor, cordis (sl. srdze) mit hairto; qua- drans mit kintus; perdo mit fairta; lab-ud mit alb-its, elp-iß; vielleicht stolidus mit stolt; um vaurts, aurts und radix zus. zustellen muß man aber annehmen, daß das r versetzt (ardix) oder ein anlaut weggefallen ist, im altn. finden sich beide formen urt und rot.
b) einzelne aus dem latein entlehnte wörter haben das lat. lt, nt, rt beibehalten, kein deutsches lth, nth, rth angenommen: ags. saltjan, gigant, munt, palant, palan- tea, plante, portic, turtle, altn. kortr verglichen mit sal- tare, gigas, gigantis, mons, montis, palanteum, planta, porticus, turtur, curtus; ebenso das slav. smrt (mors) mit smeorte (dolor). Sie würden ganz wie die oben ab- gehandelten t in ft, st, ht zu beurtheilen sein, wenn nicht die ahd. mundart den laut verschoben und ihr lz, nz, rz eingeführt hätte: salzon, phalanza, phlanza, phorzih, churz, smerza wiewohl schwankend, neben gigant, tur- tila (nicht giganz, turzila) und selbst für churz galt ein früheres ahd. churt. Diese lt, nt, rt gehören folglich halb hierher und halb nicht. Sie stehen den echtdeut- schen lt, nt, rt (salt, glintan, hairto) gleich, insofern sie
III. conſonantiſche ableitungen. T.
dioſe) akal-eiƷôr (ſtudioſius) monſ. 351. 353. 390. jun. 210. agal-eiƷo O. II. 22, 77. IV. 13, 10. das ſubſt. fem. akal- eiƷî (importunitas) doc. 201a (aeſtus, agilitas) monſ. 342. 390. 392, doch O. ſcheint ein neutr. (oder maſc.) agal- eiƷi zu gebrauchen I. 1, 2. III. 11, 57. Das verbum ſchwankt zwiſchen agaleiƷan O. IV. 24, 17. V. 23, 335. und agaleiƷôn V. 7, 101. Mhd. das adv. agel-eiƷe cod. pal. 361, 68d 70a; En. 9a; Herb. 67a 108a; nicht bei an- dern und ſpäter ausgeſtorben. Agſ. und altn. keine ſpur, wohl aber altſ. agl-êto (Hickes gramm. franc. p. 76.) — Drittens kommt hier in betracht das ahd. araw-eiƷ (pi- ſum) monſ. 327. wofür aber 413. araw-îƷ oder araw-iƷ geleſen wird; altweſtph. er-it, altn. er-t, überall wohl weiblich. Der ſeltenheit wegen haftete (wie in ameiſe, horniß, kürbiß) der alte ableitungsvocal noch in dem nhd. volksdialectiſchen arb-eis, erb-eis, neben erb-es, erb-s; die ſchriftſprache hat erb-ſe. — Die mhd. -eiƷ in romaniſchen wörtern, wie puneiƷ, kanvoleiƷ, kardeiƷ, matribleiƷ, ſecureiƷ etc. gehen uns nichts an.
bemerkungen zu den ableitungen T (ahd z).
a) dieſem t entſpricht eigentlich lateiniſches d, vgl. claudus mit halts; cor, cordis (ſl. ſrdze) mit haírtô; qua- drans mit kintus; πέρδω mit faírta; lab-ud mit alb-its, elp-iƷ; vielleicht ſtolidus mit ſtolt; um vaúrts, aúrts und radix zuſ. zuſtellen muß man aber annehmen, daß das r verſetzt (ardix) oder ein anlaut weggefallen iſt, im altn. finden ſich beide formen urt und rôt.
b) einzelne aus dem latein entlehnte wörter haben das lat. lt, nt, rt beibehalten, kein deutſches lþ, nþ, rþ angenommen: agſ. ſaltjan, gigant, munt, palant, palan- tea, plante, portic, turtle, altn. kortr verglichen mit ſal- tare, gigas, gigantis, mons, montis, palanteum, planta, porticus, turtur, curtus; ebenſo das ſlav. ſmrt (mors) mit ſmëorte (dolor). Sie würden ganz wie die oben ab- gehandelten t in ft, ſt, ht zu beurtheilen ſein, wenn nicht die ahd. mundart den laut verſchoben und ihr lz, nz, rz eingeführt hätte: ſalzôn, phalanza, phlanza, phorzih, churz, ſmërza wiewohl ſchwankend, neben gigant, tur- tila (nicht giganz, turzila) und ſelbſt für churz galt ein früheres ahd. churt. Dieſe lt, nt, rt gehören folglich halb hierher und halb nicht. Sie ſtehen den echtdeut- ſchen lt, nt, rt (ſalt, glintan, haírtô) gleich, inſofern ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0240"n="222"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. T.</hi></hi></fw><lb/>
dioſe) akal-eiƷôr (ſtudioſius) monſ. 351. 353. 390. jun. 210.<lb/>
agal-eiƷo O. II. 22, 77. IV. 13, 10. das ſubſt. fem. akal-<lb/>
eiƷî (importunitas) doc. 201<hirendition="#sup">a</hi> (aeſtus, agilitas) monſ. 342.<lb/>
390. 392, doch O. ſcheint ein neutr. (oder maſc.) agal-<lb/>
eiƷi zu gebrauchen I. 1, 2. III. 11, 57. Das verbum<lb/>ſchwankt zwiſchen agaleiƷan O. IV. 24, 17. V. 23, 335.<lb/>
und agaleiƷôn V. 7, 101. Mhd. das adv. agel-eiƷe cod.<lb/>
pal. 361, 68<hirendition="#sup">d</hi> 70<hirendition="#sup">a</hi>; En. 9<hirendition="#sup">a</hi>; Herb. 67<hirendition="#sup">a</hi> 108<hirendition="#sup">a</hi>; nicht bei an-<lb/>
dern und ſpäter ausgeſtorben. Agſ. und altn. keine ſpur,<lb/>
wohl aber altſ. agl-êto (Hickes gramm. franc. p. 76.) —<lb/>
Drittens kommt hier in betracht das ahd. araw-eiƷ (pi-<lb/>ſum) monſ. 327. wofür aber 413. araw-îƷ oder araw-iƷ<lb/>
geleſen wird; altweſtph. er-it, altn. er-t, überall wohl<lb/>
weiblich. Der ſeltenheit wegen haftete (wie in ameiſe,<lb/>
horniß, kürbiß) der alte ableitungsvocal noch in dem<lb/>
nhd. volksdialectiſchen arb-eis, erb-eis, neben erb-es,<lb/>
erb-s; die ſchriftſprache hat erb-ſe. — Die mhd. -eiƷ in<lb/>
romaniſchen wörtern, wie puneiƷ, kanvoleiƷ, kardeiƷ,<lb/>
matribleiƷ, ſecureiƷ etc. gehen uns nichts an.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="5"><head><hirendition="#i">bemerkungen zu den ableitungen T</hi> (ahd z).</head><lb/><p>a) dieſem t entſpricht eigentlich lateiniſches d, vgl.<lb/>
claudus mit halts; cor, cordis (ſl. ſrdze) mit haírtô; qua-<lb/>
drans mit kintus; <hirendition="#i">πέρδω</hi> mit faírta; lab-ud mit alb-its,<lb/>
elp-iƷ; vielleicht ſtolidus mit ſtolt; um vaúrts, aúrts und<lb/>
radix zuſ. zuſtellen muß man aber annehmen, daß das<lb/>
r verſetzt (ardix) oder ein anlaut weggefallen iſt, im altn.<lb/>
finden ſich beide formen urt und rôt.</p><lb/><p>b) einzelne aus dem latein entlehnte wörter haben<lb/>
das lat. <hirendition="#i">lt</hi>, <hirendition="#i">nt</hi>, <hirendition="#i">rt</hi> beibehalten, kein deutſches lþ, nþ, rþ<lb/>
angenommen: agſ. ſaltjan, gigant, munt, palant, palan-<lb/>
tea, plante, portic, turtle, altn. kortr verglichen mit ſal-<lb/>
tare, gigas, gigantis, mons, montis, palanteum, planta,<lb/>
porticus, turtur, curtus; ebenſo das ſlav. ſmrt (mors)<lb/>
mit ſmëorte (dolor). Sie würden ganz wie die oben ab-<lb/>
gehandelten t in ft, ſt, ht zu beurtheilen ſein, wenn nicht<lb/>
die ahd. mundart den laut verſchoben und ihr lz, nz,<lb/>
rz eingeführt hätte: ſalzôn, phalanza, phlanza, phorzih,<lb/>
churz, ſmërza wiewohl ſchwankend, neben gigant, tur-<lb/>
tila (nicht giganz, turzila) und ſelbſt für churz galt ein<lb/>
früheres ahd. churt. Dieſe lt, nt, rt gehören folglich<lb/>
halb hierher und halb nicht. Sie ſtehen den echtdeut-<lb/>ſchen lt, nt, rt (ſalt, glintan, haírtô) gleich, inſofern ſie<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[222/0240]
III. conſonantiſche ableitungen. T.
dioſe) akal-eiƷôr (ſtudioſius) monſ. 351. 353. 390. jun. 210.
agal-eiƷo O. II. 22, 77. IV. 13, 10. das ſubſt. fem. akal-
eiƷî (importunitas) doc. 201a (aeſtus, agilitas) monſ. 342.
390. 392, doch O. ſcheint ein neutr. (oder maſc.) agal-
eiƷi zu gebrauchen I. 1, 2. III. 11, 57. Das verbum
ſchwankt zwiſchen agaleiƷan O. IV. 24, 17. V. 23, 335.
und agaleiƷôn V. 7, 101. Mhd. das adv. agel-eiƷe cod.
pal. 361, 68d 70a; En. 9a; Herb. 67a 108a; nicht bei an-
dern und ſpäter ausgeſtorben. Agſ. und altn. keine ſpur,
wohl aber altſ. agl-êto (Hickes gramm. franc. p. 76.) —
Drittens kommt hier in betracht das ahd. araw-eiƷ (pi-
ſum) monſ. 327. wofür aber 413. araw-îƷ oder araw-iƷ
geleſen wird; altweſtph. er-it, altn. er-t, überall wohl
weiblich. Der ſeltenheit wegen haftete (wie in ameiſe,
horniß, kürbiß) der alte ableitungsvocal noch in dem
nhd. volksdialectiſchen arb-eis, erb-eis, neben erb-es,
erb-s; die ſchriftſprache hat erb-ſe. — Die mhd. -eiƷ in
romaniſchen wörtern, wie puneiƷ, kanvoleiƷ, kardeiƷ,
matribleiƷ, ſecureiƷ etc. gehen uns nichts an.
bemerkungen zu den ableitungen T (ahd z).
a) dieſem t entſpricht eigentlich lateiniſches d, vgl.
claudus mit halts; cor, cordis (ſl. ſrdze) mit haírtô; qua-
drans mit kintus; πέρδω mit faírta; lab-ud mit alb-its,
elp-iƷ; vielleicht ſtolidus mit ſtolt; um vaúrts, aúrts und
radix zuſ. zuſtellen muß man aber annehmen, daß das
r verſetzt (ardix) oder ein anlaut weggefallen iſt, im altn.
finden ſich beide formen urt und rôt.
b) einzelne aus dem latein entlehnte wörter haben
das lat. lt, nt, rt beibehalten, kein deutſches lþ, nþ, rþ
angenommen: agſ. ſaltjan, gigant, munt, palant, palan-
tea, plante, portic, turtle, altn. kortr verglichen mit ſal-
tare, gigas, gigantis, mons, montis, palanteum, planta,
porticus, turtur, curtus; ebenſo das ſlav. ſmrt (mors)
mit ſmëorte (dolor). Sie würden ganz wie die oben ab-
gehandelten t in ft, ſt, ht zu beurtheilen ſein, wenn nicht
die ahd. mundart den laut verſchoben und ihr lz, nz,
rz eingeführt hätte: ſalzôn, phalanza, phlanza, phorzih,
churz, ſmërza wiewohl ſchwankend, neben gigant, tur-
tila (nicht giganz, turzila) und ſelbſt für churz galt ein
früheres ahd. churt. Dieſe lt, nt, rt gehören folglich
halb hierher und halb nicht. Sie ſtehen den echtdeut-
ſchen lt, nt, rt (ſalt, glintan, haírtô) gleich, inſofern ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/240>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.