Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. declination der cardinalzahlen. A. von den cardinalzahlen. regel: alle cardinalien declinieren entw. gar nicht, oder 1. die einzahl decliniert in allen mundarten regelmäßig als adj. erster decl.; goth. ains, aina, ainata [ain]; alth. einer, einu, einaß; alts. en, en, en; angels. an, an, an; altfr. en, en, en; altn. einn, ein, eitt (gen. eins, einnar, eins etc. nach p. 737.) mittelh. einer, einiu, eineß; mittelniederl. en, en, en; mit- telengl. ane, ane, ane; neuhochd. einer, eine, eines; neuengl. one (ausgespr. uonn); schwed. en, en, ett; dän. en, en, et. -- Der pl. der cardinalzahl findet gar nicht statt, eben so wenig die schw. form, allein 1) die schwache form bedeutet: solus und hat alsdann sg. und pl.; goth. aina, aino, aino; alth. eino, eina, eina etc. 2) die starke form drückt das unbestimmte pronomen: quidam, aliquis aus und ist dann gleich- falls des starken pl. fähig. Der Gothe braucht jedoch die bloße card. zahl nie auf solche weise; im alth. begegnet sie zuweilen, in den neueren sprachen als sogenannter unbestimmter artikel desto häufiger, in die- ser gestalt wird sie des hochtons verlustig und mehr- facher kürzung unterworfen. Mittelh. bleibt ein tief- tonig, selbst reimbar (Iw. 5a Wigal. 196. 208. 232. g. schm. z. 797. vgl. einen: kleinen M. S. 2, 202a); die flexionen des nom. und acc. einer, einiu, eineß; einen, eine, eineß können in ein gekürzt werden, nicht die des gen. sg. weshalb dieses ein dem unflec- tierten blint (oben s, 743.) kaum vergleichbar scheint. Doch gilt neben eines, einer, einem die syncopierte form eins, einr, eime (st. einme) weil der geschwächte ton kürzung des langen voc. einleitete, folglich nach der analogie wans, wanr, wanme (s. 746.) wirkte [vgl. unten die decl. der pofsess.], einre oder eire f. einer ist ungebräuchlich *). -- Die neuh. schriftsprache ver- zichtet auf den pl. des art. ein, duldet aber außer dem nom. masc. neutr. keine kürzung. Mundarten kür- zen und inclinieren mit großer freiheit und verwand- lung des ei in e (Stalder p. 89. Schmeller §. 769.). -- *) Man hat daher in eime, eins, einr den vocal beinahe
eme, (st. enme) ens, enr; in einem, eines, einer hingegen wie gewöhnlich auszusprechen. II. declination der cardinalzahlen. A. von den cardinalzahlen. regel: alle cardinalien declinieren entw. gar nicht, oder 1. die einzahl decliniert in allen mundarten regelmäßig als adj. erſter decl.; goth. áins, áina, áinata [áin]; alth. einêr, einu, einaƷ; altſ. ên, ên, ên; angelſ. ân, ân, ân; altfr. ên, ên, ên; altn. einn, ein, eitt (gen. eins, einnar, eins etc. nach p. 737.) mittelh. einer, einiu, eineƷ; mittelniederl. ên, ên, ên; mit- telengl. âne, âne, âne; neuhochd. einer, eine, eines; neuengl. ône (ausgeſpr. uonn); ſchwed. ên, ên, êtt; dän. ên, ên, êt. — Der pl. der cardinalzahl findet gar nicht ſtatt, eben ſo wenig die ſchw. form, allein 1) die ſchwache form bedeutet: ſolus und hat alsdann ſg. und pl.; goth. áina, áinô, áinô; alth. eino, eina, eina etc. 2) die ſtarke form drückt das unbeſtimmte pronomen: quidam, aliquis aus und iſt dann gleich- falls des ſtarken pl. fähig. Der Gothe braucht jedoch die bloße card. zahl nie auf ſolche weiſe; im alth. begegnet ſie zuweilen, in den neueren ſprachen als ſogenannter unbeſtimmter artikel deſto häufiger, in die- ſer geſtalt wird ſie des hochtons verluſtig und mehr- facher kürzung unterworfen. Mittelh. bleibt ein tief- tonig, ſelbſt reimbar (Iw. 5a Wigal. 196. 208. 232. g. ſchm. z. 797. vgl. einen: kleinen M. S. 2, 202a); die flexionen des nom. und acc. einer, einiu, eineƷ; einen, eine, eineƷ können in ein gekürzt werden, nicht die des gen. ſg. weshalb dieſes ein dem unflec- tierten blint (oben ſ, 743.) kaum vergleichbar ſcheint. Doch gilt neben eines, einer, einem die ſyncopierte form eins, einr, eime (ſt. einme) weil der geſchwächte ton kürzung des langen voc. einleitete, folglich nach der analogie wans, wanr, wanme (ſ. 746.) wirkte [vgl. unten die decl. der pofſeſſ.], einre oder eire f. einer iſt ungebräuchlich *). — Die neuh. ſchriftſprache ver- zichtet auf den pl. des art. ein, duldet aber außer dem nom. maſc. neutr. keine kürzung. Mundarten kür- zen und inclinieren mit großer freiheit und verwand- lung des ei in e (Stalder p. 89. Schmeller §. 769.). — *) Man hat daher in eime, eins, einr den vocal beinahe
ême, (ſt. ënme) ëns, ënr; in einem, eines, einer hingegen wie gewöhnlich auszuſprechen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0786" n="760"/> <fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">declination der cardinalzahlen.</hi></fw><lb/> <div n="4"> <head>A. <hi rendition="#i">von den cardinalzahlen.</hi></head><lb/> <p><hi rendition="#i">regel:</hi> alle cardinalien declinieren entw. gar nicht, oder<lb/> ſtark (bald adjectiviſch, bald ſubſtantiviſch); niemahls<lb/> ſchwach.</p><lb/> <list> <item>1. die einzahl decliniert in allen mundarten regelmäßig<lb/> als adj. erſter decl.; goth. áins, áina, áinata [áin];<lb/> alth. einêr, einu, einaƷ; altſ. ên, ên, ên; angelſ. ân,<lb/> ân, ân; altfr. ên, ên, ên; altn. einn, ein, eitt<lb/> (gen. eins, einnar, eins etc. nach p. 737.) mittelh.<lb/> einer, einiu, eineƷ; mittelniederl. ên, ên, ên; mit-<lb/> telengl. âne, âne, âne; neuhochd. einer, eine, eines;<lb/> neuengl. ône (ausgeſpr. uonn); ſchwed. ên, ên, êtt;<lb/> dän. ên, ên, êt. — Der pl. der cardinalzahl findet<lb/> gar nicht ſtatt, eben ſo wenig die ſchw. form, allein<lb/> 1) die ſchwache form bedeutet: ſolus und hat alsdann<lb/> ſg. und pl.; goth. áina, áinô, áinô; alth. eino, eina,<lb/> eina etc. 2) die ſtarke form drückt das unbeſtimmte<lb/> pronomen: quidam, aliquis aus und iſt dann gleich-<lb/> falls des ſtarken pl. fähig. Der Gothe braucht jedoch<lb/> die bloße card. zahl nie auf ſolche weiſe; im alth.<lb/> begegnet ſie zuweilen, in den neueren ſprachen als<lb/> ſogenannter unbeſtimmter artikel deſto häufiger, in die-<lb/> ſer geſtalt wird ſie des hochtons verluſtig und mehr-<lb/> facher kürzung unterworfen. Mittelh. bleibt <hi rendition="#i">ein</hi> tief-<lb/> tonig, ſelbſt reimbar (Iw. 5<hi rendition="#sup">a</hi> Wigal. 196. 208. 232. g.<lb/> ſchm. z. 797. vgl. einen: kleinen M. S. 2, 202<hi rendition="#sup">a</hi>); die<lb/> flexionen des nom. und acc. einer, einiu, eineƷ;<lb/> einen, eine, eineƷ <hi rendition="#i">können</hi> in <hi rendition="#i">ein</hi> gekürzt werden,<lb/> nicht die des gen. ſg. weshalb dieſes <hi rendition="#i">ein</hi> dem unflec-<lb/> tierten blint (oben ſ, 743.) kaum vergleichbar ſcheint.<lb/> Doch gilt neben eines, einer, einem die ſyncopierte<lb/> form eins, einr, eime (ſt. einme) weil der geſchwächte<lb/> ton kürzung des langen voc. einleitete, folglich nach<lb/> der analogie wans, wanr, wanme (ſ. 746.) wirkte [vgl.<lb/> unten die decl. der pofſeſſ.], einre oder eire f. einer<lb/> iſt ungebräuchlich <note place="foot" n="*)">Man hat daher in eime, eins, einr den vocal beinahe<lb/> ême, (ſt. ënme) ëns, ënr; in einem, eines, einer hingegen<lb/> wie gewöhnlich auszuſprechen.</note>. — Die neuh. ſchriftſprache ver-<lb/> zichtet auf den pl. des art. <hi rendition="#i">ein</hi>, duldet aber außer dem<lb/> nom. maſc. neutr. keine kürzung. Mundarten kür-<lb/> zen und inclinieren mit großer freiheit und verwand-<lb/> lung des <hi rendition="#i">ei</hi> in e (Stalder p. 89. Schmeller §. 769.). —</item><lb/> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [760/0786]
II. declination der cardinalzahlen.
A. von den cardinalzahlen.
regel: alle cardinalien declinieren entw. gar nicht, oder
ſtark (bald adjectiviſch, bald ſubſtantiviſch); niemahls
ſchwach.
1. die einzahl decliniert in allen mundarten regelmäßig
als adj. erſter decl.; goth. áins, áina, áinata [áin];
alth. einêr, einu, einaƷ; altſ. ên, ên, ên; angelſ. ân,
ân, ân; altfr. ên, ên, ên; altn. einn, ein, eitt
(gen. eins, einnar, eins etc. nach p. 737.) mittelh.
einer, einiu, eineƷ; mittelniederl. ên, ên, ên; mit-
telengl. âne, âne, âne; neuhochd. einer, eine, eines;
neuengl. ône (ausgeſpr. uonn); ſchwed. ên, ên, êtt;
dän. ên, ên, êt. — Der pl. der cardinalzahl findet
gar nicht ſtatt, eben ſo wenig die ſchw. form, allein
1) die ſchwache form bedeutet: ſolus und hat alsdann
ſg. und pl.; goth. áina, áinô, áinô; alth. eino, eina,
eina etc. 2) die ſtarke form drückt das unbeſtimmte
pronomen: quidam, aliquis aus und iſt dann gleich-
falls des ſtarken pl. fähig. Der Gothe braucht jedoch
die bloße card. zahl nie auf ſolche weiſe; im alth.
begegnet ſie zuweilen, in den neueren ſprachen als
ſogenannter unbeſtimmter artikel deſto häufiger, in die-
ſer geſtalt wird ſie des hochtons verluſtig und mehr-
facher kürzung unterworfen. Mittelh. bleibt ein tief-
tonig, ſelbſt reimbar (Iw. 5a Wigal. 196. 208. 232. g.
ſchm. z. 797. vgl. einen: kleinen M. S. 2, 202a); die
flexionen des nom. und acc. einer, einiu, eineƷ;
einen, eine, eineƷ können in ein gekürzt werden,
nicht die des gen. ſg. weshalb dieſes ein dem unflec-
tierten blint (oben ſ, 743.) kaum vergleichbar ſcheint.
Doch gilt neben eines, einer, einem die ſyncopierte
form eins, einr, eime (ſt. einme) weil der geſchwächte
ton kürzung des langen voc. einleitete, folglich nach
der analogie wans, wanr, wanme (ſ. 746.) wirkte [vgl.
unten die decl. der pofſeſſ.], einre oder eire f. einer
iſt ungebräuchlich *). — Die neuh. ſchriftſprache ver-
zichtet auf den pl. des art. ein, duldet aber außer dem
nom. maſc. neutr. keine kürzung. Mundarten kür-
zen und inclinieren mit großer freiheit und verwand-
lung des ei in e (Stalder p. 89. Schmeller §. 769.). —
*) Man hat daher in eime, eins, einr den vocal beinahe
ême, (ſt. ënme) ëns, ënr; in einem, eines, einer hingegen
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