Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Dän. adj.; gefteigerte adjective.
Dänisches adjectivum.

Vom sg. starker form gilt im ganzen was über das
schwed. adj. gesagt worden ist. Das neutrale t unter-
bleibt bei den wurzeln mit -t (welches für -tt steht,
oben s. 564.) und -st, als: let (leve) tet (spissum) brat
(praeceps) fast (firmum); bei denen mit -d, -sk steht es
bald, bald nicht, also glad (laetum) rask (velox) etc.
neben gladt, raskt, godt (bonum) ondt (malum). Auch
die auf -es machen das neutr. dem masc. gleich, z. b.
länds, läns (vacuum) fälleds, fälles (commune). Vocal-
auslautige nehmen t (für tt) an: blaat (coeruleum) nyt
(novum); doch tro, bly, sky bleiben unverändert. Mehr-
silbige bildungen -en werfen das n aus: leiden, leidet;
egen, eget st. leident. egent, wiewohl einige wörter
schwanken, z. b. noegent und noeget (nudum). -- Der
pl. endigt überall auf -e, wie in der schwachen form.
Diese hat -e im sg. und pl. aller geschlechter und für
alle casus: blinde, blinde, blinde; mehrsilbige auf -el,
-en, -er syncopieren, z. b. gamle, noegne, magre st.
gammele etc. -- Anmerkungen: 1) einige adj. auf -e
bleiben völlig unverändert, z. b. ringe, bange (timidus). --
2) die altdänische sprache zeigt spuren vollkommnerer
flexion, namentlich den nom. sg. masc. auf -er, gen. -s,
acc. -en etc.



Declination der gesteigerten adjective.

Von der steigerung des positivs zum comparativ und su-
perlativ wird im dritten buche rede seyn; hierher ge-
hört bloß eine bemerkung über die declination der bei-
den höheren grade. Der superlativ ist in allen deutschen
mundarten beider der starken und schwachen form fä-
hig; der comparativ hingegen nach der älteren, organi-
schen einrichtung nur der schwachen und nicht der
starken. Erst späterhin drängt sich auch die letztere ein.
Die comparative decl. erfordert folgende nähere unter-
suchung

1) der goth. comparativ geht gleich dem positiv im masc.
nach hana, im neutr. nach hairto. Merkwürdig weicht
aber das fem. von der flexion des positivs ab, es heißt nicht
(wie blindo, blindons; midjo, midjons nach tuggo, rathjo)
blindozo, blindozons; spedizo, spedizons; sondern ana-
log der dritten schw. weibl decl. (managei, manageins)
blindozei, blindozeins; spedizei, spedizeins. Belege
II. Dän. adj.; gefteigerte adjective.
Däniſches adjectivum.

Vom ſg. ſtarker form gilt im ganzen was über das
ſchwed. adj. geſagt worden iſt. Das neutrale t unter-
bleibt bei den wurzeln mit -t (welches für -tt ſteht,
oben ſ. 564.) und -ſt, als: let (leve) tet (ſpiſſum) brat
(praeceps) faſt (firmum); bei denen mit -d, -ſk ſteht es
bald, bald nicht, alſo glâd (laetum) raſk (velox) etc.
neben glâdt, raſkt, gôdt (bonum) ondt (malum). Auch
die auf -es machen das neutr. dem maſc. gleich, z. b.
länds, läns (vacuum) fälleds, fälles (commune). Vocal-
auslautige nehmen t (für tt) an: blaat (coeruleum) nŷt
(novum); doch trô, blŷ, ſkŷ bleiben unverändert. Mehr-
ſilbige bildungen -en werfen das n aus: lîden, lîdet;
êgen, êget ſt. lîdent. êgent, wiewohl einige wörter
ſchwanken, z. b. nœgent und nœget (nudum). — Der
pl. endigt überall auf -e, wie in der ſchwachen form.
Dieſe hat -e im ſg. und pl. aller geſchlechter und für
alle caſus: blinde, blinde, blinde; mehrſilbige auf -el,
-en, -er ſyncopieren, z. b. gamle, nœgne, magre ſt.
gammele etc. — Anmerkungen: 1) einige adj. auf -e
bleiben völlig unverändert, z. b. ringe, bange (timidus). —
2) die altdäniſche ſprache zeigt ſpuren vollkommnerer
flexion, namentlich den nom. ſg. maſc. auf -er, gen. -s,
acc. -en etc.



Declination der geſteigerten adjective.

Von der ſteigerung des poſitivs zum comparativ und ſu-
perlativ wird im dritten buche rede ſeyn; hierher ge-
hört bloß eine bemerkung über die declination der bei-
den höheren grade. Der ſuperlativ iſt in allen deutſchen
mundarten beider der ſtarken und ſchwachen form fä-
hig; der comparativ hingegen nach der älteren, organi-
ſchen einrichtung nur der ſchwachen und nicht der
ſtarken. Erſt ſpäterhin drängt ſich auch die letztere ein.
Die comparative decl. erfordert folgende nähere unter-
ſuchung

1) der goth. comparativ geht gleich dem poſitiv im maſc.
nach hana, im neutr. nach haírtô. Merkwürdig weicht
aber das fem. von der flexion des poſitivs ab, es heißt nicht
(wie blindô, blindôns; midjô, midjôns nach tuggô, raþjô)
blindôzô, blindôzôns; ſpêdizô, ſpêdizôns; ſondern ana-
log der dritten ſchw. weibl decl. (managei, manageins)
blindôzei, blindôzeins; ſpêdizei, ſpêdizeins. Belege
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0782" n="756"/>
          <fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">Dän. adj.; gefteigerte adjective.</hi></fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Däni&#x017F;ches adjectivum</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Vom &#x017F;g. <hi rendition="#i">&#x017F;tarker form</hi> gilt im ganzen was über das<lb/>
&#x017F;chwed. adj. ge&#x017F;agt worden i&#x017F;t. Das neutrale t unter-<lb/>
bleibt bei den wurzeln mit -t (welches für -tt &#x017F;teht,<lb/>
oben &#x017F;. 564.) und -&#x017F;t, als: let (leve) tet (&#x017F;pi&#x017F;&#x017F;um) brat<lb/>
(praeceps) fa&#x017F;t (firmum); bei denen mit -d, -&#x017F;k &#x017F;teht es<lb/>
bald, bald nicht, al&#x017F;o glâd (laetum) ra&#x017F;k (velox) etc.<lb/>
neben glâdt, ra&#x017F;kt, gôdt (bonum) ondt (malum). Auch<lb/>
die auf -es machen das neutr. dem ma&#x017F;c. gleich, z. b.<lb/>
länds, läns (vacuum) fälleds, fälles (commune). Vocal-<lb/>
auslautige nehmen t (für tt) an: blaat (coeruleum) n&#x0177;t<lb/>
(novum); doch trô, bl&#x0177;, &#x017F;k&#x0177; bleiben unverändert. Mehr-<lb/>
&#x017F;ilbige bildungen -en werfen das n aus: lîden, lîdet;<lb/>
êgen, êget &#x017F;t. lîdent. êgent, wiewohl einige wörter<lb/>
&#x017F;chwanken, z. b. n&#x0153;gent und n&#x0153;get (nudum). &#x2014; Der<lb/>
pl. endigt überall auf -e, wie in der <hi rendition="#i">&#x017F;chwachen form</hi>.<lb/>
Die&#x017F;e hat -e im &#x017F;g. und pl. aller ge&#x017F;chlechter und für<lb/>
alle ca&#x017F;us: blinde, blinde, blinde; mehr&#x017F;ilbige auf -el,<lb/>
-en, -er &#x017F;yncopieren, z. b. gamle, n&#x0153;gne, magre &#x017F;t.<lb/>
gammele etc. &#x2014; <hi rendition="#i">Anmerkungen</hi>: 1) einige adj. auf -e<lb/>
bleiben völlig unverändert, z. b. ringe, bange (timidus). &#x2014;<lb/>
2) die altdäni&#x017F;che &#x017F;prache zeigt &#x017F;puren vollkommnerer<lb/>
flexion, namentlich den nom. &#x017F;g. ma&#x017F;c. auf <hi rendition="#i">-er</hi>, gen. -s,<lb/>
acc. <hi rendition="#i">-en</hi> etc.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#i">Declination der ge&#x017F;teigerten adjective.</hi> </head><lb/>
            <p>Von der &#x017F;teigerung des po&#x017F;itivs zum comparativ und &#x017F;u-<lb/>
perlativ wird im dritten buche rede &#x017F;eyn; hierher ge-<lb/>
hört bloß eine bemerkung über die declination der bei-<lb/>
den höheren grade. Der &#x017F;uperlativ i&#x017F;t in allen deut&#x017F;chen<lb/>
mundarten beider der &#x017F;tarken und &#x017F;chwachen form fä-<lb/>
hig; der comparativ hingegen nach der älteren, organi-<lb/>
&#x017F;chen einrichtung nur der &#x017F;chwachen und nicht der<lb/>
&#x017F;tarken. Er&#x017F;t &#x017F;päterhin drängt &#x017F;ich auch die letztere ein.<lb/>
Die comparative decl. erfordert folgende nähere unter-<lb/>
&#x017F;uchung</p><lb/>
            <list>
              <item>1) der <hi rendition="#i">goth</hi>. comparativ geht gleich dem po&#x017F;itiv im ma&#x017F;c.<lb/>
nach hana, im neutr. nach haírtô. Merkwürdig weicht<lb/>
aber das fem. von der flexion des po&#x017F;itivs ab, es heißt nicht<lb/>
(wie blindô, blindôns; midjô, midjôns nach tuggô, raþjô)<lb/>
blindôzô, blindôzôns; &#x017F;pêdizô, &#x017F;pêdizôns; &#x017F;ondern ana-<lb/>
log der dritten &#x017F;chw. weibl decl. (managei, manageins)<lb/><hi rendition="#i">blindôzei, blindôzeins; &#x017F;pêdizei, &#x017F;pêdizeins</hi>. Belege<lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[756/0782] II. Dän. adj.; gefteigerte adjective. Däniſches adjectivum. Vom ſg. ſtarker form gilt im ganzen was über das ſchwed. adj. geſagt worden iſt. Das neutrale t unter- bleibt bei den wurzeln mit -t (welches für -tt ſteht, oben ſ. 564.) und -ſt, als: let (leve) tet (ſpiſſum) brat (praeceps) faſt (firmum); bei denen mit -d, -ſk ſteht es bald, bald nicht, alſo glâd (laetum) raſk (velox) etc. neben glâdt, raſkt, gôdt (bonum) ondt (malum). Auch die auf -es machen das neutr. dem maſc. gleich, z. b. länds, läns (vacuum) fälleds, fälles (commune). Vocal- auslautige nehmen t (für tt) an: blaat (coeruleum) nŷt (novum); doch trô, blŷ, ſkŷ bleiben unverändert. Mehr- ſilbige bildungen -en werfen das n aus: lîden, lîdet; êgen, êget ſt. lîdent. êgent, wiewohl einige wörter ſchwanken, z. b. nœgent und nœget (nudum). — Der pl. endigt überall auf -e, wie in der ſchwachen form. Dieſe hat -e im ſg. und pl. aller geſchlechter und für alle caſus: blinde, blinde, blinde; mehrſilbige auf -el, -en, -er ſyncopieren, z. b. gamle, nœgne, magre ſt. gammele etc. — Anmerkungen: 1) einige adj. auf -e bleiben völlig unverändert, z. b. ringe, bange (timidus). — 2) die altdäniſche ſprache zeigt ſpuren vollkommnerer flexion, namentlich den nom. ſg. maſc. auf -er, gen. -s, acc. -en etc. Declination der geſteigerten adjective. Von der ſteigerung des poſitivs zum comparativ und ſu- perlativ wird im dritten buche rede ſeyn; hierher ge- hört bloß eine bemerkung über die declination der bei- den höheren grade. Der ſuperlativ iſt in allen deutſchen mundarten beider der ſtarken und ſchwachen form fä- hig; der comparativ hingegen nach der älteren, organi- ſchen einrichtung nur der ſchwachen und nicht der ſtarken. Erſt ſpäterhin drängt ſich auch die letztere ein. Die comparative decl. erfordert folgende nähere unter- ſuchung 1) der goth. comparativ geht gleich dem poſitiv im maſc. nach hana, im neutr. nach haírtô. Merkwürdig weicht aber das fem. von der flexion des poſitivs ab, es heißt nicht (wie blindô, blindôns; midjô, midjôns nach tuggô, raþjô) blindôzô, blindôzôns; ſpêdizô, ſpêdizôns; ſondern ana- log der dritten ſchw. weibl decl. (managei, manageins) blindôzei, blindôzeins; ſpêdizei, ſpêdizeins. Belege

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/782
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/782>, abgerufen am 22.12.2024.