denen spuren eines vocalwechsels in unbetonten endun- gen wird eine bemerkung zu dem alth. vocalsystem nä- her anzeigen.
Gothische consonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Alle kommen als an- in- und auslaut vor, von den anlauten l. n. r. unterschei- det aber der Gothe genau die aspirierten anlaute hl. hn. hr. vl. vr. (wovon näheres bei h und v) und so we- sentlich, als die späteren sprachen noch die anlaute sl. sm. sn. von den anlauten l. m. n. zu scheiden verste- hen. Das einfache l. m. n. machen keine weitere be- merkung nöthig. Das einfache r trennt sich sehr be- stimmt von dem einfachen s und die vermengung bei- der erfolgt erst in den übrigen stämmen deutscher sprache (mehr hierüber beim s. und gleich hernach bei rs.). Die inlautenden r sind hauptsächlich: ara. arjan. marei. hvarjis. harjis. svaran. kara. karja. faran. farjan. fera. ferja. svers. merjan. hiri. bairan. tairan. hairus. stairs. airus. taura. baurjus. gaurjan. hauri. skauro. reiro. skaura. stiurs. stiuran. Auslautende: kar. hvar. jer. ur- air. vair. daur. faur. Über die aussprache des r vergl. die oben bei dem ai und au gemachte bemerkung.
gemination der inlautenden liquidae.
(MM) bloß nach kurzem a, i, u, svamm (spongia) Matth. 27, 48 doch Marc. 15, 36 svam; gavamm (im- purum); hauptfall die dativendungen: -amma, im pro- nom. imma, himma, thamma, hvamma, ainummehun neben ainomehun, wegen des vorstehenden o.
(NN) wiederum nur nach a, i, u, eigentlich bloß die fälle des lauts und ablauts einer conjugation: brinnan, spinnan, rinnan, ginnan, linnan, brinno, rinno, minniza, kinnus, inn, inna; kann, brann etc. manna, anna, kannjan, rannjan; brunnun etc. brunna, sunno, kun- nan, munnon. Häufiges schwanken in den einfachen laut, sowohl bei anstoßendem consonanten: rant Joh. 16, 30, brunsts, als sonst: kuni (genus), branjan (urere) branjada (uritur) garunjo (confluxus) manags, manhun, manaseths neben: mannisks, mannbun, mannaseths. Vgl. in (in) inuh (sine) mit inn (intus, intra).
(LL) nur nach kurzen vocalen und selten; die ein- zigen belege sind: alls, alleina, fill (cutis) spillon, vullo (lana), fulls. Einfaches 1 haben: vilja, huljan, aljan (zelus) u. a.
I. gothiſche conſonanten. liquidae.
denen ſpuren eines vocalwechſels in unbetonten endun- gen wird eine bemerkung zu dem alth. vocalſyſtem nä- her anzeigen.
Gothiſche conſonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Alle kommen als an- in- und auslaut vor, von den anlauten l. n. r. unterſchei- det aber der Gothe genau die aſpirierten anlaute hl. hn. hr. vl. vr. (wovon näheres bei h und v) und ſo we- ſentlich, als die ſpäteren ſprachen noch die anlaute ſl. ſm. ſn. von den anlauten l. m. n. zu ſcheiden verſte- hen. Das einfache l. m. n. machen keine weitere be- merkung nöthig. Das einfache r trennt ſich ſehr be- ſtimmt von dem einfachen ſ und die vermengung bei- der erfolgt erſt in den übrigen ſtämmen deutſcher ſprache (mehr hierüber beim ſ. und gleich hernach bei rſ.). Die inlautenden r ſind hauptſächlich: ara. arjan. marei. hvarjis. harjis. ſvaran. kara. karja. faran. farjan. fêra. fêrja. ſvêrs. mêrjan. hiri. baíran. taíran. haírus. ſtaírs. aírus. taúra. baúrjus. gaúrjan. haúri. ſkaúrô. reirô. ſkûra. ſtiurs. ſtiuran. Auslautende: kar. hvar. jêr. ur- aír. vaír. daúr. faúr. Über die ausſprache des r vergl. die oben bei dem aí und aú gemachte bemerkung.
gemination der inlautenden liquidae.
(MM) bloß nach kurzem a, i, u, ſvamm (ſpongia) Matth. 27, 48 doch Marc. 15, 36 ſvam; gavamm (im- purum); hauptfall die dativendungen: -amma, im pro- nom. ïmma, himma, þamma, hvamma, ainummêhun neben áinômêhun, wegen des vorſtehenden ô.
(NN) wiederum nur nach a, i, u, eigentlich bloß die fälle des lauts und ablauts einer conjugation: brinnan, ſpinnan, rinnan, ginnan, linnan, brinnô, rinnô, minniza, kinnus, ïnn, ïnna; kann, brann etc. manna, anna, kannjan, rannjan; brunnun etc. brunna, ſunnô, kun- nan, munnôn. Häufiges ſchwanken in den einfachen laut, ſowohl bei anſtoßendem conſonanten: rant Joh. 16, 30, brunſts, als ſonſt: kuni (genus), branjan (urere) branjada (uritur) garunjô (confluxus) manags, manhun, manaſêþs neben: manniſks, mannbun, mannaſêþs. Vgl. ïn (in) ïnuh (ſine) mit ïnn (intus, intra).
(LL) nur nach kurzen vocalen und ſelten; die ein- zigen belege ſind: alls, alleina, fill (cutis) ſpillôn, vullô (lana), fulls. Einfaches 1 haben: vilja, huljan, aljan (zelus) u. a.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0078"n="52"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">gothiſche conſonanten. liquidae.</hi></fw><lb/>
denen ſpuren eines vocalwechſels in <hirendition="#i">unbetonten</hi> endun-<lb/>
gen wird eine bemerkung zu dem alth. vocalſyſtem nä-<lb/>
her anzeigen.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#i">Gothiſche conſonanten.</hi></head><lb/><divn="4"><head>(L. M. N. R.) <hirendition="#i">liquidae.</hi></head><p>Alle kommen als an- in-<lb/>
und auslaut vor, von den anlauten l. n. r. unterſchei-<lb/>
det aber der Gothe genau die aſpirierten anlaute hl. hn.<lb/>
hr. vl. vr. (wovon näheres bei h und v) und ſo we-<lb/>ſentlich, als die ſpäteren ſprachen noch die anlaute ſl.<lb/>ſm. ſn. von den anlauten l. m. n. zu ſcheiden verſte-<lb/>
hen. Das einfache l. m. n. machen keine weitere be-<lb/>
merkung nöthig. Das einfache r trennt ſich ſehr be-<lb/>ſtimmt von dem einfachen ſ und die vermengung bei-<lb/>
der erfolgt erſt in den übrigen ſtämmen deutſcher ſprache<lb/>
(mehr hierüber beim ſ. und gleich hernach bei rſ.).<lb/>
Die inlautenden <hirendition="#i">r</hi>ſind hauptſächlich: ara. arjan. marei.<lb/>
hvarjis. harjis. ſvaran. kara. karja. faran. farjan. fêra.<lb/>
fêrja. ſvêrs. mêrjan. hiri. baíran. taíran. haírus. ſtaírs.<lb/>
aírus. taúra. baúrjus. gaúrjan. haúri. ſkaúrô. reirô. ſkûra.<lb/>ſtiurs. ſtiuran. Auslautende: kar. hvar. jêr. ur- aír.<lb/>
vaír. daúr. faúr. Über die ausſprache des <hirendition="#i">r</hi> vergl. die<lb/>
oben bei dem <hirendition="#i">aí</hi> und <hirendition="#i">aú</hi> gemachte bemerkung.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">gemination</hi> der inlautenden liquidae.</head><lb/><p>(MM) bloß nach kurzem a, i, u, ſvamm (ſpongia)<lb/>
Matth. 27, 48 doch Marc. 15, 36 ſvam; gavamm (im-<lb/>
purum); hauptfall die dativendungen: -amma, im pro-<lb/>
nom. ïmma, himma, þamma, hvamma, ainummêhun<lb/>
neben áinômêhun, wegen des vorſtehenden ô.</p><lb/><p>(NN) wiederum nur nach a, i, u, eigentlich bloß<lb/>
die fälle des lauts und ablauts einer conjugation: brinnan,<lb/>ſpinnan, rinnan, ginnan, linnan, brinnô, rinnô, minniza,<lb/>
kinnus, ïnn, ïnna; kann, brann etc. manna, anna,<lb/>
kannjan, rannjan; brunnun etc. brunna, ſunnô, kun-<lb/>
nan, munnôn. Häufiges ſchwanken in den einfachen<lb/>
laut, ſowohl bei anſtoßendem conſonanten: rant Joh. 16,<lb/>
30, brunſts, als ſonſt: kuni (genus), branjan (urere)<lb/>
branjada (uritur) garunjô (confluxus) manags, manhun,<lb/>
manaſêþs neben: manniſks, mannbun, mannaſêþs. Vgl.<lb/>
ïn (in) ïnuh (ſine) mit ïnn (intus, intra).</p><lb/><p>(LL) nur nach kurzen vocalen und ſelten; die ein-<lb/>
zigen belege ſind: alls, alleina, fill (cutis) ſpillôn, vullô<lb/>
(lana), fulls. Einfaches 1 haben: vilja, huljan, aljan<lb/>
(zelus) u. a.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[52/0078]
I. gothiſche conſonanten. liquidae.
denen ſpuren eines vocalwechſels in unbetonten endun-
gen wird eine bemerkung zu dem alth. vocalſyſtem nä-
her anzeigen.
Gothiſche conſonanten.
(L. M. N. R.) liquidae. Alle kommen als an- in-
und auslaut vor, von den anlauten l. n. r. unterſchei-
det aber der Gothe genau die aſpirierten anlaute hl. hn.
hr. vl. vr. (wovon näheres bei h und v) und ſo we-
ſentlich, als die ſpäteren ſprachen noch die anlaute ſl.
ſm. ſn. von den anlauten l. m. n. zu ſcheiden verſte-
hen. Das einfache l. m. n. machen keine weitere be-
merkung nöthig. Das einfache r trennt ſich ſehr be-
ſtimmt von dem einfachen ſ und die vermengung bei-
der erfolgt erſt in den übrigen ſtämmen deutſcher ſprache
(mehr hierüber beim ſ. und gleich hernach bei rſ.).
Die inlautenden r ſind hauptſächlich: ara. arjan. marei.
hvarjis. harjis. ſvaran. kara. karja. faran. farjan. fêra.
fêrja. ſvêrs. mêrjan. hiri. baíran. taíran. haírus. ſtaírs.
aírus. taúra. baúrjus. gaúrjan. haúri. ſkaúrô. reirô. ſkûra.
ſtiurs. ſtiuran. Auslautende: kar. hvar. jêr. ur- aír.
vaír. daúr. faúr. Über die ausſprache des r vergl. die
oben bei dem aí und aú gemachte bemerkung.
gemination der inlautenden liquidae.
(MM) bloß nach kurzem a, i, u, ſvamm (ſpongia)
Matth. 27, 48 doch Marc. 15, 36 ſvam; gavamm (im-
purum); hauptfall die dativendungen: -amma, im pro-
nom. ïmma, himma, þamma, hvamma, ainummêhun
neben áinômêhun, wegen des vorſtehenden ô.
(NN) wiederum nur nach a, i, u, eigentlich bloß
die fälle des lauts und ablauts einer conjugation: brinnan,
ſpinnan, rinnan, ginnan, linnan, brinnô, rinnô, minniza,
kinnus, ïnn, ïnna; kann, brann etc. manna, anna,
kannjan, rannjan; brunnun etc. brunna, ſunnô, kun-
nan, munnôn. Häufiges ſchwanken in den einfachen
laut, ſowohl bei anſtoßendem conſonanten: rant Joh. 16,
30, brunſts, als ſonſt: kuni (genus), branjan (urere)
branjada (uritur) garunjô (confluxus) manags, manhun,
manaſêþs neben: manniſks, mannbun, mannaſêþs. Vgl.
ïn (in) ïnuh (ſine) mit ïnn (intus, intra).
(LL) nur nach kurzen vocalen und ſelten; die ein-
zigen belege ſind: alls, alleina, fill (cutis) ſpillôn, vullô
(lana), fulls. Einfaches 1 haben: vilja, huljan, aljan
(zelus) u. a.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/78>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.