Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

II. angelsächs. starkes adj. erste u. zw. decl.
sg. hväthvat-uhvät
hvat-eshvät-rehvat-es
hvat-umhvät-rehvat-um
hvät-nehvat-ehvät
pl. hvat-ehvat-ehvat-u
hvät-rahvät-rahvät-ra
hvat-umhvat-umhvat-um
hvat-ehvat-ehvat-u
wonach folgende gehen: bär, gläd, hräd, lät, smäl,
spän, vär nicht aber die langen dvaes, svaes, vaet, die im
dat. etc. dvaesum, svaesum, vaetum behalten. -- 2) wur-
zeln mit geminierter cons. vereinfachen sie vor den
flexionen -ne, -re, -ra, es heißt also grim, grimmes,
grimmum, grimme, grimra etc., desgl. vanne, vanre;
ealne, ealre; gevisne, gevisre etc. -- 3) ob wurzeln auf
n und r mit langem vocal diesen kürzen, wenn durch
den anstoß des -ne, -re gemination entspringt? ich
meine z. b. anne (unum) scinne (lucidum) gedonne
(factum) svärre (gravi) st. an-ne, scein-ne, gedon-ne,
svaer-re. -- 4) mehrsilbige auf -el, -en, -er, -ig syn-
copieren den bildungsvocal, wenn die flexion vocalisch
anlautet, nicht, wenn n oder r anstößt, also: fägru,
fägres, fägrum, fägerne, fägerre; halgu, halges, halgum,
haligne, haligre. Doch bei denen auf -el, -en, -ig
unterbleibt die ausstoßung auch häufig, z. b. mänigu,
hatenu (vocata) etc. -- 5) vocalauslautige wie fealo
(fulvus) geolo (flavus) mearo (tener) entwickeln ein v:
fealves etc.; drei (aridus) frei (liber) ein g. -- 6) wörter
zweiter decl. sind mit abgelegtem -e häufig in diese
übergegangen, als svaer, nyt, thyn etc. statt svaere, nytte,
thynne (vgl. s. 645. denn, cynn etc.).

Starkes adjectivum. zweite declination.

das bildungs-e hat sich bloß im nom. sg. aller ge-
schlechter bewahrt und im nom. pl. neutr., vielleicht
im nom. pl. masc. fem.; wenn sich ein midde, midde
verschieden von midde, midde annehmen ließe. Im
nom. sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. scheint die flexion
-u, ohne rücksicht auf vorausgehenden langen oder kur-
zen vocal zu bestehen. Alle übrigen casus folgen mit
syncopiertem e der ersten decl.; ohne zweifel galt aber
in früherer zeit middeum, eceum etc. statt middum,
ecum.


II. angelſächſ. ſtarkes adj. erſte u. zw. decl.
ſg. hväthvat–uhvät
hvat–eshvät–rehvat–es
hvat–umhvät–rehvat–um
hvät–nehvat–ehvät
pl. hvat–ehvat–ehvat–u
hvät–rahvät–rahvät–ra
hvat–umhvat–umhvat–um
hvat–ehvat–ehvat–u
wonach folgende gehen: bär, gläd, hräd, lät, ſmäl,
ſpän, vär nicht aber die langen dvæs, ſvæs, væt, die im
dat. etc. dvæſum, ſvæſum, vætum behalten. — 2) wur-
zeln mit geminierter conſ. vereinfachen ſie vor den
flexionen -ne, -re, -ra, es heißt alſo grim, grimmes,
grimmum, grimme, grimra etc., desgl. vanne, vanre;
ëalne, ëalre; geviſne, geviſre etc. — 3) ob wurzeln auf
n und r mit langem vocal dieſen kürzen, wenn durch
den anſtoß des -ne, -re gemination entſpringt? ich
meine z. b. anne (unum) ſcinne (lucidum) gedonne
(factum) ſvärre (gravi) ſt. ân-ne, ſcîn-ne, gedon-ne,
ſvær-re. — 4) mehrſilbige auf -el, -en, -er, -ig ſyn-
copieren den bildungsvocal, wenn die flexion vocaliſch
anlautet, nicht, wenn n oder r anſtößt, alſo: fägru,
fägres, fägrum, fägerne, fägerre; hâlgu, hâlges, hâlgum,
hâligne, hâligre. Doch bei denen auf -el, -en, -ig
unterbleibt die ausſtoßung auch häufig, z. b. mänigu,
hâtenu (vocata) etc. — 5) vocalauslautige wie fëalo
(fulvus) gëolo (flavus) mëaro (tener) entwickeln ein v:
fëalves etc.; drî (aridus) frî (liber) ein g. — 6) wörter
zweiter decl. ſind mit abgelegtem -e häufig in dieſe
übergegangen, als ſvær, nyt, þyn etc. ſtatt ſvære, nytte,
þynne (vgl. ſ. 645. denn, cynn etc.).

Starkes adjectivum. zweite declination.

das bildungs-e hat ſich bloß im nom. ſg. aller ge-
ſchlechter bewahrt und im nom. pl. neutr., vielleicht
im nom. pl. maſc. fem.; wenn ſich ein middê, middê
verſchieden von midde, midde annehmen ließe. Im
nom. ſg. fem. und nom. acc. pl. neutr. ſcheint die flexion
-u, ohne rückſicht auf vorausgehenden langen oder kur-
zen vocal zu beſtehen. Alle übrigen caſus folgen mit
ſyncopiertem e der erſten decl.; ohne zweifel galt aber
in früherer zeit middeum, êceum etc. ſtatt middum,
êcum.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0760" n="734"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">angel&#x017F;äch&#x017F;. &#x017F;tarkes adj. er&#x017F;te u. zw. decl.</hi></fw><lb/><table><row><cell>&#x017F;g. hvät</cell><cell>hvat&#x2013;u</cell><cell>hvät</cell></row><lb/><row><cell>hvat&#x2013;es</cell><cell>hvät&#x2013;re</cell><cell>hvat&#x2013;es</cell></row><lb/><row><cell>hvat&#x2013;um</cell><cell>hvät&#x2013;re</cell><cell>hvat&#x2013;um</cell></row><lb/><row><cell>hvät&#x2013;ne</cell><cell>hvat&#x2013;e</cell><cell>hvät</cell></row><lb/><row><cell>pl. hvat&#x2013;e</cell><cell>hvat&#x2013;e</cell><cell>hvat&#x2013;u</cell></row><lb/><row><cell>hvät&#x2013;ra</cell><cell>hvät&#x2013;ra</cell><cell>hvät&#x2013;ra</cell></row><lb/><row><cell>hvat&#x2013;um</cell><cell>hvat&#x2013;um</cell><cell>hvat&#x2013;um</cell></row><lb/><row><cell>hvat&#x2013;e</cell><cell>hvat&#x2013;e</cell><cell>hvat&#x2013;u</cell></row><lb/></table> wonach folgende gehen: bär, gläd, hräd, lät, &#x017F;mäl,<lb/>
&#x017F;pän, vär nicht aber die langen dvæs, &#x017F;væs, væt, die im<lb/>
dat. etc. dvæ&#x017F;um, &#x017F;&#x017F;um, vætum behalten. &#x2014; 2) wur-<lb/>
zeln mit geminierter con&#x017F;. vereinfachen &#x017F;ie vor den<lb/>
flexionen -ne, -re, -ra, es heißt al&#x017F;o grim, grimmes,<lb/>
grimmum, grimme, grimra etc., desgl. vanne, vanre;<lb/>
ëalne, ëalre; gevi&#x017F;ne, gevi&#x017F;re etc. &#x2014; 3) ob wurzeln auf<lb/>
n und r mit langem vocal die&#x017F;en kürzen, wenn durch<lb/>
den an&#x017F;toß des -ne, -re gemination ent&#x017F;pringt? ich<lb/>
meine z. b. anne (unum) &#x017F;cinne (lucidum) gedonne<lb/>
(factum) &#x017F;värre (gravi) &#x017F;t. ân-ne, &#x017F;cîn-ne, gedon-ne,<lb/>
&#x017F;vær-re. &#x2014; 4) mehr&#x017F;ilbige auf -el, -en, -er, -ig &#x017F;yn-<lb/>
copieren den bildungsvocal, wenn die flexion vocali&#x017F;ch<lb/>
anlautet, nicht, wenn n oder r an&#x017F;tößt, al&#x017F;o: fägru,<lb/>
fägres, fägrum, fägerne, fägerre; hâlgu, hâlges, hâlgum,<lb/>
hâligne, hâligre. Doch bei denen auf -el, -en, -ig<lb/>
unterbleibt die aus&#x017F;toßung auch häufig, z. b. mänigu,<lb/>
hâtenu (vocata) etc. &#x2014; 5) vocalauslautige wie fëalo<lb/>
(fulvus) gëolo (flavus) mëaro (tener) entwickeln ein v:<lb/>
fëalves etc.; drî (aridus) frî (liber) ein g. &#x2014; 6) wörter<lb/>
zweiter decl. &#x017F;ind mit abgelegtem -e häufig in die&#x017F;e<lb/>
übergegangen, als &#x017F;vær, nyt, þyn etc. &#x017F;tatt &#x017F;være, nytte,<lb/>
þynne (vgl. &#x017F;. 645. denn, cynn etc.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#i">Starkes adjectivum. zweite declination.</hi> </head><lb/>
              <p>das bildungs-e hat &#x017F;ich bloß im nom. &#x017F;g. aller ge-<lb/>
&#x017F;chlechter bewahrt und im nom. pl. neutr., vielleicht<lb/>
im nom. pl. ma&#x017F;c. fem.; wenn &#x017F;ich ein middê, middê<lb/>
ver&#x017F;chieden von midde, midde annehmen ließe. Im<lb/>
nom. &#x017F;g. fem. und nom. acc. pl. neutr. &#x017F;cheint die flexion<lb/>
-u, ohne rück&#x017F;icht auf vorausgehenden langen oder kur-<lb/>
zen vocal zu be&#x017F;tehen. Alle übrigen ca&#x017F;us folgen mit<lb/>
&#x017F;yncopiertem e der er&#x017F;ten decl.; ohne zweifel galt aber<lb/>
in früherer zeit middeum, êceum etc. &#x017F;tatt middum,<lb/>
êcum.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[734/0760] II. angelſächſ. ſtarkes adj. erſte u. zw. decl. ſg. hvät hvat–u hvät hvat–es hvät–re hvat–es hvat–um hvät–re hvat–um hvät–ne hvat–e hvät pl. hvat–e hvat–e hvat–u hvät–ra hvät–ra hvät–ra hvat–um hvat–um hvat–um hvat–e hvat–e hvat–u wonach folgende gehen: bär, gläd, hräd, lät, ſmäl, ſpän, vär nicht aber die langen dvæs, ſvæs, væt, die im dat. etc. dvæſum, ſvæſum, vætum behalten. — 2) wur- zeln mit geminierter conſ. vereinfachen ſie vor den flexionen -ne, -re, -ra, es heißt alſo grim, grimmes, grimmum, grimme, grimra etc., desgl. vanne, vanre; ëalne, ëalre; geviſne, geviſre etc. — 3) ob wurzeln auf n und r mit langem vocal dieſen kürzen, wenn durch den anſtoß des -ne, -re gemination entſpringt? ich meine z. b. anne (unum) ſcinne (lucidum) gedonne (factum) ſvärre (gravi) ſt. ân-ne, ſcîn-ne, gedon-ne, ſvær-re. — 4) mehrſilbige auf -el, -en, -er, -ig ſyn- copieren den bildungsvocal, wenn die flexion vocaliſch anlautet, nicht, wenn n oder r anſtößt, alſo: fägru, fägres, fägrum, fägerne, fägerre; hâlgu, hâlges, hâlgum, hâligne, hâligre. Doch bei denen auf -el, -en, -ig unterbleibt die ausſtoßung auch häufig, z. b. mänigu, hâtenu (vocata) etc. — 5) vocalauslautige wie fëalo (fulvus) gëolo (flavus) mëaro (tener) entwickeln ein v: fëalves etc.; drî (aridus) frî (liber) ein g. — 6) wörter zweiter decl. ſind mit abgelegtem -e häufig in dieſe übergegangen, als ſvær, nyt, þyn etc. ſtatt ſvære, nytte, þynne (vgl. ſ. 645. denn, cynn etc.). Starkes adjectivum. zweite declination. das bildungs-e hat ſich bloß im nom. ſg. aller ge- ſchlechter bewahrt und im nom. pl. neutr., vielleicht im nom. pl. maſc. fem.; wenn ſich ein middê, middê verſchieden von midde, midde annehmen ließe. Im nom. ſg. fem. und nom. acc. pl. neutr. ſcheint die flexion -u, ohne rückſicht auf vorausgehenden langen oder kur- zen vocal zu beſtehen. Alle übrigen caſus folgen mit ſyncopiertem e der erſten decl.; ohne zweifel galt aber in früherer zeit middeum, êceum etc. ſtatt middum, êcum.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/760
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/760>, abgerufen am 22.12.2024.