Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. altsächs. subst. starkes masc. erste decl. lich aber ist jenen anomalen im nom. und acc. das napocopiert, so daß die eigentliche gestalt fugelein, eim- berein, becchein, magetein lautete, und sie der ersten decl. zugehörten. Erweislich hat T. 60, 13, 14. den nom. magatein, 97. den acc. fingirein (annulum) 160, 5. kindilein (filioli) wie auch O. I. 9, 14. IV. 13, 6. In- zwischen bekennen außer N. selbst die älteren streng- alth. denkmähler den anomalen nom. auf -ei mit dem gen. -eines oder -ines, z. b. hausilei (domicilium) chin- dilei (filiolus) charilei (vasculum) lewinchilei (leunculus) gen. lewinchileino (gl. mons. 339. 334.) singirei (annulus) gl. jun. 195. Weitere hier nöthige aufschlüße werden sich erst buch III. in der lehre von den diminutiven ergeben. Die heutige schweizersprache schiebt das -n, meiner meinung nach unorganisch, noch andern neu- tris ein, die keine diminutiva sind, z. b. beri (bacca) pl. berini, netzi (recte) pl. netzini (N. pere, pl. pere) *). Altsächsisches substantivum**). Starkes masculinum, erste declination.
*) Schlüpfrig ist die form des wortes lüge J. 395. lughin (mendacium) lugino (mendaciorum) mit ungewiß ge- laßenem genus; ebenso N. 24, 5. den acc. lugin und sonst den gen. pl. lugino, dat. luginen; daneben den nom. masc. lug (139, 9.) dat, luge (58, 12.). Den nom. pl. (neutr.) lugju (stalder p. 213.) bezweifle. O. III. 18, 91. V. 25, 85. und T. 131. gewähren das entschiedne fem. lugina, dat. pl. luginon (also gen. pl. luginono). **) Die länge oder kürze der flexionsvocale setze ich muth-
maßlich an, so gut sie sich aus der goth. und alth. analo- gie schließen läßt. Einen wink gibt vielleicht die ver- schiedenheit beider hss., nämlich die cott. gebraucht o in suno (filius) dagon (diebus) wo die münchn. sunu, degun; dagegen im instr. masc., im dat. ft. fem. und im schw. fem. u, kein o, slapu (somno) qualu (nece) rastun, Folglich sind die u der münchn hf. offenbar zweierlei, kurz in sunu, dagun; lang in slapau, qualau, rastaun. Fer- ner erscheint in der münchn. häufiger als in der cott. e statt des kurzen a im gen, dat, sg. masc. neutr. und im nom, acc. sg. fem. nicht aber im gen. sg. und nom. pl. fem., zum zeichen, daß hier ein langes a eintritt. II. altſächſ. ſubſt. ſtarkes maſc. erſte decl. lich aber iſt jenen anomalen im nom. und acc. das napocopiert, ſo daß die eigentliche geſtalt fugelîn, eim- berîn, becchîn, magetîn lautete, und ſie der erſten decl. zugehörten. Erweislich hat T. 60, 13, 14. den nom. magatîn, 97. den acc. fingirîn (annulum) 160, 5. kindilîn (filioli) wie auch O. I. 9, 14. IV. 13, 6. In- zwiſchen bekennen außer N. ſelbſt die älteren ſtreng- alth. denkmähler den anomalen nom. auf -î mit dem gen. -înes oder -ines, z. b. hûſilî (domicilium) chin- dilî (filiolus) charilî (vaſculum) lewinchilî (leunculus) gen. lewinchilînô (gl. monſ. 339. 334.) ſingirî (annulus) gl. jun. 195. Weitere hier nöthige aufſchlüße werden ſich erſt buch III. in der lehre von den diminutiven ergeben. Die heutige ſchweizerſprache ſchiebt das -n, meiner meinung nach unorganiſch, noch andern neu- tris ein, die keine diminutiva ſind, z. b. bêri (bacca) pl. bêrini, netzi (recte) pl. netzini (N. pere, pl. pere) *). Altſächſiſches ſubſtantivum**). Starkes maſculinum, erſte declination.
*) Schlüpfrig iſt die form des wortes lüge J. 395. lughin (mendacium) luginô (mendaciorum) mit ungewiß ge- laßenem genus; ebenſo N. 24, 5. den acc. lugin und ſonſt den gen. pl. luginô, dat. luginen; daneben den nom. maſc. lug (139, 9.) dat, luge (58, 12.). Den nom. pl. (neutr.) lugju (stalder p. 213.) bezweifle. O. III. 18, 91. V. 25, 85. und T. 131. gewähren das entſchiedne fem. lugina, dat. pl. luginôn (alſo gen. pl. luginônô). **) Die länge oder kürze der flexionsvocale ſetze ich muth-
maßlich an, ſo gut ſie ſich aus der goth. und alth. analo- gie ſchließen läßt. Einen wink gibt vielleicht die ver- ſchiedenheit beider hſſ., nämlich die cott. gebraucht o in ſuno (filius) dagon (diebus) wo die münchn. ſunu, degun; dagegen im inſtr. maſc., im dat. ft. fem. und im ſchw. fem. u, kein o, ſlâpu (ſomno) quâlu (nece) raſtun, Folglich ſind die u der münchn hf. offenbar zweierlei, kurz in ſunu, dagun; lang in ſlâpû, quâlû, raſtûn. Fer- ner erſcheint in der münchn. häufiger als in der cott. e ſtatt des kurzen a im gen, dat, ſg. maſc. neutr. und im nom, acc. ſg. fem. nicht aber im gen. ſg. und nom. pl. fem., zum zeichen, daß hier ein langes â eintritt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0658" n="632"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">altſächſ. ſubſt. ſtarkes maſc. erſte decl.</hi></fw><lb/> lich aber iſt jenen anomalen im nom. und acc. das n<lb/> apocopiert, ſo daß die eigentliche geſtalt fugelîn, eim-<lb/> berîn, becchîn, magetîn lautete, und ſie der erſten<lb/> decl. zugehörten. Erweislich hat T. 60, 13, 14. den<lb/> nom. magatîn, 97. den acc. fingirîn (annulum) 160, 5.<lb/> kindilîn (filioli) wie auch O. I. 9, 14. IV. 13, 6. In-<lb/> zwiſchen bekennen außer N. ſelbſt die älteren ſtreng-<lb/> alth. denkmähler den anomalen nom. auf -î mit dem<lb/> gen. <hi rendition="#i">-înes</hi> oder <hi rendition="#i">-ines</hi>, z. b. hûſilî (domicilium) chin-<lb/> dilî (filiolus) charilî (vaſculum) lewinchilî (leunculus)<lb/> gen. lewinchilînô (gl. monſ. 339. 334.) ſingirî (annulus)<lb/> gl. jun. 195. Weitere hier nöthige aufſchlüße werden<lb/> ſich erſt buch III. in der lehre von den diminutiven<lb/> ergeben. Die heutige ſchweizerſprache ſchiebt das -n,<lb/> meiner meinung nach unorganiſch, noch andern neu-<lb/> tris ein, die keine diminutiva ſind, z. b. bêri (bacca)<lb/> pl. bêrini, netzi (recte) pl. netzini (N. pere, pl. pere) <note place="foot" n="*)">Schlüpfrig iſt die form des wortes <hi rendition="#i">lüge</hi> J. 395. lughin<lb/> (mendacium) luginô (mendaciorum) mit ungewiß ge-<lb/> laßenem genus; ebenſo N. 24, 5. den acc. lugin und ſonſt<lb/> den gen. pl. luginô, dat. luginen; daneben den nom. maſc.<lb/> lug (139, 9.) dat, luge (58, 12.). Den nom. pl. (neutr.)<lb/> lugju (stalder p. 213.) bezweifle. O. III. 18, 91. V. 25, 85.<lb/> und T. 131. gewähren das entſchiedne fem. lugina, dat. pl.<lb/> luginôn (alſo gen. pl. luginônô).</note>.</item> </list> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Altſächſiſches ſubſtantivum</hi></hi><note place="foot" n="**)">Die länge oder kürze der flexionsvocale ſetze ich muth-<lb/> maßlich an, ſo gut ſie ſich aus der goth. und alth. analo-<lb/> gie ſchließen läßt. Einen wink gibt vielleicht die ver-<lb/> ſchiedenheit beider hſſ., nämlich die cott. gebraucht o in<lb/> ſuno (filius) dagon (diebus) wo die münchn. ſunu, degun;<lb/> dagegen im inſtr. maſc., im dat. ft. fem. und im ſchw.<lb/> fem. u, kein o, ſlâpu (ſomno) quâlu (nece) raſtun,<lb/> Folglich ſind die u der münchn hf. offenbar zweierlei,<lb/> kurz in ſunu, dagun; lang in ſlâpû, quâlû, raſtûn. Fer-<lb/> ner erſcheint in der münchn. häufiger als in der cott. e<lb/> ſtatt des kurzen a im gen, dat, ſg. maſc. neutr. und im<lb/> nom, acc. ſg. fem. nicht aber im gen. ſg. und nom. pl.<lb/> fem., zum zeichen, daß hier ein langes â eintritt.</note>.</head><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#i">Starkes maſculinum, erſte declination.</hi> </head><lb/> <table> <row> <cell>beiſpiel: fiſc</cell> <cell>pl. fiſc-ôs</cell> </row> <row> <cell>fiſc-as (es)</cell> <cell>fiſc-ô</cell> </row> <row> <cell>fiſc-a (e)</cell> <cell>fiſc-un (on)</cell> </row> <row> <cell>fiſc</cell> <cell>fiſc-ôs</cell> </row> <row> <cell>fiſc-û</cell> <cell/> </row><lb/> </table> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [632/0658]
II. altſächſ. ſubſt. ſtarkes maſc. erſte decl.
lich aber iſt jenen anomalen im nom. und acc. das n
apocopiert, ſo daß die eigentliche geſtalt fugelîn, eim-
berîn, becchîn, magetîn lautete, und ſie der erſten
decl. zugehörten. Erweislich hat T. 60, 13, 14. den
nom. magatîn, 97. den acc. fingirîn (annulum) 160, 5.
kindilîn (filioli) wie auch O. I. 9, 14. IV. 13, 6. In-
zwiſchen bekennen außer N. ſelbſt die älteren ſtreng-
alth. denkmähler den anomalen nom. auf -î mit dem
gen. -înes oder -ines, z. b. hûſilî (domicilium) chin-
dilî (filiolus) charilî (vaſculum) lewinchilî (leunculus)
gen. lewinchilînô (gl. monſ. 339. 334.) ſingirî (annulus)
gl. jun. 195. Weitere hier nöthige aufſchlüße werden
ſich erſt buch III. in der lehre von den diminutiven
ergeben. Die heutige ſchweizerſprache ſchiebt das -n,
meiner meinung nach unorganiſch, noch andern neu-
tris ein, die keine diminutiva ſind, z. b. bêri (bacca)
pl. bêrini, netzi (recte) pl. netzini (N. pere, pl. pere) *).
Altſächſiſches ſubſtantivum **).
Starkes maſculinum, erſte declination.
beiſpiel: fiſc pl. fiſc-ôs
fiſc-as (es) fiſc-ô
fiſc-a (e) fiſc-un (on)
fiſc fiſc-ôs
fiſc-û
*) Schlüpfrig iſt die form des wortes lüge J. 395. lughin
(mendacium) luginô (mendaciorum) mit ungewiß ge-
laßenem genus; ebenſo N. 24, 5. den acc. lugin und ſonſt
den gen. pl. luginô, dat. luginen; daneben den nom. maſc.
lug (139, 9.) dat, luge (58, 12.). Den nom. pl. (neutr.)
lugju (stalder p. 213.) bezweifle. O. III. 18, 91. V. 25, 85.
und T. 131. gewähren das entſchiedne fem. lugina, dat. pl.
luginôn (alſo gen. pl. luginônô).
**) Die länge oder kürze der flexionsvocale ſetze ich muth-
maßlich an, ſo gut ſie ſich aus der goth. und alth. analo-
gie ſchließen läßt. Einen wink gibt vielleicht die ver-
ſchiedenheit beider hſſ., nämlich die cott. gebraucht o in
ſuno (filius) dagon (diebus) wo die münchn. ſunu, degun;
dagegen im inſtr. maſc., im dat. ft. fem. und im ſchw.
fem. u, kein o, ſlâpu (ſomno) quâlu (nece) raſtun,
Folglich ſind die u der münchn hf. offenbar zweierlei,
kurz in ſunu, dagun; lang in ſlâpû, quâlû, raſtûn. Fer-
ner erſcheint in der münchn. häufiger als in der cott. e
ſtatt des kurzen a im gen, dat, ſg. maſc. neutr. und im
nom, acc. ſg. fem. nicht aber im gen. ſg. und nom. pl.
fem., zum zeichen, daß hier ein langes â eintritt.
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