7) mit -ant, unt: liumunt (fama) wisant, wisunt (bu- balus).
8) mit od: cherrod, cherrodei (stridor) selpwaltod (pri- vilegium).
Anmerkungen. 1) vom schwanken in die erste s. dort. 2) manche wörter rühren sichtbar aus der dritten her, welcher sie noch in früheren quellen zustehen, z. b. vuoß, sun.
Starkes femininum. erste declination.
beispiel: kep-a
pl. kep-o
kep-o
kep-ono
kep-o
kep-om
kep-a
kep-o
die länge des o erhellt sowohl aus dem goth., als aus der notkerischen circumflectierung und ist merkwürdige spur uralter übereinkunft des alth. mit dem goth. laut, da in der regel dem goth. o alth. uo entspricht (s. 96.) Niemahls zeigt sich hier ein kepuo, gebua. Der gen. pl. steht unorg. in der schwachen form, kepono f. kepo, offenbar theils zur unterscheidung von dem gen. pl. masc visco (goth. fiske, gibo) theils weil o mit dem gen. sg. und nom. pl. zus. treffen würde (nachdem die muthmaßlich frühere form kepor, goth. gibos aufgegeben war). Der letzte grund past freilich nicht auf diejeni- gen quellen, welche im gen. und dat. sg., nom, und acc. pl. kein o zeigen.
Nämlich das aufgestellte paradigma findet sich völlig beobachtet nur in den mons. gl., sodann, was den nom, acc. sg. gen. und dat. pl. angeht, auch in allen übrigen denkmählern; für den gen. dat. sg. und nom. acc. pl. bemerke ich folgende verschiedenheiten:
a) K. gibt dem gen. sg. -a, dem dat. sg. -u, dem nom. und acc. pl. -o, hat folglich: kepa, kepa, kepu, ke- pa; kepo, kepono, kepom, kepo. Hiermit stimmen die gl. hrab. exhort. u. a. m. Das lange -a gen. sg. folgere ich theils aus der nöthigen unterscheidung vom nom. und acc., theils aus der analogie des nom. pl. masc. (visca verhält sich zu kepa wie fiscos: gibos). Dieser analogie halben scheint -a sogar consequenter als -o, dieses aber stimmt doch mehr zu dem o des nom. und dat. pl. -- Das -u dat. sg. könnte viel- leicht -au seyn, es entspricht dem goth. -ai.
II. alth. ſubſt. ſtarkes femin. erſte decl.
7) mit -ant, unt: liumunt (fama) wiſant, wiſunt (bu- balus).
8) mit ôd: chërrôd, chërrodî (ſtridor) ſëlpwaltôd (pri- vilegium).
Anmerkungen. 1) vom ſchwanken in die erſte ſ. dort. 2) manche wörter rühren ſichtbar aus der dritten her, welcher ſie noch in früheren quellen zuſtehen, z. b. vuoƷ, ſun.
Starkes femininum. erſte declination.
beiſpiel: këp-a
pl. këp-ô
këp-ô
këp-ônô
këp-ô
këp-ôm
këp-a
këp-ô
die länge des ô erhellt ſowohl aus dem goth., als aus der notkeriſchen circumflectierung und iſt merkwürdige ſpur uralter übereinkunft des alth. mit dem goth. laut, da in der regel dem goth. ô alth. uo entſpricht (ſ. 96.) Niemahls zeigt ſich hier ein këpuo, gëbua. Der gen. pl. ſteht unorg. in der ſchwachen form, këpônô f. këpô, offenbar theils zur unterſcheidung von dem gen. pl. maſc viſcô (goth. fiſkê, gibô) theils weil ô mit dem gen. ſg. und nom. pl. zuſ. treffen würde (nachdem die muthmaßlich frühere form këpôr, goth. gibôs aufgegeben war). Der letzte grund paſt freilich nicht auf diejeni- gen quellen, welche im gen. und dat. ſg., nom, und acc. pl. kein ô zeigen.
Nämlich das aufgeſtellte paradigma findet ſich völlig beobachtet nur in den monſ. gl., ſodann, was den nom, acc. ſg. gen. und dat. pl. angeht, auch in allen übrigen denkmählern; für den gen. dat. ſg. und nom. acc. pl. bemerke ich folgende verſchiedenheiten:
α) K. gibt dem gen. ſg. -â, dem dat. ſg. -u, dem nom. und acc. pl. -ô, hat folglich: këpa, këpâ, këpu, kë- pa; këpô, këpônô, këpôm, këpô. Hiermit ſtimmen die gl. hrab. exhort. u. a. m. Das lange -â gen. ſg. folgere ich theils aus der nöthigen unterſcheidung vom nom. und acc., theils aus der analogie des nom. pl. maſc. (viſcâ verhält ſich zu këpâ wie fiſcôs: gibôs). Dieſer analogie halben ſcheint -â ſogar conſequenter als -ô, dieſes aber ſtimmt doch mehr zu dem ô des nom. und dat. pl. — Das -u dat. ſg. könnte viel- leicht -û ſeyn, es entſpricht dem goth. -ai.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><list><pbfacs="#f0642"n="616"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">alth. ſubſt. ſtarkes femin. erſte decl.</hi></fw><lb/><item>7) mit <hirendition="#i">-ant, unt</hi>: liumunt (fama) wiſant, wiſunt (bu-<lb/>
balus).</item><lb/><item>8) mit <hirendition="#i">ôd</hi>: chërrôd, chërrodî (ſtridor) ſëlpwaltôd (pri-<lb/>
vilegium).</item></list><lb/><p><hirendition="#i">Anmerkungen.</hi> 1) vom ſchwanken in die erſte ſ. dort.<lb/>
2) manche wörter rühren ſichtbar aus der dritten her,<lb/>
welcher ſie noch in früheren quellen zuſtehen, z. b.<lb/>
vuoƷ, ſun.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starkes femininum. erſte declination.</hi></head><lb/><table><row><cell>beiſpiel: këp-a</cell><cell>pl. këp-ô</cell></row><row><cell>këp-ô</cell><cell>këp-ônô</cell></row><row><cell>këp-ô</cell><cell>këp-ôm</cell></row><row><cell>këp-a</cell><cell>këp-ô</cell></row><lb/></table><p>die länge des ô erhellt ſowohl aus dem goth., als aus<lb/>
der notkeriſchen circumflectierung und iſt merkwürdige<lb/>ſpur uralter übereinkunft des alth. mit dem goth. laut,<lb/>
da in der regel dem goth. ô alth. <hirendition="#i">uo</hi> entſpricht (ſ. 96.)<lb/>
Niemahls zeigt ſich hier ein këpuo, gëbua. Der gen.<lb/>
pl. ſteht unorg. in der ſchwachen form, këpônô f. këpô,<lb/>
offenbar theils zur unterſcheidung von dem gen. pl.<lb/>
maſc viſcô (goth. fiſkê, gibô) theils weil ô mit dem<lb/>
gen. ſg. und nom. pl. zuſ. treffen würde (nachdem die<lb/>
muthmaßlich frühere form këpôr, goth. gibôs aufgegeben<lb/>
war). Der letzte grund paſt freilich nicht auf diejeni-<lb/>
gen quellen, welche im gen. und dat. ſg., nom, und<lb/>
acc. pl. kein ô zeigen.</p><lb/><p>Nämlich das aufgeſtellte paradigma findet ſich völlig<lb/>
beobachtet nur in den monſ. gl., ſodann, was den nom,<lb/>
acc. ſg. gen. und dat. pl. angeht, auch in allen übrigen<lb/>
denkmählern; für den gen. dat. ſg. und nom. acc. pl.<lb/>
bemerke ich folgende verſchiedenheiten:</p><lb/><list><item><hirendition="#i">α</hi>) K. gibt dem gen. ſg. -â, dem dat. ſg. -u, dem nom.<lb/>
und acc. pl. -ô, hat folglich: këpa, këpâ, këpu, kë-<lb/>
pa; këpô, këpônô, këpôm, këpô. Hiermit ſtimmen<lb/>
die gl. hrab. exhort. u. a. m. Das lange -â gen. ſg.<lb/>
folgere ich theils aus der nöthigen unterſcheidung<lb/>
vom nom. und acc., theils aus der analogie des nom.<lb/>
pl. maſc. (viſcâ verhält ſich zu këpâ wie fiſcôs: gibôs).<lb/>
Dieſer analogie halben ſcheint -â ſogar conſequenter<lb/>
als -ô, dieſes aber ſtimmt doch mehr zu dem ô des<lb/>
nom. und dat. pl. — Das -u dat. ſg. könnte viel-<lb/>
leicht -û ſeyn, es entſpricht dem goth. <hirendition="#i">-ai</hi>.</item><lb/></list></div></div></div></div></body></text></TEI>
[616/0642]
II. alth. ſubſt. ſtarkes femin. erſte decl.
7) mit -ant, unt: liumunt (fama) wiſant, wiſunt (bu-
balus).
8) mit ôd: chërrôd, chërrodî (ſtridor) ſëlpwaltôd (pri-
vilegium).
Anmerkungen. 1) vom ſchwanken in die erſte ſ. dort.
2) manche wörter rühren ſichtbar aus der dritten her,
welcher ſie noch in früheren quellen zuſtehen, z. b.
vuoƷ, ſun.
Starkes femininum. erſte declination.
beiſpiel: këp-a pl. këp-ô
këp-ô këp-ônô
këp-ô këp-ôm
këp-a këp-ô
die länge des ô erhellt ſowohl aus dem goth., als aus
der notkeriſchen circumflectierung und iſt merkwürdige
ſpur uralter übereinkunft des alth. mit dem goth. laut,
da in der regel dem goth. ô alth. uo entſpricht (ſ. 96.)
Niemahls zeigt ſich hier ein këpuo, gëbua. Der gen.
pl. ſteht unorg. in der ſchwachen form, këpônô f. këpô,
offenbar theils zur unterſcheidung von dem gen. pl.
maſc viſcô (goth. fiſkê, gibô) theils weil ô mit dem
gen. ſg. und nom. pl. zuſ. treffen würde (nachdem die
muthmaßlich frühere form këpôr, goth. gibôs aufgegeben
war). Der letzte grund paſt freilich nicht auf diejeni-
gen quellen, welche im gen. und dat. ſg., nom, und
acc. pl. kein ô zeigen.
Nämlich das aufgeſtellte paradigma findet ſich völlig
beobachtet nur in den monſ. gl., ſodann, was den nom,
acc. ſg. gen. und dat. pl. angeht, auch in allen übrigen
denkmählern; für den gen. dat. ſg. und nom. acc. pl.
bemerke ich folgende verſchiedenheiten:
α) K. gibt dem gen. ſg. -â, dem dat. ſg. -u, dem nom.
und acc. pl. -ô, hat folglich: këpa, këpâ, këpu, kë-
pa; këpô, këpônô, këpôm, këpô. Hiermit ſtimmen
die gl. hrab. exhort. u. a. m. Das lange -â gen. ſg.
folgere ich theils aus der nöthigen unterſcheidung
vom nom. und acc., theils aus der analogie des nom.
pl. maſc. (viſcâ verhält ſich zu këpâ wie fiſcôs: gibôs).
Dieſer analogie halben ſcheint -â ſogar conſequenter
als -ô, dieſes aber ſtimmt doch mehr zu dem ô des
nom. und dat. pl. — Das -u dat. ſg. könnte viel-
leicht -û ſeyn, es entſpricht dem goth. -ai.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/642>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.