neues daraus, was nicht schon im mittelniederl. vorge- kommen wäre; dieses kann dadurch bestätigt und erläu- tert werden. So gilt noch ae für a; au für ou (gaud, vaud, staut); ou für oe (roupe, clamo; bouc, liber) doch oe daneben (z. b. voet, pes; vroet, prudens, nicht vout, vrout); ue für o (duer, per; vueghel, avis; huenich, mel) eu (dueghd, virtus; duer, porta) und au (huere, hora; natuere; vuer, ignis); au für ui (aut, ex; haus, domus); ei f. e (in meinsch, homo; weinsch, votum). Merk- würdig, daß gerade die beiden umlaute eu und ui mangeln.
Neuniederländische consonanten.
Vorbemerkungen. 1) die med. d und g bleibt im auslaut, doch mag die aussprache des ausl. d dem t na- hekommen, da die dichter unbedenklich kled, lied, gloed, nod, mord mit wet, ziet, voet, vlot, vort ver- binden. Inlautend darf kein bieden, lieden auf vlieten, genieten reimen. Inconsequent ist in einigen wörtern der alte auslaut t stehn geblieben, namentlich met (cum) st. med, inlautend mede, ferner ont- st. ond-. Von g und ch unten beim kehllaut. Das v und z wandeln sich auslautend stets, inl. aber vor cons. in f und s, als: geven, geft, gaf, gaven; beven (tremere) befde; graven, groef, graf (sepulcrum); graf (comes) gravinne (comitissa) lief, lieve, liefling nicht lievling) lezen, las, razen (insanire) rasde etc. *). Geminierte consonanz wird im ausl. einfach geschrieben, behält aber kurzen voc. vor sich, als stem, pl. stemmen; zin, zinnen; ster, ster- ren. 2) die regel vom inlaut s. 486. besteht. -- 3) die änderung des anlauts durch inclin. und zus. setzung hat sich meistens verwischt, man schreibt misval, ont- vangen, ontving, ontzetten st. misfal, ontfangen, ont- setten; met den st. metten etc. Einzelnes unverstande- nes dauert fort z. b. toen (tum) st. doen und regellos neben doen; toch neben doch; ontfermen etc.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die im vorigen zeitraum wahrgenommenen eigen- heiten behaupten sich, slek (cochlea) nald (acus) coning,
*) TenKate p. 126. behauptet auch im auslaut v. z. wenn das nächste wort vocalisch anlautet; diese theorie ist aber für die heutige sprache zu sein und ich finde sie bei den sorgfältigsten dichtern unbeachtet, (vgl. übrigens oben s.379. b).
I. neuniederländiſche conſonanten.
neues daraus, was nicht ſchon im mittelniederl. vorge- kommen wäre; dieſes kann dadurch beſtätigt und erläu- tert werden. So gilt noch ae für â; au für ou (gaud, vaud, ſtaut); ou für oe (roupe, clamo; bouc, liber) doch oe daneben (z. b. voet, pes; vroet, prudens, nicht vout, vrout); ue für ô (duer, per; vueghel, avis; huenich, mel) eu (dueghd, virtus; duer, porta) und û (huere, hora; natuere; vuer, ignis); û für ui (ût, ex; hûs, domus); ei f. ê (in meinſch, homo; weinſch, votum). Merk- würdig, daß gerade die beiden umlaute eu und ui mangeln.
Neuniederländiſche conſonanten.
Vorbemerkungen. 1) die med. d und g bleibt im auslaut, doch mag die ausſprache des ausl. d dem t na- hekommen, da die dichter unbedenklich klêd, lied, gloed, nôd, môrd mit wêt, ziet, voet, vlôt, vôrt ver- binden. Inlautend darf kein bieden, lieden auf vlieten, genieten reimen. Inconſequent iſt in einigen wörtern der alte auslaut t ſtehn geblieben, namentlich met (cum) ſt. med, inlautend mêde, ferner ont- ſt. ond-. Von g und ch unten beim kehllaut. Das v und z wandeln ſich auslautend ſtets, inl. aber vor conſ. in f und ſ, als: gêven, gêft, gâf, gâven; bêven (tremere) bêfde; grâven, groef, grâf (ſepulcrum); grâf (comes) grâvinne (comitiſſa) lief, lieve, liefling nicht lievling) lêzen, lâs, râzen (inſanire) râſde etc. *). Geminierte conſonanz wird im ausl. einfach geſchrieben, behält aber kurzen voc. vor ſich, als ſtem, pl. ſtemmen; zin, zinnen; ſter, ſter- ren. 2) die regel vom inlaut ſ. 486. beſteht. — 3) die änderung des anlauts durch inclin. und zuſ. ſetzung hat ſich meiſtens verwiſcht, man ſchreibt misval, ont- vangen, ontving, ontzetten ſt. misfal, ontfangen, ont- ſetten; met den ſt. metten etc. Einzelnes unverſtande- nes dauert fort z. b. toen (tum) ſt. doen und regellos neben doen; toch neben doch; ontfermen etc.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die im vorigen zeitraum wahrgenommenen eigen- heiten behaupten ſich, ſlek (cochlea) nâld (acus) côning,
*) TenKate p. 126. behauptet auch im auslaut v. z. wenn das nächſte wort vocaliſch anlautet; dieſe theorie iſt aber für die heutige ſprache zu ſein und ich finde ſie bei den ſorgfältigſten dichtern unbeachtet, (vgl. übrigens oben ſ.379. β).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0561"n="535"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">neuniederländiſche conſonanten.</hi></fw><lb/>
neues daraus, was nicht ſchon im mittelniederl. vorge-<lb/>
kommen wäre; dieſes kann dadurch beſtätigt und erläu-<lb/>
tert werden. So gilt noch <hirendition="#i">ae</hi> für â; <hirendition="#i">au</hi> für ou (gaud,<lb/>
vaud, ſtaut); <hirendition="#i">ou</hi> für oe (roupe, clamo; bouc, liber) doch<lb/><hirendition="#i">oe</hi> daneben (z. b. voet, pes; vroet, prudens, nicht vout,<lb/>
vrout); <hirendition="#i">ue</hi> für ô (duer, per; vueghel, avis; huenich, mel)<lb/>
eu (dueghd, virtus; duer, porta) und û (huere, hora;<lb/>
natuere; vuer, ignis); û für ui (ût, ex; hûs, domus);<lb/><hirendition="#i">ei</hi> f. ê (in meinſch, homo; weinſch, votum). Merk-<lb/>
würdig, daß gerade die beiden umlaute <hirendition="#i">eu</hi> und <hirendition="#i">ui</hi> mangeln.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#i">Neuniederländiſche conſonanten.</hi></head><lb/><p><hirendition="#i">Vorbemerkungen.</hi> 1) die med. d und g bleibt im<lb/><hirendition="#i">auslaut</hi>, doch mag die ausſprache des ausl. d dem t na-<lb/>
hekommen, da die dichter unbedenklich klêd, lied,<lb/>
gloed, nôd, môrd mit wêt, ziet, voet, vlôt, vôrt ver-<lb/>
binden. Inlautend darf kein bieden, lieden auf vlieten,<lb/>
genieten reimen. Inconſequent iſt in einigen wörtern<lb/>
der alte auslaut t ſtehn geblieben, namentlich met (cum)<lb/>ſt. med, inlautend mêde, ferner ont- ſt. ond-. Von g<lb/>
und ch unten beim kehllaut. Das v und z wandeln<lb/>ſich auslautend ſtets, inl. aber vor conſ. in f und ſ,<lb/>
als: gêven, gêft, gâf, gâven; bêven (tremere) bêfde;<lb/>
grâven, groef, grâf (ſepulcrum); grâf (comes) grâvinne<lb/>
(comitiſſa) lief, lieve, liefling nicht lievling) lêzen, lâs,<lb/>
râzen (inſanire) râſde etc. <noteplace="foot"n="*)">TenKate p. 126. behauptet auch im auslaut v. z. wenn das<lb/>
nächſte wort vocaliſch anlautet; dieſe theorie iſt aber für<lb/>
die heutige ſprache zu ſein und ich finde ſie bei den<lb/>ſorgfältigſten dichtern unbeachtet, (vgl. übrigens oben<lb/>ſ.379. <hirendition="#i">β</hi>).</note>. Geminierte conſonanz wird<lb/>
im ausl. einfach geſchrieben, behält aber kurzen voc.<lb/>
vor ſich, als ſtem, pl. ſtemmen; zin, zinnen; ſter, ſter-<lb/>
ren. 2) die regel vom inlaut ſ. 486. beſteht. — 3) die<lb/>
änderung des <hirendition="#i">anlauts</hi> durch inclin. und zuſ. ſetzung<lb/>
hat ſich meiſtens verwiſcht, man ſchreibt misval, ont-<lb/>
vangen, ontving, ontzetten ſt. misfal, ontfangen, ont-<lb/>ſetten; met den ſt. metten etc. Einzelnes unverſtande-<lb/>
nes dauert fort z. b. toen (tum) ſt. doen und regellos<lb/>
neben doen; toch neben doch; ontfermen etc.</p><lb/><divn="4"><head>(L. M. N. R.) <hirendition="#i">liquidae.</hi></head><lb/><p>Die im vorigen zeitraum wahrgenommenen eigen-<lb/>
heiten behaupten ſich, ſlek (cochlea) nâld (acus) côning,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[535/0561]
I. neuniederländiſche conſonanten.
neues daraus, was nicht ſchon im mittelniederl. vorge-
kommen wäre; dieſes kann dadurch beſtätigt und erläu-
tert werden. So gilt noch ae für â; au für ou (gaud,
vaud, ſtaut); ou für oe (roupe, clamo; bouc, liber) doch
oe daneben (z. b. voet, pes; vroet, prudens, nicht vout,
vrout); ue für ô (duer, per; vueghel, avis; huenich, mel)
eu (dueghd, virtus; duer, porta) und û (huere, hora;
natuere; vuer, ignis); û für ui (ût, ex; hûs, domus);
ei f. ê (in meinſch, homo; weinſch, votum). Merk-
würdig, daß gerade die beiden umlaute eu und ui mangeln.
Neuniederländiſche conſonanten.
Vorbemerkungen. 1) die med. d und g bleibt im
auslaut, doch mag die ausſprache des ausl. d dem t na-
hekommen, da die dichter unbedenklich klêd, lied,
gloed, nôd, môrd mit wêt, ziet, voet, vlôt, vôrt ver-
binden. Inlautend darf kein bieden, lieden auf vlieten,
genieten reimen. Inconſequent iſt in einigen wörtern
der alte auslaut t ſtehn geblieben, namentlich met (cum)
ſt. med, inlautend mêde, ferner ont- ſt. ond-. Von g
und ch unten beim kehllaut. Das v und z wandeln
ſich auslautend ſtets, inl. aber vor conſ. in f und ſ,
als: gêven, gêft, gâf, gâven; bêven (tremere) bêfde;
grâven, groef, grâf (ſepulcrum); grâf (comes) grâvinne
(comitiſſa) lief, lieve, liefling nicht lievling) lêzen, lâs,
râzen (inſanire) râſde etc. *). Geminierte conſonanz wird
im ausl. einfach geſchrieben, behält aber kurzen voc.
vor ſich, als ſtem, pl. ſtemmen; zin, zinnen; ſter, ſter-
ren. 2) die regel vom inlaut ſ. 486. beſteht. — 3) die
änderung des anlauts durch inclin. und zuſ. ſetzung
hat ſich meiſtens verwiſcht, man ſchreibt misval, ont-
vangen, ontving, ontzetten ſt. misfal, ontfangen, ont-
ſetten; met den ſt. metten etc. Einzelnes unverſtande-
nes dauert fort z. b. toen (tum) ſt. doen und regellos
neben doen; toch neben doch; ontfermen etc.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die im vorigen zeitraum wahrgenommenen eigen-
heiten behaupten ſich, ſlek (cochlea) nâld (acus) côning,
*) TenKate p. 126. behauptet auch im auslaut v. z. wenn das
nächſte wort vocaliſch anlautet; dieſe theorie iſt aber für
die heutige ſprache zu ſein und ich finde ſie bei den
ſorgfältigſten dichtern unbeachtet, (vgl. übrigens oben
ſ.379. β).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/561>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.