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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. mittelniederländische cons. gutt. schlußbem.
sprex (loqueris) jonghelinx (adolescentis) lanxt (longissi-
mus) f. lancst, langhest. Dieses x ist daher dem angels.
und altn. x = hs unvergleichbar. -- CHT. dreierlei
1) = mittelh. ht, als nacht, achte (octo) achte (cura)
mochte (valuit) brochten (attulerunt) lecht (lux) licht
(levis) etc. 2) = mittelh. ft, als cracht, achter, echt,
sochte (lenis) etc. oft noch mit ft wechselnd, vgl. vor-
hin s. 493. 3) = mittelh. st. merkwürdig in dem häu-
figen worte lachter (dedecus, vituperatio:achter Rein.
278. vgl. Huyd. op St. 3, 425-427. (neuniederl. wieder
laster); eine bestätigung der s. 416. wahrgenommenen
übergänge des st in ht, womit auch die des ch in s
und ts (s. 502.) zus. gehalten werden müßen. Übrigens
gilt mittelniederl. forest (Huyd. 1, 218. 219.) --

Schlußbemerkungen.

1) assimilation bei ll und ss berührt, läßt sich aber
durch weitere beispiele belegen, wie malleic (quisque)
f. manleic, mangheleic, so steht ballinc (extorris) f. banlinc.
Diese gemination durch assim. hat gleich der org. gem.
nothwendig kurzen voc. vor sich; nicht aber scheinbare
gem. durch syncope, z. b. laudde, ledde oder contraction
(vgl. s. 492.). -- 2) inl. gemination vereinfacht sich ausl.
wie im mittelh. und selbst durch apocope eines vocals
wird diese vereinfachung häufiger möglich, als im mit-
telh. Daher reimen bet (lectus) und net (rete) Rein. 318.
Maerl. 2, 437., jenes für bedde, dieses für nette stehend;
mittelh. nur bette, netze, kein bet, nez daneben. Der-
gleichen den sprachformen schädliche kürzungen erleich-
tern freilich den reim. -- 3) die reimkunst erkennt auch
hier gewisse verwandtschaften der cons. So reimt bis-
weilen v (= bh):gh, als begraven:daghen, leven:
pleghen Stoke 1, 54. 2, 265. (ibiq. Huyd.); noch häufi-
ger f (=ph): ch, als scrifte:wichte Stoke 3, 370., ja
dies hat förmlichen übergang des ft in cht gefördert;
vgl. den auslant slach : staf reimend Rein. 299. Seltner
finde ich zwierlei tenues gereimt, doch Rein. 372. trac
(traxit):dat (illud) noch seltner s auf d in laset:versa-
det (satiatus) Rein. 282. Gleichheit der voc. ist gewöhn-
lich beobachtet, man müste denn lieber ungenauen reim
als schwanken zwischen gewissen voc. annehmen, also
wert:spaert (oben s. 469.) wie z. b. knechte:nachte
Stoke 3, 261. 4) inclination, zumahl der pronominal-
formen, hat weit häufiger statt, als im mittelh., die
sprache gewinnt dadurch viel geschmeidigkeit (vgl. das

I. mittelniederländiſche conſ. gutt. ſchlußbem.
ſprêx (loqueris) jonghelinx (adoleſcentis) lanxt (longiſſi-
mus) f. lancſt, langheſt. Dieſes x iſt daher dem angelſ.
und altn. x = hs unvergleichbar. — CHT. dreierlei
1) = mittelh. ht, als nacht, achte (octo) achte (cura)
mochte (valuit) brochten (attulerunt) lëcht (lux) licht
(levis) etc. 2) = mittelh. ft, als cracht, achter, ëcht,
ſochte (lenis) etc. oft noch mit ft wechſelnd, vgl. vor-
hin ſ. 493. 3) = mittelh. ſt. merkwürdig in dem häu-
figen worte lachter (dedecus, vituperatio:achter Rein.
278. vgl. Huyd. op St. 3, 425-427. (neuniederl. wieder
laſter); eine beſtätigung der ſ. 416. wahrgenommenen
übergänge des ſt in ht, womit auch die des ch in ſ
und tſ (ſ. 502.) zuſ. gehalten werden müßen. Übrigens
gilt mittelniederl. forêſt (Huyd. 1, 218. 219.) —

Schlußbemerkungen.

1) aſſimilation bei ll und ſſ berührt, läßt ſich aber
durch weitere beiſpiele belegen, wie mallîc (quisque)
f. manlîc, manghelîc, ſo ſteht ballinc (extorris) f. banlinc.
Dieſe gemination durch aſſim. hat gleich der org. gem.
nothwendig kurzen voc. vor ſich; nicht aber ſcheinbare
gem. durch ſyncope, z. b. lûdde, lêdde oder contraction
(vgl. ſ. 492.). — 2) inl. gemination vereinfacht ſich ausl.
wie im mittelh. und ſelbſt durch apocope eines vocals
wird dieſe vereinfachung häufiger möglich, als im mit-
telh. Daher reimen bët (lectus) und nët (rete) Rein. 318.
Maerl. 2, 437., jenes für bëdde, dieſes für nëtte ſtehend;
mittelh. nur bette, netze, kein bet, nez daneben. Der-
gleichen den ſprachformen ſchädliche kürzungen erleich-
tern freilich den reim. — 3) die reimkunſt erkennt auch
hier gewiſſe verwandtſchaften der conſ. So reimt bis-
weilen v (= bh):gh, als begraven:daghen, lëven:
plëghen Stoke 1, 54. 2, 265. (ibiq. Huyd.); noch häufi-
ger f (=ph): ch, als ſcrifte:wichte Stoke 3, 370., ja
dies hat förmlichen übergang des ft in cht gefördert;
vgl. den auslant ſlach : ſtaf reimend Rein. 299. Seltner
finde ich zwierlei tenues gereimt, doch Rein. 372. trac
(traxit):dat (illud) noch ſeltner ſ auf d in laſet:verſa-
det (ſatiatus) Rein. 282. Gleichheit der voc. iſt gewöhn-
lich beobachtet, man müſte denn lieber ungenauen reim
als ſchwanken zwiſchen gewiſſen voc. annehmen, alſo
wërt:ſpaert (oben ſ. 469.) wie z. b. knëchte:nachte
Stoke 3, 261. 4) inclination, zumahl der pronominal-
formen, hat weit häufiger ſtatt, als im mittelh., die
ſprache gewinnt dadurch viel geſchmeidigkeit (vgl. das

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[504/0530] I. mittelniederländiſche conſ. gutt. ſchlußbem. ſprêx (loqueris) jonghelinx (adoleſcentis) lanxt (longiſſi- mus) f. lancſt, langheſt. Dieſes x iſt daher dem angelſ. und altn. x = hs unvergleichbar. — CHT. dreierlei 1) = mittelh. ht, als nacht, achte (octo) achte (cura) mochte (valuit) brochten (attulerunt) lëcht (lux) licht (levis) etc. 2) = mittelh. ft, als cracht, achter, ëcht, ſochte (lenis) etc. oft noch mit ft wechſelnd, vgl. vor- hin ſ. 493. 3) = mittelh. ſt. merkwürdig in dem häu- figen worte lachter (dedecus, vituperatio:achter Rein. 278. vgl. Huyd. op St. 3, 425-427. (neuniederl. wieder laſter); eine beſtätigung der ſ. 416. wahrgenommenen übergänge des ſt in ht, womit auch die des ch in ſ und tſ (ſ. 502.) zuſ. gehalten werden müßen. Übrigens gilt mittelniederl. forêſt (Huyd. 1, 218. 219.) — Schlußbemerkungen. 1) aſſimilation bei ll und ſſ berührt, läßt ſich aber durch weitere beiſpiele belegen, wie mallîc (quisque) f. manlîc, manghelîc, ſo ſteht ballinc (extorris) f. banlinc. Dieſe gemination durch aſſim. hat gleich der org. gem. nothwendig kurzen voc. vor ſich; nicht aber ſcheinbare gem. durch ſyncope, z. b. lûdde, lêdde oder contraction (vgl. ſ. 492.). — 2) inl. gemination vereinfacht ſich ausl. wie im mittelh. und ſelbſt durch apocope eines vocals wird dieſe vereinfachung häufiger möglich, als im mit- telh. Daher reimen bët (lectus) und nët (rete) Rein. 318. Maerl. 2, 437., jenes für bëdde, dieſes für nëtte ſtehend; mittelh. nur bette, netze, kein bet, nez daneben. Der- gleichen den ſprachformen ſchädliche kürzungen erleich- tern freilich den reim. — 3) die reimkunſt erkennt auch hier gewiſſe verwandtſchaften der conſ. So reimt bis- weilen v (= bh):gh, als begraven:daghen, lëven: plëghen Stoke 1, 54. 2, 265. (ibiq. Huyd.); noch häufi- ger f (=ph): ch, als ſcrifte:wichte Stoke 3, 370., ja dies hat förmlichen übergang des ft in cht gefördert; vgl. den auslant ſlach : ſtaf reimend Rein. 299. Seltner finde ich zwierlei tenues gereimt, doch Rein. 372. trac (traxit):dat (illud) noch ſeltner ſ auf d in laſet:verſa- det (ſatiatus) Rein. 282. Gleichheit der voc. iſt gewöhn- lich beobachtet, man müſte denn lieber ungenauen reim als ſchwanken zwiſchen gewiſſen voc. annehmen, alſo wërt:ſpaert (oben ſ. 469.) wie z. b. knëchte:nachte Stoke 3, 261. 4) inclination, zumahl der pronominal- formen, hat weit häufiger ſtatt, als im mittelh., die ſprache gewinnt dadurch viel geſchmeidigkeit (vgl. das

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/530>, abgerufen am 03.12.2024.