ebensowenig im fries. und nord., aber im mittelniederd. und selbst mittelh. reime zwischen st:ht (s. 466.). Viel- leicht hat auch der reim im niederländ. den allmähligen übergang herbeigeführt und begünstigt. Man kann un- terscheiden wörter, die durchgängig cht annehmen, z. b. lucht (aer) echt (postea) achter (post) sacht (lenis hochd. sanft) cracht (vis) gracht (fossa) etc. von solchen, wo noch ft bleibt und selbst im reim auf ein org. cht. ge- schrieben wird als scrift (scrifte:wichte Stoke 3, 370.) ghifte (donum:lichte Stoke 2, 539.) ofte (aut) etc. zu- mahl, wenn t erst durch compos. an f. stößt, z. b. veif- tien (quindecim), obgleich hin und wieder selbst scricht, ghicht, ochte, veichtien geschrieben steht, vgl. Huyd. op St. 1, 350. 3, 300. Für das syncopierte heft, hoft (= he- vet, hovet) und analoge fälle wird sich kaum cht. vor- finden, desto auffallender steht es sogar für pt in be- cochte (solvebat) Maerl. 1, 453. 3, 249. etc. von becopen, welches durch ein becoste f. becopte vermittelt wird. Die hochd. -scaft, ruoft, louft heißen -scap (gut ver- schieden von scaft, scacht, contus) roep, lop; kunft und vernunft aber comst (Maerl. 1, 13.) vernuft. Die- ses comst, so wie das mittelh. vernunst, brunst (s. 408.) führen auf die berührung der ft mit st, wozu sich un- ten die der st. mit cht gesellen wird, eine beleuchtung des verhältnisses der spiranten w. s. h. überhaupt.
(T. D. S. Z.) linguales.
Sehr nachtheilig geworden für diese ganze lautreihe ist der verlust der asp., welche völlig in med. übertritt. Das goth. thiubs (fur) und diups (profundus) lathon (in- vitare) fadrs (pater) fallen in dief, diep, laden, vader zusammen und noch schlimmer wird die sache im aus- laut, denn da sich nach der allg. regel (s. 486.) jede med. in ten. wandelt, so bezeichnet das auslautende t dreier- lei org. laute 1) t, in dat (id) sout (sal). 2) d, in goet (bonum) wout (silva). 3) th, in [b]at (balnenum) fout (-plex). Das mittelh. steht in diesem stücke vortheilhafter, da es diep und tief, laden und vater scheidet, im auslaut nur die beiden letzten t verschmelzt. Daher viele nie- derl. reime, z. b. smout:out, bet:snet, raet:vraet etc. mittelh. unreime abgeben smalz:alt, beiß:sneit, rat: vraß (ambro); gleichergestalt verhalten sich raden:ghe- naden, moeder:broeder (Maerl. 2, 475.) und das mit- telh. raten, genaden, muoter, bruoder. Dies voraus- geschickt ergeben sich zu dem einzelnen folgende nä- here bemerkungen
I. mittelniederländiſche conſonanten. lab. ling.
ebenſowenig im frieſ. und nord., aber im mittelniederd. und ſelbſt mittelh. reime zwiſchen ſt:ht (ſ. 466.). Viel- leicht hat auch der reim im niederländ. den allmähligen übergang herbeigeführt und begünſtigt. Man kann un- terſcheiden wörter, die durchgängig cht annehmen, z. b. lucht (aër) ëcht (poſtea) achter (poſt) ſacht (lenis hochd. ſanft) cracht (vis) gracht (foſſa) etc. von ſolchen, wo noch ft bleibt und ſelbſt im reim auf ein org. cht. ge- ſchrieben wird als ſcrift (ſcrifte:wichte Stoke 3, 370.) ghifte (donum:lichte Stoke 2, 539.) ofte (aut) etc. zu- mahl, wenn t erſt durch compoſ. an f. ſtößt, z. b. vîf- tien (quindecim), obgleich hin und wieder ſelbſt ſcricht, ghicht, ochte, vîchtien geſchrieben ſteht, vgl. Huyd. op St. 1, 350. 3, 300. Für das ſyncopierte hêft, hôft (= hë- vet, hovet) und analoge fälle wird ſich kaum cht. vor- finden, deſto auffallender ſteht es ſogar für pt in be- côchte (ſolvebat) Maerl. 1, 453. 3, 249. etc. von becopen, welches durch ein becôſte f. becôpte vermittelt wird. Die hochd. -ſcaft, ruoft, louft heißen -ſcap (gut ver- ſchieden von ſcaft, ſcacht, contus) roep, lôp; kunft und vernunft aber cômſt (Maerl. 1, 13.) vernuft. Die- ſes comſt, ſo wie das mittelh. vernunſt, brunſt (ſ. 408.) führen auf die berührung der ft mit ſt, wozu ſich un- ten die der ſt. mit cht geſellen wird, eine beleuchtung des verhältniſſes der ſpiranten w. ſ. h. überhaupt.
(T. D. S. Z.) linguales.
Sehr nachtheilig geworden für dieſe ganze lautreihe iſt der verluſt der aſp., welche völlig in med. übertritt. Das goth. þiubs (fur) und diups (profundus) laþôn (in- vitare) fadrs (pater) fallen in dief, diep, laden, vader zuſammen und noch ſchlimmer wird die ſache im aus- laut, denn da ſich nach der allg. regel (ſ. 486.) jede med. in ten. wandelt, ſo bezeichnet das auslautende t dreier- lei org. laute 1) t, in dat (id) ſout (ſal). 2) d, in goet (bonum) wout (ſilva). 3) þ, in [b]at (balnenum) fout (-plex). Das mittelh. ſteht in dieſem ſtücke vortheilhafter, da es diep und tief, laden und vater ſcheidet, im auslaut nur die beiden letzten t verſchmelzt. Daher viele nie- derl. reime, z. b. ſmout:out, bêt:ſnêt, raet:vraet etc. mittelh. unreime abgeben ſmalz:alt, beiƷ:ſneit, rât: vrâƷ (ambro); gleichergeſtalt verhalten ſich raden:ghe- naden, moeder:broeder (Maerl. 2, 475.) und das mit- telh. râten, genâden, muoter, bruoder. Dies voraus- geſchickt ergeben ſich zu dem einzelnen folgende nä- here bemerkungen
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I. mittelniederländiſche conſonanten. lab. ling.
ebenſowenig im frieſ. und nord., aber im mittelniederd.
und ſelbſt mittelh. reime zwiſchen ſt:ht (ſ. 466.). Viel-
leicht hat auch der reim im niederländ. den allmähligen
übergang herbeigeführt und begünſtigt. Man kann un-
terſcheiden wörter, die durchgängig cht annehmen, z. b.
lucht (aër) ëcht (poſtea) achter (poſt) ſacht (lenis hochd.
ſanft) cracht (vis) gracht (foſſa) etc. von ſolchen, wo
noch ft bleibt und ſelbſt im reim auf ein org. cht. ge-
ſchrieben wird als ſcrift (ſcrifte:wichte Stoke 3, 370.)
ghifte (donum:lichte Stoke 2, 539.) ofte (aut) etc. zu-
mahl, wenn t erſt durch compoſ. an f. ſtößt, z. b. vîf-
tien (quindecim), obgleich hin und wieder ſelbſt ſcricht,
ghicht, ochte, vîchtien geſchrieben ſteht, vgl. Huyd. op
St. 1, 350. 3, 300. Für das ſyncopierte hêft, hôft (= hë-
vet, hovet) und analoge fälle wird ſich kaum cht. vor-
finden, deſto auffallender ſteht es ſogar für pt in be-
côchte (ſolvebat) Maerl. 1, 453. 3, 249. etc. von becopen,
welches durch ein becôſte f. becôpte vermittelt wird.
Die hochd. -ſcaft, ruoft, louft heißen -ſcap (gut ver-
ſchieden von ſcaft, ſcacht, contus) roep, lôp; kunft
und vernunft aber cômſt (Maerl. 1, 13.) vernuft. Die-
ſes comſt, ſo wie das mittelh. vernunſt, brunſt (ſ. 408.)
führen auf die berührung der ft mit ſt, wozu ſich un-
ten die der ſt. mit cht geſellen wird, eine beleuchtung
des verhältniſſes der ſpiranten w. ſ. h. überhaupt.
(T. D. S. Z.) linguales.
Sehr nachtheilig geworden für dieſe ganze lautreihe
iſt der verluſt der aſp., welche völlig in med. übertritt.
Das goth. þiubs (fur) und diups (profundus) laþôn (in-
vitare) fadrs (pater) fallen in dief, diep, laden, vader
zuſammen und noch ſchlimmer wird die ſache im aus-
laut, denn da ſich nach der allg. regel (ſ. 486.) jede med.
in ten. wandelt, ſo bezeichnet das auslautende t dreier-
lei org. laute 1) t, in dat (id) ſout (ſal). 2) d, in goet
(bonum) wout (ſilva). 3) þ, in bat (balnenum) fout (-plex).
Das mittelh. ſteht in dieſem ſtücke vortheilhafter, da
es diep und tief, laden und vater ſcheidet, im auslaut
nur die beiden letzten t verſchmelzt. Daher viele nie-
derl. reime, z. b. ſmout:out, bêt:ſnêt, raet:vraet etc.
mittelh. unreime abgeben ſmalz:alt, beiƷ:ſneit, rât:
vrâƷ (ambro); gleichergeſtalt verhalten ſich raden:ghe-
naden, moeder:broeder (Maerl. 2, 475.) und das mit-
telh. râten, genâden, muoter, bruoder. Dies voraus-
geſchickt ergeben ſich zu dem einzelnen folgende nä-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/519>, abgerufen am 03.12.2024.
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