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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
praes. weggedrängt, hernach mit zuziehung des he-
bels schwacher conj. ein neues praet. aufgebracht. Ich
weiß will ursprünglich sagen: ich habe erfahren, ich kann
ursprünglich: ich habe gelernt, ich mag ursprünglich:
ich habe die kraft erworben und ebenso laßen sich die
übrigen deuten. Zuweilen noch im mittelh. steht z. b.
kan der bedeutung und construction zufolge als ein wah-
res praet. und nicht als praes., hänfiger gilt began völ-
lig soviel als begonde und von ihm währt auch das
wirkliche praes. beginne fort. -- Für die geschichte des
ablauts darf nicht übersehen werden, daß sich in diesen
anomalien einige pluralvocale wider die regel sträuben,
namentlich das goth. magum, munum, skulum, daurum
(s. 852.) worüber ich nichts befriedigendes zu sagen wüste.
Hat aber der buchstabe der anomalie die vermuthung des
alterthums eher für, als gegen sich, so gewinnt die s. 1035.
vorgetragene ansicht durch skulum keine bestätigung,
vielmehr ließe das part. stulans, numans auf einen pl.
praet. stulun, numun schließen, baurans auf baurum
(= daurum) und meine trennung der XIten conj. würde
gerechtfertigt. Zu dem pl. u scheint selbst das von hi-
lan (celare) abgeleitete huljan (occulere) zu stimmen.

VI. vergleichung fremder sprachen.

Die bei der declination verglichenen sprachen bieten
auch hier lehrreiche beziehungen zu der deutschen, mei-
stentheils ist ihre conjugation vollständiger und feiner
gebildet; ich gehe nicht darauf aus, sie im ganzen
zu schildern, vielmehr nur herauszuheben, was sich mit
der deutschen einrichtung berührt.

1) reduplication herrscht im sanskrit und griech. regel-
mäßig durch beinah alle verba, im latein sehr be-
schränkt (es mögen nur einige zwanzig reduplicieren);
in den slav. und lett. sprachen treffe ich keine spur
davon. I. (consonanz); im sanskr. wird die anlautende
liq. ten. und med. der wurzel wiederhohlt, asp. aber
in med. gesetzt: lilisha (minui) mamarda (consregi)
nanarda, tutopa (percussi) tatapa (luxi oder arsi) dud-
hausha (interfeci); lautet die wurzel mit doppeltem
cons. an, so wiederhohlt sich bloß der erste: susvapa
(dormivi) tatrasa (timui) von den wurzeln: lish, mard,
nard, tup, tap, dhaush, svap, tras. Im griech. eben
so: lelekha, memikha, neneka, pepoka, teteukha, kekauka,
bebeka, dedekha, gegona
; nur wird R umgesetzt: eRRoka

II. allgemeine vergleichung der conjugation.
praeſ. weggedrängt, hernach mit zuziehung des he-
bels ſchwacher conj. ein neues praet. aufgebracht. Ich
weiß will urſprünglich ſagen: ich habe erfahren, ich kann
urſprünglich: ich habe gelernt, ich mag urſprünglich:
ich habe die kraft erworben und ebenſo laßen ſich die
übrigen deuten. Zuweilen noch im mittelh. ſteht z. b.
kan der bedeutung und conſtruction zufolge als ein wah-
res praet. und nicht als praeſ., hänfiger gilt began völ-
lig ſoviel als begonde und von ihm währt auch das
wirkliche praeſ. beginne fort. — Für die geſchichte des
ablauts darf nicht überſehen werden, daß ſich in dieſen
anomalien einige pluralvocale wider die regel ſträuben,
namentlich das goth. magum, munum, ſkulum, daúrum
(ſ. 852.) worüber ich nichts befriedigendes zu ſagen wüſte.
Hat aber der buchſtabe der anomalie die vermuthung des
alterthums eher für, als gegen ſich, ſo gewinnt die ſ. 1035.
vorgetragene anſicht durch ſkulum keine beſtätigung,
vielmehr ließe das part. ſtulans, numans auf einen pl.
praet. ſtulun, numun ſchließen, baurans auf baúrum
(= daúrum) und meine trennung der XIten conj. würde
gerechtfertigt. Zu dem pl. u ſcheint ſelbſt das von hi-
lan (celare) abgeleitete huljan (occulere) zu ſtimmen.

VI. vergleichung fremder ſprachen.

Die bei der declination verglichenen ſprachen bieten
auch hier lehrreiche beziehungen zu der deutſchen, mei-
ſtentheils iſt ihre conjugation vollſtändiger und feiner
gebildet; ich gehe nicht darauf aus, ſie im ganzen
zu ſchildern, vielmehr nur herauszuheben, was ſich mit
der deutſchen einrichtung berührt.

1) reduplication herrſcht im ſanſkrit und griech. regel-
mäßig durch beinah alle verba, im latein ſehr be-
ſchränkt (es mögen nur einige zwanzig reduplicieren);
in den ſlav. und lett. ſprachen treffe ich keine ſpur
davon. I. (conſonanz); im ſanſkr. wird die anlautende
liq. ten. und med. der wurzel wiederhohlt, aſp. aber
in med. geſetzt: liliſha (minui) mamarda (conſregi)
nanarda, tutôpa (percuſſi) tatâpa (luxi oder arſi) dud-
hûſha (interfeci); lautet die wurzel mit doppeltem
conſ. an, ſo wiederhohlt ſich bloß der erſte: ſuſvâpa
(dormivi) tatrâſa (timui) von den wurzeln: liſh, mard,
nard, tup, tap, dhûſh, ſvap, tras. Im griech. eben
ſo: λέλεχα, μέμιχα, νένηκα, πέπωκα, τέτευχα, κέκαυκα,
βέβηκα, δέδηχα, γέγονα
; nur wird umgeſetzt: ἔῤῥωκα
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[1054/1080] II. allgemeine vergleichung der conjugation. praeſ. weggedrängt, hernach mit zuziehung des he- bels ſchwacher conj. ein neues praet. aufgebracht. Ich weiß will urſprünglich ſagen: ich habe erfahren, ich kann urſprünglich: ich habe gelernt, ich mag urſprünglich: ich habe die kraft erworben und ebenſo laßen ſich die übrigen deuten. Zuweilen noch im mittelh. ſteht z. b. kan der bedeutung und conſtruction zufolge als ein wah- res praet. und nicht als praeſ., hänfiger gilt began völ- lig ſoviel als begonde und von ihm währt auch das wirkliche praeſ. beginne fort. — Für die geſchichte des ablauts darf nicht überſehen werden, daß ſich in dieſen anomalien einige pluralvocale wider die regel ſträuben, namentlich das goth. magum, munum, ſkulum, daúrum (ſ. 852.) worüber ich nichts befriedigendes zu ſagen wüſte. Hat aber der buchſtabe der anomalie die vermuthung des alterthums eher für, als gegen ſich, ſo gewinnt die ſ. 1035. vorgetragene anſicht durch ſkulum keine beſtätigung, vielmehr ließe das part. ſtulans, numans auf einen pl. praet. ſtulun, numun ſchließen, baurans auf baúrum (= daúrum) und meine trennung der XIten conj. würde gerechtfertigt. Zu dem pl. u ſcheint ſelbſt das von hi- lan (celare) abgeleitete huljan (occulere) zu ſtimmen. VI. vergleichung fremder ſprachen. Die bei der declination verglichenen ſprachen bieten auch hier lehrreiche beziehungen zu der deutſchen, mei- ſtentheils iſt ihre conjugation vollſtändiger und feiner gebildet; ich gehe nicht darauf aus, ſie im ganzen zu ſchildern, vielmehr nur herauszuheben, was ſich mit der deutſchen einrichtung berührt. 1) reduplication herrſcht im ſanſkrit und griech. regel- mäßig durch beinah alle verba, im latein ſehr be- ſchränkt (es mögen nur einige zwanzig reduplicieren); in den ſlav. und lett. ſprachen treffe ich keine ſpur davon. I. (conſonanz); im ſanſkr. wird die anlautende liq. ten. und med. der wurzel wiederhohlt, aſp. aber in med. geſetzt: liliſha (minui) mamarda (conſregi) nanarda, tutôpa (percuſſi) tatâpa (luxi oder arſi) dud- hûſha (interfeci); lautet die wurzel mit doppeltem conſ. an, ſo wiederhohlt ſich bloß der erſte: ſuſvâpa (dormivi) tatrâſa (timui) von den wurzeln: liſh, mard, nard, tup, tap, dhûſh, ſvap, tras. Im griech. eben ſo: λέλεχα, μέμιχα, νένηκα, πέπωκα, τέτευχα, κέκαυκα, βέβηκα, δέδηχα, γέγονα; nur wird ῤ umgeſetzt: ἔῤῥωκα

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1054. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1080>, abgerufen am 22.12.2024.