nomen oder eine partikel mit th beginnt und eine vor- hergehende partikel oder ein pronomen mit vocal oder h oder ebenfalls mit th schließt, so inclinieren beide wörter und assimilieren häufig ein doppeltes th, als: duththe, (Matth. 27, 8.) miththan, auththan, niththan, aththan aiththan *), nauththan, thaiththan (Rom. 12, 4.) sumaiththan (Matth. 26, 67. Joh. 11, 46.) jaththans (Tit 1, 9.) jath- thuk (Philem. 19.) -- statt du the, mith than, auh than, nih than, at than, nauh than, thai than, sumai than, jah thans, jah thuk; häufig stehen beide wörter getrennt und auf die letzte weise. Die ambros. hss. scheinen die assimi- lation noch auf andere consonanten zu erstrecken, ich finde janni (Matth. 25, 42, 43, 44.) jassa (Matth. 26, 2, 71.) statt jah ni, jah sa (wie der cod arg. Matth. 26, 71. hat). Matth. 5, 37. bindet sich auch das hülfszeitwort mit der partikel: sijaiththan f. sijai than, doch nie andere verba oder nomina z. b. für thai thaurnjus dürfte nicht thaiththaurnjus vorkommen.
Althochdeutsche buchstaben.
Es ist kein alth. sprachdenkmahl vorhanden, das uns die verhältnisse der buchstaben so fest bestimmte, wie Ulphilas die der gothischen; viel genanigkeit zeigt sich in Notkers werken. Ein anderer anstoß macht aber noch mehr zu schaffen, bei Ulphilas lag eine einzige, sicher begränzte mundart vor; hier begegnen wir ver- schiedenen, zwar nahe verwandten und verfließenden, allein manche besonderheit kundgebenden mundarten, deren gränzen, weil die quellen zu dürftig oder land- schaftlich ungewiß sind, sich eben nicht deutlich dar- legen laßen. Wenigstens jetzt noch nicht; vielleicht daß es zukünftig gelingt, hinreichende eigenthümlich- keiten des alemannischen, bairischen und fränkischen dialects oder noch mehrerer, abzustecken und hernach buchstaben und formen eines jeden derselben für sich zu behandeln. Alle einzelnen spuren solcher besonder- heiten werde ich sorgsam herausheben; wer erwägt, wie in den zeiten des 7. bis zum 11 ten jahrh. von welchen es sich hier zunächst handelt, die früher mehr
*) Dieses allein weiß ich kaum genügend zu zerlegen; zwar der hintere theil, die partikeln thau, ist klar, was aber aith oder aih bedeute? nicht. Vgl. das alth. eddo, odo angels. odde.
I. althochdeutſche buchſtaben.
nomen oder eine partikel mit þ beginnt und eine vor- hergehende partikel oder ein pronomen mit vocal oder h oder ebenfalls mit þ ſchließt, ſo inclinieren beide wörter und aſſimilieren häufig ein doppeltes þ, als: duþþè, (Matth. 27, 8.) miþþan, ûþþan, niþþan, aþþan áiþþán *), náuþþan, þáiþþan (Rom. 12, 4.) ſumáiþþan (Matth. 26, 67. Joh. 11, 46.) jaþþans (Tit 1, 9.) jaþ- þuk (Philem. 19.) — ſtatt du þè, miþ þan, ûh þan, nih þan, at þan, náuh þan, þái þan, ſumái þan, jah þans, jah þuk; häufig ſtehen beide wörter getrennt und auf die letzte weiſe. Die ambroſ. hſſ. ſcheinen die aſſimi- lation noch auf andere conſonanten zu erſtrecken, ich finde janni (Matth. 25, 42, 43, 44.) jaſſa (Matth. 26, 2, 71.) ſtatt jah ni, jah ſa (wie der cod arg. Matth. 26, 71. hat). Matth. 5, 37. bindet ſich auch das hülfszeitwort mit der partikel: ſijáiþþan f. ſijái þan, doch nie andere verba oder nomina z. b. für þái þaúrnjus dürfte nicht þáiþþaúrnjus vorkommen.
Althochdeutſche buchſtaben.
Es iſt kein alth. ſprachdenkmahl vorhanden, das uns die verhältniſſe der buchſtaben ſo feſt beſtimmte, wie Ulphilas die der gothiſchen; viel genanigkeit zeigt ſich in Notkers werken. Ein anderer anſtoß macht aber noch mehr zu ſchaffen, bei Ulphilas lag eine einzige, ſicher begränzte mundart vor; hier begegnen wir ver- ſchiedenen, zwar nahe verwandten und verfließenden, allein manche beſonderheit kundgebenden mundarten, deren gränzen, weil die quellen zu dürftig oder land- ſchaftlich ungewiß ſind, ſich eben nicht deutlich dar- legen laßen. Wenigſtens jetzt noch nicht; vielleicht daß es zukünftig gelingt, hinreichende eigenthümlich- keiten des alemanniſchen, bairiſchen und fränkiſchen dialects oder noch mehrerer, abzuſtecken und hernach buchſtaben und formen eines jeden derſelben für ſich zu behandeln. Alle einzelnen ſpuren ſolcher beſonder- heiten werde ich ſorgſam herausheben; wer erwägt, wie in den zeiten des 7. bis zum 11 ten jahrh. von welchen es ſich hier zunächſt handelt, die früher mehr
*) Dieſes allein weiß ich kaum genügend zu zerlegen; zwar der hintere theil, die partikeln þáu, iſt klar, was aber áiþ oder aíh bedeute? nicht. Vgl. das alth. ëddô, odô angelſ. oððe.
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I. althochdeutſche buchſtaben.
nomen oder eine partikel mit þ beginnt und eine vor-
hergehende partikel oder ein pronomen mit vocal oder
h oder ebenfalls mit þ ſchließt, ſo inclinieren beide
wörter und aſſimilieren häufig ein doppeltes þ, als:
duþþè, (Matth. 27, 8.) miþþan, ûþþan, niþþan, aþþan
áiþþán *), náuþþan, þáiþþan (Rom. 12, 4.) ſumáiþþan
(Matth. 26, 67. Joh. 11, 46.) jaþþans (Tit 1, 9.) jaþ-
þuk (Philem. 19.) — ſtatt du þè, miþ þan, ûh þan, nih
þan, at þan, náuh þan, þái þan, ſumái þan, jah þans,
jah þuk; häufig ſtehen beide wörter getrennt und auf
die letzte weiſe. Die ambroſ. hſſ. ſcheinen die aſſimi-
lation noch auf andere conſonanten zu erſtrecken, ich
finde janni (Matth. 25, 42, 43, 44.) jaſſa (Matth. 26, 2, 71.)
ſtatt jah ni, jah ſa (wie der cod arg. Matth. 26, 71.
hat). Matth. 5, 37. bindet ſich auch das hülfszeitwort
mit der partikel: ſijáiþþan f. ſijái þan, doch nie andere
verba oder nomina z. b. für þái þaúrnjus dürfte nicht
þáiþþaúrnjus vorkommen.
Althochdeutſche buchſtaben.
Es iſt kein alth. ſprachdenkmahl vorhanden, das
uns die verhältniſſe der buchſtaben ſo feſt beſtimmte,
wie Ulphilas die der gothiſchen; viel genanigkeit zeigt
ſich in Notkers werken. Ein anderer anſtoß macht aber
noch mehr zu ſchaffen, bei Ulphilas lag eine einzige,
ſicher begränzte mundart vor; hier begegnen wir ver-
ſchiedenen, zwar nahe verwandten und verfließenden,
allein manche beſonderheit kundgebenden mundarten,
deren gränzen, weil die quellen zu dürftig oder land-
ſchaftlich ungewiß ſind, ſich eben nicht deutlich dar-
legen laßen. Wenigſtens jetzt noch nicht; vielleicht
daß es zukünftig gelingt, hinreichende eigenthümlich-
keiten des alemanniſchen, bairiſchen und fränkiſchen
dialects oder noch mehrerer, abzuſtecken und hernach
buchſtaben und formen eines jeden derſelben für ſich
zu behandeln. Alle einzelnen ſpuren ſolcher beſonder-
heiten werde ich ſorgſam herausheben; wer erwägt,
wie in den zeiten des 7. bis zum 11 ten jahrh. von
welchen es ſich hier zunächſt handelt, die früher mehr
*) Dieſes allein weiß ich kaum genügend zu zerlegen; zwar
der hintere theil, die partikeln þáu, iſt klar, was aber
áiþ oder aíh bedeute? nicht. Vgl. das alth. ëddô, odô
angelſ. oððe.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/100>, abgerufen am 03.12.2024.
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