Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Die beste Lilje hat Eugenius gepflücket/
Und vor der Teutschen Macht sich nun dein Ryssel bücket.
Es suchte zwar Bouff leur zu schützen diese Stadt/
Allein/ was hilfft der Witz wenn man kein Glücke hat?
Ob sich viel Dornen gleich um Ryssel sehen liessen/
So ist es doch hinweg ohn' Hand Schuh dir gerissen.
Der Hand-Schuh ging auch fort als man dir Gent wegnahm/
Da eben die Gewalt des kalten Winters kahm.
So wie dir Brügge kahm/ so must es wieder gehen/
Und Brüssel wolte nicht den Bayrn zum Heyland sehen.
Ja selbst dein AEthna muß zu letzte ruhig seyn/
Wenn man durch Arbeit nimmt dein Dornick auch mit ein/
Dem mancher Dornen-Strauch zu seinen Schutze nützte/
Und das wie Plutons Klufft nur Schweffel-Feuer blitzte.
Soll denn ein Felsen Loch dir eine Frey-Stadt seyn/
So fällt ein tapffer Arm auch in die Schantzen ein/
Schlägt deine Völcker weg/ und muß das Feld besiegen/
Und auch zum Sieges-Lohn den Berg und Felsen kriegen.


Uber die Stadt Venedig.
Aus dem Lateinischen.
Neptunus sahe einst die Stadt Venedig liegen
Jm Adriatschen Meer/ und See und Land besiegen/
Er rieff/ Zeus wirff mir nicht Tarpejens Schlösser vor/
Und Mavors prahle nicht mit Mauren und mit Thor.
Will euch der Tyber Fluß mehr als das Meer ergötzen?
So last uns das Gesicht auf beyde Städte setzen/
Denn werdet ihr gestehn/ daß Menschen Rom gemacht/
Venedig aber sey von Göttern aufgebracht.


Auf dem Englis. Admiral Franc. Dracus.
Beschämter Hercules prahl nicht mit deinen Säulen/
So bey der alten Welt dich trefflich groß gemacht/
Dem edlen Dracus muß man grössern Ruhm ertheilen/
Wel er sein Krieges-Schiff rund um die Welt gebracht.
Du
Sinn-Gedichte.
Die beſte Lilje hat Eugenius gepfluͤcket/
Und vor der Teutſchen Macht ſich nun dein Ryſſel buͤcket.
Es ſuchte zwar Bouff leur zu ſchuͤtzen dieſe Stadt/
Allein/ was hilfft der Witz wenn man kein Gluͤcke hat?
Ob ſich viel Dornen gleich um Ryſſel ſehen lieſſen/
So iſt es doch hinweg ohn’ Hand Schuh dir geriſſen.
Der Hand-Schuh ging auch fort als man dir Gent wegnahm/
Da eben die Gewalt des kalten Winters kahm.
So wie dir Brügge kahm/ ſo muſt es wieder gehen/
Und Brüſſel wolte nicht den Bayrn zum Heyland ſehen.
Ja ſelbſt dein Æthna muß zu letzte ruhig ſeyn/
Wenn man durch Arbeit nimmt dein Dornick auch mit ein/
Dem mancher Dornen-Strauch zu ſeinen Schutze nuͤtzte/
Und das wie Plutons Klufft nur Schweffel-Feuer blitzte.
Soll denn ein Felſen Loch dir eine Frey-Stadt ſeyn/
So faͤllt ein tapffer Arm auch in die Schantzen ein/
Schlaͤgt deine Voͤlcker weg/ und muß das Feld beſiegen/
Und auch zum Sieges-Lohn den Berg und Felſen kriegen.


Uber die Stadt Venedig.
Aus dem Lateiniſchen.
Neptunus ſahe einſt die Stadt Venedig liegen
Jm Adriatſchen Meer/ und See und Land beſiegen/
Er rieff/ Zeus wirff mir nicht Tarpejens Schloͤſſer vor/
Und Mavors prahle nicht mit Mauren und mit Thor.
Will euch der Tyber Fluß mehr als das Meer ergoͤtzen?
So laſt uns das Geſicht auf beyde Staͤdte ſetzen/
Denn werdet ihr geſtehn/ daß Menſchen Rom gemacht/
Venedig aber ſey von Goͤttern aufgebracht.


Auf dem Engliſ. Admiral Franc. Dracus.
Beſchaͤmter Hercules prahl nicht mit deinen Saͤulen/
So bey der alten Welt dich trefflich groß gemacht/
Dem edlen Dracus muß man groͤſſern Ruhm ertheilen/
Wel er ſein Krieges-Schiff rund um die Welt gebracht.
Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0392" n="374"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Die be&#x017F;te Lilje hat <hi rendition="#aq">Eugenius</hi> gepflu&#x0364;cket/</l><lb/>
            <l>Und vor der Teut&#x017F;chen Macht &#x017F;ich nun dein <hi rendition="#aq">Ry&#x017F;&#x017F;el</hi> bu&#x0364;cket.</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;uchte zwar <hi rendition="#aq">Bouff leur</hi> zu &#x017F;chu&#x0364;tzen die&#x017F;e Stadt/</l><lb/>
            <l>Allein/ was hilfft der Witz wenn man kein Glu&#x0364;cke hat?</l><lb/>
            <l>Ob &#x017F;ich viel Dornen gleich um <hi rendition="#aq">Ry&#x017F;&#x017F;el</hi> &#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t es doch hinweg ohn&#x2019; Hand Schuh dir geri&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Der Hand-Schuh ging auch fort als man dir <hi rendition="#aq">Gent</hi> wegnahm/</l><lb/>
            <l>Da eben die Gewalt des kalten Winters kahm.</l><lb/>
            <l>So wie dir <hi rendition="#aq">Brügge</hi> kahm/ &#x017F;o mu&#x017F;t es wieder gehen/</l><lb/>
            <l>Und <hi rendition="#aq">Brü&#x017F;&#x017F;el</hi> wolte nicht den Bayrn zum Heyland &#x017F;ehen.</l><lb/>
            <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t dein <hi rendition="#aq">Æthna</hi> muß zu letzte ruhig &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Wenn man durch Arbeit nimmt dein <hi rendition="#aq">Dornick</hi> auch mit ein/</l><lb/>
            <l>Dem mancher Dornen-Strauch zu &#x017F;einen Schutze nu&#x0364;tzte/</l><lb/>
            <l>Und das wie <hi rendition="#aq">Plutons</hi> Klufft nur Schweffel-Feuer blitzte.</l><lb/>
            <l>Soll denn ein Fel&#x017F;en Loch dir eine Frey-Stadt &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>So fa&#x0364;llt ein tapffer Arm auch in die Schantzen ein/</l><lb/>
            <l>Schla&#x0364;gt deine Vo&#x0364;lcker weg/ und muß das Feld be&#x017F;iegen/</l><lb/>
            <l>Und auch zum Sieges-Lohn den Berg und Fel&#x017F;en kriegen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Uber die Stadt <hi rendition="#aq">Venedig.</hi><lb/>
Aus dem Lateini&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">N</hi>eptunus</hi> &#x017F;ahe ein&#x017F;t die Stadt <hi rendition="#aq">Venedig</hi> liegen</l><lb/>
            <l>Jm <hi rendition="#aq">Adriat</hi>&#x017F;chen Meer/ und See und Land be&#x017F;iegen/</l><lb/>
            <l>Er rieff/ <hi rendition="#aq">Zeus</hi> wirff mir nicht <hi rendition="#aq">Tarpejens</hi> Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er vor/</l><lb/>
            <l>Und <hi rendition="#aq">Mavors</hi> prahle nicht mit Mauren und mit Thor.</l><lb/>
            <l>Will euch der <hi rendition="#aq">Tyber</hi> Fluß mehr als das Meer ergo&#x0364;tzen?</l><lb/>
            <l>So la&#x017F;t uns das Ge&#x017F;icht auf beyde Sta&#x0364;dte &#x017F;etzen/</l><lb/>
            <l>Denn werdet ihr ge&#x017F;tehn/ daß Men&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Rom</hi> gemacht/</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Venedig</hi> aber &#x017F;ey von Go&#x0364;ttern aufgebracht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf dem Engli&#x017F;. <hi rendition="#aq">Admiral Franc. Dracus.</hi></hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">B</hi>e&#x017F;cha&#x0364;mter <hi rendition="#aq">Hercules</hi> prahl nicht mit deinen Sa&#x0364;ulen/</l><lb/>
            <l>So bey der alten Welt dich trefflich groß gemacht/</l><lb/>
            <l>Dem edlen <hi rendition="#aq">Dracus</hi> muß man gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ruhm ertheilen/</l><lb/>
            <l>Wel er &#x017F;ein Krieges-Schiff rund um die Welt gebracht.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0392] Sinn-Gedichte. Die beſte Lilje hat Eugenius gepfluͤcket/ Und vor der Teutſchen Macht ſich nun dein Ryſſel buͤcket. Es ſuchte zwar Bouff leur zu ſchuͤtzen dieſe Stadt/ Allein/ was hilfft der Witz wenn man kein Gluͤcke hat? Ob ſich viel Dornen gleich um Ryſſel ſehen lieſſen/ So iſt es doch hinweg ohn’ Hand Schuh dir geriſſen. Der Hand-Schuh ging auch fort als man dir Gent wegnahm/ Da eben die Gewalt des kalten Winters kahm. So wie dir Brügge kahm/ ſo muſt es wieder gehen/ Und Brüſſel wolte nicht den Bayrn zum Heyland ſehen. Ja ſelbſt dein Æthna muß zu letzte ruhig ſeyn/ Wenn man durch Arbeit nimmt dein Dornick auch mit ein/ Dem mancher Dornen-Strauch zu ſeinen Schutze nuͤtzte/ Und das wie Plutons Klufft nur Schweffel-Feuer blitzte. Soll denn ein Felſen Loch dir eine Frey-Stadt ſeyn/ So faͤllt ein tapffer Arm auch in die Schantzen ein/ Schlaͤgt deine Voͤlcker weg/ und muß das Feld beſiegen/ Und auch zum Sieges-Lohn den Berg und Felſen kriegen. Uber die Stadt Venedig. Aus dem Lateiniſchen. Neptunus ſahe einſt die Stadt Venedig liegen Jm Adriatſchen Meer/ und See und Land beſiegen/ Er rieff/ Zeus wirff mir nicht Tarpejens Schloͤſſer vor/ Und Mavors prahle nicht mit Mauren und mit Thor. Will euch der Tyber Fluß mehr als das Meer ergoͤtzen? So laſt uns das Geſicht auf beyde Staͤdte ſetzen/ Denn werdet ihr geſtehn/ daß Menſchen Rom gemacht/ Venedig aber ſey von Goͤttern aufgebracht. Auf dem Engliſ. Admiral Franc. Dracus. Beſchaͤmter Hercules prahl nicht mit deinen Saͤulen/ So bey der alten Welt dich trefflich groß gemacht/ Dem edlen Dracus muß man groͤſſern Ruhm ertheilen/ Wel er ſein Krieges-Schiff rund um die Welt gebracht. Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/392
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/392>, abgerufen am 03.12.2024.