Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Vier Gratien.
Auson. p. 34.
Vor diesen zählte man der Gratien nur drey/
Als aber Lesbia annoch am Leben war/
Da stellte dieses Kind die vierte Huldin dar/
Nun sie gestorben ist/ ist dieses Paar vorbey.


Sie liebet ihn.
Bellise spricht zu mir/
Daß ich ihr angenehm/
Sie schweret hoch und theur
Daß ihr mein Liebes-Feur/
Gar nicht zu wiedern sey.
Füg' ich mich hin zu ihr/
So stellet sie mir frey/
Daß ich den Mund beküsse/
Sie trägt da auf Rosinen
Jn prachtigen Rubinen,
Sie tränckt mit Nectar-Most
Und zeuget Honig Flüsse/
Sie lehrt mich/ daß die Kost/
Jm Lieben recht bequehm.


Uber eine spielende Schöne.
Mein Hertze muß durch euch der Liebe Wirckung fühlen/
Wenn eure schöne Hand/ galantes Musen-Kind/
So wie ein Arion die Seyten zwingt im Spielen/
Jch starre/ ich vergeh/ wenn nur der Schaal beginnt
Nach meinen Ohr zu gehn. Was aber thun die Augen?
Die spielen Feur und Gluth/ die Brust stimmt auch mit ein.
Weil meine Kräffte nun zum Wiederstand nicht taugen.
So stürb' ich gar/ wenn ich eur Spiel mann wolte seyn.
Als
Sinn-Gedichte.
Vier Gratien.
Auſon. p. 34.
Vor dieſen zaͤhlte man der Gratien nur drey/
Als aber Lesbia annoch am Leben war/
Da ſtellte dieſes Kind die vierte Huldin dar/
Nun ſie geſtorben iſt/ iſt dieſes Paar vorbey.


Sie liebet ihn.
Belliſe ſpricht zu mir/
Daß ich ihr angenehm/
Sie ſchweret hoch und theur
Daß ihr mein Liebes-Feur/
Gar nicht zu wiedern ſey.
Fuͤg’ ich mich hin zu ihr/
So ſtellet ſie mir frey/
Daß ich den Mund bekuͤſſe/
Sie traͤgt da auf Roſinen
Jn pråchtigen Rubinen,
Sie traͤnckt mit Nectar-Moſt
Und zeuget Honig Fluͤſſe/
Sie lehrt mich/ daß die Koſt/
Jm Lieben recht bequehm.


Uber eine ſpielende Schoͤne.
Mein Hertze muß durch euch der Liebe Wirckung fuͤhlen/
Wenn eure ſchoͤne Hand/ galantes Muſen-Kind/
So wie ein Arion die Seyten zwingt im Spielen/
Jch ſtarre/ ich vergeh/ wenn nur der Schaal beginnt
Nach meinen Ohr zu gehn. Was aber thun die Augen?
Die ſpielen Feur und Gluth/ die Bruſt ſtimmt auch mit ein.
Weil meine Kraͤffte nun zum Wiederſtand nicht taugen.
So ſtuͤrb’ ich gar/ wenn ich eur Spiel mann wolte ſeyn.
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0386" n="368"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vier <hi rendition="#aq">Gratien.</hi></hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Au&#x017F;on. p.</hi> 34.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">V</hi>or die&#x017F;en za&#x0364;hlte man der <hi rendition="#aq">Gratien</hi> nur drey/</l><lb/>
            <l>Als aber <hi rendition="#aq">Lesbia</hi> annoch am Leben war/</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;tellte die&#x017F;es Kind die vierte Huldin dar/</l><lb/>
            <l>Nun &#x017F;ie ge&#x017F;torben i&#x017F;t/ i&#x017F;t die&#x017F;es Paar vorbey.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sie liebet ihn.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">B</hi>elli&#x017F;e</hi> &#x017F;pricht zu mir/</l><lb/>
            <l>Daß ich ihr angenehm/</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chweret hoch und theur</l><lb/>
            <l>Daß ihr mein Liebes-Feur/</l><lb/>
            <l>Gar nicht zu wiedern &#x017F;ey.</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;g&#x2019; ich mich hin zu ihr/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;tellet &#x017F;ie mir frey/</l><lb/>
            <l>Daß ich den Mund beku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
            <l>Sie tra&#x0364;gt da auf <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;inen</hi></l><lb/>
            <l>Jn pråchtigen <hi rendition="#aq">Rubinen,</hi></l><lb/>
            <l>Sie tra&#x0364;nckt mit <hi rendition="#aq">Nectar-</hi>Mo&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Und zeuget Honig Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
            <l>Sie lehrt mich/ daß die Ko&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Jm Lieben recht bequehm.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Uber eine &#x017F;pielende Scho&#x0364;ne.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Hertze muß durch euch der Liebe Wirckung fu&#x0364;hlen/</l><lb/>
            <l>Wenn eure &#x017F;cho&#x0364;ne Hand/ <hi rendition="#aq">galantes Mu&#x017F;en-</hi>Kind/</l><lb/>
            <l>So wie ein <hi rendition="#aq">Arion</hi> die Seyten zwingt im Spielen/</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;tarre/ ich vergeh/ wenn nur der Schaal beginnt</l><lb/>
            <l>Nach meinen Ohr zu gehn. Was aber thun die Augen?</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;pielen Feur und Gluth/ die Bru&#x017F;t &#x017F;timmt auch mit ein.</l><lb/>
            <l>Weil meine Kra&#x0364;ffte nun zum Wieder&#x017F;tand nicht taugen.</l><lb/>
            <l>So &#x017F;tu&#x0364;rb&#x2019; ich gar/ wenn ich eur Spiel mann wolte &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Als</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0386] Sinn-Gedichte. Vier Gratien. Auſon. p. 34. Vor dieſen zaͤhlte man der Gratien nur drey/ Als aber Lesbia annoch am Leben war/ Da ſtellte dieſes Kind die vierte Huldin dar/ Nun ſie geſtorben iſt/ iſt dieſes Paar vorbey. Sie liebet ihn. Belliſe ſpricht zu mir/ Daß ich ihr angenehm/ Sie ſchweret hoch und theur Daß ihr mein Liebes-Feur/ Gar nicht zu wiedern ſey. Fuͤg’ ich mich hin zu ihr/ So ſtellet ſie mir frey/ Daß ich den Mund bekuͤſſe/ Sie traͤgt da auf Roſinen Jn pråchtigen Rubinen, Sie traͤnckt mit Nectar-Moſt Und zeuget Honig Fluͤſſe/ Sie lehrt mich/ daß die Koſt/ Jm Lieben recht bequehm. Uber eine ſpielende Schoͤne. Mein Hertze muß durch euch der Liebe Wirckung fuͤhlen/ Wenn eure ſchoͤne Hand/ galantes Muſen-Kind/ So wie ein Arion die Seyten zwingt im Spielen/ Jch ſtarre/ ich vergeh/ wenn nur der Schaal beginnt Nach meinen Ohr zu gehn. Was aber thun die Augen? Die ſpielen Feur und Gluth/ die Bruſt ſtimmt auch mit ein. Weil meine Kraͤffte nun zum Wiederſtand nicht taugen. So ſtuͤrb’ ich gar/ wenn ich eur Spiel mann wolte ſeyn. Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/386
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/386>, abgerufen am 21.11.2024.