Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Arien. Gold muß man aus Schlacken kochenDie gleichfals dunckel seyn; Und dennoch sind sie hoch und werth geachtet/ Daß jedermann sie zu besitzen trachtet. 8. So steigt man auch mein KindNach den Kirschen in die Höhe Auf des Baumes schlancke Jähe/ Die da erschwartzet sind; Weil ihre Frucht viel süsser und gesunder/ Als die/ so da im Schatten sind darunter. 9. So kan nun eure PrachtSchöne Braunen mehr entzünden/ Als sich heisse Blicke finden Jn schwartzer Wolcken-Nacht/ Jhr scheinet zwar beliebt euch anzuschwärtzen/ Doch sieht man nichts als Feuer-reiche Kertzen. 10. Jhr brennet/ und entzücktAls die Wolcken voller Blitze/ Und eur Monden-Licht hat Hitze/ So brennet und erquickt/ Es steckt in euch das Wasser mit den Flammen/ Wer euch erlangt kriegt Lust und Brand beysammen. Er entdecket ihr seine Liebe. 1. Die Sclaven ächtzen in den Banden/Und ihr Gemühte ist betrübt/ Warum? es ist niemand verhanden Der ihnen gute Worte giebt. Sie dürffen ihre Noht nicht klagen/ Damit sie ihre Henckers plagen. 2. Mit recht verfluchen sie die Ketten/Die sie so übermässig drückt/ Sie
Verliebte und galante Arien. Gold muß man aus Schlacken kochenDie gleichfals dunckel ſeyn; Und dennoch ſind ſie hoch und werth geachtet/ Daß jedermann ſie zu beſitzen trachtet. 8. So ſteigt man auch mein KindNach den Kirſchen in die Hoͤhe Auf des Baumes ſchlancke Jaͤhe/ Die da erſchwartzet ſind; Weil ihre Frucht viel ſuͤſſer und geſunder/ Als die/ ſo da im Schatten ſind darunter. 9. So kan nun eure PrachtSchoͤne Braunen mehr entzuͤnden/ Als ſich heiſſe Blicke finden Jn ſchwartzer Wolcken-Nacht/ Jhr ſcheinet zwar beliebt euch anzuſchwaͤrtzen/ Doch ſieht man nichts als Feuer-reiche Kertzen. 10. Jhr brennet/ und entzuͤcktAls die Wolcken voller Blitze/ Und eur Monden-Licht hat Hitze/ So brennet und erquickt/ Es ſteckt in euch das Waſſer mit den Flammen/ Wer euch erlangt kriegt Luſt und Brand beyſammen. Er entdecket ihr ſeine Liebe. 1. Die Sclaven aͤchtzen in den Banden/Und ihr Gemuͤhte iſt betruͤbt/ Warum? es iſt niemand verhanden Der ihnen gute Worte giebt. Sie duͤrffen ihre Noht nicht klagen/ Damit ſie ihre Henckers plagen. 2. Mit recht verfluchen ſie die Ketten/Die ſie ſo uͤbermaͤſſig druͤckt/ Sie
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Verliebte und galante Arien.
Gold muß man aus Schlacken kochen
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Daß jedermann ſie zu beſitzen trachtet.
8.
So ſteigt man auch mein Kind
Nach den Kirſchen in die Hoͤhe
Auf des Baumes ſchlancke Jaͤhe/
Die da erſchwartzet ſind;
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Als die/ ſo da im Schatten ſind darunter.
9.
So kan nun eure Pracht
Schoͤne Braunen mehr entzuͤnden/
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Doch ſieht man nichts als Feuer-reiche Kertzen.
10.
Jhr brennet/ und entzuͤckt
Als die Wolcken voller Blitze/
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So brennet und erquickt/
Es ſteckt in euch das Waſſer mit den Flammen/
Wer euch erlangt kriegt Luſt und Brand beyſammen.
Er entdecket ihr ſeine Liebe.
1.
Die Sclaven aͤchtzen in den Banden/
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Sie duͤrffen ihre Noht nicht klagen/
Damit ſie ihre Henckers plagen.
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Mit recht verfluchen ſie die Ketten/
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