Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Venus ertheilet ihr Gnade.
Weil dir dein Fehler leid/ und weil du dich gebückt
Jn Unterthänigkeit zu meinen weissen Füssen
Und weil den Frevelmuth der Buhler büssen müssen/
So bist du nun begnadt/ mein Zorn ist fortgeschickt.
Du zierst durch deine Buß mein lichtes Rosen-Haupt
Darum du einen Krantz von grünen Lorbern windest.
Jndem du dich bey mir mit Reu und Leid einfindest/
So hast du mich dadurch mit Myrthen-Laub belaubt.
Wenn bey der Juno sich so Kron als Scepter findt/
Wenn Weisheit und Verstand die Pallas kan verehren/
So muß mir Paris doch die güldne Frucht gewehren/
Der meine Pracht allein vor allen liebgewinnt.
So hat denn meine Zier den Sieg allein erlangt/
Der rauhe Ida ist die Wahl Statt dieser Kriege/
Er gibt den Zeugen ab von meinem schönen Siege/
Und wie ich da so schön mit Pracht und Schmuck geprangt.
Jhr Gratien hohlt mich mit Lorbeer-Kräntzen ein/
Jch habe dieses mahl auch wieder überwunden
Lysett' hat sich bey mir in Demuth eingefunden/
Nun werd' ich König in der Lieb' und Schönheit seyn.


Er verzweifelt über seine Verbannung.
Jch bin nun hin! ich bin/ ach Schmertz! nun gantz verlohren/
Lysette hat mich von sich weggebannt/
Sie hat sich gantz und gar auf meinen Fall verschwohren/
Und ihre Liebe umgewandt.
Jch muß wie Ixion nun Lufft und Wolcken hertzen/
Die vorgenoßne Lust quält mich herben Schmertzen.
Die Seele ist in Alabast verkehrt/
Das keine Klagen hört.
So jagt mich AEolus hin auf die Unglücks-Seen/
Und schlägt mein Hoffnungs-Schiff vor seinen Port vorbey/
Die Seegel reissen ab/ der Ancker ist entzwey
Jch muß im Sturme untergehen.
Es
Verliebte und galante Gedichte.
Venus ertheilet ihr Gnade.
Weil dir dein Fehler leid/ und weil du dich gebuͤckt
Jn Unterthaͤnigkeit zu meinen weiſſen Fuͤſſen
Und weil den Frevelmuth der Buhler buͤſſen muͤſſen/
So biſt du nun begnadt/ mein Zorn iſt fortgeſchickt.
Du zierſt durch deine Buß mein lichtes Roſen-Haupt
Darum du einen Krantz von gruͤnen Lorbern windeſt.
Jndem du dich bey mir mit Reu und Leid einfindeſt/
So haſt du mich dadurch mit Myrthen-Laub belaubt.
Wenn bey der Juno ſich ſo Kron als Scepter findt/
Wenn Weisheit und Verſtand die Pallas kan verehren/
So muß mir Paris doch die guͤldne Frucht gewehren/
Der meine Pracht allein vor allen liebgewinnt.
So hat denn meine Zier den Sieg allein erlangt/
Der rauhe Ida iſt die Wahl Statt dieſer Kriege/
Er gibt den Zeugen ab von meinem ſchoͤnen Siege/
Und wie ich da ſo ſchoͤn mit Pracht und Schmuck geprangt.
Jhr Gratien hohlt mich mit Lorbeer-Kraͤntzen ein/
Jch habe dieſes mahl auch wieder uͤberwunden
Lyſett’ hat ſich bey mir in Demuth eingefunden/
Nun werd’ ich Koͤnig in der Lieb’ und Schoͤnheit ſeyn.


Er verzweifelt uͤber ſeine Verbannung.
Jch bin nun hin! ich bin/ ach Schmertz! nun gantz verlohren/
Lyſette hat mich von ſich weggebannt/
Sie hat ſich gantz und gar auf meinen Fall verſchwohren/
Und ihre Liebe umgewandt.
Jch muß wie Ixion nun Lufft und Wolcken hertzen/
Die vorgenoßne Luſt quaͤlt mich herben Schmertzen.
Die Seele iſt in Alabaſt verkehrt/
Das keine Klagen hoͤrt.
So jagt mich Æolus hin auf die Ungluͤcks-Seen/
Und ſchlaͤgt mein Hoffnungs-Schiff vor ſeinen Port vorbey/
Die Seegel reiſſen ab/ der Ancker iſt entzwey
Jch muß im Sturme untergehen.
Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0122" n="104"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Venus</hi> ertheilet ihr Gnade.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>eil dir dein Fehler leid/ und weil du dich gebu&#x0364;ckt</l><lb/>
            <l>Jn Untertha&#x0364;nigkeit zu meinen wei&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Und weil den Frevelmuth der Buhler bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So bi&#x017F;t du nun begnadt/ mein Zorn i&#x017F;t fortge&#x017F;chickt.</l><lb/>
            <l>Du zier&#x017F;t durch deine Buß mein lichtes Ro&#x017F;en-Haupt</l><lb/>
            <l>Darum du einen Krantz von gru&#x0364;nen Lorbern winde&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Jndem du dich bey mir mit Reu und Leid einfinde&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>So ha&#x017F;t du mich dadurch mit Myrthen-Laub belaubt.</l><lb/>
            <l>Wenn bey der <hi rendition="#aq">Juno</hi> &#x017F;ich &#x017F;o Kron als Scepter findt/</l><lb/>
            <l>Wenn Weisheit und Ver&#x017F;tand die <hi rendition="#aq">Pallas</hi> kan verehren/</l><lb/>
            <l>So muß mir <hi rendition="#aq">Paris</hi> doch die gu&#x0364;ldne Frucht gewehren/</l><lb/>
            <l>Der meine Pracht allein vor allen liebgewinnt.</l><lb/>
            <l>So hat denn meine Zier den Sieg allein erlangt/</l><lb/>
            <l>Der rauhe <hi rendition="#aq">Ida</hi> i&#x017F;t die Wahl Statt die&#x017F;er Kriege/</l><lb/>
            <l>Er gibt den Zeugen ab von meinem &#x017F;cho&#x0364;nen Siege/</l><lb/>
            <l>Und wie ich da &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n mit Pracht und Schmuck geprangt.</l><lb/>
            <l>Jhr <hi rendition="#aq">Gratien</hi> hohlt mich mit Lorbeer-Kra&#x0364;ntzen ein/</l><lb/>
            <l>Jch habe die&#x017F;es mahl auch wieder u&#x0364;berwunden</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Ly&#x017F;ett&#x2019;</hi> hat &#x017F;ich bey mir in Demuth eingefunden/</l><lb/>
            <l>Nun werd&#x2019; ich Ko&#x0364;nig in der Lieb&#x2019; und Scho&#x0364;nheit &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er verzweifelt u&#x0364;ber &#x017F;eine Verbannung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch bin nun hin! ich bin/ ach Schmertz! nun gantz verlohren/</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Ly&#x017F;ette</hi> hat mich von &#x017F;ich weggebannt/</l><lb/>
            <l>Sie hat &#x017F;ich gantz und gar auf meinen Fall ver&#x017F;chwohren/</l><lb/>
            <l>Und ihre Liebe umgewandt.</l><lb/>
            <l>Jch muß wie <hi rendition="#aq">Ixion</hi> nun Lufft und Wolcken hertzen/</l><lb/>
            <l>Die vorgenoßne Lu&#x017F;t qua&#x0364;lt mich herben Schmertzen.</l><lb/>
            <l>Die Seele i&#x017F;t in Alaba&#x017F;t verkehrt/</l><lb/>
            <l>Das keine Klagen ho&#x0364;rt.</l><lb/>
            <l>So jagt mich <hi rendition="#aq">Æolus</hi> hin auf die Unglu&#x0364;cks-Seen/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chla&#x0364;gt mein Hoffnungs-Schiff vor &#x017F;einen Port vorbey/</l><lb/>
            <l>Die Seegel rei&#x017F;&#x017F;en ab/ der Ancker i&#x017F;t entzwey</l><lb/>
            <l>Jch muß im Sturme untergehen.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0122] Verliebte und galante Gedichte. Venus ertheilet ihr Gnade. Weil dir dein Fehler leid/ und weil du dich gebuͤckt Jn Unterthaͤnigkeit zu meinen weiſſen Fuͤſſen Und weil den Frevelmuth der Buhler buͤſſen muͤſſen/ So biſt du nun begnadt/ mein Zorn iſt fortgeſchickt. Du zierſt durch deine Buß mein lichtes Roſen-Haupt Darum du einen Krantz von gruͤnen Lorbern windeſt. Jndem du dich bey mir mit Reu und Leid einfindeſt/ So haſt du mich dadurch mit Myrthen-Laub belaubt. Wenn bey der Juno ſich ſo Kron als Scepter findt/ Wenn Weisheit und Verſtand die Pallas kan verehren/ So muß mir Paris doch die guͤldne Frucht gewehren/ Der meine Pracht allein vor allen liebgewinnt. So hat denn meine Zier den Sieg allein erlangt/ Der rauhe Ida iſt die Wahl Statt dieſer Kriege/ Er gibt den Zeugen ab von meinem ſchoͤnen Siege/ Und wie ich da ſo ſchoͤn mit Pracht und Schmuck geprangt. Jhr Gratien hohlt mich mit Lorbeer-Kraͤntzen ein/ Jch habe dieſes mahl auch wieder uͤberwunden Lyſett’ hat ſich bey mir in Demuth eingefunden/ Nun werd’ ich Koͤnig in der Lieb’ und Schoͤnheit ſeyn. Er verzweifelt uͤber ſeine Verbannung. Jch bin nun hin! ich bin/ ach Schmertz! nun gantz verlohren/ Lyſette hat mich von ſich weggebannt/ Sie hat ſich gantz und gar auf meinen Fall verſchwohren/ Und ihre Liebe umgewandt. Jch muß wie Ixion nun Lufft und Wolcken hertzen/ Die vorgenoßne Luſt quaͤlt mich herben Schmertzen. Die Seele iſt in Alabaſt verkehrt/ Das keine Klagen hoͤrt. So jagt mich Æolus hin auf die Ungluͤcks-Seen/ Und ſchlaͤgt mein Hoffnungs-Schiff vor ſeinen Port vorbey/ Die Seegel reiſſen ab/ der Ancker iſt entzwey Jch muß im Sturme untergehen. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/122
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/122>, abgerufen am 21.11.2024.