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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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naissance des Freiherrn vom Stein. Aller¬
dings erblicken wir in unserer Gegenwart
nirgends einen Mann, der ihm gleiche,
emporsteigen. Aber um so allgemeiner ist
die Sehnsucht danach, und darum ver¬
breitet sich auch der Wunsch, den großen
Reformator der früheren Leidenszeit zu
verstehen. Lehmann hat nicht nur gekürzt,
sondern auch gebessert und die Erzählung
geschlossener, spannender gestaltet. Die An¬
merkungen mußten leider wegfallen; der
Fachmann wird künftig beide Ausgaben neben
einander benutzen müssen.

Freiherr vom Stein. Bon H. M, Elster.
Verlag Ullstein u. Co, Berlin. M> 20.-.

Einer der besten Bände der Sammlung
"Menschen", der ebensogut in die Lange-
wiesche'sche Reihe neben "den König "und" den
Kanzler" gepaßt haben würde. Wer diese
Eigenzeugnisse des Reichssreiherrn gelesen
hat, wird die Tragik seines Lebens -- unsere
deutsche Tragik -- ebenso wie die schöpfe¬
rischen und auch uns noch Hoffnung ge¬
währenden Kräfte einer Staatsmannfchaft,
die im heimischen Boden wurzelt, besser
erfaßt haben. Trotz dem vielfach spröden
Material, das diese Lebensdokumente eines
Verwaltungsgenies bilden, sollte stets neben
den Darstellungen über Stein Stein selber
gelesen werden.

v. Humboldt, Wilhelm und Caroline in
ihren Briefen 1781--183ö. Herausge¬
geben von Anna v. Sydow. Gekürzte
Ausgabe in einem Bande. Mit sechs
Bildern. 1920. Geb. M. 40.--. Ver¬
lagsbuchhandlung E. S. Mittler u. Sohn.
Berlin.

Im Jahre 1905 hatte Humboldts Ur¬
enkelin in sieben großen Bänden das Ver¬
mächtnis ihrer Ahnen an die Öffentlichkeit
gegeben. Das wunderbare Lebens- und
Zeitbild, das aus den Briefen dieser seltenen
Menschen aus einer seltenen Zeit erstand,
hatte sich rasch einen sicheren Platz bei allen
Gebildeten unserer Nation, insbesondere in
der Frauenwelt errungen. Nach dem Zu¬
sammenbruch ist die Hinwendung zu den
unvergleichlichen Werten jener Zeit und
jenes Menschentums vor hundert Jahren
noch viel stärker geworden. Und da auf der'

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anderen Seite die Büchervreise gerade für
die Kreise, an die sich ein solches Lebens-
buch wendet, unerschwinglich geworden sind,
begrüßen wir diese gekürzte Ausgabe aufs
wärmste. Bei der Erneuerung des deutschen
Geistes in der deutschen Familie, auf die
wir hoffen, wird die Geschichte dieser Ehe,
die im schwärmerischen Tugendbund begann
und aus der Höhe kultureller und staats¬
männischer Arbeit für die Nation sich
vollendete, als guter Genius mitwirken.
Neben dem Briefwechsel von Karl und
Marie v. Clausewitz möchten wir diesen
einen schönen Zugang nennen für die unseren
Gebildeten so notwendige Einfühlung in die
schicksalsverwandte Zeit vor hundert Jahren.

U.V.^Veit, v'VIm K ^o-in. Lorresponäsnce
insllito an clievalier tlo Qvntzi spec
prsncis ^ames 5"ein"on ministre "dis is
Krsncko-Kretsxno a Korlin (1804--1806).
18 er. Paris, Pcchot, 19S1.

Die Fülle des von und über Gentz Ver¬
öffentlichten ließ kaum erwarten, daß noch
eine geheime Korrespondenz (ersten Ranges)
des Publizisten in den Archiven schlummerte;
die im Londoner liscorcl (Mes gefundenen
Briefe an den Berliner englischen Gesandten
wirkten deshalb als Überraschung. Im Mittel¬
punkt des Interesses steht der Krieg von
1805. Gentz behält mit seiner Vorhersage
recht, daß nur die Einigkeit der deutschen
Hauptmächte das französische Joch zerbrechen
könne, und diese Einigkeit bleibt aus.
Mit Spannung verfolgt man in den geiht
reich beweglichen Schilderungen des großen
Schriftstellers die Wechselfälle dieser Jahre,
die dem Leser wie selbsterlebte Leiden nabe¬
treten.

Metternich, Denkwürdigkeiten. Mit Ein¬
leitung und Anmerkungen herausgegeben
von Otto H. Brandt. Zwei Bände 192Z,
Mit 51 Bildbeigaben. Preis Drosch. 180,--M.
in Halbleder gebunden 240,-- M. München,
Georg Müller.

Metternich, der mit Recht, wenn auch nicht
ohne Eitelkeit, von sich sagte, er habe Geschichte
gemacht und deshalb die Zeit, sie zu schreiben,
nicht gefunden, sorgte jahrzehntelang in Er¬
mangelung eigentlicher Memoiren durch zahl¬
reiche Niederschriften, die Gentz zum Teil

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naissance des Freiherrn vom Stein. Aller¬
dings erblicken wir in unserer Gegenwart
nirgends einen Mann, der ihm gleiche,
emporsteigen. Aber um so allgemeiner ist
die Sehnsucht danach, und darum ver¬
breitet sich auch der Wunsch, den großen
Reformator der früheren Leidenszeit zu
verstehen. Lehmann hat nicht nur gekürzt,
sondern auch gebessert und die Erzählung
geschlossener, spannender gestaltet. Die An¬
merkungen mußten leider wegfallen; der
Fachmann wird künftig beide Ausgaben neben
einander benutzen müssen.

Freiherr vom Stein. Bon H. M, Elster.
Verlag Ullstein u. Co, Berlin. M> 20.-.

Einer der besten Bände der Sammlung
„Menschen", der ebensogut in die Lange-
wiesche'sche Reihe neben „den König „und" den
Kanzler" gepaßt haben würde. Wer diese
Eigenzeugnisse des Reichssreiherrn gelesen
hat, wird die Tragik seines Lebens — unsere
deutsche Tragik — ebenso wie die schöpfe¬
rischen und auch uns noch Hoffnung ge¬
währenden Kräfte einer Staatsmannfchaft,
die im heimischen Boden wurzelt, besser
erfaßt haben. Trotz dem vielfach spröden
Material, das diese Lebensdokumente eines
Verwaltungsgenies bilden, sollte stets neben
den Darstellungen über Stein Stein selber
gelesen werden.

v. Humboldt, Wilhelm und Caroline in
ihren Briefen 1781—183ö. Herausge¬
geben von Anna v. Sydow. Gekürzte
Ausgabe in einem Bande. Mit sechs
Bildern. 1920. Geb. M. 40.—. Ver¬
lagsbuchhandlung E. S. Mittler u. Sohn.
Berlin.

Im Jahre 1905 hatte Humboldts Ur¬
enkelin in sieben großen Bänden das Ver¬
mächtnis ihrer Ahnen an die Öffentlichkeit
gegeben. Das wunderbare Lebens- und
Zeitbild, das aus den Briefen dieser seltenen
Menschen aus einer seltenen Zeit erstand,
hatte sich rasch einen sicheren Platz bei allen
Gebildeten unserer Nation, insbesondere in
der Frauenwelt errungen. Nach dem Zu¬
sammenbruch ist die Hinwendung zu den
unvergleichlichen Werten jener Zeit und
jenes Menschentums vor hundert Jahren
noch viel stärker geworden. Und da auf der'

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die Kreise, an die sich ein solches Lebens-
buch wendet, unerschwinglich geworden sind,
begrüßen wir diese gekürzte Ausgabe aufs
wärmste. Bei der Erneuerung des deutschen
Geistes in der deutschen Familie, auf die
wir hoffen, wird die Geschichte dieser Ehe,
die im schwärmerischen Tugendbund begann
und aus der Höhe kultureller und staats¬
männischer Arbeit für die Nation sich
vollendete, als guter Genius mitwirken.
Neben dem Briefwechsel von Karl und
Marie v. Clausewitz möchten wir diesen
einen schönen Zugang nennen für die unseren
Gebildeten so notwendige Einfühlung in die
schicksalsverwandte Zeit vor hundert Jahren.

U.V.^Veit, v'VIm K ^o-in. Lorresponäsnce
insllito an clievalier tlo Qvntzi spec
prsncis ^ames 5»ein«on ministre «dis is
Krsncko-Kretsxno a Korlin (1804—1806).
18 er. Paris, Pcchot, 19S1.

Die Fülle des von und über Gentz Ver¬
öffentlichten ließ kaum erwarten, daß noch
eine geheime Korrespondenz (ersten Ranges)
des Publizisten in den Archiven schlummerte;
die im Londoner liscorcl (Mes gefundenen
Briefe an den Berliner englischen Gesandten
wirkten deshalb als Überraschung. Im Mittel¬
punkt des Interesses steht der Krieg von
1805. Gentz behält mit seiner Vorhersage
recht, daß nur die Einigkeit der deutschen
Hauptmächte das französische Joch zerbrechen
könne, und diese Einigkeit bleibt aus.
Mit Spannung verfolgt man in den geiht
reich beweglichen Schilderungen des großen
Schriftstellers die Wechselfälle dieser Jahre,
die dem Leser wie selbsterlebte Leiden nabe¬
treten.

Metternich, Denkwürdigkeiten. Mit Ein¬
leitung und Anmerkungen herausgegeben
von Otto H. Brandt. Zwei Bände 192Z,
Mit 51 Bildbeigaben. Preis Drosch. 180,—M.
in Halbleder gebunden 240,— M. München,
Georg Müller.

Metternich, der mit Recht, wenn auch nicht
ohne Eitelkeit, von sich sagte, er habe Geschichte
gemacht und deshalb die Zeit, sie zu schreiben,
nicht gefunden, sorgte jahrzehntelang in Er¬
mangelung eigentlicher Memoiren durch zahl¬
reiche Niederschriften, die Gentz zum Teil

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[0364] Bücherschau naissance des Freiherrn vom Stein. Aller¬ dings erblicken wir in unserer Gegenwart nirgends einen Mann, der ihm gleiche, emporsteigen. Aber um so allgemeiner ist die Sehnsucht danach, und darum ver¬ breitet sich auch der Wunsch, den großen Reformator der früheren Leidenszeit zu verstehen. Lehmann hat nicht nur gekürzt, sondern auch gebessert und die Erzählung geschlossener, spannender gestaltet. Die An¬ merkungen mußten leider wegfallen; der Fachmann wird künftig beide Ausgaben neben einander benutzen müssen. Freiherr vom Stein. Bon H. M, Elster. Verlag Ullstein u. Co, Berlin. M> 20.-. Einer der besten Bände der Sammlung „Menschen", der ebensogut in die Lange- wiesche'sche Reihe neben „den König „und" den Kanzler" gepaßt haben würde. Wer diese Eigenzeugnisse des Reichssreiherrn gelesen hat, wird die Tragik seines Lebens — unsere deutsche Tragik — ebenso wie die schöpfe¬ rischen und auch uns noch Hoffnung ge¬ währenden Kräfte einer Staatsmannfchaft, die im heimischen Boden wurzelt, besser erfaßt haben. Trotz dem vielfach spröden Material, das diese Lebensdokumente eines Verwaltungsgenies bilden, sollte stets neben den Darstellungen über Stein Stein selber gelesen werden. v. Humboldt, Wilhelm und Caroline in ihren Briefen 1781—183ö. Herausge¬ geben von Anna v. Sydow. Gekürzte Ausgabe in einem Bande. Mit sechs Bildern. 1920. Geb. M. 40.—. Ver¬ lagsbuchhandlung E. S. Mittler u. Sohn. Berlin. Im Jahre 1905 hatte Humboldts Ur¬ enkelin in sieben großen Bänden das Ver¬ mächtnis ihrer Ahnen an die Öffentlichkeit gegeben. Das wunderbare Lebens- und Zeitbild, das aus den Briefen dieser seltenen Menschen aus einer seltenen Zeit erstand, hatte sich rasch einen sicheren Platz bei allen Gebildeten unserer Nation, insbesondere in der Frauenwelt errungen. Nach dem Zu¬ sammenbruch ist die Hinwendung zu den unvergleichlichen Werten jener Zeit und jenes Menschentums vor hundert Jahren noch viel stärker geworden. Und da auf der' anderen Seite die Büchervreise gerade für die Kreise, an die sich ein solches Lebens- buch wendet, unerschwinglich geworden sind, begrüßen wir diese gekürzte Ausgabe aufs wärmste. Bei der Erneuerung des deutschen Geistes in der deutschen Familie, auf die wir hoffen, wird die Geschichte dieser Ehe, die im schwärmerischen Tugendbund begann und aus der Höhe kultureller und staats¬ männischer Arbeit für die Nation sich vollendete, als guter Genius mitwirken. Neben dem Briefwechsel von Karl und Marie v. Clausewitz möchten wir diesen einen schönen Zugang nennen für die unseren Gebildeten so notwendige Einfühlung in die schicksalsverwandte Zeit vor hundert Jahren. U.V.^Veit, v'VIm K ^o-in. Lorresponäsnce insllito an clievalier tlo Qvntzi spec prsncis ^ames 5»ein«on ministre «dis is Krsncko-Kretsxno a Korlin (1804—1806). 18 er. Paris, Pcchot, 19S1. Die Fülle des von und über Gentz Ver¬ öffentlichten ließ kaum erwarten, daß noch eine geheime Korrespondenz (ersten Ranges) des Publizisten in den Archiven schlummerte; die im Londoner liscorcl (Mes gefundenen Briefe an den Berliner englischen Gesandten wirkten deshalb als Überraschung. Im Mittel¬ punkt des Interesses steht der Krieg von 1805. Gentz behält mit seiner Vorhersage recht, daß nur die Einigkeit der deutschen Hauptmächte das französische Joch zerbrechen könne, und diese Einigkeit bleibt aus. Mit Spannung verfolgt man in den geiht reich beweglichen Schilderungen des großen Schriftstellers die Wechselfälle dieser Jahre, die dem Leser wie selbsterlebte Leiden nabe¬ treten. Metternich, Denkwürdigkeiten. Mit Ein¬ leitung und Anmerkungen herausgegeben von Otto H. Brandt. Zwei Bände 192Z, Mit 51 Bildbeigaben. Preis Drosch. 180,—M. in Halbleder gebunden 240,— M. München, Georg Müller. Metternich, der mit Recht, wenn auch nicht ohne Eitelkeit, von sich sagte, er habe Geschichte gemacht und deshalb die Zeit, sie zu schreiben, nicht gefunden, sorgte jahrzehntelang in Er¬ mangelung eigentlicher Memoiren durch zahl¬ reiche Niederschriften, die Gentz zum Teil

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/364>, abgerufen am 22.12.2024.