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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Weltspiegel

Weltspiegel

Noch dem Frieden mit Amerika. Wenn man in England jetzt den
Amerikanern Liebenswürdigkeiten sagt, so entspricht das unmittelbar gegebenen
politischen Notwendigkeiten. Wenn man das gleiche in Frankreich und Deutschland
tut, und dabei, wie in Frankreich durchgängig und in Deutschland teilweise und'
unter anderem gerade an Stellen" die z. B. Frankreich gegenüber in allen Punkten
der nationalen Würde überaus empfindlich sind, über die Grenze allgemeiner höf¬
licher internationaler Umgangsformen hinausgeht, so ist das nichts als Liebedienerer
und Verrat am Europäertum. Und obendrein, wie der Friedensvertrag mit Amerika
beweist, durchaus vergeblich. Es hat natürlich gar keinen Zweck, wilde Philippiken
gegen Amerika im besonderen und allgemeinen zu halten, und wäre unverständig. ge¬
recht und billig, aber auch nur nüchtern und ruhig denkende Amerikaner zu vergrämen,,
aber wir wollen und können es nie vergessen, das? es gerade ein Amerikaner war, der
aufrichtige deutsche Friedenshoffnung in der wörtlichsten Bedeutung des Wortes be¬
trogen, der ohne Not und ausgerüstet mit der höchsten moralischen Autorität, die
im Weltkriege einem Regierungsmitglied zugesprochen war, die Hand zu allen
Vergewaltigungen geboten hat, denen Deutschland seit dem Waffenstillstand aus¬
gesetzt gewesen ist. Obwohl gerade er die Möglichkeit gehabt hätte, die die Re¬
gierungshäupter der europäischen Staaten nach ihren propagandistischen Kund--
gedungen oder Wahlreden nicht mehr völlig besaßen: auf die Sieger mäßigend
und im Sinne einer friedfertigen politischen Auffassung einzuwirken. Und wenn
auch dieser Amerikaner nach seiner Rückkehr gestürzt worden ist, so beweist doch
gerade dieser deutsch-amerikanische Friedensvertrag, daß nicht diese Punkte es-
sind, die Amerika mißbilligte. "Mit Einschluß aller Rechte und Vorteile, die zu¬
gunsten der Vereinigten Staaten in dem Vertrag von Versailles festgesetzt find
und die die Vereinigten Staaten in vollem Umfange genießen sollen, ungeachtet
der Tatsache, daß dieser Vertrag von den Vereinigten Staaten nicht ratifiziert
worden ist", heißt es in 8 1 des Vertrages. Mag sein, daß dieser Satz und die
ganze dem Vertrag zugrunde liegende Auffassung, die den Versailler Vertrag
einerseits kritisiert und teilweise verwirft, ihn andererseits aber doch wieder als
gültig anerkennt, obwohl man ihn nicht ratifizieren will, aus den sehr komplizierten
und eigenartigen innerpolitischen Verhältnissen Amerikas heraus notwendig sind,
als außenpolitisches Ergebnis ist doch festzustellen, daß Amerika aus Rücksicht,
nähme auf die Ententestaaten mit der Politik dieses Friedensvertrages nicht bricht
und dem Besiegten nicht nur die daraus auch gegenüber Amerika entspringenden
Lasten, sondern noch seine eigenen Wünsche und Forderungen aufzwingt. Es hat
nach Lage der Dinge keinen Zweck, mit der deutschen Negierung darüber zu
rechten, daß sie nicht einmal in Sachen der deutschen Kolonien und der Verant¬
wortlichkeit für den Krieg eine Differenzierung durchdrücken konnte, auch dieser
Vertrag gehört zu der großen verlustreichen Gcsamtliquiüicrung des verlorenen
Krieges, mit Wehrlosen hat noch niemand in der Politik viel Federlesens gemacht
und eine Ablehnung deutscherseits war nicht möglich, da augenblicklich Deutschland
"freundschaftliche Beziehungen" zu Amerika viel notwendiger braucht als um¬
gekehrt Amerika. Aber die diesem Präliminarfrieden, wie man ihn mit Recht
bezeichnet hat, folgenden Verträge müßten wider Erwarten^schon sehr günstig für
Deutschland ausfallen, um das Gefühl unsäglicher Bitterkeit, das er ausgelöst
hat, abzuschwächen oder gar vergessen zu lassen. Zur ausdrücklichen Betonung
einer Politik deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit in Nußland, wie sie unlängst
ein durch seine Perspektiven sehr beachtenswerter, in seiner Opportunist aber
von der "Deutschen Allgemeinen Zeitung" (vom 28. August) mit Recht angefochtener
Artikel des "Hamburgischen Korrespondenten" vertreten hat. ist vorderhand vollends
kein Anlaß. Überhaupt dürfte die Zeit zu endgültigen "Orientierungen und zu
einer mit gewissen Mächten durch dick und dünn gehenden Konibinattonspolttik
für Deutschland noch lange nicht gekommen sein. Ein Schwacher zwischen lauter


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Noch dem Frieden mit Amerika. Wenn man in England jetzt den
Amerikanern Liebenswürdigkeiten sagt, so entspricht das unmittelbar gegebenen
politischen Notwendigkeiten. Wenn man das gleiche in Frankreich und Deutschland
tut, und dabei, wie in Frankreich durchgängig und in Deutschland teilweise und'
unter anderem gerade an Stellen» die z. B. Frankreich gegenüber in allen Punkten
der nationalen Würde überaus empfindlich sind, über die Grenze allgemeiner höf¬
licher internationaler Umgangsformen hinausgeht, so ist das nichts als Liebedienerer
und Verrat am Europäertum. Und obendrein, wie der Friedensvertrag mit Amerika
beweist, durchaus vergeblich. Es hat natürlich gar keinen Zweck, wilde Philippiken
gegen Amerika im besonderen und allgemeinen zu halten, und wäre unverständig. ge¬
recht und billig, aber auch nur nüchtern und ruhig denkende Amerikaner zu vergrämen,,
aber wir wollen und können es nie vergessen, das? es gerade ein Amerikaner war, der
aufrichtige deutsche Friedenshoffnung in der wörtlichsten Bedeutung des Wortes be¬
trogen, der ohne Not und ausgerüstet mit der höchsten moralischen Autorität, die
im Weltkriege einem Regierungsmitglied zugesprochen war, die Hand zu allen
Vergewaltigungen geboten hat, denen Deutschland seit dem Waffenstillstand aus¬
gesetzt gewesen ist. Obwohl gerade er die Möglichkeit gehabt hätte, die die Re¬
gierungshäupter der europäischen Staaten nach ihren propagandistischen Kund--
gedungen oder Wahlreden nicht mehr völlig besaßen: auf die Sieger mäßigend
und im Sinne einer friedfertigen politischen Auffassung einzuwirken. Und wenn
auch dieser Amerikaner nach seiner Rückkehr gestürzt worden ist, so beweist doch
gerade dieser deutsch-amerikanische Friedensvertrag, daß nicht diese Punkte es-
sind, die Amerika mißbilligte. „Mit Einschluß aller Rechte und Vorteile, die zu¬
gunsten der Vereinigten Staaten in dem Vertrag von Versailles festgesetzt find
und die die Vereinigten Staaten in vollem Umfange genießen sollen, ungeachtet
der Tatsache, daß dieser Vertrag von den Vereinigten Staaten nicht ratifiziert
worden ist", heißt es in 8 1 des Vertrages. Mag sein, daß dieser Satz und die
ganze dem Vertrag zugrunde liegende Auffassung, die den Versailler Vertrag
einerseits kritisiert und teilweise verwirft, ihn andererseits aber doch wieder als
gültig anerkennt, obwohl man ihn nicht ratifizieren will, aus den sehr komplizierten
und eigenartigen innerpolitischen Verhältnissen Amerikas heraus notwendig sind,
als außenpolitisches Ergebnis ist doch festzustellen, daß Amerika aus Rücksicht,
nähme auf die Ententestaaten mit der Politik dieses Friedensvertrages nicht bricht
und dem Besiegten nicht nur die daraus auch gegenüber Amerika entspringenden
Lasten, sondern noch seine eigenen Wünsche und Forderungen aufzwingt. Es hat
nach Lage der Dinge keinen Zweck, mit der deutschen Negierung darüber zu
rechten, daß sie nicht einmal in Sachen der deutschen Kolonien und der Verant¬
wortlichkeit für den Krieg eine Differenzierung durchdrücken konnte, auch dieser
Vertrag gehört zu der großen verlustreichen Gcsamtliquiüicrung des verlorenen
Krieges, mit Wehrlosen hat noch niemand in der Politik viel Federlesens gemacht
und eine Ablehnung deutscherseits war nicht möglich, da augenblicklich Deutschland
„freundschaftliche Beziehungen" zu Amerika viel notwendiger braucht als um¬
gekehrt Amerika. Aber die diesem Präliminarfrieden, wie man ihn mit Recht
bezeichnet hat, folgenden Verträge müßten wider Erwarten^schon sehr günstig für
Deutschland ausfallen, um das Gefühl unsäglicher Bitterkeit, das er ausgelöst
hat, abzuschwächen oder gar vergessen zu lassen. Zur ausdrücklichen Betonung
einer Politik deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit in Nußland, wie sie unlängst
ein durch seine Perspektiven sehr beachtenswerter, in seiner Opportunist aber
von der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" (vom 28. August) mit Recht angefochtener
Artikel des „Hamburgischen Korrespondenten" vertreten hat. ist vorderhand vollends
kein Anlaß. Überhaupt dürfte die Zeit zu endgültigen „Orientierungen und zu
einer mit gewissen Mächten durch dick und dünn gehenden Konibinattonspolttik
für Deutschland noch lange nicht gekommen sein. Ein Schwacher zwischen lauter


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[0299] Weltspiegel Weltspiegel Noch dem Frieden mit Amerika. Wenn man in England jetzt den Amerikanern Liebenswürdigkeiten sagt, so entspricht das unmittelbar gegebenen politischen Notwendigkeiten. Wenn man das gleiche in Frankreich und Deutschland tut, und dabei, wie in Frankreich durchgängig und in Deutschland teilweise und' unter anderem gerade an Stellen» die z. B. Frankreich gegenüber in allen Punkten der nationalen Würde überaus empfindlich sind, über die Grenze allgemeiner höf¬ licher internationaler Umgangsformen hinausgeht, so ist das nichts als Liebedienerer und Verrat am Europäertum. Und obendrein, wie der Friedensvertrag mit Amerika beweist, durchaus vergeblich. Es hat natürlich gar keinen Zweck, wilde Philippiken gegen Amerika im besonderen und allgemeinen zu halten, und wäre unverständig. ge¬ recht und billig, aber auch nur nüchtern und ruhig denkende Amerikaner zu vergrämen,, aber wir wollen und können es nie vergessen, das? es gerade ein Amerikaner war, der aufrichtige deutsche Friedenshoffnung in der wörtlichsten Bedeutung des Wortes be¬ trogen, der ohne Not und ausgerüstet mit der höchsten moralischen Autorität, die im Weltkriege einem Regierungsmitglied zugesprochen war, die Hand zu allen Vergewaltigungen geboten hat, denen Deutschland seit dem Waffenstillstand aus¬ gesetzt gewesen ist. Obwohl gerade er die Möglichkeit gehabt hätte, die die Re¬ gierungshäupter der europäischen Staaten nach ihren propagandistischen Kund-- gedungen oder Wahlreden nicht mehr völlig besaßen: auf die Sieger mäßigend und im Sinne einer friedfertigen politischen Auffassung einzuwirken. Und wenn auch dieser Amerikaner nach seiner Rückkehr gestürzt worden ist, so beweist doch gerade dieser deutsch-amerikanische Friedensvertrag, daß nicht diese Punkte es- sind, die Amerika mißbilligte. „Mit Einschluß aller Rechte und Vorteile, die zu¬ gunsten der Vereinigten Staaten in dem Vertrag von Versailles festgesetzt find und die die Vereinigten Staaten in vollem Umfange genießen sollen, ungeachtet der Tatsache, daß dieser Vertrag von den Vereinigten Staaten nicht ratifiziert worden ist", heißt es in 8 1 des Vertrages. Mag sein, daß dieser Satz und die ganze dem Vertrag zugrunde liegende Auffassung, die den Versailler Vertrag einerseits kritisiert und teilweise verwirft, ihn andererseits aber doch wieder als gültig anerkennt, obwohl man ihn nicht ratifizieren will, aus den sehr komplizierten und eigenartigen innerpolitischen Verhältnissen Amerikas heraus notwendig sind, als außenpolitisches Ergebnis ist doch festzustellen, daß Amerika aus Rücksicht, nähme auf die Ententestaaten mit der Politik dieses Friedensvertrages nicht bricht und dem Besiegten nicht nur die daraus auch gegenüber Amerika entspringenden Lasten, sondern noch seine eigenen Wünsche und Forderungen aufzwingt. Es hat nach Lage der Dinge keinen Zweck, mit der deutschen Negierung darüber zu rechten, daß sie nicht einmal in Sachen der deutschen Kolonien und der Verant¬ wortlichkeit für den Krieg eine Differenzierung durchdrücken konnte, auch dieser Vertrag gehört zu der großen verlustreichen Gcsamtliquiüicrung des verlorenen Krieges, mit Wehrlosen hat noch niemand in der Politik viel Federlesens gemacht und eine Ablehnung deutscherseits war nicht möglich, da augenblicklich Deutschland „freundschaftliche Beziehungen" zu Amerika viel notwendiger braucht als um¬ gekehrt Amerika. Aber die diesem Präliminarfrieden, wie man ihn mit Recht bezeichnet hat, folgenden Verträge müßten wider Erwarten^schon sehr günstig für Deutschland ausfallen, um das Gefühl unsäglicher Bitterkeit, das er ausgelöst hat, abzuschwächen oder gar vergessen zu lassen. Zur ausdrücklichen Betonung einer Politik deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit in Nußland, wie sie unlängst ein durch seine Perspektiven sehr beachtenswerter, in seiner Opportunist aber von der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" (vom 28. August) mit Recht angefochtener Artikel des „Hamburgischen Korrespondenten" vertreten hat. ist vorderhand vollends kein Anlaß. Überhaupt dürfte die Zeit zu endgültigen „Orientierungen und zu einer mit gewissen Mächten durch dick und dünn gehenden Konibinattonspolttik für Deutschland noch lange nicht gekommen sein. Ein Schwacher zwischen lauter

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/299>, abgerufen am 04.07.2024.