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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Federstriche

Federstriche
Die "Frankfurter Zeitung" als Lenkerin der öffentlichen Meinung

In der 1911 erschienenen "Geschichte der Frankfurter Zeitung" wird gesagt,
"daß sie (die Zeitung) von Anfang an den Beruf in sich fühlte, nicht so sehr
von Parteiwogen sich tragen zu lassen, als geistige Lenkerin der öffentlichen Meinung
zu werden".

Es ist nicht uninteressant, ciiunal nachzuspüren, in welchem Sinne die Frank¬
furter Zeitung die öffentliche Meinung zu lenken sich bemühte. Zwei deutsche
Zeitungen') haben sich in den letzten Wochen der Arbeit unterzogen, in früheren
Jahrgängen der Frankfurter Zeitung zu blättern. Es verlohnt sich, einige Stellen
herauszugreifen, und man ivird finden, daß sich die jeweilige Leitung dieser Zeitung
zum Ziele gesetzt hat, den Einhettswillcn in Deutschland zu untergraben, das sich
regende Nationalbewußtsein zu ersticken, gegen die Oberen zu Hetzen, das Volk
aufzuwiegeln und unter dem Deckmantel demokratischer Bestrebungen fremden
Raffen und Völkern Einfluß auf die Geschichte des deutschen Volkes zu verschaffen.
Man wird weiter finden, daß die Frankfurter Zeitung nicht kleinlich in der Wahl
der Mittel ist, um die öffentliche Meinung zu lenken, wenn es ihr darauf ankommt,
die Staatsautorität zu unterhöhlen, daß sie dann unbedenklich den Ausweg wählt,
den zu loben, den sie einst geschmäht, kurz, daß ihre Taktik ist, den einen Deutschen
oc en den anderen auszuspielen. Das hohe Ziel "Einheit von Reich und Volk"
war von jeher für sie von untergeordneter Bedeutung, solange sie nicht die Mög¬
lichkeit sah, dabei ihre undeutschen und feindlichen Interessen dienenden Zwecke zu
erfüllen. Einige Beispiele mögen genügen:


I. Bismarck und die deutsche Einigung

Als Vismarck 1862 von König Wilhelm I. an die Spitze' des preußischen
Staatsministeriums berufen worden war, begrüßte ihn die Frankfurtern mit
den Worten:


"Also diese Krautjunker, deren Gesichtskreis durch ihre Rüüenfelder beschränkt
ist, diese Nachteulcnburger einer noch übcrmanteuffcltcn Reaktion, diese Kasernen-
Polterer, deren ganzer rhetorischer Ehrgeiz darin besteht, die .Kammer, den Präsidenten
und die Glocke zu überschreien, diese Schäker, die hinter der Tür stehen und dann lachend
hervorschwänzeln, diese ganze Gesellschaft, die ein sonderbares Gemisch von Untcr-
offizierswescn, Pietisterei, uckermärkischcr Grandezza und kladdcradatschiger Tollheit ist,
soll den Fürsten gut bedienen?"

Nach Vismarcks Entlassung, als es darauf ankam, dein jungen Kaiser die
Demokratie geziemend zu empfehlen, schreibt sie, nachdem sie Lassalles vernünftige
Gedanken,


"daß die Diener der Fürsten keine Schönredner, aber doch praktische Männer
seien, die gleichviel ob mit mehr oder weniger ausgearbeitetem theoretische:" Bewußtsein,
doch den Instinkt haben, worauf es ankomme",

mit den Worten abgefertigt hatte:


"Dies ist eine von den groben Schmeicheleien, wie sie aus dem Munde keines wahren
Demokraten kommen."

am 21. März 1890:


"Das ,Niemals' seines Großvaters, dessen Erneuerung ein Organ der Kartell-
Parteien als die einzige Lösung der Kauzlcrkrtsis, welche die Nation zu beruhigen ver¬
langt hatte, hat Kaiser Wilhelm (II.) nicht ausgesprochen. Fürst Bismarck hat den
erbetenen Abschied erhalten "ut die Nation ist ruhig____"


!) Hessische Landeszeitung vom S. Februar 1921 u. f. "Sechs Jahrzehnte demo¬
kratische Politik der Frankfurter Zeitung." Deutsche Zeitung, Wochenbeilage "Die
Waffenschmiede", deutsch-Politisches Archiv.
Federstriche

Federstriche
Die „Frankfurter Zeitung" als Lenkerin der öffentlichen Meinung

In der 1911 erschienenen „Geschichte der Frankfurter Zeitung" wird gesagt,
„daß sie (die Zeitung) von Anfang an den Beruf in sich fühlte, nicht so sehr
von Parteiwogen sich tragen zu lassen, als geistige Lenkerin der öffentlichen Meinung
zu werden".

Es ist nicht uninteressant, ciiunal nachzuspüren, in welchem Sinne die Frank¬
furter Zeitung die öffentliche Meinung zu lenken sich bemühte. Zwei deutsche
Zeitungen') haben sich in den letzten Wochen der Arbeit unterzogen, in früheren
Jahrgängen der Frankfurter Zeitung zu blättern. Es verlohnt sich, einige Stellen
herauszugreifen, und man ivird finden, daß sich die jeweilige Leitung dieser Zeitung
zum Ziele gesetzt hat, den Einhettswillcn in Deutschland zu untergraben, das sich
regende Nationalbewußtsein zu ersticken, gegen die Oberen zu Hetzen, das Volk
aufzuwiegeln und unter dem Deckmantel demokratischer Bestrebungen fremden
Raffen und Völkern Einfluß auf die Geschichte des deutschen Volkes zu verschaffen.
Man wird weiter finden, daß die Frankfurter Zeitung nicht kleinlich in der Wahl
der Mittel ist, um die öffentliche Meinung zu lenken, wenn es ihr darauf ankommt,
die Staatsautorität zu unterhöhlen, daß sie dann unbedenklich den Ausweg wählt,
den zu loben, den sie einst geschmäht, kurz, daß ihre Taktik ist, den einen Deutschen
oc en den anderen auszuspielen. Das hohe Ziel „Einheit von Reich und Volk"
war von jeher für sie von untergeordneter Bedeutung, solange sie nicht die Mög¬
lichkeit sah, dabei ihre undeutschen und feindlichen Interessen dienenden Zwecke zu
erfüllen. Einige Beispiele mögen genügen:


I. Bismarck und die deutsche Einigung

Als Vismarck 1862 von König Wilhelm I. an die Spitze' des preußischen
Staatsministeriums berufen worden war, begrüßte ihn die Frankfurtern mit
den Worten:


„Also diese Krautjunker, deren Gesichtskreis durch ihre Rüüenfelder beschränkt
ist, diese Nachteulcnburger einer noch übcrmanteuffcltcn Reaktion, diese Kasernen-
Polterer, deren ganzer rhetorischer Ehrgeiz darin besteht, die .Kammer, den Präsidenten
und die Glocke zu überschreien, diese Schäker, die hinter der Tür stehen und dann lachend
hervorschwänzeln, diese ganze Gesellschaft, die ein sonderbares Gemisch von Untcr-
offizierswescn, Pietisterei, uckermärkischcr Grandezza und kladdcradatschiger Tollheit ist,
soll den Fürsten gut bedienen?"

Nach Vismarcks Entlassung, als es darauf ankam, dein jungen Kaiser die
Demokratie geziemend zu empfehlen, schreibt sie, nachdem sie Lassalles vernünftige
Gedanken,


„daß die Diener der Fürsten keine Schönredner, aber doch praktische Männer
seien, die gleichviel ob mit mehr oder weniger ausgearbeitetem theoretische:» Bewußtsein,
doch den Instinkt haben, worauf es ankomme",

mit den Worten abgefertigt hatte:


„Dies ist eine von den groben Schmeicheleien, wie sie aus dem Munde keines wahren
Demokraten kommen."

am 21. März 1890:


„Das ,Niemals' seines Großvaters, dessen Erneuerung ein Organ der Kartell-
Parteien als die einzige Lösung der Kauzlcrkrtsis, welche die Nation zu beruhigen ver¬
langt hatte, hat Kaiser Wilhelm (II.) nicht ausgesprochen. Fürst Bismarck hat den
erbetenen Abschied erhalten »ut die Nation ist ruhig____"


!) Hessische Landeszeitung vom S. Februar 1921 u. f. „Sechs Jahrzehnte demo¬
kratische Politik der Frankfurter Zeitung." Deutsche Zeitung, Wochenbeilage „Die
Waffenschmiede", deutsch-Politisches Archiv.
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[0126] Federstriche Federstriche Die „Frankfurter Zeitung" als Lenkerin der öffentlichen Meinung In der 1911 erschienenen „Geschichte der Frankfurter Zeitung" wird gesagt, „daß sie (die Zeitung) von Anfang an den Beruf in sich fühlte, nicht so sehr von Parteiwogen sich tragen zu lassen, als geistige Lenkerin der öffentlichen Meinung zu werden". Es ist nicht uninteressant, ciiunal nachzuspüren, in welchem Sinne die Frank¬ furter Zeitung die öffentliche Meinung zu lenken sich bemühte. Zwei deutsche Zeitungen') haben sich in den letzten Wochen der Arbeit unterzogen, in früheren Jahrgängen der Frankfurter Zeitung zu blättern. Es verlohnt sich, einige Stellen herauszugreifen, und man ivird finden, daß sich die jeweilige Leitung dieser Zeitung zum Ziele gesetzt hat, den Einhettswillcn in Deutschland zu untergraben, das sich regende Nationalbewußtsein zu ersticken, gegen die Oberen zu Hetzen, das Volk aufzuwiegeln und unter dem Deckmantel demokratischer Bestrebungen fremden Raffen und Völkern Einfluß auf die Geschichte des deutschen Volkes zu verschaffen. Man wird weiter finden, daß die Frankfurter Zeitung nicht kleinlich in der Wahl der Mittel ist, um die öffentliche Meinung zu lenken, wenn es ihr darauf ankommt, die Staatsautorität zu unterhöhlen, daß sie dann unbedenklich den Ausweg wählt, den zu loben, den sie einst geschmäht, kurz, daß ihre Taktik ist, den einen Deutschen oc en den anderen auszuspielen. Das hohe Ziel „Einheit von Reich und Volk" war von jeher für sie von untergeordneter Bedeutung, solange sie nicht die Mög¬ lichkeit sah, dabei ihre undeutschen und feindlichen Interessen dienenden Zwecke zu erfüllen. Einige Beispiele mögen genügen: I. Bismarck und die deutsche Einigung Als Vismarck 1862 von König Wilhelm I. an die Spitze' des preußischen Staatsministeriums berufen worden war, begrüßte ihn die Frankfurtern mit den Worten: „Also diese Krautjunker, deren Gesichtskreis durch ihre Rüüenfelder beschränkt ist, diese Nachteulcnburger einer noch übcrmanteuffcltcn Reaktion, diese Kasernen- Polterer, deren ganzer rhetorischer Ehrgeiz darin besteht, die .Kammer, den Präsidenten und die Glocke zu überschreien, diese Schäker, die hinter der Tür stehen und dann lachend hervorschwänzeln, diese ganze Gesellschaft, die ein sonderbares Gemisch von Untcr- offizierswescn, Pietisterei, uckermärkischcr Grandezza und kladdcradatschiger Tollheit ist, soll den Fürsten gut bedienen?" Nach Vismarcks Entlassung, als es darauf ankam, dein jungen Kaiser die Demokratie geziemend zu empfehlen, schreibt sie, nachdem sie Lassalles vernünftige Gedanken, „daß die Diener der Fürsten keine Schönredner, aber doch praktische Männer seien, die gleichviel ob mit mehr oder weniger ausgearbeitetem theoretische:» Bewußtsein, doch den Instinkt haben, worauf es ankomme", mit den Worten abgefertigt hatte: „Dies ist eine von den groben Schmeicheleien, wie sie aus dem Munde keines wahren Demokraten kommen." am 21. März 1890: „Das ,Niemals' seines Großvaters, dessen Erneuerung ein Organ der Kartell- Parteien als die einzige Lösung der Kauzlcrkrtsis, welche die Nation zu beruhigen ver¬ langt hatte, hat Kaiser Wilhelm (II.) nicht ausgesprochen. Fürst Bismarck hat den erbetenen Abschied erhalten »ut die Nation ist ruhig____" !) Hessische Landeszeitung vom S. Februar 1921 u. f. „Sechs Jahrzehnte demo¬ kratische Politik der Frankfurter Zeitung." Deutsche Zeitung, Wochenbeilage „Die Waffenschmiede", deutsch-Politisches Archiv.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/126>, abgerufen am 23.11.2024.