Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Isenburg Bequemlichkeit und Anstrengung, beständig Phantasie, Denkkraft und Willen wach Isenburg Margarete Zander von ^turn heult sein uraltes Schauerlied ums Haus. Hagel und Regen trollend bin^ ?bar überragte sie die bewaldeten Hügel, schaute schützend oder Isenburg Bequemlichkeit und Anstrengung, beständig Phantasie, Denkkraft und Willen wach Isenburg Margarete Zander von ^turn heult sein uraltes Schauerlied ums Haus. Hagel und Regen trollend bin^ ?bar überragte sie die bewaldeten Hügel, schaute schützend oder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338918"/> <fw type="header" place="top"> Isenburg</fw><lb/> <p xml:id="ID_429" prev="#ID_428"> Bequemlichkeit und Anstrengung, beständig Phantasie, Denkkraft und Willen wach<lb/> zu halten, um Kritik, Überwindung und Neuschöpfung zu üben. Denke keiner:<lb/> es nützt nichts, wenn ich es tue, wo doch so viele andere es nicht tun werden.<lb/> Richard Wagner hat einmal gesagt: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer<lb/> selbst willen tun". Das unselige Blicken aus andere hat schon manche Kraft<lb/> gebrochen! Handle ich zuerst, so kann ich auch den Glauben haben, daß meine<lb/> Tat ihre Kreise zieht,- denn nichts geht unter im vielerlei des Geschehens, und<lb/> alle Tat wird wieder Motiv. Wenn wir uns gewöhnen, auch die individuellsten<lb/> Dinge des täglichen Lebens unter die große vaterländische Idee zu stellen, so<lb/> werden wir damit den ersten Schritt tun, diese materiellste aller Zeiten zu über¬<lb/> winden. Wenn wir die größte wirtschaftliche Not, in die je ein Volk schicksalhaft<lb/> geriet, anfangen zu bejahen, d. h. danach zu handeln, anstatt wie bisher sie durch<lb/> unser Verhalten noch immer wegzuleugnen, dann erst haben wir den Grund gelegt<lb/> zu neuen Entwicklungen, die auf Verlogenheit und Schein nicht gedeihen können.<lb/> Zu solchen Taten haben sich Männer und Frauen aus allen Schichten des Volkes<lb/> im„Bunde der Erneuerung wirtschaftlicher Sitte und Verantwortung"<lb/> (Berlin °W 35, Schöneberger Ufer 36a) zusammengefunden. Sie erlassen den<lb/> Weckruf an alle, daß jeder auf den Gebieten des täglichen, wirtschaftlichen Lebens<lb/> seine nationale ethische Pflicht tue, und wollen durch Sammlung der Geister alle<lb/> Tatfreudigen stärken.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Isenburg<lb/><note type="byline"> Margarete Zander</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_430"> ^turn heult sein uraltes Schauerlied ums Haus. Hagel und Regen<lb/> schlagen gegen die Fenster. Die alten Bäume im Gerten nebenan<lb/> beugen sich ächzend, kampfesmüde. Schwer liegt die lichtverlassene<lb/> Winternacht auf meiner umdüsterten Seele. Da spricht einer das<lb/> Wort: „Isenburg". Ich lausche in suchender Sehnsucht. Ist's<lb/> nicht auf einmal lichter geworden? Hat sich der müdegeraste Sturm zur Seite<lb/> geschlichen? Leises Raunen und Rauschen klingt herüber aus weiter, weiter Ferne.<lb/> Es ist das Lebenslied der alten Buchen und Eichen, die hinausblicken zu den<lb/> trotzigen Mauerresten der einst so stolzen Isenburg. Ich liege hoch oben zwischen<lb/> den Ruinen im gelben Ginster, über mir im unendlichen Blau Lerchenjubel.<lb/> -Ole Sonne brennt auf dem Ginster, als wolle sie ihn als feurigen Busch ent¬<lb/> zünden., Betäubend duften Hollunderbüsche, die ihre breiten, weißen Gesichter<lb/> ilir^M^ Aschen das tief schweigende Mauerwerk drängen. O könntet ihr reden,<lb/> ^erste s?"^ ^ Prächtige Säle umschlossen, ihr tiefen, geheimnisvollen<lb/> ^ ' ^'^ ihr Türme mit den unheimlichen Burgverließen. Einst raunten<lb/> My^??^ ^r Vergangenheit. Leben und Schicksal eines mächtigen<lb/> Geschlechts spalten sich in der stolzen Burg ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_431" next="#ID_432"> trollend bin^ ?bar überragte sie die bewaldeten Hügel, schaute schützend oder<lb/> ) vmao ins Tal, zu den Niederungen der Menschen, die ihre Hütten schütz-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0117]
Isenburg
Bequemlichkeit und Anstrengung, beständig Phantasie, Denkkraft und Willen wach
zu halten, um Kritik, Überwindung und Neuschöpfung zu üben. Denke keiner:
es nützt nichts, wenn ich es tue, wo doch so viele andere es nicht tun werden.
Richard Wagner hat einmal gesagt: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer
selbst willen tun". Das unselige Blicken aus andere hat schon manche Kraft
gebrochen! Handle ich zuerst, so kann ich auch den Glauben haben, daß meine
Tat ihre Kreise zieht,- denn nichts geht unter im vielerlei des Geschehens, und
alle Tat wird wieder Motiv. Wenn wir uns gewöhnen, auch die individuellsten
Dinge des täglichen Lebens unter die große vaterländische Idee zu stellen, so
werden wir damit den ersten Schritt tun, diese materiellste aller Zeiten zu über¬
winden. Wenn wir die größte wirtschaftliche Not, in die je ein Volk schicksalhaft
geriet, anfangen zu bejahen, d. h. danach zu handeln, anstatt wie bisher sie durch
unser Verhalten noch immer wegzuleugnen, dann erst haben wir den Grund gelegt
zu neuen Entwicklungen, die auf Verlogenheit und Schein nicht gedeihen können.
Zu solchen Taten haben sich Männer und Frauen aus allen Schichten des Volkes
im„Bunde der Erneuerung wirtschaftlicher Sitte und Verantwortung"
(Berlin °W 35, Schöneberger Ufer 36a) zusammengefunden. Sie erlassen den
Weckruf an alle, daß jeder auf den Gebieten des täglichen, wirtschaftlichen Lebens
seine nationale ethische Pflicht tue, und wollen durch Sammlung der Geister alle
Tatfreudigen stärken.
Isenburg
Margarete Zander von
^turn heult sein uraltes Schauerlied ums Haus. Hagel und Regen
schlagen gegen die Fenster. Die alten Bäume im Gerten nebenan
beugen sich ächzend, kampfesmüde. Schwer liegt die lichtverlassene
Winternacht auf meiner umdüsterten Seele. Da spricht einer das
Wort: „Isenburg". Ich lausche in suchender Sehnsucht. Ist's
nicht auf einmal lichter geworden? Hat sich der müdegeraste Sturm zur Seite
geschlichen? Leises Raunen und Rauschen klingt herüber aus weiter, weiter Ferne.
Es ist das Lebenslied der alten Buchen und Eichen, die hinausblicken zu den
trotzigen Mauerresten der einst so stolzen Isenburg. Ich liege hoch oben zwischen
den Ruinen im gelben Ginster, über mir im unendlichen Blau Lerchenjubel.
-Ole Sonne brennt auf dem Ginster, als wolle sie ihn als feurigen Busch ent¬
zünden., Betäubend duften Hollunderbüsche, die ihre breiten, weißen Gesichter
ilir^M^ Aschen das tief schweigende Mauerwerk drängen. O könntet ihr reden,
^erste s?"^ ^ Prächtige Säle umschlossen, ihr tiefen, geheimnisvollen
^ ' ^'^ ihr Türme mit den unheimlichen Burgverließen. Einst raunten
My^??^ ^r Vergangenheit. Leben und Schicksal eines mächtigen
Geschlechts spalten sich in der stolzen Burg ab.
trollend bin^ ?bar überragte sie die bewaldeten Hügel, schaute schützend oder
) vmao ins Tal, zu den Niederungen der Menschen, die ihre Hütten schütz-
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