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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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üm "Österreicher" Handels tut ja denn doch Wohl wirklich nichts mehr zur Sache") in
einem Augenblick wie dem heutigen, in dem dies Bewußtsein, eine Welt von Kräften
und Gefühlen noch immer gegen sich zu wissen, alle Träger des deutschen Volks-
tums zu unlöslicher Einheit verschmelzen muß. Vorerst handelt es sich ja nur
um Wärme, um Teilnahme, um wahres Interesse/ wer weiß aber, ob die Ver¬
hältnisse es nicht bald gestatten werden, mich von Reichswegen ein Wort zugunsten
der bedrohten Volksgenossen einzulegen: hat doch gerade ein tschechischer Nationalist
das Recht der Tschechen, für die Schulen ihrer Wiener Kvnnativnalen Sorge zu
tragen, mit analogen reichsdeutschen NeklamatiouSrechtcn für nationale Angelegen¬
heiten des Tschechenstaates, dessen Lenker im übrigen die Wichtigkeit guten Ein¬
vernehmens mit Deutschland in Wirtschaftsdingen heute bereits sehr Wohl zu schätzen
wissen, in wirksame Parallele gestellt! Und für denjenigen, der gern qnantitav
denkt, sei noch ein übriges gesagt: es handelt sich hier nicht um ein paar Zehn¬
tausende oder Hunderttausende/ in der tschechoslowakischen Republik leben nicht
weniger als 3 828 000 (sage: drei Millionen achthundertachtundzwanzig Tausend)
Deutsche, die Zahl, kulturelle Reife und Leidenschaft des Natioimlgestthls in die
allervorderste Linie des AuSlandsdeutschtumS stellt. Daran, daß die Sudeten¬
deutschen trotz aller Kampfesnot immer noch fröhlich aufrechtstehen, daß aber die
Umformung Mitteleuropas ihre Bedrängnis allerdings außerordentlich verschärft
hat, sollten diese Zeilen erinnern, um der Gefahr eines quietistischcn Fatalismus
in der Auffassung dieser Dinge rechtzeitig und wirksam begegnen zu können.




Schankung
Maldemar vollerthnn von
(vergleiche auch Heft 28/2<), Jahrgang t'M>)

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WMin zu zeigen, was uns an Gegenwarts- undZukunftswerten durch den
Krieg jäh zertrümmert ist, folge ich zunächst in einigen Punkten
dem Gutachten des Herrn Weinlig, das ich nur in bezug auf den
Kohlendistrikt aus eigener Anschauung ergänzen will. Das Hung-
schaurevier war im Frühjahr 1914 im vollsten Ausbau begriffen.
Zwei riesigeFörderschächte arbeiteten ununterbrochen, ein dritter befand
sich im Bau. In einem Gesamtfeld von 186 Quadratkilometer laufen etwa sieben
Kohlenflöze von 2 bis 1 Meter Mächtigkeit in 150 bis WO Meter Tiefe. Die
oberen vier Flöze enthalten verkokungsfähige Fettkohle. Nach der Tiefe zu wird
die Kohle immer magerer, an einzelnen Stellen anthrazitähnlich. Während also
die unteren Flöze die beste, zum Teil der Kardiffkohle gleichzustellende Schiffskohle
liefern, ergeben die oberen Flöze ausgezeichnete Hültenwerkskohle mit geringerem
Schwefelgehalt und wenig Asche. Die Größe des überbohrten Feldes betrug
damals erst 130 Quadratkilometer, die des Baufeldes nur 16 Quadratkilometer.
Im Baufelde allein standen 52 Millionen Tonnen Kokskohle an. die etwa für
30 Millionen Tonnen Roheisen ausgereicht hätten. Das Gesamtkohlevorkommen
läßt sich ohne Uebertreibung auf viele 100 Millionen Tonnen schätzen.



*) Die Stellung der Reichsdeutschen zu den Grenzdeutschen hat Ur. Ullmann soeben
wieder in Hast 23/24 der "Deutschen Arbeit" vorzüglich fixiert, deren Lektüre und Bezug allen
am Auslandsdeutschtum Interessierten nicht warm genug empfohlen werden kann.
Schantunz

üm „Österreicher" Handels tut ja denn doch Wohl wirklich nichts mehr zur Sache") in
einem Augenblick wie dem heutigen, in dem dies Bewußtsein, eine Welt von Kräften
und Gefühlen noch immer gegen sich zu wissen, alle Träger des deutschen Volks-
tums zu unlöslicher Einheit verschmelzen muß. Vorerst handelt es sich ja nur
um Wärme, um Teilnahme, um wahres Interesse/ wer weiß aber, ob die Ver¬
hältnisse es nicht bald gestatten werden, mich von Reichswegen ein Wort zugunsten
der bedrohten Volksgenossen einzulegen: hat doch gerade ein tschechischer Nationalist
das Recht der Tschechen, für die Schulen ihrer Wiener Kvnnativnalen Sorge zu
tragen, mit analogen reichsdeutschen NeklamatiouSrechtcn für nationale Angelegen¬
heiten des Tschechenstaates, dessen Lenker im übrigen die Wichtigkeit guten Ein¬
vernehmens mit Deutschland in Wirtschaftsdingen heute bereits sehr Wohl zu schätzen
wissen, in wirksame Parallele gestellt! Und für denjenigen, der gern qnantitav
denkt, sei noch ein übriges gesagt: es handelt sich hier nicht um ein paar Zehn¬
tausende oder Hunderttausende/ in der tschechoslowakischen Republik leben nicht
weniger als 3 828 000 (sage: drei Millionen achthundertachtundzwanzig Tausend)
Deutsche, die Zahl, kulturelle Reife und Leidenschaft des Natioimlgestthls in die
allervorderste Linie des AuSlandsdeutschtumS stellt. Daran, daß die Sudeten¬
deutschen trotz aller Kampfesnot immer noch fröhlich aufrechtstehen, daß aber die
Umformung Mitteleuropas ihre Bedrängnis allerdings außerordentlich verschärft
hat, sollten diese Zeilen erinnern, um der Gefahr eines quietistischcn Fatalismus
in der Auffassung dieser Dinge rechtzeitig und wirksam begegnen zu können.




Schankung
Maldemar vollerthnn von
(vergleiche auch Heft 28/2<), Jahrgang t'M>)

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WMin zu zeigen, was uns an Gegenwarts- undZukunftswerten durch den
Krieg jäh zertrümmert ist, folge ich zunächst in einigen Punkten
dem Gutachten des Herrn Weinlig, das ich nur in bezug auf den
Kohlendistrikt aus eigener Anschauung ergänzen will. Das Hung-
schaurevier war im Frühjahr 1914 im vollsten Ausbau begriffen.
Zwei riesigeFörderschächte arbeiteten ununterbrochen, ein dritter befand
sich im Bau. In einem Gesamtfeld von 186 Quadratkilometer laufen etwa sieben
Kohlenflöze von 2 bis 1 Meter Mächtigkeit in 150 bis WO Meter Tiefe. Die
oberen vier Flöze enthalten verkokungsfähige Fettkohle. Nach der Tiefe zu wird
die Kohle immer magerer, an einzelnen Stellen anthrazitähnlich. Während also
die unteren Flöze die beste, zum Teil der Kardiffkohle gleichzustellende Schiffskohle
liefern, ergeben die oberen Flöze ausgezeichnete Hültenwerkskohle mit geringerem
Schwefelgehalt und wenig Asche. Die Größe des überbohrten Feldes betrug
damals erst 130 Quadratkilometer, die des Baufeldes nur 16 Quadratkilometer.
Im Baufelde allein standen 52 Millionen Tonnen Kokskohle an. die etwa für
30 Millionen Tonnen Roheisen ausgereicht hätten. Das Gesamtkohlevorkommen
läßt sich ohne Uebertreibung auf viele 100 Millionen Tonnen schätzen.



*) Die Stellung der Reichsdeutschen zu den Grenzdeutschen hat Ur. Ullmann soeben
wieder in Hast 23/24 der „Deutschen Arbeit" vorzüglich fixiert, deren Lektüre und Bezug allen
am Auslandsdeutschtum Interessierten nicht warm genug empfohlen werden kann.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/234>, abgerufen am 27.12.2024.