Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.Die Behandlung des verfaulter Friedens als "Fetzen Papier" usw. Jahrhunderte für unsere Erneuerung auf dem Präsentierteller liegen. Wenn wir Meine Herren! Wir Alten gehen jetzt bald dahin. An Ihnen, den jüngeren, Die Behandlung des Versailler Friedens als "Fetzen Papier" -- durch die Entente Prof. I)r. R, Mennig von el den Pariser Verhandlungen, die zu den berüchtigten Beschlüssen Des weiteren beschloß man einen Ausfuhrzoll von 12^2 "/> ans alle deutschen Die Behandlung des verfaulter Friedens als „Fetzen Papier" usw. Jahrhunderte für unsere Erneuerung auf dem Präsentierteller liegen. Wenn wir Meine Herren! Wir Alten gehen jetzt bald dahin. An Ihnen, den jüngeren, Die Behandlung des Versailler Friedens als „Fetzen Papier" — durch die Entente Prof. I)r. R, Mennig von el den Pariser Verhandlungen, die zu den berüchtigten Beschlüssen Des weiteren beschloß man einen Ausfuhrzoll von 12^2 "/> ans alle deutschen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338654"/> <fw type="header" place="top"> Die Behandlung des verfaulter Friedens als „Fetzen Papier" usw.</fw><lb/> <p xml:id="ID_740" prev="#ID_739"> Jahrhunderte für unsere Erneuerung auf dem Präsentierteller liegen. Wenn wir<lb/> in der nächsten Zeit nicht intensiv diese Richtung benutzen, die ich mich bemüht<lb/> habe, anzudeuten, so bedeutet das das Ende des Deutschtums.</p><lb/> <p xml:id="ID_741"> Meine Herren! Wir Alten gehen jetzt bald dahin. An Ihnen, den jüngeren,<lb/> in voller Arbeitskraft stehenden Männern und an unserer Jugend hängt das<lb/> Geschick des Deutschtums. Ich werde nicht mehr das Strahlen einer etwa auf¬<lb/> gehenden neuen deutschen Sonne erleben. Ich will aber die Hoffnung in mein<lb/> nicht allzu fernes Grab mitnehmen, daß sie noch einmal kommen werde, an ein<lb/> Wort mich haltend, das ein von mir hochverehrter Geistlicher in Gedanken an<lb/> diese Zukunft des Vaterlandes mir sclMeb: „Lieber zu Tode hoffen, als im Un¬<lb/> glauben verloren gehen!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Behandlung des Versailler Friedens als „Fetzen<lb/> Papier" — durch die Entente<lb/><note type="byline"> Prof. I)r. R, Mennig</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_742"> el den Pariser Verhandlungen, die zu den berüchtigten Beschlüssen<lb/> vom 29. Januar Veranlassung gegeben haben und die den jetzigen<lb/> Londoner März-Beratungen zugrunde liegen, haben sich die drei<lb/> Entente-Staatsmänner Lloyd George, Briand und Graf Siorza<lb/> so benommen, als sei niemals ein Verscnller Vertrag diktiert worden,<lb/> ein Vertrag, der alle Unterzeichner bindet und verpflichtet. Weil die<lb/> Entente augenblicklich die Macht in der Hand hat und Deutschland sich nicht wehren<lb/> kann, glaubt man sich ungestraft über Recht und Gesetz hinwegsetzen und Deutschland<lb/> die wenigen ihm verbliebenen Rechte ganz nach Gefallen beschneiden zu können.<lb/> Artikel 233 sicherte uns das Recht zu, daß wir den Umfang unsrer Kriegsentschädigungs¬<lb/> last bis zum 1. Mai 1921 in voller Hohe erfahren sollten. Man wollte sich von<lb/> dieser Festlegung aus eine bestimmte Summe anfänglich gern frei machen und<lb/> beschloß zunächst, ohne Deutschland zu fragen, der Termin solle bis zum 1. Mai 1926<lb/> verlängert werden, und bis dahin habe Deutschland Qberschlagszahlungcn zu leisten.<lb/> Dann ließ man diesen Vorschlag wieder fallen, einigte sich doch auf eine endgültige<lb/> Fixierung der Kriegsentfchädiguug in. der tragikomisch anmutenden Hohe von<lb/> 226 Milliarden Goldmark, beschloß aber, die Zahlung sei auf 42 Jahre zu ver¬<lb/> teilen, während im Artikel 233 des Bersailler Friedens ausdrücklich bestimmt ist,<lb/> der Zahlungsplan habe vorzuschreiben, „wie Deutschland vom 1. Mai 1921 ab die<lb/> Gesamtheit seiner Schuld in einem Zeitraum von 30 Jahren zu tilgen hat".</p><lb/> <p xml:id="ID_743" next="#ID_744"> Des weiteren beschloß man einen Ausfuhrzoll von 12^2 "/> ans alle deutschen<lb/> Waren, der zugunsten der Ententestaaten erhoben werden müsse. Diese von volks¬<lb/> wirtschaftlicher Sachkunde gänzlich ungetrübte Bestimmung findet im Versailler<lb/> Frieden überhaupt keine Stütze, ist also ein glatter Vertragsbruch, dessen Sinn<lb/> letzten Endes kein andrer ist als der, daß neben der deutschen Kriegs¬<lb/> entschädigung auch die neutralen, jn, selbst die Verbündeten Länder<lb/> (Italien, Vereinigten Staaten usw.) durch Bezahlung jener Ausfuhr-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
Die Behandlung des verfaulter Friedens als „Fetzen Papier" usw.
Jahrhunderte für unsere Erneuerung auf dem Präsentierteller liegen. Wenn wir
in der nächsten Zeit nicht intensiv diese Richtung benutzen, die ich mich bemüht
habe, anzudeuten, so bedeutet das das Ende des Deutschtums.
Meine Herren! Wir Alten gehen jetzt bald dahin. An Ihnen, den jüngeren,
in voller Arbeitskraft stehenden Männern und an unserer Jugend hängt das
Geschick des Deutschtums. Ich werde nicht mehr das Strahlen einer etwa auf¬
gehenden neuen deutschen Sonne erleben. Ich will aber die Hoffnung in mein
nicht allzu fernes Grab mitnehmen, daß sie noch einmal kommen werde, an ein
Wort mich haltend, das ein von mir hochverehrter Geistlicher in Gedanken an
diese Zukunft des Vaterlandes mir sclMeb: „Lieber zu Tode hoffen, als im Un¬
glauben verloren gehen!"
Die Behandlung des Versailler Friedens als „Fetzen
Papier" — durch die Entente
Prof. I)r. R, Mennig von
el den Pariser Verhandlungen, die zu den berüchtigten Beschlüssen
vom 29. Januar Veranlassung gegeben haben und die den jetzigen
Londoner März-Beratungen zugrunde liegen, haben sich die drei
Entente-Staatsmänner Lloyd George, Briand und Graf Siorza
so benommen, als sei niemals ein Verscnller Vertrag diktiert worden,
ein Vertrag, der alle Unterzeichner bindet und verpflichtet. Weil die
Entente augenblicklich die Macht in der Hand hat und Deutschland sich nicht wehren
kann, glaubt man sich ungestraft über Recht und Gesetz hinwegsetzen und Deutschland
die wenigen ihm verbliebenen Rechte ganz nach Gefallen beschneiden zu können.
Artikel 233 sicherte uns das Recht zu, daß wir den Umfang unsrer Kriegsentschädigungs¬
last bis zum 1. Mai 1921 in voller Hohe erfahren sollten. Man wollte sich von
dieser Festlegung aus eine bestimmte Summe anfänglich gern frei machen und
beschloß zunächst, ohne Deutschland zu fragen, der Termin solle bis zum 1. Mai 1926
verlängert werden, und bis dahin habe Deutschland Qberschlagszahlungcn zu leisten.
Dann ließ man diesen Vorschlag wieder fallen, einigte sich doch auf eine endgültige
Fixierung der Kriegsentfchädiguug in. der tragikomisch anmutenden Hohe von
226 Milliarden Goldmark, beschloß aber, die Zahlung sei auf 42 Jahre zu ver¬
teilen, während im Artikel 233 des Bersailler Friedens ausdrücklich bestimmt ist,
der Zahlungsplan habe vorzuschreiben, „wie Deutschland vom 1. Mai 1921 ab die
Gesamtheit seiner Schuld in einem Zeitraum von 30 Jahren zu tilgen hat".
Des weiteren beschloß man einen Ausfuhrzoll von 12^2 "/> ans alle deutschen
Waren, der zugunsten der Ententestaaten erhoben werden müsse. Diese von volks¬
wirtschaftlicher Sachkunde gänzlich ungetrübte Bestimmung findet im Versailler
Frieden überhaupt keine Stütze, ist also ein glatter Vertragsbruch, dessen Sinn
letzten Endes kein andrer ist als der, daß neben der deutschen Kriegs¬
entschädigung auch die neutralen, jn, selbst die Verbündeten Länder
(Italien, Vereinigten Staaten usw.) durch Bezahlung jener Ausfuhr-
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