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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Mein Vaterland
Nie war gegen das Ausland
Ein anderes Land gerecht wie du!
Sei nicht allzu gerecht! Sie denken nicht edel genug,
Zu sehen, wie schön dem Fehler ist.

Rlopstock


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II! UlllllMlW in NllrltMe
Vorbereitung auf alle Klagen der ver8Lbieäenen 8obul8^8tems
(Umsenululig). In8be8order8 Vorbereitung fut ale Linjsnrjgen-,
prins- üna Keireorükung.Dr. WcdselK.

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Das Gebot der stunde
Freiherr von Lersner, Mitglied des Reichstags von

W^IWU
^F'WUlie PariserKonferenz der Entente-Staatsmänner hat den einstimmigen
Beschluß gefaßt, Deutschland neben der Zollkontrolle und derZahlung
einer dörrenden Ausfuhrabgabe für Jahrzehnte die phantastische
Summe von 226 Milliarden Goldmark als Kriegsentschädigung auf¬
zuerlegen. Bis 1923 sollen wir jährlicheZahlungen von zwei Milliarden
Mark in Gold, bis 1926 von drei Milliarden Goldmark/ bis 1929 von
vier Milliarden Goldmark, bis 1932 von fünf Milliarden Goldmark, bis -- sage
und schreibe -- 1963 von sechs Milliarden Goldmark leisten. Nebenher laufen
die Zahlungen der Ausfuhrtaxe, die jährlich weit über eine Milliarde Goldmark
betragen wird.'

Für die Nichterfüllung dieser'Forderungen bedroht uns die Entente
mit einer länger als 15 Jahre dauernden Besetzung des Rheinlandes und der
rechtsrheinischen Brückenköpfe, ferner mit der Einführung eines besonderen Zoll¬
systems im Rheinland -- d. h. mit dem offenen Versuch der politischen und wirt¬
schaftlichen Lostrennung der Rheinlands vom übrigen Deutschland. Endlich wird
der weitere Vormarsch in deutsche Lande, womit Wohl Frankfurt und das Ruhr¬
gebiet gemeint sind, angedroht. Diese Strafbestimmungen sind uns bisher amtlich
nicht mitgeteilt worden. Lloyd George hatte die "Liebenswürdigkeit", einigen
französischen Journalisten mitzuteilen, man wolle auf die Notifizierung dieser Be¬
stimmungen verzichten, um "alles zu vermeiden, was die deutsche Empfindlichkeit
verletzen könnte".


Grenzboten I 1921 11


Mein Vaterland
Nie war gegen das Ausland
Ein anderes Land gerecht wie du!
Sei nicht allzu gerecht! Sie denken nicht edel genug,
Zu sehen, wie schön dem Fehler ist.

Rlopstock


'
WWMill Aaren
II! UlllllMlW in NllrltMe
Vorbereitung auf alle Klagen der ver8Lbieäenen 8obul8^8tems
(Umsenululig). In8be8order8 Vorbereitung fut ale Linjsnrjgen-,
prins- üna Keireorükung.Dr. WcdselK.

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Das Gebot der stunde
Freiherr von Lersner, Mitglied des Reichstags von

W^IWU
^F'WUlie PariserKonferenz der Entente-Staatsmänner hat den einstimmigen
Beschluß gefaßt, Deutschland neben der Zollkontrolle und derZahlung
einer dörrenden Ausfuhrabgabe für Jahrzehnte die phantastische
Summe von 226 Milliarden Goldmark als Kriegsentschädigung auf¬
zuerlegen. Bis 1923 sollen wir jährlicheZahlungen von zwei Milliarden
Mark in Gold, bis 1926 von drei Milliarden Goldmark/ bis 1929 von
vier Milliarden Goldmark, bis 1932 von fünf Milliarden Goldmark, bis — sage
und schreibe — 1963 von sechs Milliarden Goldmark leisten. Nebenher laufen
die Zahlungen der Ausfuhrtaxe, die jährlich weit über eine Milliarde Goldmark
betragen wird.'

Für die Nichterfüllung dieser'Forderungen bedroht uns die Entente
mit einer länger als 15 Jahre dauernden Besetzung des Rheinlandes und der
rechtsrheinischen Brückenköpfe, ferner mit der Einführung eines besonderen Zoll¬
systems im Rheinland — d. h. mit dem offenen Versuch der politischen und wirt¬
schaftlichen Lostrennung der Rheinlands vom übrigen Deutschland. Endlich wird
der weitere Vormarsch in deutsche Lande, womit Wohl Frankfurt und das Ruhr¬
gebiet gemeint sind, angedroht. Diese Strafbestimmungen sind uns bisher amtlich
nicht mitgeteilt worden. Lloyd George hatte die „Liebenswürdigkeit", einigen
französischen Journalisten mitzuteilen, man wolle auf die Notifizierung dieser Be¬
stimmungen verzichten, um „alles zu vermeiden, was die deutsche Empfindlichkeit
verletzen könnte".


Grenzboten I 1921 11
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[0175] [Abbildung] Mein Vaterland Nie war gegen das Ausland Ein anderes Land gerecht wie du! Sei nicht allzu gerecht! Sie denken nicht edel genug, Zu sehen, wie schön dem Fehler ist. Rlopstock ' WWMill Aaren II! UlllllMlW in NllrltMe Vorbereitung auf alle Klagen der ver8Lbieäenen 8obul8^8tems (Umsenululig). In8be8order8 Vorbereitung fut ale Linjsnrjgen-, prins- üna Keireorükung.Dr. WcdselK. MS» Trenn»«»«^Wo«Ä»Ap ^^^^^«» M^MMdWüWKK WvvMWVV^W^jMM, G«ßRHMM«kSM G^eKsmt?Lr eile 51use«ruf»sen in l.sSpR!U Das Gebot der stunde Freiherr von Lersner, Mitglied des Reichstags von W^IWU ^F'WUlie PariserKonferenz der Entente-Staatsmänner hat den einstimmigen Beschluß gefaßt, Deutschland neben der Zollkontrolle und derZahlung einer dörrenden Ausfuhrabgabe für Jahrzehnte die phantastische Summe von 226 Milliarden Goldmark als Kriegsentschädigung auf¬ zuerlegen. Bis 1923 sollen wir jährlicheZahlungen von zwei Milliarden Mark in Gold, bis 1926 von drei Milliarden Goldmark/ bis 1929 von vier Milliarden Goldmark, bis 1932 von fünf Milliarden Goldmark, bis — sage und schreibe — 1963 von sechs Milliarden Goldmark leisten. Nebenher laufen die Zahlungen der Ausfuhrtaxe, die jährlich weit über eine Milliarde Goldmark betragen wird.' Für die Nichterfüllung dieser'Forderungen bedroht uns die Entente mit einer länger als 15 Jahre dauernden Besetzung des Rheinlandes und der rechtsrheinischen Brückenköpfe, ferner mit der Einführung eines besonderen Zoll¬ systems im Rheinland — d. h. mit dem offenen Versuch der politischen und wirt¬ schaftlichen Lostrennung der Rheinlands vom übrigen Deutschland. Endlich wird der weitere Vormarsch in deutsche Lande, womit Wohl Frankfurt und das Ruhr¬ gebiet gemeint sind, angedroht. Diese Strafbestimmungen sind uns bisher amtlich nicht mitgeteilt worden. Lloyd George hatte die „Liebenswürdigkeit", einigen französischen Journalisten mitzuteilen, man wolle auf die Notifizierung dieser Be¬ stimmungen verzichten, um „alles zu vermeiden, was die deutsche Empfindlichkeit verletzen könnte". Grenzboten I 1921 11

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/175>, abgerufen am 27.12.2024.