Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart Wieder zum Schweigen gezwungen wird. Das Saarvolk wird nach dieser kurzen, ver¬ Um das im Saarvolke in unverminderter Stärke vorhandene Zusammen¬ Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart Paul Rüffer von II*) le moderne Arbeiterbewegung ist die organisierte Empörung Die moderne Arbeiterbewegung -- soweit sie der freigewerkschaftlichen )VglIden Artikel in Heft 31/32 der Grenzboten. Grenzboten IV 1920 2
Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart Wieder zum Schweigen gezwungen wird. Das Saarvolk wird nach dieser kurzen, ver¬ Um das im Saarvolke in unverminderter Stärke vorhandene Zusammen¬ Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart Paul Rüffer von II*) le moderne Arbeiterbewegung ist die organisierte Empörung Die moderne Arbeiterbewegung — soweit sie der freigewerkschaftlichen )VglIden Artikel in Heft 31/32 der Grenzboten. Grenzboten IV 1920 2
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338048"/> <fw type="header" place="top"> Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart</fw><lb/> <p xml:id="ID_62" prev="#ID_61"> Wieder zum Schweigen gezwungen wird. Das Saarvolk wird nach dieser kurzen, ver¬<lb/> hältnismäßig freien Periode die Fesseln, in die es tatsächlich doch geschlagen ist, um<lb/> so drückender empfinden. Die Folge wird sein, daß die nationalbolschewistische<lb/> Stimmung, die breite Schichten der Bürgerschaft bereits erfaßt hat und die alles<lb/> Heil aus dem Osten erwartet, weiter beträchtlich anschwillt.</p><lb/> <p xml:id="ID_63"> Um das im Saarvolke in unverminderter Stärke vorhandene Zusammen¬<lb/> gehörigkeitsgefühl in ebensolchen Grade weiter zu halten, dürfte es erforderlich sein,<lb/> daß im rechtsrheinischen Deutschland Regierung, Volksvertretung und Presse in<lb/> gleicher Weise unablässig bemüht sind, das Band, das Mutterland und Saarland<lb/> miteinander verknüpft, immer enger zu schlingen. Der Saarbevölkerung muß das<lb/> drückende Gefühl der Verlassenheit und vollständigen Isolierung, von dem sie noch<lb/> immer beseelt ist, genommen werden. Um das zu erreichen, müssen vor allen<lb/> Dingen die wirtschaftlichen Beziehungen zum Saargebiet mit aller Sorgfalt gepflegt<lb/> werden. An die Stelle der bureaukratischen Fesseln, die ihnen so sehr häufig angelegt<lb/> werden, haben weitherzige Bestimmungen zu treten, die selbstverständlich auch in<lb/> diesem Geiste zu handhaben sind. In öffentlichen Kundgebungen der Regierungs¬<lb/> vertreter und der Parlamente sollte, was ich schon häufig betont habe, des Saar¬<lb/> landes weit mehr als bisher gedacht und dieses ständig der Sympathien der Brüder<lb/> rechts des Rheines versichert werden. Wenn eine solche Politik von materiellen<lb/> Beihilfen, wie bisher, gestützt wird, so wird ihr Erfolg nur um so größer sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart<lb/><note type="byline"> Paul Rüffer</note> von II*)</head><lb/> <p xml:id="ID_64"> le moderne Arbeiterbewegung ist die organisierte Empörung<lb/> gegen die Leiden, die die kapitalistische Produktionsweise den<lb/> Arbeitern auferlegt. Lange Arbeitszeit, niedrige Löhne, schlechte<lb/> Arbeitsbedingungen sind es, die den Arbeitern das Leben schwer<lb/> „ machen, und gegen die sich zuerst der Kampf richtet. Daher ist<lb/> "er Kampf der Arbeiter ursprünglich ein gewerkschaftlicher Kampf", so charakteri¬<lb/> siert nicht mit Unrecht Hermann Liebmann die Beweggründe und das Ziel der<lb/> gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung der Gegenwart.</p><lb/> <p xml:id="ID_65" next="#ID_66"> Die moderne Arbeiterbewegung — soweit sie der freigewerkschaftlichen<lb/> °der sozialdemokratischen Richtung angehört — hat aber auch einen scharf aus¬<lb/> prägten politischen Charakter. Karl Marx hat bereits im Jahre 1866 dieses<lb/> ^oppelgesicht der Gewerkschaftsbewegung in folgender Weise geschildert: „Das<lb/> ^</p><lb/> <note xml:id="FID_3" place="foot"> )VglIden Artikel in Heft 31/32 der Grenzboten.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1920 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart
Wieder zum Schweigen gezwungen wird. Das Saarvolk wird nach dieser kurzen, ver¬
hältnismäßig freien Periode die Fesseln, in die es tatsächlich doch geschlagen ist, um
so drückender empfinden. Die Folge wird sein, daß die nationalbolschewistische
Stimmung, die breite Schichten der Bürgerschaft bereits erfaßt hat und die alles
Heil aus dem Osten erwartet, weiter beträchtlich anschwillt.
Um das im Saarvolke in unverminderter Stärke vorhandene Zusammen¬
gehörigkeitsgefühl in ebensolchen Grade weiter zu halten, dürfte es erforderlich sein,
daß im rechtsrheinischen Deutschland Regierung, Volksvertretung und Presse in
gleicher Weise unablässig bemüht sind, das Band, das Mutterland und Saarland
miteinander verknüpft, immer enger zu schlingen. Der Saarbevölkerung muß das
drückende Gefühl der Verlassenheit und vollständigen Isolierung, von dem sie noch
immer beseelt ist, genommen werden. Um das zu erreichen, müssen vor allen
Dingen die wirtschaftlichen Beziehungen zum Saargebiet mit aller Sorgfalt gepflegt
werden. An die Stelle der bureaukratischen Fesseln, die ihnen so sehr häufig angelegt
werden, haben weitherzige Bestimmungen zu treten, die selbstverständlich auch in
diesem Geiste zu handhaben sind. In öffentlichen Kundgebungen der Regierungs¬
vertreter und der Parlamente sollte, was ich schon häufig betont habe, des Saar¬
landes weit mehr als bisher gedacht und dieses ständig der Sympathien der Brüder
rechts des Rheines versichert werden. Wenn eine solche Politik von materiellen
Beihilfen, wie bisher, gestützt wird, so wird ihr Erfolg nur um so größer sein.
Die deutsche Arbeiterbewegung in der Gegenwart
Paul Rüffer von II*)
le moderne Arbeiterbewegung ist die organisierte Empörung
gegen die Leiden, die die kapitalistische Produktionsweise den
Arbeitern auferlegt. Lange Arbeitszeit, niedrige Löhne, schlechte
Arbeitsbedingungen sind es, die den Arbeitern das Leben schwer
„ machen, und gegen die sich zuerst der Kampf richtet. Daher ist
"er Kampf der Arbeiter ursprünglich ein gewerkschaftlicher Kampf", so charakteri¬
siert nicht mit Unrecht Hermann Liebmann die Beweggründe und das Ziel der
gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung der Gegenwart.
Die moderne Arbeiterbewegung — soweit sie der freigewerkschaftlichen
°der sozialdemokratischen Richtung angehört — hat aber auch einen scharf aus¬
prägten politischen Charakter. Karl Marx hat bereits im Jahre 1866 dieses
^oppelgesicht der Gewerkschaftsbewegung in folgender Weise geschildert: „Das
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