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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Drinnen und draußen

Drinnen ind draußen

[Beginn Spaltensatz]

Führerlos. In der Nummer 32 des
"Gewissen", der Wochenzeitschrift der "Jungen",
spricht Heinrich v. Gleichen über die ange¬
kündigte Hochschule der Politik (vgl. dazu
Martin spähn im 1. Heft der "Grenzboten"
des laufenden Jahrgangs). Er bezweifelt,
daß eine Hochschule für Politik, die im Geist
und nach den Anweisungen der heute Re¬
gierenden geleitet wird, ihrem Zweck der
Politischen Erziehung gerecht werden könne.
In diesem Zusammenhang kommt er zu einer
Schilderung persönlicher Erfahrungen, die
etwas Ergreifendes an sich hat. Wir möchten
sie unseren Lesern nicht vorenthalten und bei
dieser Gelegenheit wieder einmal auf das
reine und hohe Streben hinweisen, welches
die Mitarbeiter des "Gewissen" beseelt.

K. [Spaltenumbruch]

uns, hat Deutschland groß gemacht. Von
dem anderen verstehen wir nichts, und wir
sind nicht dafür verantwortlich."

Ich ging zu den leitenden Männern des
Staates, und sie sagten mir: "Wir sind an
die Beschlüsse der Kollegenkonserenzen ge¬
bunden. Wir sind an die Verfassung, Gesetze
und Verträge gebunden, wir haben unsere be¬
stimmten Vorgänge, und was darüber hinaus¬
geht, geht uns nichts an. Wir waren gestern
selbst noch unsere vortragenden Räte, und
Verantwortung heißt für uns Bindung durch
das Wort einer höheren Instanz."

Und ich ging zu den Führern des deutschen
Geisteslebens. Hier ist jeder auf sein per¬
sönliches Schaffen, auf eigenes Schöpfertum
gestellt. Wie wurde der Ruf des Volkes, der
Notruf der deutschen Schicksalsgemeinschaft
von ihnen aufgenommen: Mit welcher Selbst¬
quälerei, mit welcher Verwirrung des Gemüts
und des Geistes kämpfen die Männer der
Wissenschaft und der Kunst um die Politische
Problematik! Die meisten für sich, jeder für
Sonderideen, Sonderprogramme. Nur wenige
starke, instinktsichere Naturen blieben ruhig in
der Linie ihres Lebens. Aber: sie wahrten
Zurückhaltung und hielten sich fern von dem
hitzigen Streitplatz öffentlich organisierter Ver-
antwortungslosigkeit und tragen die!.Sorge
im Herzen.

Da kreuzte mein Weg, !der mich vielleicht
schon zu lange bei den Männern von gestern,
bei den Maßgeblichen, amtlich und beruflich
Festgelegten aufgehalten hatte, die Bewegung
der Jungen. Sie eint das Kriegserlebnis.
Ihr Denken zeigt Frische, Empfänglichkeit.
Ihr Wille zeigt die Erneuerung, die dem¬
jenigen Gewinn wurde, der mit innerster Er¬
schütterung die deutsche Not erlebte. Und
aus der Begegnung mit dem Jungen wurde
Gemeinschaft, und die Gemeinschaft führte
zur Arbeit, und diese Arbeit heißt Erziehung;
nicht zum Führer, denn Fllhrertum ist Schicksal,
aber Erziehung zum Politischen Beruf!"

[Ende Spaltensatz]

"Mit den Millionen Deutschen ging ich in
den deutschen Krieg, wissend, daß der Führer
nicht da war. Und dann brachte mich Zufall
und Schicksal an die Stellen, wo die so¬
genannten "Führer" des deutschen Volkes
walteten. Wenige von ihnen blieben mir
Persönlich unbekannt. Überall sah und fühlte ich
denselben tragischen Zug innerer Zielschwäche
und Abhängigkeit. Alle waren sie im letzten
Sinne abhängig von den anderen: vom
Monarchen, von dem Vorgesetzten, von dem
Untergebenen, von der Partei, von dem Partei¬
gegner, von der Masse, vom Geschäft und
Interesse. Nirgends eine letzte, restlose Ver¬
antwortung dem deutschen Schicksal gegenüber.
Mein Erlebnis war die Erkenntnis des tragischen
Schicksals der politischen Führerlvsigkeit des
deutschen Volkes.

Ich ging zu den Wirtschaftsführern. Die
Nährerin 5es Volkes, die Wirtschaft, ist krank.
Ahr Schicksal entscheidet über die nächste Zu¬
kunft. Die besten Männer, deren Namen die
Öffentlichkeit an erster Stelle nennt, sagten
wir: "Wir wollen nichts von der Politik
wissen, wir wollen unser Werk. Das hat




Grenzboten III 192016
Drinnen und draußen

Drinnen ind draußen

[Beginn Spaltensatz]

Führerlos. In der Nummer 32 des
„Gewissen", der Wochenzeitschrift der „Jungen",
spricht Heinrich v. Gleichen über die ange¬
kündigte Hochschule der Politik (vgl. dazu
Martin spähn im 1. Heft der „Grenzboten"
des laufenden Jahrgangs). Er bezweifelt,
daß eine Hochschule für Politik, die im Geist
und nach den Anweisungen der heute Re¬
gierenden geleitet wird, ihrem Zweck der
Politischen Erziehung gerecht werden könne.
In diesem Zusammenhang kommt er zu einer
Schilderung persönlicher Erfahrungen, die
etwas Ergreifendes an sich hat. Wir möchten
sie unseren Lesern nicht vorenthalten und bei
dieser Gelegenheit wieder einmal auf das
reine und hohe Streben hinweisen, welches
die Mitarbeiter des „Gewissen" beseelt.

K. [Spaltenumbruch]

uns, hat Deutschland groß gemacht. Von
dem anderen verstehen wir nichts, und wir
sind nicht dafür verantwortlich."

Ich ging zu den leitenden Männern des
Staates, und sie sagten mir: „Wir sind an
die Beschlüsse der Kollegenkonserenzen ge¬
bunden. Wir sind an die Verfassung, Gesetze
und Verträge gebunden, wir haben unsere be¬
stimmten Vorgänge, und was darüber hinaus¬
geht, geht uns nichts an. Wir waren gestern
selbst noch unsere vortragenden Räte, und
Verantwortung heißt für uns Bindung durch
das Wort einer höheren Instanz."

Und ich ging zu den Führern des deutschen
Geisteslebens. Hier ist jeder auf sein per¬
sönliches Schaffen, auf eigenes Schöpfertum
gestellt. Wie wurde der Ruf des Volkes, der
Notruf der deutschen Schicksalsgemeinschaft
von ihnen aufgenommen: Mit welcher Selbst¬
quälerei, mit welcher Verwirrung des Gemüts
und des Geistes kämpfen die Männer der
Wissenschaft und der Kunst um die Politische
Problematik! Die meisten für sich, jeder für
Sonderideen, Sonderprogramme. Nur wenige
starke, instinktsichere Naturen blieben ruhig in
der Linie ihres Lebens. Aber: sie wahrten
Zurückhaltung und hielten sich fern von dem
hitzigen Streitplatz öffentlich organisierter Ver-
antwortungslosigkeit und tragen die!.Sorge
im Herzen.

Da kreuzte mein Weg, !der mich vielleicht
schon zu lange bei den Männern von gestern,
bei den Maßgeblichen, amtlich und beruflich
Festgelegten aufgehalten hatte, die Bewegung
der Jungen. Sie eint das Kriegserlebnis.
Ihr Denken zeigt Frische, Empfänglichkeit.
Ihr Wille zeigt die Erneuerung, die dem¬
jenigen Gewinn wurde, der mit innerster Er¬
schütterung die deutsche Not erlebte. Und
aus der Begegnung mit dem Jungen wurde
Gemeinschaft, und die Gemeinschaft führte
zur Arbeit, und diese Arbeit heißt Erziehung;
nicht zum Führer, denn Fllhrertum ist Schicksal,
aber Erziehung zum Politischen Beruf!"

[Ende Spaltensatz]

„Mit den Millionen Deutschen ging ich in
den deutschen Krieg, wissend, daß der Führer
nicht da war. Und dann brachte mich Zufall
und Schicksal an die Stellen, wo die so¬
genannten „Führer" des deutschen Volkes
walteten. Wenige von ihnen blieben mir
Persönlich unbekannt. Überall sah und fühlte ich
denselben tragischen Zug innerer Zielschwäche
und Abhängigkeit. Alle waren sie im letzten
Sinne abhängig von den anderen: vom
Monarchen, von dem Vorgesetzten, von dem
Untergebenen, von der Partei, von dem Partei¬
gegner, von der Masse, vom Geschäft und
Interesse. Nirgends eine letzte, restlose Ver¬
antwortung dem deutschen Schicksal gegenüber.
Mein Erlebnis war die Erkenntnis des tragischen
Schicksals der politischen Führerlvsigkeit des
deutschen Volkes.

Ich ging zu den Wirtschaftsführern. Die
Nährerin 5es Volkes, die Wirtschaft, ist krank.
Ahr Schicksal entscheidet über die nächste Zu¬
kunft. Die besten Männer, deren Namen die
Öffentlichkeit an erster Stelle nennt, sagten
wir: „Wir wollen nichts von der Politik
wissen, wir wollen unser Werk. Das hat




Grenzboten III 192016
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[0253] Drinnen und draußen Drinnen ind draußen Führerlos. In der Nummer 32 des „Gewissen", der Wochenzeitschrift der „Jungen", spricht Heinrich v. Gleichen über die ange¬ kündigte Hochschule der Politik (vgl. dazu Martin spähn im 1. Heft der „Grenzboten" des laufenden Jahrgangs). Er bezweifelt, daß eine Hochschule für Politik, die im Geist und nach den Anweisungen der heute Re¬ gierenden geleitet wird, ihrem Zweck der Politischen Erziehung gerecht werden könne. In diesem Zusammenhang kommt er zu einer Schilderung persönlicher Erfahrungen, die etwas Ergreifendes an sich hat. Wir möchten sie unseren Lesern nicht vorenthalten und bei dieser Gelegenheit wieder einmal auf das reine und hohe Streben hinweisen, welches die Mitarbeiter des „Gewissen" beseelt. K. uns, hat Deutschland groß gemacht. Von dem anderen verstehen wir nichts, und wir sind nicht dafür verantwortlich." Ich ging zu den leitenden Männern des Staates, und sie sagten mir: „Wir sind an die Beschlüsse der Kollegenkonserenzen ge¬ bunden. Wir sind an die Verfassung, Gesetze und Verträge gebunden, wir haben unsere be¬ stimmten Vorgänge, und was darüber hinaus¬ geht, geht uns nichts an. Wir waren gestern selbst noch unsere vortragenden Räte, und Verantwortung heißt für uns Bindung durch das Wort einer höheren Instanz." Und ich ging zu den Führern des deutschen Geisteslebens. Hier ist jeder auf sein per¬ sönliches Schaffen, auf eigenes Schöpfertum gestellt. Wie wurde der Ruf des Volkes, der Notruf der deutschen Schicksalsgemeinschaft von ihnen aufgenommen: Mit welcher Selbst¬ quälerei, mit welcher Verwirrung des Gemüts und des Geistes kämpfen die Männer der Wissenschaft und der Kunst um die Politische Problematik! Die meisten für sich, jeder für Sonderideen, Sonderprogramme. Nur wenige starke, instinktsichere Naturen blieben ruhig in der Linie ihres Lebens. Aber: sie wahrten Zurückhaltung und hielten sich fern von dem hitzigen Streitplatz öffentlich organisierter Ver- antwortungslosigkeit und tragen die!.Sorge im Herzen. Da kreuzte mein Weg, !der mich vielleicht schon zu lange bei den Männern von gestern, bei den Maßgeblichen, amtlich und beruflich Festgelegten aufgehalten hatte, die Bewegung der Jungen. Sie eint das Kriegserlebnis. Ihr Denken zeigt Frische, Empfänglichkeit. Ihr Wille zeigt die Erneuerung, die dem¬ jenigen Gewinn wurde, der mit innerster Er¬ schütterung die deutsche Not erlebte. Und aus der Begegnung mit dem Jungen wurde Gemeinschaft, und die Gemeinschaft führte zur Arbeit, und diese Arbeit heißt Erziehung; nicht zum Führer, denn Fllhrertum ist Schicksal, aber Erziehung zum Politischen Beruf!" „Mit den Millionen Deutschen ging ich in den deutschen Krieg, wissend, daß der Führer nicht da war. Und dann brachte mich Zufall und Schicksal an die Stellen, wo die so¬ genannten „Führer" des deutschen Volkes walteten. Wenige von ihnen blieben mir Persönlich unbekannt. Überall sah und fühlte ich denselben tragischen Zug innerer Zielschwäche und Abhängigkeit. Alle waren sie im letzten Sinne abhängig von den anderen: vom Monarchen, von dem Vorgesetzten, von dem Untergebenen, von der Partei, von dem Partei¬ gegner, von der Masse, vom Geschäft und Interesse. Nirgends eine letzte, restlose Ver¬ antwortung dem deutschen Schicksal gegenüber. Mein Erlebnis war die Erkenntnis des tragischen Schicksals der politischen Führerlvsigkeit des deutschen Volkes. Ich ging zu den Wirtschaftsführern. Die Nährerin 5es Volkes, die Wirtschaft, ist krank. Ahr Schicksal entscheidet über die nächste Zu¬ kunft. Die besten Männer, deren Namen die Öffentlichkeit an erster Stelle nennt, sagten wir: „Wir wollen nichts von der Politik wissen, wir wollen unser Werk. Das hat Grenzboten III 192016

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/253>, abgerufen am 29.06.2024.