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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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Aus Geheimberichten an den Grafen Hertling

Pflichtgefühl, Dieses eiserne Pflichtgefühl wollen wir hineinhämmern in die Herzen
und Seelen unserer Leute. Dann wird unsere verachtete kleine Wehrmacht lernen,
das Schwert blank, das Pulver trocken, das Sinnen deutsch zu halten. Dann wird
sie zum segenspendenden Herd werden, von den? aus unwiderstehlich in die ver¬
lotterten Massen unseres Volkes die Begriffe des Pflichtgefühls, der Arbeitsfreude,
des Arbeitsstolzes, der Achtung vor des Nächsten Gut und Ehre, der Liebe zum
deutschen Gedanken hinausgetragen werden.

Wo immer wir hinkommen, da wollen wir das Hohelied der Arbeit singen,
da wollen wir den Fleißigen und Gottesfürchtigen ehren, den Arbeitsscheuen
verachten. ^

Vielleicht können dann wir Hunderttausend noch einmal zum Salz des
deutschen Volkes werden! --




Aus Geheimberichten an den Grafen Hertling^)
(^5--^7)
Franz von Stockhammern, Ministerialdirektor im Reichsfinanzministerimv von II.

Zürich, den 24. Juli 1915

ein aus Rom zurückgekehrter vatikanischer Gewährsmann findet
die Stimmung in Italien kriegerischer, als er gedacht hatte. Der
Geist der Armee sei ein sehr guter, man betrachte es in mili¬
tärischen Kreisen als Ehrensache, daß Italien an kriegerischen
Leistungen nicht hinter den anderen Großmächten zurückstehe.
Nicht aus gleicher Höhe stünde die Stimmung der Bevölkerung, doch sei
sie dem Krieg vorläufig noch günstiger, als man ursprünglich angenommen habe.
Daß auch Süditalien kriegerisch gestimmt sei, daran seien die Fliegerunter--
nehmungen der Österreicher schuld. Die Bomben, mit denen Bari und noch
einige andere Punkte an der südlichen Küste belegt worden seien, hätten dort
wie Zunder gewirkt. Man sei in Italien vollkommen auf einen Winterfeldzug
gefaßt und treffe bereits in weitgehendem Umfange Vorbereitungen.




Das Verhältnis der Kurie zur italienischen Regierung bezeichnete er als aus¬
gezeichnet. Der Heilige Stuhl habe keinen nur irgendwie gearteten Anlaß zur
Klage und müsse im Gegenteil ein weitgehendes Entgegenkommen anerkennen. Er



*) Vergl. den Artikel des Verfassers im vorigen Heft. Wir bringen heute die erste
D. Red. Folge von Auszügen aus den Geheimberichten, denen weitere folgen werden.
Aus Geheimberichten an den Grafen Hertling

Pflichtgefühl, Dieses eiserne Pflichtgefühl wollen wir hineinhämmern in die Herzen
und Seelen unserer Leute. Dann wird unsere verachtete kleine Wehrmacht lernen,
das Schwert blank, das Pulver trocken, das Sinnen deutsch zu halten. Dann wird
sie zum segenspendenden Herd werden, von den? aus unwiderstehlich in die ver¬
lotterten Massen unseres Volkes die Begriffe des Pflichtgefühls, der Arbeitsfreude,
des Arbeitsstolzes, der Achtung vor des Nächsten Gut und Ehre, der Liebe zum
deutschen Gedanken hinausgetragen werden.

Wo immer wir hinkommen, da wollen wir das Hohelied der Arbeit singen,
da wollen wir den Fleißigen und Gottesfürchtigen ehren, den Arbeitsscheuen
verachten. ^

Vielleicht können dann wir Hunderttausend noch einmal zum Salz des
deutschen Volkes werden! —




Aus Geheimberichten an den Grafen Hertling^)
(^5—^7)
Franz von Stockhammern, Ministerialdirektor im Reichsfinanzministerimv von II.

Zürich, den 24. Juli 1915

ein aus Rom zurückgekehrter vatikanischer Gewährsmann findet
die Stimmung in Italien kriegerischer, als er gedacht hatte. Der
Geist der Armee sei ein sehr guter, man betrachte es in mili¬
tärischen Kreisen als Ehrensache, daß Italien an kriegerischen
Leistungen nicht hinter den anderen Großmächten zurückstehe.
Nicht aus gleicher Höhe stünde die Stimmung der Bevölkerung, doch sei
sie dem Krieg vorläufig noch günstiger, als man ursprünglich angenommen habe.
Daß auch Süditalien kriegerisch gestimmt sei, daran seien die Fliegerunter--
nehmungen der Österreicher schuld. Die Bomben, mit denen Bari und noch
einige andere Punkte an der südlichen Küste belegt worden seien, hätten dort
wie Zunder gewirkt. Man sei in Italien vollkommen auf einen Winterfeldzug
gefaßt und treffe bereits in weitgehendem Umfange Vorbereitungen.




Das Verhältnis der Kurie zur italienischen Regierung bezeichnete er als aus¬
gezeichnet. Der Heilige Stuhl habe keinen nur irgendwie gearteten Anlaß zur
Klage und müsse im Gegenteil ein weitgehendes Entgegenkommen anerkennen. Er



*) Vergl. den Artikel des Verfassers im vorigen Heft. Wir bringen heute die erste
D. Red. Folge von Auszügen aus den Geheimberichten, denen weitere folgen werden.
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[0350] Aus Geheimberichten an den Grafen Hertling Pflichtgefühl, Dieses eiserne Pflichtgefühl wollen wir hineinhämmern in die Herzen und Seelen unserer Leute. Dann wird unsere verachtete kleine Wehrmacht lernen, das Schwert blank, das Pulver trocken, das Sinnen deutsch zu halten. Dann wird sie zum segenspendenden Herd werden, von den? aus unwiderstehlich in die ver¬ lotterten Massen unseres Volkes die Begriffe des Pflichtgefühls, der Arbeitsfreude, des Arbeitsstolzes, der Achtung vor des Nächsten Gut und Ehre, der Liebe zum deutschen Gedanken hinausgetragen werden. Wo immer wir hinkommen, da wollen wir das Hohelied der Arbeit singen, da wollen wir den Fleißigen und Gottesfürchtigen ehren, den Arbeitsscheuen verachten. ^ Vielleicht können dann wir Hunderttausend noch einmal zum Salz des deutschen Volkes werden! — Aus Geheimberichten an den Grafen Hertling^) (^5—^7) Franz von Stockhammern, Ministerialdirektor im Reichsfinanzministerimv von II. Zürich, den 24. Juli 1915 ein aus Rom zurückgekehrter vatikanischer Gewährsmann findet die Stimmung in Italien kriegerischer, als er gedacht hatte. Der Geist der Armee sei ein sehr guter, man betrachte es in mili¬ tärischen Kreisen als Ehrensache, daß Italien an kriegerischen Leistungen nicht hinter den anderen Großmächten zurückstehe. Nicht aus gleicher Höhe stünde die Stimmung der Bevölkerung, doch sei sie dem Krieg vorläufig noch günstiger, als man ursprünglich angenommen habe. Daß auch Süditalien kriegerisch gestimmt sei, daran seien die Fliegerunter-- nehmungen der Österreicher schuld. Die Bomben, mit denen Bari und noch einige andere Punkte an der südlichen Küste belegt worden seien, hätten dort wie Zunder gewirkt. Man sei in Italien vollkommen auf einen Winterfeldzug gefaßt und treffe bereits in weitgehendem Umfange Vorbereitungen. Das Verhältnis der Kurie zur italienischen Regierung bezeichnete er als aus¬ gezeichnet. Der Heilige Stuhl habe keinen nur irgendwie gearteten Anlaß zur Klage und müsse im Gegenteil ein weitgehendes Entgegenkommen anerkennen. Er *) Vergl. den Artikel des Verfassers im vorigen Heft. Wir bringen heute die erste D. Red. Folge von Auszügen aus den Geheimberichten, denen weitere folgen werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/350>, abgerufen am 22.07.2024.