Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.vom Altertum zur Gegenwart Hot sich ein umfassender flämischer Studentenkongretz scharf gegen das imperia¬ Nun musz man sich Wohl vor der Annahme hüten, als ob die Flamen Menenius Vom Altertum zur Gegenwart Gberstudienrat Vr, <Z)tlo Stange von elche Werte ein planloser Zerstörungstrieb binnen weniger Da ist es mit besonderem Dank zu begrüßen, wenn berufene Männer recht¬ Dieser gewiß nicht leichten Aufgabe haben sich eine Anzahl Hochschullehrer l) Bei B. G. Teubner, Berlin und Leipzig 1919, Preis geh. v Mark, geb.
10,60 Mark, dazu Teuerungszuschläge. vom Altertum zur Gegenwart Hot sich ein umfassender flämischer Studentenkongretz scharf gegen das imperia¬ Nun musz man sich Wohl vor der Annahme hüten, als ob die Flamen Menenius Vom Altertum zur Gegenwart Gberstudienrat Vr, <Z)tlo Stange von elche Werte ein planloser Zerstörungstrieb binnen weniger Da ist es mit besonderem Dank zu begrüßen, wenn berufene Männer recht¬ Dieser gewiß nicht leichten Aufgabe haben sich eine Anzahl Hochschullehrer l) Bei B. G. Teubner, Berlin und Leipzig 1919, Preis geh. v Mark, geb.
10,60 Mark, dazu Teuerungszuschläge. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336388"/> <fw type="header" place="top"> vom Altertum zur Gegenwart</fw><lb/> <p xml:id="ID_321" prev="#ID_320"> Hot sich ein umfassender flämischer Studentenkongretz scharf gegen das imperia¬<lb/> listische Treiben der Regierungskreise ausgeiprochcn. Unter diesen Umstärdcn<lb/> verspricht der Wahlkampf außerordentlich erbittert zu werden, ein großer Teil<lb/> der klerikalen Fraktion ist schon jetzt aktivistisch gesinnt, die Flamen scheinen jetzt<lb/> aber auch ihre frühere ziemlich ungefährliche Wahlpraxis, nach der die Kandidaten<lb/> im Nahmen ihres klerikalen oder liberalen Programms nebenbei auch auf<lb/> flämische Forderungen verpflichtet wurden, was dann nach der Wahl zu lediglich<lb/> platonisch bleibenden Demonstrationen führte, aufgeben, und wo es geht, besondere<lb/> rein aklivistische Programme aufstellen zu wollen, wie das z. B. in Antwerpen<lb/> geschehen ist, wo dem international-nationalistischen Huysmans der aktivistisch-<lb/> flamische van Cauwelaert gegenübergestellt worden ist. Auch der alte und<lb/> angesehene Graf Woeste, der seit fast SO Jahren den Wahlkreis Aalst vertritt,<lb/> hat seine Stellung gefährdet gesehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_322"> Nun musz man sich Wohl vor der Annahme hüten, als ob die Flamen<lb/> weniger gute Belgier oder gar unbedingt deutschfreundlich seien. Aber für einen<lb/> von Frankreich her unterstützten und praktisch in erster Linie gegen Holland<lb/> gerichteten Annexionismus sind sie gewiß nicht zu haben, und mit diesen Wider¬<lb/> ständen wird die belgische Regierung unbedingt rechnen müssen. Die Annexionisten<lb/> treiben ein gifährliches Spiel und würden eines kriegerischen Erfolges gegen<lb/> Holland kaum froh werden. Hoffen wir, dnsz es ihnen nicht gelingt, das Land<lb/> in eine Konstellation hineinzutreiben, die eine holländische Jrredenta erreichen<lb/> könnte, welche über kurz oder laug bei Nichtbefriedigung der flämischen Forde¬<lb/> rungen der gedeihlichen Entwicklung des Landes sehr gefährlich werden könnte.</p><lb/> <note type="byline"> Menenius</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vom Altertum zur Gegenwart<lb/><note type="byline"> Gberstudienrat Vr, <Z)tlo Stange</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_323"> elche Werte ein planloser Zerstörungstrieb binnen weniger<lb/> Monate zu vernichten imstande ist, haben uns die Ereignisse der<lb/> jüngsten Vergangenheit nur zu deutlich erkennen lassen. Aber ob<lb/> auch unter den Trümmern manches scheinbar unersetzliche Gut am<lb/> Boden liegt — schlimmer noch als der Verlust der Werte selbst wäre<lb/> _> es, wenn wir durch den großen Wirbelsturm auch der Kräfte beraubt<lb/> , werben sollten, die allein dazu befähigt sind, uns Ersatz zu schassen für das<lb/> Verlorene, vor allem für vernichtete Kullurwerte. Noch stehen ja die Säulen<lb/> aufrecht, die bisher den stolzen Bau der deutschen Geisteswelt getragen haben.<lb/> Aber auch hier sehen wir bereits den Spaten angesetzt, und niemand kann wissen,<lb/> ob nicht morgen schon der plumpe Hammer heiniedersaust, um die gelockerten<lb/> Grundsteine vollends zu zerschmettern und den Tempel deutscher Geistesgröße zu<lb/> Fall zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_324"> Da ist es mit besonderem Dank zu begrüßen, wenn berufene Männer recht¬<lb/> zeitig daran gehen, für bestimmte Wissensgebiete die Kräfte nachzuweisen, durch<lb/> die einzelne Teile unserer Geistesbildung zu ihrer bisherigen Höhe gelangt sind,<lb/> und, falls sie von dieser Höhe hinabgestoßen werden sollten, wieder zu ihr empor¬<lb/> geführt werden könnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_325" next="#ID_326"> Dieser gewiß nicht leichten Aufgabe haben sich eine Anzahl Hochschullehrer<lb/> und Rektoren angenommen, Philologen, Juristen, Pädagogen, Historiker, Theologen,<lb/> auch ein Mathematiker, durchweg Namen ersten Ranges, um unter Führung<lb/> Eduard Nordens und A. Giesecke-Teubners die Kulturzusammenhänge in den<lb/> Hauptepochen und auf den Hauptgebieten nachzuweisen in einem soeben erschienenen<lb/> Buches „Vom Altertum zur Gegenwart". Der Stoff ist so gegliedert, daß nach</p><lb/> <note xml:id="FID_7" place="foot"> l) Bei B. G. Teubner, Berlin und Leipzig 1919, Preis geh. v Mark, geb.<lb/> 10,60 Mark, dazu Teuerungszuschläge.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
vom Altertum zur Gegenwart
Hot sich ein umfassender flämischer Studentenkongretz scharf gegen das imperia¬
listische Treiben der Regierungskreise ausgeiprochcn. Unter diesen Umstärdcn
verspricht der Wahlkampf außerordentlich erbittert zu werden, ein großer Teil
der klerikalen Fraktion ist schon jetzt aktivistisch gesinnt, die Flamen scheinen jetzt
aber auch ihre frühere ziemlich ungefährliche Wahlpraxis, nach der die Kandidaten
im Nahmen ihres klerikalen oder liberalen Programms nebenbei auch auf
flämische Forderungen verpflichtet wurden, was dann nach der Wahl zu lediglich
platonisch bleibenden Demonstrationen führte, aufgeben, und wo es geht, besondere
rein aklivistische Programme aufstellen zu wollen, wie das z. B. in Antwerpen
geschehen ist, wo dem international-nationalistischen Huysmans der aktivistisch-
flamische van Cauwelaert gegenübergestellt worden ist. Auch der alte und
angesehene Graf Woeste, der seit fast SO Jahren den Wahlkreis Aalst vertritt,
hat seine Stellung gefährdet gesehen.
Nun musz man sich Wohl vor der Annahme hüten, als ob die Flamen
weniger gute Belgier oder gar unbedingt deutschfreundlich seien. Aber für einen
von Frankreich her unterstützten und praktisch in erster Linie gegen Holland
gerichteten Annexionismus sind sie gewiß nicht zu haben, und mit diesen Wider¬
ständen wird die belgische Regierung unbedingt rechnen müssen. Die Annexionisten
treiben ein gifährliches Spiel und würden eines kriegerischen Erfolges gegen
Holland kaum froh werden. Hoffen wir, dnsz es ihnen nicht gelingt, das Land
in eine Konstellation hineinzutreiben, die eine holländische Jrredenta erreichen
könnte, welche über kurz oder laug bei Nichtbefriedigung der flämischen Forde¬
rungen der gedeihlichen Entwicklung des Landes sehr gefährlich werden könnte.
Menenius
Vom Altertum zur Gegenwart
Gberstudienrat Vr, <Z)tlo Stange von
elche Werte ein planloser Zerstörungstrieb binnen weniger
Monate zu vernichten imstande ist, haben uns die Ereignisse der
jüngsten Vergangenheit nur zu deutlich erkennen lassen. Aber ob
auch unter den Trümmern manches scheinbar unersetzliche Gut am
Boden liegt — schlimmer noch als der Verlust der Werte selbst wäre
_> es, wenn wir durch den großen Wirbelsturm auch der Kräfte beraubt
, werben sollten, die allein dazu befähigt sind, uns Ersatz zu schassen für das
Verlorene, vor allem für vernichtete Kullurwerte. Noch stehen ja die Säulen
aufrecht, die bisher den stolzen Bau der deutschen Geisteswelt getragen haben.
Aber auch hier sehen wir bereits den Spaten angesetzt, und niemand kann wissen,
ob nicht morgen schon der plumpe Hammer heiniedersaust, um die gelockerten
Grundsteine vollends zu zerschmettern und den Tempel deutscher Geistesgröße zu
Fall zu bringen.
Da ist es mit besonderem Dank zu begrüßen, wenn berufene Männer recht¬
zeitig daran gehen, für bestimmte Wissensgebiete die Kräfte nachzuweisen, durch
die einzelne Teile unserer Geistesbildung zu ihrer bisherigen Höhe gelangt sind,
und, falls sie von dieser Höhe hinabgestoßen werden sollten, wieder zu ihr empor¬
geführt werden könnten.
Dieser gewiß nicht leichten Aufgabe haben sich eine Anzahl Hochschullehrer
und Rektoren angenommen, Philologen, Juristen, Pädagogen, Historiker, Theologen,
auch ein Mathematiker, durchweg Namen ersten Ranges, um unter Führung
Eduard Nordens und A. Giesecke-Teubners die Kulturzusammenhänge in den
Hauptepochen und auf den Hauptgebieten nachzuweisen in einem soeben erschienenen
Buches „Vom Altertum zur Gegenwart". Der Stoff ist so gegliedert, daß nach
l) Bei B. G. Teubner, Berlin und Leipzig 1919, Preis geh. v Mark, geb.
10,60 Mark, dazu Teuerungszuschläge.
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