Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Neue Bücher Betracht ein einzigartiges Buch. Hinreißender kann jene ungeheure Bewegung, In den Kriegsjahren, als das Bestehende sich aufsteigend zu befestigen schien, Dr. Paul Neuburger Kaiser Friedrichs Tagebuch. Mit Einleitung und Aktenstücken von Eduard Engel. Heinrich Dieünann, Verlagsbuchhandlung. Halle (Saale) 1919. Preis geb. 5 Mark. Seit dem Jahre 1918 ist die urheberrechtliche Schutzfrist für das 1883 ÜMen Mamlskripten ist Porto hinzuzufügen, im andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Aufsätze n"r mit ausdrücklicher Erlaubnis des BerlanS gestattet. Verantwortlich: Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensoe, -- Manuskriptsendungen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: A" dir "chriftl-nu"" der Greuzbote" i" "erlw SW "1, Tempellioser Ufer 3S". Fernsprecher des Herausgeber": Amt Uichterselde 4W, des Verlags und der Schriftlettuug: Amt LüPow VS10, Verlag: Verlag der Srenzboten G. in, b, H. in V-rum SW 11, Temp-lhoser Ufer SS". Druck: .Der ReichKSoi"' "!. in> b, H. in Berlin SW 11. Dessauer Straf," W/l!7. Neue Bücher Betracht ein einzigartiges Buch. Hinreißender kann jene ungeheure Bewegung, In den Kriegsjahren, als das Bestehende sich aufsteigend zu befestigen schien, Dr. Paul Neuburger Kaiser Friedrichs Tagebuch. Mit Einleitung und Aktenstücken von Eduard Engel. Heinrich Dieünann, Verlagsbuchhandlung. Halle (Saale) 1919. Preis geb. 5 Mark. Seit dem Jahre 1918 ist die urheberrechtliche Schutzfrist für das 1883 ÜMen Mamlskripten ist Porto hinzuzufügen, im andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Aufsätze n«r mit ausdrücklicher Erlaubnis des BerlanS gestattet. Verantwortlich: Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensoe, — Manuskriptsendungen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: A» dir «chriftl-nu»« der Greuzbote» i» «erlw SW »1, Tempellioser Ufer 3S». Fernsprecher des Herausgeber«: Amt Uichterselde 4W, des Verlags und der Schriftlettuug: Amt LüPow VS10, Verlag: Verlag der Srenzboten G. in, b, H. in V-rum SW 11, Temp-lhoser Ufer SS». Druck: .Der ReichKSoi«' «!. in> b, H. in Berlin SW 11. Dessauer Straf,« W/l!7. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336370"/> <fw type="header" place="top"> Neue Bücher</fw><lb/> <p xml:id="ID_263" prev="#ID_262"> Betracht ein einzigartiges Buch. Hinreißender kann jene ungeheure Bewegung,<lb/> zu der alle folgenden Umwälzungen wie zu ihrer Mutter aufblicken, nicht vor<lb/> uns entrollt weiden als hier, wo sie von Männern und Frauen, Franzosen und<lb/> Fremden, Handelnden und Betrachtenden, Helden und Opfern in immer<lb/> neuen Spiegelungen erzählt, erlebt, erlitten wird, wo das große Geschehen in<lb/> den erschütterndsten Einzelschicksalen Gestalt gewinnt und doch als ein Ganzes<lb/> geschlossen und unerbittlich an uns vorüberschreitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_264"> In den Kriegsjahren, als das Bestehende sich aufsteigend zu befestigen schien,<lb/> ist das Buch zusammengestellt; mit dem Wunsch, es möchte „uns in den ernsten<lb/> Zeiten, die vor uns stehen, eine Hilfe sein", ward es der Öffentlichkeit übergeben,<lb/> als diese Zeiten kaum dunkel sich ankündigten; es wurde von ihr auf¬<lb/> genommen, als sie flammend ausgebrochen waren. Gerechte Würdigung konnte<lb/> es schon damals finden, seine zeitgeschichtliche Wucht mußte es wachsend von<lb/> Monat zu Monat offenbaren, jetzt hat es zudem einen Schauer persönlichster Tragik<lb/> empfangen, von dem der Leser nicht loskommt, und der das Buch in die Geschichte<lb/> hinüberbegleiten wird. Wer das knappe Vorwort, die sparsamen, persönlichen<lb/> Anmerkungen liest, ja, wer nur verfolg!, wie die Briefe ausgewählt und anein¬<lb/> andergereiht sind, fühlt, daß hier ein Mann am Werke war, der nicht nur das<lb/> heiße Herz für die großen Ideen und die großen Seelen der Revolution, sondern<lb/> auch den kühlen und scharfen Blick für ihre Irrtümer, die Trauer um ihre<lb/> Befleckungen und ihre Tragik besaß. Nur das ironische Lächeln, das um die<lb/> Lippen der Geschichte spielt, wenn der Mensch in ihren Büchern Weisung für sein<lb/> Tun und Lassen zu finden begehrt, ist ihm entgangen: der Strom des Geschehens<lb/> überwältigte den klugen Beschauer und Beurteiler, und die blutigen Schatten der<lb/> Revolution, die er in der Wirklichkeit beschwören half, rissen ihn mit in die Tiefe.</p><lb/> <note type="byline"> Dr. Paul Neuburger</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> Kaiser Friedrichs Tagebuch. Mit Einleitung und Aktenstücken von Eduard<lb/> Engel. Heinrich Dieünann, Verlagsbuchhandlung. Halle (Saale) 1919.<lb/> Preis geb. 5 Mark.</head><lb/> <p xml:id="ID_265"> Seit dem Jahre 1918 ist die urheberrechtliche Schutzfrist für das 1883<lb/> in der Deutschen Rundschau veröffentlichte Tagebuch Kaiser Friedrichs abgelaufen<lb/> und nun hat es Eduard Engel unternommen, dieses Dokument in Buchform<lb/> herauszugeben, um es dem deutschen Volke zugänglich zu machen. Daß diese<lb/> Buchausgabe lediglich dem Gefühl der Pietät gegen Kaiser Friedrich entsprang<lb/> und nur den: geschichtlichen Interesse dienen soll, wird niemand annehmen, der<lb/> sie zur Hand nimmt. Die Hälfte des Bändchens ist den unerquicklichen Vor¬<lb/> gängen gewidmet, die jene erste Veröffemlichung des Tagebuchs bewirkte. Die<lb/> Darstellung schließt sich an eine ausführliche artenmäßige Wiedergabe der An¬<lb/> klage gegen Geffcken an. der damals das Manuskript der Deutschen Rundschau<lb/> überwiesen hatte, um sie zu einer Waffe gegen Wismarer und Wilhelm den<lb/> Zweiten zu schmieden. Wir haben zurzeit wichtigeres zu tun, als den Riß,<lb/> der durch unser Volk geht, durch unfruchtbare Überlegungen, wie die des<lb/> Herausgebers, über das was hätte sein können, wenn Kaiser Friedrich uus<lb/> erhalten geblieben wäre, die in gehässigen Ausfällen gipfeln, zu erweitern. 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Neue Bücher
Betracht ein einzigartiges Buch. Hinreißender kann jene ungeheure Bewegung,
zu der alle folgenden Umwälzungen wie zu ihrer Mutter aufblicken, nicht vor
uns entrollt weiden als hier, wo sie von Männern und Frauen, Franzosen und
Fremden, Handelnden und Betrachtenden, Helden und Opfern in immer
neuen Spiegelungen erzählt, erlebt, erlitten wird, wo das große Geschehen in
den erschütterndsten Einzelschicksalen Gestalt gewinnt und doch als ein Ganzes
geschlossen und unerbittlich an uns vorüberschreitet.
In den Kriegsjahren, als das Bestehende sich aufsteigend zu befestigen schien,
ist das Buch zusammengestellt; mit dem Wunsch, es möchte „uns in den ernsten
Zeiten, die vor uns stehen, eine Hilfe sein", ward es der Öffentlichkeit übergeben,
als diese Zeiten kaum dunkel sich ankündigten; es wurde von ihr auf¬
genommen, als sie flammend ausgebrochen waren. Gerechte Würdigung konnte
es schon damals finden, seine zeitgeschichtliche Wucht mußte es wachsend von
Monat zu Monat offenbaren, jetzt hat es zudem einen Schauer persönlichster Tragik
empfangen, von dem der Leser nicht loskommt, und der das Buch in die Geschichte
hinüberbegleiten wird. Wer das knappe Vorwort, die sparsamen, persönlichen
Anmerkungen liest, ja, wer nur verfolg!, wie die Briefe ausgewählt und anein¬
andergereiht sind, fühlt, daß hier ein Mann am Werke war, der nicht nur das
heiße Herz für die großen Ideen und die großen Seelen der Revolution, sondern
auch den kühlen und scharfen Blick für ihre Irrtümer, die Trauer um ihre
Befleckungen und ihre Tragik besaß. Nur das ironische Lächeln, das um die
Lippen der Geschichte spielt, wenn der Mensch in ihren Büchern Weisung für sein
Tun und Lassen zu finden begehrt, ist ihm entgangen: der Strom des Geschehens
überwältigte den klugen Beschauer und Beurteiler, und die blutigen Schatten der
Revolution, die er in der Wirklichkeit beschwören half, rissen ihn mit in die Tiefe.
Dr. Paul Neuburger
Kaiser Friedrichs Tagebuch. Mit Einleitung und Aktenstücken von Eduard
Engel. Heinrich Dieünann, Verlagsbuchhandlung. Halle (Saale) 1919.
Preis geb. 5 Mark.
Seit dem Jahre 1918 ist die urheberrechtliche Schutzfrist für das 1883
in der Deutschen Rundschau veröffentlichte Tagebuch Kaiser Friedrichs abgelaufen
und nun hat es Eduard Engel unternommen, dieses Dokument in Buchform
herauszugeben, um es dem deutschen Volke zugänglich zu machen. Daß diese
Buchausgabe lediglich dem Gefühl der Pietät gegen Kaiser Friedrich entsprang
und nur den: geschichtlichen Interesse dienen soll, wird niemand annehmen, der
sie zur Hand nimmt. Die Hälfte des Bändchens ist den unerquicklichen Vor¬
gängen gewidmet, die jene erste Veröffemlichung des Tagebuchs bewirkte. Die
Darstellung schließt sich an eine ausführliche artenmäßige Wiedergabe der An¬
klage gegen Geffcken an. der damals das Manuskript der Deutschen Rundschau
überwiesen hatte, um sie zu einer Waffe gegen Wismarer und Wilhelm den
Zweiten zu schmieden. Wir haben zurzeit wichtigeres zu tun, als den Riß,
der durch unser Volk geht, durch unfruchtbare Überlegungen, wie die des
Herausgebers, über das was hätte sein können, wenn Kaiser Friedrich uus
erhalten geblieben wäre, die in gehässigen Ausfällen gipfeln, zu erweitern. Gegen
die Buchausgabe des Tagebuchs läßt sich natürlich nichts einwenden, es wird
gern wieder gelesen werden, obgleich es in der vorliegenden Form schwerlich
für eine einwandfreie historische Quelle gelten kann.
ÜMen Mamlskripten ist Porto hinzuzufügen, im andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze n«r mit ausdrücklicher Erlaubnis des BerlanS gestattet.
Verantwortlich: Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensoe, — Manuskriptsendungen und Briefe werden erbeten
unter der Adresse:
A» dir «chriftl-nu»« der Greuzbote» i» «erlw SW »1, Tempellioser Ufer 3S».
Fernsprecher des Herausgeber«: Amt Uichterselde 4W, des Verlags und der Schriftlettuug: Amt LüPow VS10,
Verlag: Verlag der Srenzboten G. in, b, H. in V-rum SW 11, Temp-lhoser Ufer SS».
Druck: .Der ReichKSoi«' «!. in> b, H. in Berlin SW 11. Dessauer Straf,« W/l!7.
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