Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Hamburgs Werde?: um Altona 5. Wenn es jetzt nach gewissenhafter Prüfung notwendig ist, Besitz und Hamburgs Werben um Altona Lertha witt von le Rivalität der beiden großen norddeutschen Schwesterstädte Wir rechnen hierher die Frage der Eingemeindung der preußischen Stadt Hamburgs Werde?: um Altona 5. Wenn es jetzt nach gewissenhafter Prüfung notwendig ist, Besitz und Hamburgs Werben um Altona Lertha witt von le Rivalität der beiden großen norddeutschen Schwesterstädte Wir rechnen hierher die Frage der Eingemeindung der preußischen Stadt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0043" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336333"/> <fw type="header" place="top"> Hamburgs Werde?: um Altona</fw><lb/> <p xml:id="ID_137"> 5. Wenn es jetzt nach gewissenhafter Prüfung notwendig ist, Besitz und<lb/> Einkommen besonders schwere Lasten aufzulegen, so muß mit größter Sorge<lb/> die sür die Wirtschaft des ganzen Volles vernichtende Wirkung im Auge<lb/> behalten werden, die eine Überlastung des Besitzes nach sich zieht. Wie bisher<lb/> die Sozialpolitik Schutzmaßnahmen für das Proletariat, so muß künstig Gesetz¬<lb/> gebung und Verwaltung Schutzmaßnahmen für den Besitz ergreifen, die ihm<lb/> helfen, die Gefahr des Zusammenbruchs zu überstehen, die ihm eine schnelle<lb/> Erholung und Neubildung ermöglichen. Das ist solidarisches Interesse von<lb/> Besitz und Proletariat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Hamburgs Werben um Altona<lb/><note type="byline"> Lertha witt</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_138"> le Rivalität der beiden großen norddeutschen Schwesterstädte<lb/> Hamburg und Altona konnte den Außenstehenden solange nicht<lb/> berühren, bis sie mit der Aufrollung der Eingemeindungsfrage<lb/> zu einer allpreußischeo, oder vielmehr alldeutschen Angelegenheit<lb/> wurde. Bekanntlich hat die Revolution und der Umsturz der<lb/> alten Verfassung derartige Fragen überall im Deutschen Reich<lb/> aufgerührt, denken wir nur an Groß-Berlin oder den Zusammenschluß der<lb/> Thüringischen Staaten. Wenn bei Groß Berlin die Zusammenfassung der<lb/> Berliner Vororte mit Berlin-Stadt, da jene den Ausdehnungsdrcmg des eigent¬<lb/> lichen Bellin hinderten, als eine am leichtesten lösbare Frage erschien, so liegt<lb/> das zweifellos daran, daß es sich hier um rein preußische Gebiete handelte und<lb/> die Auflösung der Berliner Vorgemeinden in rein Berliner Gebiet äußerlich<lb/> längst als vollzogen betrachtet werden konnte. Zum mindesten erblicken wir in<lb/> einer großen Stadtgemeinde noch immer keinen Staat; aber anstatt daß die<lb/> Revolution uns den Segen gebracht hätte, die Kleinstaatenwirtschaft endlich<lb/> einmal zu beseitigen, wird dieselbe durch die neue Verfassung scheinbar vielmehr<lb/> begünstigt. Zum Glück hat der Gedanke einer Auflösung Deutschlands in<lb/> Zweimillionenstaaten keine unmittelbaren Gefahren gezeitigt, da er von vorn¬<lb/> herein beim Volke eigentlich kaum Beachtung fand. Immerhin aber birgt die<lb/> Zweijährige Frist bis zum Inkrafttreten gewisser Bedingungen bei Gebiets¬<lb/> abänderungen Möglichkeiten in sich, über deren Bedeutung — in guter oder<lb/> schädigender Beziehung — nicht die Klarheit zu herrschen scheint, die doch un¬<lb/> bedingt wünschenswert wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_139" next="#ID_140"> Wir rechnen hierher die Frage der Eingemeindung der preußischen Stadt<lb/> Altona in Hamburg. Dieselbe bleibt einstweilen akut, obgleich sie seit geraumer<lb/> Zeit wieder auf einem toten Punkt angelangt zu sein scheint. Aber erst mit<lb/> der durch die neue Verfassung bedingten, allerdings erst in zwei Jahren mög¬<lb/> lichen Abstimmung im ganzen beteiligten preußischen Regierungsbezirk, also hier<lb/> der gesamten Provinz, würde sie endlich ganz beseitigt werden, da bei dem<lb/> Festhalten der Schleswig-Holsteiner an dem alten Wahlspruch „Up ewig un-<lb/> gedeckt" der Gedanke, den Hamburger Wünschen im Süden uraltes Heimatland<lb/> preiszugeben, auf um fo ungünstigeren Boden fallen müßte, als die Provinz<lb/> im Norden schon mehr Landbesitz einbüßen dürfte, als man in sorglosen Opti-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
Hamburgs Werde?: um Altona
5. Wenn es jetzt nach gewissenhafter Prüfung notwendig ist, Besitz und
Einkommen besonders schwere Lasten aufzulegen, so muß mit größter Sorge
die sür die Wirtschaft des ganzen Volles vernichtende Wirkung im Auge
behalten werden, die eine Überlastung des Besitzes nach sich zieht. Wie bisher
die Sozialpolitik Schutzmaßnahmen für das Proletariat, so muß künstig Gesetz¬
gebung und Verwaltung Schutzmaßnahmen für den Besitz ergreifen, die ihm
helfen, die Gefahr des Zusammenbruchs zu überstehen, die ihm eine schnelle
Erholung und Neubildung ermöglichen. Das ist solidarisches Interesse von
Besitz und Proletariat.
Hamburgs Werben um Altona
Lertha witt von
le Rivalität der beiden großen norddeutschen Schwesterstädte
Hamburg und Altona konnte den Außenstehenden solange nicht
berühren, bis sie mit der Aufrollung der Eingemeindungsfrage
zu einer allpreußischeo, oder vielmehr alldeutschen Angelegenheit
wurde. Bekanntlich hat die Revolution und der Umsturz der
alten Verfassung derartige Fragen überall im Deutschen Reich
aufgerührt, denken wir nur an Groß-Berlin oder den Zusammenschluß der
Thüringischen Staaten. Wenn bei Groß Berlin die Zusammenfassung der
Berliner Vororte mit Berlin-Stadt, da jene den Ausdehnungsdrcmg des eigent¬
lichen Bellin hinderten, als eine am leichtesten lösbare Frage erschien, so liegt
das zweifellos daran, daß es sich hier um rein preußische Gebiete handelte und
die Auflösung der Berliner Vorgemeinden in rein Berliner Gebiet äußerlich
längst als vollzogen betrachtet werden konnte. Zum mindesten erblicken wir in
einer großen Stadtgemeinde noch immer keinen Staat; aber anstatt daß die
Revolution uns den Segen gebracht hätte, die Kleinstaatenwirtschaft endlich
einmal zu beseitigen, wird dieselbe durch die neue Verfassung scheinbar vielmehr
begünstigt. Zum Glück hat der Gedanke einer Auflösung Deutschlands in
Zweimillionenstaaten keine unmittelbaren Gefahren gezeitigt, da er von vorn¬
herein beim Volke eigentlich kaum Beachtung fand. Immerhin aber birgt die
Zweijährige Frist bis zum Inkrafttreten gewisser Bedingungen bei Gebiets¬
abänderungen Möglichkeiten in sich, über deren Bedeutung — in guter oder
schädigender Beziehung — nicht die Klarheit zu herrschen scheint, die doch un¬
bedingt wünschenswert wäre.
Wir rechnen hierher die Frage der Eingemeindung der preußischen Stadt
Altona in Hamburg. Dieselbe bleibt einstweilen akut, obgleich sie seit geraumer
Zeit wieder auf einem toten Punkt angelangt zu sein scheint. Aber erst mit
der durch die neue Verfassung bedingten, allerdings erst in zwei Jahren mög¬
lichen Abstimmung im ganzen beteiligten preußischen Regierungsbezirk, also hier
der gesamten Provinz, würde sie endlich ganz beseitigt werden, da bei dem
Festhalten der Schleswig-Holsteiner an dem alten Wahlspruch „Up ewig un-
gedeckt" der Gedanke, den Hamburger Wünschen im Süden uraltes Heimatland
preiszugeben, auf um fo ungünstigeren Boden fallen müßte, als die Provinz
im Norden schon mehr Landbesitz einbüßen dürfte, als man in sorglosen Opti-
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