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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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der DeulHen Lollniite Ptsess ab WGMkM


Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Ziele und Aufgaben der Volksratsbewegung,
-- Aus den deutschen Volksräten -- Pressestimmen.
utermlien zur ostdeutschen Früge


Ziele und Aufgaben der Volksratsbewegung

Die Verhältnisse in der Ostmark haben sich seit dem 22. Juni so grund¬
legend verschoben, daß es angebracht ist, die neuen Probleme, die sich für die
Volksräte ergeben haben, grundsätzlich zu erörtern.

Durch das Fehlen eines Zusammenschlusses des Ostmarkendeutschtums,
war die politische Entwicklung in den Ostmarken schon lange ungünstig beeinflußt",
dieser Mangel drohie aber verhängnisvoll zu werden, nachdem der Zusammenbrach
des 9. November eine einheitliche behördliche Führung der Ostmarkenpolitik,
hinter die sich das Deutschtum hätte stellen können, unmöglich erscheinen ließ.
Daraus ergaben sich für die Volksralsbewegung zwei Aufgaben; die Schaffung
einer das gesamte Deutschtum umfassenden Organisation und durch sie die
Gewinnung eines eigenen politischen Verhältnisses zu den Polen. Die erste Auf¬
gabe konnte nur durch den Aufbau der Volksräte auf breitester demokratischer
Grundlage gelöst werden. Sie ist in einem Umfange gelöst worden, wie auch
großer Op.imismus es kaum hätte erwarten können. Die Lösung der zweiten
Aufgabe, wurde in gewissem Sinne gerade dadurch erleichtert, daß auf eine starke
Führung des Ostmarkendeutschtums durch die Regierung nicht gerechnet werden
durfte und daher durch die Notwendigkeit, vom Ostmarkendeulschtum aus selbst
Richtlinien für eine einheitliche Stellung den Polen gegenüber zu gewinnen, auch
solche Kreise zu gemeinsamer Arbeit zusammengeführt wurden, die früher ver¬
schiedene politische Ziele verfolgt und nach der Lage der Dinge ihre Durchsetzung
weniger in der Osnnark selbst als bei der Regierung zu erreichen versucht harten.
Dazu kam weiter, daß das Wilsonprogramm -- >s tst das wohl das einzige
Posuive Verdienst, das Wilson sich um uns erworben hat -- mit seinem Schlag-
Wort von dem Selbstbchimmrmgsrecht der Völker in seiner Anwendung auf die
Polen mit dazu beitrug, eine Besinnung auf die Eigenartigkeit d?s Ostmarken¬
problems herbeizuführen. Daraus folgte das weiiere mit logischer Folgerichtigkeit
eigentlich von selbst. Die Gemengelage, in der Deutsche und Polen miteinander
wohnen, zwang dazu, einen Weg zu finden, auf dem man zu einem wirklichen
Frieden in den Ostmarken kam, es mußie ein deutsch polnischer Ausgleich erstrebt
werden, und die Voraussetzung eines solchen Ausgleiches war wieder, daß Deutsche
und Polen in gleichwertigen Organisationen einander gegenüberstanden. Da
Erhaltung und Kräftigung des Deutschtums bei alledem oberster Leitsatz war,
Konnte das Ziel nur sein, den deutsch-polnischen Ausgleich im Nahmen des deutschen
Deiches zu erreichen. So ist wohl kein deutscher Vollsten mit größerer Leiden-
lchaftlichkeit dem Gang der Friedensverhandlungen gefolgt, und nirgends ist die-


Mitteilungen 21
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der DeulHen Lollniite Ptsess ab WGMkM


Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Ziele und Aufgaben der Volksratsbewegung,
— Aus den deutschen Volksräten — Pressestimmen.
utermlien zur ostdeutschen Früge


Ziele und Aufgaben der Volksratsbewegung

Die Verhältnisse in der Ostmark haben sich seit dem 22. Juni so grund¬
legend verschoben, daß es angebracht ist, die neuen Probleme, die sich für die
Volksräte ergeben haben, grundsätzlich zu erörtern.

Durch das Fehlen eines Zusammenschlusses des Ostmarkendeutschtums,
war die politische Entwicklung in den Ostmarken schon lange ungünstig beeinflußt»,
dieser Mangel drohie aber verhängnisvoll zu werden, nachdem der Zusammenbrach
des 9. November eine einheitliche behördliche Führung der Ostmarkenpolitik,
hinter die sich das Deutschtum hätte stellen können, unmöglich erscheinen ließ.
Daraus ergaben sich für die Volksralsbewegung zwei Aufgaben; die Schaffung
einer das gesamte Deutschtum umfassenden Organisation und durch sie die
Gewinnung eines eigenen politischen Verhältnisses zu den Polen. Die erste Auf¬
gabe konnte nur durch den Aufbau der Volksräte auf breitester demokratischer
Grundlage gelöst werden. Sie ist in einem Umfange gelöst worden, wie auch
großer Op.imismus es kaum hätte erwarten können. Die Lösung der zweiten
Aufgabe, wurde in gewissem Sinne gerade dadurch erleichtert, daß auf eine starke
Führung des Ostmarkendeutschtums durch die Regierung nicht gerechnet werden
durfte und daher durch die Notwendigkeit, vom Ostmarkendeulschtum aus selbst
Richtlinien für eine einheitliche Stellung den Polen gegenüber zu gewinnen, auch
solche Kreise zu gemeinsamer Arbeit zusammengeführt wurden, die früher ver¬
schiedene politische Ziele verfolgt und nach der Lage der Dinge ihre Durchsetzung
weniger in der Osnnark selbst als bei der Regierung zu erreichen versucht harten.
Dazu kam weiter, daß das Wilsonprogramm — >s tst das wohl das einzige
Posuive Verdienst, das Wilson sich um uns erworben hat — mit seinem Schlag-
Wort von dem Selbstbchimmrmgsrecht der Völker in seiner Anwendung auf die
Polen mit dazu beitrug, eine Besinnung auf die Eigenartigkeit d?s Ostmarken¬
problems herbeizuführen. Daraus folgte das weiiere mit logischer Folgerichtigkeit
eigentlich von selbst. Die Gemengelage, in der Deutsche und Polen miteinander
wohnen, zwang dazu, einen Weg zu finden, auf dem man zu einem wirklichen
Frieden in den Ostmarken kam, es mußie ein deutsch polnischer Ausgleich erstrebt
werden, und die Voraussetzung eines solchen Ausgleiches war wieder, daß Deutsche
und Polen in gleichwertigen Organisationen einander gegenüberstanden. Da
Erhaltung und Kräftigung des Deutschtums bei alledem oberster Leitsatz war,
Konnte das Ziel nur sein, den deutsch-polnischen Ausgleich im Nahmen des deutschen
Deiches zu erreichen. So ist wohl kein deutscher Vollsten mit größerer Leiden-
lchaftlichkeit dem Gang der Friedensverhandlungen gefolgt, und nirgends ist die-


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[0413] Mitteilungen der DeulHen Lollniite Ptsess ab WGMkM Ur. 21Verantwortlich: Carl Georg Bruns Schriftleitung: Hzromberg, Weltzienplatz l^i Fernruf Ur. 3216. August 191S Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Ziele und Aufgaben der Volksratsbewegung, — Aus den deutschen Volksräten — Pressestimmen. utermlien zur ostdeutschen Früge Ziele und Aufgaben der Volksratsbewegung Die Verhältnisse in der Ostmark haben sich seit dem 22. Juni so grund¬ legend verschoben, daß es angebracht ist, die neuen Probleme, die sich für die Volksräte ergeben haben, grundsätzlich zu erörtern. Durch das Fehlen eines Zusammenschlusses des Ostmarkendeutschtums, war die politische Entwicklung in den Ostmarken schon lange ungünstig beeinflußt», dieser Mangel drohie aber verhängnisvoll zu werden, nachdem der Zusammenbrach des 9. November eine einheitliche behördliche Führung der Ostmarkenpolitik, hinter die sich das Deutschtum hätte stellen können, unmöglich erscheinen ließ. Daraus ergaben sich für die Volksralsbewegung zwei Aufgaben; die Schaffung einer das gesamte Deutschtum umfassenden Organisation und durch sie die Gewinnung eines eigenen politischen Verhältnisses zu den Polen. Die erste Auf¬ gabe konnte nur durch den Aufbau der Volksräte auf breitester demokratischer Grundlage gelöst werden. Sie ist in einem Umfange gelöst worden, wie auch großer Op.imismus es kaum hätte erwarten können. Die Lösung der zweiten Aufgabe, wurde in gewissem Sinne gerade dadurch erleichtert, daß auf eine starke Führung des Ostmarkendeutschtums durch die Regierung nicht gerechnet werden durfte und daher durch die Notwendigkeit, vom Ostmarkendeulschtum aus selbst Richtlinien für eine einheitliche Stellung den Polen gegenüber zu gewinnen, auch solche Kreise zu gemeinsamer Arbeit zusammengeführt wurden, die früher ver¬ schiedene politische Ziele verfolgt und nach der Lage der Dinge ihre Durchsetzung weniger in der Osnnark selbst als bei der Regierung zu erreichen versucht harten. Dazu kam weiter, daß das Wilsonprogramm — >s tst das wohl das einzige Posuive Verdienst, das Wilson sich um uns erworben hat — mit seinem Schlag- Wort von dem Selbstbchimmrmgsrecht der Völker in seiner Anwendung auf die Polen mit dazu beitrug, eine Besinnung auf die Eigenartigkeit d?s Ostmarken¬ problems herbeizuführen. Daraus folgte das weiiere mit logischer Folgerichtigkeit eigentlich von selbst. Die Gemengelage, in der Deutsche und Polen miteinander wohnen, zwang dazu, einen Weg zu finden, auf dem man zu einem wirklichen Frieden in den Ostmarken kam, es mußie ein deutsch polnischer Ausgleich erstrebt werden, und die Voraussetzung eines solchen Ausgleiches war wieder, daß Deutsche und Polen in gleichwertigen Organisationen einander gegenüberstanden. Da Erhaltung und Kräftigung des Deutschtums bei alledem oberster Leitsatz war, Konnte das Ziel nur sein, den deutsch-polnischen Ausgleich im Nahmen des deutschen Deiches zu erreichen. So ist wohl kein deutscher Vollsten mit größerer Leiden- lchaftlichkeit dem Gang der Friedensverhandlungen gefolgt, und nirgends ist die- Mitteilungen 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/413>, abgerufen am 15.01.2025.