Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches namentlich auch hinsichtlich Wilhelms II. Hierauf aber möchte ich nicht näher "Wirklich wurden die Menschen unter seinem guten Blicke besser, sagt Und auch unter diesem Gesichtspunkt dürfen wir ebenfalls auf Bartels und lvaldemar Gedike Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Entcntcdiplomatie und Bundesstaaten. Unser Münchener Mitarbeiter berichtet nnter Die Lage der in Frage kommenden und Napoleons zurückgreift. Wie in Öhle^ Der Weg aufwärts I U Und doch wäre es möglich! Ein Weg -- ein einziger Weg freilich --' Maßgebliches und Unmaßgebliches namentlich auch hinsichtlich Wilhelms II. Hierauf aber möchte ich nicht näher „Wirklich wurden die Menschen unter seinem guten Blicke besser, sagt Und auch unter diesem Gesichtspunkt dürfen wir ebenfalls auf Bartels und lvaldemar Gedike Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Entcntcdiplomatie und Bundesstaaten. Unser Münchener Mitarbeiter berichtet nnter Die Lage der in Frage kommenden und Napoleons zurückgreift. Wie in Öhle^ Der Weg aufwärts I U Und doch wäre es möglich! Ein Weg — ein einziger Weg freilich —' <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336644"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1291" prev="#ID_1290"> namentlich auch hinsichtlich Wilhelms II. Hierauf aber möchte ich nicht näher<lb/> eingehen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1292"> „Wirklich wurden die Menschen unter seinem guten Blicke besser, sagt<lb/> Heilborn von Rodenberg. Es ist mindestens etwas "Wahres daran. Warum<lb/> ab?r nicht auch unter seinen Dichtungen? Sie verdienen wahrlich neben denen<lb/> anderer Stimmungspoeten und Lebensrealisten wie Storm, Seidel, Fontane<lb/> weiter ?,u blühen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1293"> Und auch unter diesem Gesichtspunkt dürfen wir ebenfalls auf Bartels und<lb/> Altenberg, auf jeden in seiner Weise, zurückschauen: alle drei Erinnerungsbücher<lb/> können den Leser nicht schlechter machen, als er ist, wohl aber besser. In einer<lb/> Zeit niedergehender Charakterentwicklung will das viel sagen.</p><lb/> <note type="byline"> lvaldemar Gedike</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <div n="2"> <head> Entcntcdiplomatie und Bundesstaaten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1294"> Unser Münchener Mitarbeiter berichtet nnter<lb/> dem 23. Dezember 1919: Die Entente be¬<lb/> absichtigt, in Ausübung der betreffenden Be¬<lb/> stimmungen der Einleitungsnots zum<lb/> Friedensvertrag in München, Stuttgart und<lb/> Dresden, diplomatische Vertretungen zu be¬<lb/> glaubigen. Vorerst interessiert sich hierfür<lb/> am ausgesprochensten Frankreich, das für<lb/> München Herrn Clinchant in Aussicht zu<lb/> nehmen scheint. Clinchant ist in den Kreisen<lb/> der früheren bayrischen Hofgesellschaft aus<lb/> der Zeit seiner Dienstleistung als Sekretär<lb/> der französischen Gesandtschaft in München<lb/> bekannt. Er trug schon damals eine be¬<lb/> sondere Sympathie für alles Bayrische zur<lb/> Schau, und wird nicht ermangeln, an die<lb/> von ihm früher gesponnenen Fäden anzu¬<lb/> knüpfen. Während des Krieges wurde<lb/> Clinchant als Botschaftsrat bei der französi¬<lb/> schen Votschaft in Bern zur Leitung der<lb/> französischen Gegenspionage verwendet.</p> <p xml:id="ID_1295" next="#ID_1296"> Die Lage der in Frage kommenden<lb/> deutschen Länder wird keine einfache sein,<lb/> besonders da die NeichSverfcissung ihnen jed¬<lb/> wede diplomatische Beziehung mit dem Aus¬<lb/> land untersagt. Wie wir hören, schweben<lb/> zurzeit Verhandlungen mit Berlin, welche<lb/> die Haltung der Länder gegenüber etwaigen<lb/> Ententediplomaten klären sollen. Hoffentlich<lb/> geschieht dies im Sinne absoluter Reichs¬<lb/> treue, wenn man sich auch nicht der Be¬<lb/> fürchtung verschließen kann, daß die Abfall-<lb/> bestrebungen in Süddeutschland Rückhalt<lb/> finden sollen an einer französischen Diplo¬<lb/> matie, welche auf die Methoden Richelieus</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1296" prev="#ID_1295"> und Napoleons zurückgreift. Wie in Öhle^<lb/> reich-Nngnrn, ist auch hier das reaktionäre<lb/> Bestreben der Entente bemerkbar, aus Ver¬<lb/> legenheit an schöpferischen Zielen auf ver¬<lb/> altete politische Formen EnroPaS zurück¬<lb/> zugreifen, die Frankreich im Sinne der<lb/> Mainlinie und des Rastadter Kongresses<lb/> Sicherheit vor eingebildeten Gefahren ge¬<lb/> währen sollen.</p> </div> <div n="2"> <head> Der Weg aufwärts I</head> <p xml:id="ID_1297"> U<lb/> hren wogende<lb/> Felder, kraftstrotzende Viehherden, üppig<lb/> sprießende Wiesen und Weiden, von<lb/> dampfenden Pferden gezogene, schwer ve-<lb/> ladene Lastwagen, unaufhörlich rollende,<lb/> hastende Eisenbahnzüge, rauchende Fabrik-<lb/> schlnte, reich beladene Kähne, stolz dahin-<lb/> fahrende Frachtdampfer, emsige Bautätigkeit,<lb/> Treiben auf allen Straßen — kurz, schaffen¬<lb/> des Leben überall! — Wem schwebt diese)<lb/> Traumgebilde des einstmals so herrlichen<lb/> und starken Deutschen Reiches nicht vor<lb/> Augen? Alles vorbei? Bangen Herzens<lb/> sagt man sich, so wird es niemals wieder<lb/> Werden.</p> <p xml:id="ID_1298"> Und doch wäre es möglich!</p> <p xml:id="ID_1299" next="#ID_1300"> Ein Weg — ein einziger Weg freilich —'<lb/> führt dahin, der, wenn er beschritten Wird,<lb/> Wohl den größten Teil all' dessen wieder¬<lb/> bringen würde, was heute als kaum aus-<lb/> denkbar angesehen wird. War der Masse<lb/> unseres Volles aber der Weg Ves Leidens<lb/> während der 4^ Kriegsjahre schon zu weit,<lb/> zu beschwerlich und scheinbar nicht zum Ziele<lb/> führend, so ist es allerdings fraglich, ob der<lb/> nun um ein mehrfaches längere, schwerere</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0354]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
namentlich auch hinsichtlich Wilhelms II. Hierauf aber möchte ich nicht näher
eingehen."
„Wirklich wurden die Menschen unter seinem guten Blicke besser, sagt
Heilborn von Rodenberg. Es ist mindestens etwas "Wahres daran. Warum
ab?r nicht auch unter seinen Dichtungen? Sie verdienen wahrlich neben denen
anderer Stimmungspoeten und Lebensrealisten wie Storm, Seidel, Fontane
weiter ?,u blühen.
Und auch unter diesem Gesichtspunkt dürfen wir ebenfalls auf Bartels und
Altenberg, auf jeden in seiner Weise, zurückschauen: alle drei Erinnerungsbücher
können den Leser nicht schlechter machen, als er ist, wohl aber besser. In einer
Zeit niedergehender Charakterentwicklung will das viel sagen.
lvaldemar Gedike
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Entcntcdiplomatie und Bundesstaaten.
Unser Münchener Mitarbeiter berichtet nnter
dem 23. Dezember 1919: Die Entente be¬
absichtigt, in Ausübung der betreffenden Be¬
stimmungen der Einleitungsnots zum
Friedensvertrag in München, Stuttgart und
Dresden, diplomatische Vertretungen zu be¬
glaubigen. Vorerst interessiert sich hierfür
am ausgesprochensten Frankreich, das für
München Herrn Clinchant in Aussicht zu
nehmen scheint. Clinchant ist in den Kreisen
der früheren bayrischen Hofgesellschaft aus
der Zeit seiner Dienstleistung als Sekretär
der französischen Gesandtschaft in München
bekannt. Er trug schon damals eine be¬
sondere Sympathie für alles Bayrische zur
Schau, und wird nicht ermangeln, an die
von ihm früher gesponnenen Fäden anzu¬
knüpfen. Während des Krieges wurde
Clinchant als Botschaftsrat bei der französi¬
schen Votschaft in Bern zur Leitung der
französischen Gegenspionage verwendet.
Die Lage der in Frage kommenden
deutschen Länder wird keine einfache sein,
besonders da die NeichSverfcissung ihnen jed¬
wede diplomatische Beziehung mit dem Aus¬
land untersagt. Wie wir hören, schweben
zurzeit Verhandlungen mit Berlin, welche
die Haltung der Länder gegenüber etwaigen
Ententediplomaten klären sollen. Hoffentlich
geschieht dies im Sinne absoluter Reichs¬
treue, wenn man sich auch nicht der Be¬
fürchtung verschließen kann, daß die Abfall-
bestrebungen in Süddeutschland Rückhalt
finden sollen an einer französischen Diplo¬
matie, welche auf die Methoden Richelieus
und Napoleons zurückgreift. Wie in Öhle^
reich-Nngnrn, ist auch hier das reaktionäre
Bestreben der Entente bemerkbar, aus Ver¬
legenheit an schöpferischen Zielen auf ver¬
altete politische Formen EnroPaS zurück¬
zugreifen, die Frankreich im Sinne der
Mainlinie und des Rastadter Kongresses
Sicherheit vor eingebildeten Gefahren ge¬
währen sollen.
Der Weg aufwärts I U
hren wogende
Felder, kraftstrotzende Viehherden, üppig
sprießende Wiesen und Weiden, von
dampfenden Pferden gezogene, schwer ve-
ladene Lastwagen, unaufhörlich rollende,
hastende Eisenbahnzüge, rauchende Fabrik-
schlnte, reich beladene Kähne, stolz dahin-
fahrende Frachtdampfer, emsige Bautätigkeit,
Treiben auf allen Straßen — kurz, schaffen¬
des Leben überall! — Wem schwebt diese)
Traumgebilde des einstmals so herrlichen
und starken Deutschen Reiches nicht vor
Augen? Alles vorbei? Bangen Herzens
sagt man sich, so wird es niemals wieder
Werden.
Und doch wäre es möglich!
Ein Weg — ein einziger Weg freilich —'
führt dahin, der, wenn er beschritten Wird,
Wohl den größten Teil all' dessen wieder¬
bringen würde, was heute als kaum aus-
denkbar angesehen wird. War der Masse
unseres Volles aber der Weg Ves Leidens
während der 4^ Kriegsjahre schon zu weit,
zu beschwerlich und scheinbar nicht zum Ziele
führend, so ist es allerdings fraglich, ob der
nun um ein mehrfaches längere, schwerere
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