Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Die Brennschiefcrvorkommen Gstlands als industrieller Heizstoff Die Vrennschiefervorkommen Estlands als industrieller Heizstoff Dr. Alexander Ringleb, von n der von dem baltischen Professor eroer. M. v. Glasenapp zur "An mineralischen Bodenschätzen ist ldas ganze Baltenland Man hat diesen Mangel an Bodenschätzen in Estland nie zuvor so schwer , Um das Jahr 1840 herum wurde man indessen erneut durch eine merk¬ Die Brennschiefcrvorkommen Gstlands als industrieller Heizstoff Die Vrennschiefervorkommen Estlands als industrieller Heizstoff Dr. Alexander Ringleb, von n der von dem baltischen Professor eroer. M. v. Glasenapp zur „An mineralischen Bodenschätzen ist ldas ganze Baltenland Man hat diesen Mangel an Bodenschätzen in Estland nie zuvor so schwer , Um das Jahr 1840 herum wurde man indessen erneut durch eine merk¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336529"/> <fw type="header" place="top"> Die Brennschiefcrvorkommen Gstlands als industrieller Heizstoff</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Vrennschiefervorkommen Estlands als industrieller<lb/> Heizstoff <note type="byline"> Dr. Alexander Ringleb, </note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_881"> n der von dem baltischen Professor eroer. M. v. Glasenapp zur<lb/> Eröffnung der „Baltischen Technischen Hochschule" -in Riga am<lb/> 14. Oktober 1918 verfaßten Festschrift wird folgendes ausgeführt:</p><lb/> <p xml:id="ID_882"> „An mineralischen Bodenschätzen ist ldas ganze Baltenland<lb/> infolge seines geologischen Ausballes sehr arm. Es lagern sich den<lb/> uralten paläozoischen Absätzen des (bloß an der Nordküste Estlands<lb/> vertretenen) Kambriums, des unteren und oberen Silurs und des mittleren und<lb/> des oberen Devons und fast auf der ganzen Ausdehnung des Landes unmittelbar<lb/> die jüngsten geologischen Bildungen, die diluvialen und alluvialen Schichten auf,<lb/> und nur in ganz geringer Ausdehnung treten im Südwesten Kurlands noch<lb/> Ablagerungen nach Norden vorgeschobener Buchten des Zechsteinmeeres und des<lb/> ^urvmveves auf. Während des ganzen, viele Millionen Jahre umfassenden<lb/> Zeitraumes, innerhalb dessen an anderen Orten die gewaltigsten Absätze vom<lb/> Karbon an durch die ganze mesozoische Periode bis in das Tertiär hinein<lb/> Entstanden, hat das silurische und devonische Plateau des Baltikums als öde<lb/> Stein- und Sondwüste bis auf die Gegenwart trocken gelegen, bis das vom<lb/> srnnifchen Granitplateau nach dem Süden vordringende Inland es während der<lb/> Diluvialzeit mit dem granitischen, silurischen und weiterhin nach Süden<lb/> devonischen Gletscher- und Verwitterungsschutt zudeckte, der zusammen mit den<lb/> Wlagerungen der gegenwärtigen geologischen Periode, des Alluviums, den weit<lb/> wstbarsten Bodenschatz des Baltikums, den fruchtbaren Ackerboden bildet. Gerade<lb/> Ar,Unzeit — 'dem Eintritt der Karbonperiode — tauchten die devonischen<lb/> Mätze aus dem Meer, dieses südwärts abdrängend, empor: ist das Land doch<lb/> dadurch eines Rohstoffes von so fundamentaler industrieller Bedeutung, wie die<lb/> Steinkohle, verlustig gegangen, und ebenso sucht man Braunkohle, Erze, feuer-<lb/> t^ste und Fayencetone, Steinsalz, Naphtha und andere Jndustrierohstoffe<lb/> vergebens."</p><lb/> <p xml:id="ID_883"> Man hat diesen Mangel an Bodenschätzen in Estland nie zuvor so schwer<lb/> Pnpfunden, wie in den letzten Jahren, in denen durch Krieg, Teuerung, unzu¬<lb/> reichende Verkehrsmittel und beständige Isoliertheit vom Auslande jegliche<lb/> ^rennstoffe fehlten. Wenn man dabei in Betracht zieht, daß zur Winter--<lb/> 'vnnenwende in Estland die Sonne erst um 9 Uhr ausgeht und um 3 Uhr schon<lb/> wwder hinter dem Horizont verschwindet, und daß die Temperatur im Winter<lb/> »>s Minus 30 Grad Neaumur sinkt, so wird man die Sehnsucht nach Licht und<lb/> Ä>arme vollauf verstehen. Es verdient deshalb nicht nur aus allgemeinen<lb/> Erwägungen, sondern ganz besonders im Lichte einer Lünstig auf den Osten<lb/> Anzustellenden Wirtschaft höchste Beachtung, daß geologisch und wirtschaftlich<lb/> lachverständige Kreise in Estland sich des wenig bekannten, im Lande aber reich-<lb/> M vorhandenen und gut abbaufähigen Brennschiesers erinnern. Die ersten<lb/> Forschungen darüber fielen schon in den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts,<lb/> ^wnals haben schon mehrere Chemiker und Geologen am estländischen<lb/> Strande Versuche und Untersuchungen mit dieser Gesteinsart angestellt, die<lb/> vmnals allerdings kaum mehr als lwissenschaftlichen Wert erreicht haben. Das<lb/> Interesse für die Angelegenheit schlief wieder kein.</p><lb/> <p xml:id="ID_884" next="#ID_885"> , Um das Jahr 1840 herum wurde man indessen erneut durch eine merk¬<lb/> würdige Erscheinung auf diesen Bodenschatz aufmerksam!. Auf dem Gute T.<lb/> paddelt sich Hirten aus braunen Steinen einen Herd erbaut, der sich ebenso wie<lb/> «>s brennende Holz zuletzt in Asche verwandelte. Dieser Vorfall interessierte den<lb/> Besitzer des Gutes so, daß er den Akademiker Hjelmerson aus Petersburg aus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239]
Die Brennschiefcrvorkommen Gstlands als industrieller Heizstoff
Die Vrennschiefervorkommen Estlands als industrieller
Heizstoff Dr. Alexander Ringleb, von
n der von dem baltischen Professor eroer. M. v. Glasenapp zur
Eröffnung der „Baltischen Technischen Hochschule" -in Riga am
14. Oktober 1918 verfaßten Festschrift wird folgendes ausgeführt:
„An mineralischen Bodenschätzen ist ldas ganze Baltenland
infolge seines geologischen Ausballes sehr arm. Es lagern sich den
uralten paläozoischen Absätzen des (bloß an der Nordküste Estlands
vertretenen) Kambriums, des unteren und oberen Silurs und des mittleren und
des oberen Devons und fast auf der ganzen Ausdehnung des Landes unmittelbar
die jüngsten geologischen Bildungen, die diluvialen und alluvialen Schichten auf,
und nur in ganz geringer Ausdehnung treten im Südwesten Kurlands noch
Ablagerungen nach Norden vorgeschobener Buchten des Zechsteinmeeres und des
^urvmveves auf. Während des ganzen, viele Millionen Jahre umfassenden
Zeitraumes, innerhalb dessen an anderen Orten die gewaltigsten Absätze vom
Karbon an durch die ganze mesozoische Periode bis in das Tertiär hinein
Entstanden, hat das silurische und devonische Plateau des Baltikums als öde
Stein- und Sondwüste bis auf die Gegenwart trocken gelegen, bis das vom
srnnifchen Granitplateau nach dem Süden vordringende Inland es während der
Diluvialzeit mit dem granitischen, silurischen und weiterhin nach Süden
devonischen Gletscher- und Verwitterungsschutt zudeckte, der zusammen mit den
Wlagerungen der gegenwärtigen geologischen Periode, des Alluviums, den weit
wstbarsten Bodenschatz des Baltikums, den fruchtbaren Ackerboden bildet. Gerade
Ar,Unzeit — 'dem Eintritt der Karbonperiode — tauchten die devonischen
Mätze aus dem Meer, dieses südwärts abdrängend, empor: ist das Land doch
dadurch eines Rohstoffes von so fundamentaler industrieller Bedeutung, wie die
Steinkohle, verlustig gegangen, und ebenso sucht man Braunkohle, Erze, feuer-
t^ste und Fayencetone, Steinsalz, Naphtha und andere Jndustrierohstoffe
vergebens."
Man hat diesen Mangel an Bodenschätzen in Estland nie zuvor so schwer
Pnpfunden, wie in den letzten Jahren, in denen durch Krieg, Teuerung, unzu¬
reichende Verkehrsmittel und beständige Isoliertheit vom Auslande jegliche
^rennstoffe fehlten. Wenn man dabei in Betracht zieht, daß zur Winter--
'vnnenwende in Estland die Sonne erst um 9 Uhr ausgeht und um 3 Uhr schon
wwder hinter dem Horizont verschwindet, und daß die Temperatur im Winter
»>s Minus 30 Grad Neaumur sinkt, so wird man die Sehnsucht nach Licht und
Ä>arme vollauf verstehen. Es verdient deshalb nicht nur aus allgemeinen
Erwägungen, sondern ganz besonders im Lichte einer Lünstig auf den Osten
Anzustellenden Wirtschaft höchste Beachtung, daß geologisch und wirtschaftlich
lachverständige Kreise in Estland sich des wenig bekannten, im Lande aber reich-
M vorhandenen und gut abbaufähigen Brennschiesers erinnern. Die ersten
Forschungen darüber fielen schon in den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts,
^wnals haben schon mehrere Chemiker und Geologen am estländischen
Strande Versuche und Untersuchungen mit dieser Gesteinsart angestellt, die
vmnals allerdings kaum mehr als lwissenschaftlichen Wert erreicht haben. Das
Interesse für die Angelegenheit schlief wieder kein.
, Um das Jahr 1840 herum wurde man indessen erneut durch eine merk¬
würdige Erscheinung auf diesen Bodenschatz aufmerksam!. Auf dem Gute T.
paddelt sich Hirten aus braunen Steinen einen Herd erbaut, der sich ebenso wie
«>s brennende Holz zuletzt in Asche verwandelte. Dieser Vorfall interessierte den
Besitzer des Gutes so, daß er den Akademiker Hjelmerson aus Petersburg aus-
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