Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
ZMMn LilKliite When ab WeWrMW


Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Der deutsche Charakter der Städte Posens
und Westpreußens. Berthchen eine deutsche Slave -- Aus den deutschen Volks¬
räten -- Pressestimmen -- Kleine Nachrichten.


üleriülmz zur ostdeutschen Frage



Der deutsche (Lharakter der Städte posens und
Westpreußens

Das wiederholt erwähnte polnische Sammelwerk "Polen" stellt am Beginn
seiner statistischen Darlegungen fest (S, 63), daß "die qualitative Bedeutung der
einzelnen Nationalitäten keineswegs immer der numenschen proportional" sei.
Dieser Satz verdient ungelenke Zustimmung. Er trifft besonders auf die Industrie
und das Gewerbe zu; denn hier ist nicht die blende Zahl der gewerblich Täligen,
sondern in ungleich höherem Matze ihre wirtschaftliche Stellung und Kraft von
Bedeutung.

Der Sitz von Industrie, Handel und Verkehr sind überwiegend die Städte.
^Wo waren in der Provinz Posen 44640 industrielle und gewerbliche Selbständige,
^etriebs-, Geschäftsletter, überhaupt Personen in leitender Stellung vorhanden;
^avon saßen nur 15338, also etwas mehr als V- auf dem Lande. Das wirt¬
schaftliche Leben in der Provinz, soweit es gewerblicher Natur ist, konzentriert sich
?tho durchaus in den Städten. -- Die Siädte in Posen und Westpreußen sind
überwiegend deutsch. Das Sammelwerk "Polen" eikennt für Wesipieußen an,
^ß "die Städte und Seehäfen schon zur Zeit der polnischen Herrschaft in ziemlich
^"dem Grade deutschen Charakter" trugen, meint aber kurz darauf, daß "die
Städte bei der wi-tschafilüren Rückstänoigkeit der Provinz nicht so sehr Lcbens-
Zentren des ganzen Landes als vielmehr lui fluch aufgepfropfte Beamtensiedlungen"
wen. (S. 71 und 73) Diese letzte Behauptung namentlich schlägt den Tatsachen
of Gesicht. Der deutsche Charakter der S-litte ist historisch begründet. Polen
hat in seiner Geschichte ja nie ein eigens Bürgertum hervorgebracht; Deutsche
uno Juden waren stets die Träger städtischen Lebens in Polen; erst in den letzten
Jahrzehnten ist ein polnisches Bürgertum in Preußisch-Polen allmählich entstanden.
Gerade die wlstprerißischcn Städte haben in der Tat immer "in ziemlich hohem
^rate deutschen Charakter" gehabt, zum Teil, wie etwa Danzig, sind sie stets rein
deutsch gewesen; gerade dies ist eine der Hauplfolgen der laugen deutschen Ver¬
gangenheit, die
und
Me
Agent deutsch/^Für'die Städte "inVganzen zeigt sich dasselbe- 498000 Deutschen
Prozent) standen nur 94000 Polen in den Städten gegenüber. Auch in der


Mitteilungen
ZMMn LilKliite When ab WeWrMW


Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Der deutsche Charakter der Städte Posens
und Westpreußens. Berthchen eine deutsche Slave — Aus den deutschen Volks¬
räten — Pressestimmen — Kleine Nachrichten.


üleriülmz zur ostdeutschen Frage



Der deutsche (Lharakter der Städte posens und
Westpreußens

Das wiederholt erwähnte polnische Sammelwerk „Polen" stellt am Beginn
seiner statistischen Darlegungen fest (S, 63), daß „die qualitative Bedeutung der
einzelnen Nationalitäten keineswegs immer der numenschen proportional" sei.
Dieser Satz verdient ungelenke Zustimmung. Er trifft besonders auf die Industrie
und das Gewerbe zu; denn hier ist nicht die blende Zahl der gewerblich Täligen,
sondern in ungleich höherem Matze ihre wirtschaftliche Stellung und Kraft von
Bedeutung.

Der Sitz von Industrie, Handel und Verkehr sind überwiegend die Städte.
^Wo waren in der Provinz Posen 44640 industrielle und gewerbliche Selbständige,
^etriebs-, Geschäftsletter, überhaupt Personen in leitender Stellung vorhanden;
^avon saßen nur 15338, also etwas mehr als V- auf dem Lande. Das wirt¬
schaftliche Leben in der Provinz, soweit es gewerblicher Natur ist, konzentriert sich
?tho durchaus in den Städten. — Die Siädte in Posen und Westpreußen sind
überwiegend deutsch. Das Sammelwerk „Polen" eikennt für Wesipieußen an,
^ß „die Städte und Seehäfen schon zur Zeit der polnischen Herrschaft in ziemlich
^»dem Grade deutschen Charakter" trugen, meint aber kurz darauf, daß „die
Städte bei der wi-tschafilüren Rückstänoigkeit der Provinz nicht so sehr Lcbens-
Zentren des ganzen Landes als vielmehr lui fluch aufgepfropfte Beamtensiedlungen"
wen. (S. 71 und 73) Diese letzte Behauptung namentlich schlägt den Tatsachen
of Gesicht. Der deutsche Charakter der S-litte ist historisch begründet. Polen
hat in seiner Geschichte ja nie ein eigens Bürgertum hervorgebracht; Deutsche
uno Juden waren stets die Träger städtischen Lebens in Polen; erst in den letzten
Jahrzehnten ist ein polnisches Bürgertum in Preußisch-Polen allmählich entstanden.
Gerade die wlstprerißischcn Städte haben in der Tat immer „in ziemlich hohem
^rate deutschen Charakter" gehabt, zum Teil, wie etwa Danzig, sind sie stets rein
deutsch gewesen; gerade dies ist eine der Hauplfolgen der laugen deutschen Ver¬
gangenheit, die
und
Me
Agent deutsch/^Für'die Städte "inVganzen zeigt sich dasselbe- 498000 Deutschen
Prozent) standen nur 94000 Polen in den Städten gegenüber. Auch in der


Mitteilungen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0385" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335797"/>
            </div>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> ZMMn LilKliite When ab WeWrMW</head><lb/>
          <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341909_335407/figures/grenzboten_341909_335407_335797_001.jpg">
            <row>
              <cell> Ur. 5Verantwortlich: Dr. Max Hildebert Bochen<lb/>
Schriftleitung: BvombeNg, WsltzienPlKtz 1"i<lb/>
.  Fernruf Ur. 3219. April 1919</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <note type="argument"> Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Der deutsche Charakter der Städte Posens<lb/>
und Westpreußens. Berthchen eine deutsche Slave &#x2014; Aus den deutschen Volks¬<lb/>
räten &#x2014; Pressestimmen &#x2014; Kleine Nachrichten.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="2">
            <head> üleriülmz zur ostdeutschen Frage</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="3">
              <head> Der deutsche (Lharakter der Städte posens und<lb/>
Westpreußens</head><lb/>
              <p xml:id="ID_1857"> Das wiederholt erwähnte polnische Sammelwerk &#x201E;Polen" stellt am Beginn<lb/>
seiner statistischen Darlegungen fest (S, 63), daß &#x201E;die qualitative Bedeutung der<lb/>
einzelnen Nationalitäten keineswegs immer der numenschen proportional" sei.<lb/>
Dieser Satz verdient ungelenke Zustimmung. Er trifft besonders auf die Industrie<lb/>
und das Gewerbe zu; denn hier ist nicht die blende Zahl der gewerblich Täligen,<lb/>
sondern in ungleich höherem Matze ihre wirtschaftliche Stellung und Kraft von<lb/>
Bedeutung.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1858" next="#ID_1859"> Der Sitz von Industrie, Handel und Verkehr sind überwiegend die Städte.<lb/>
^Wo waren in der Provinz Posen 44640 industrielle und gewerbliche Selbständige,<lb/>
^etriebs-, Geschäftsletter, überhaupt Personen in leitender Stellung vorhanden;<lb/>
^avon saßen nur 15338, also etwas mehr als V- auf dem Lande. Das wirt¬<lb/>
schaftliche Leben in der Provinz, soweit es gewerblicher Natur ist, konzentriert sich<lb/>
?tho durchaus in den Städten. &#x2014; Die Siädte in Posen und Westpreußen sind<lb/>
überwiegend deutsch. Das Sammelwerk &#x201E;Polen" eikennt für Wesipieußen an,<lb/>&#x201E;die Städte und Seehäfen schon zur Zeit der polnischen Herrschaft in ziemlich<lb/>
^»dem Grade deutschen Charakter" trugen, meint aber kurz darauf, daß &#x201E;die<lb/>
Städte bei der wi-tschafilüren Rückstänoigkeit der Provinz nicht so sehr Lcbens-<lb/>
Zentren des ganzen Landes als vielmehr lui fluch aufgepfropfte Beamtensiedlungen"<lb/>
wen. (S. 71 und 73) Diese letzte Behauptung namentlich schlägt den Tatsachen<lb/>
of Gesicht. Der deutsche Charakter der S-litte ist historisch begründet. Polen<lb/>
hat in seiner Geschichte ja nie ein eigens Bürgertum hervorgebracht; Deutsche<lb/>
uno Juden waren stets die Träger städtischen Lebens in Polen; erst in den letzten<lb/>
Jahrzehnten ist ein polnisches Bürgertum in Preußisch-Polen allmählich entstanden.<lb/>
Gerade die wlstprerißischcn Städte haben in der Tat immer &#x201E;in ziemlich hohem<lb/>
^rate deutschen Charakter" gehabt, zum Teil, wie etwa Danzig, sind sie stets rein<lb/>
deutsch gewesen; gerade dies ist eine der Hauplfolgen der laugen deutschen Ver¬<lb/>
gangenheit, die<lb/>
und<lb/>
Me<lb/>
Agent deutsch/^Für'die Städte "inVganzen zeigt sich dasselbe- 498000 Deutschen<lb/>
Prozent) standen nur 94000 Polen in den Städten gegenüber. Auch in der</p><lb/>
              <fw type="sig" place="bottom"> Mitteilungen</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0385] ZMMn LilKliite When ab WeWrMW Ur. 5Verantwortlich: Dr. Max Hildebert Bochen Schriftleitung: BvombeNg, WsltzienPlKtz 1"i . Fernruf Ur. 3219. April 1919 Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Der deutsche Charakter der Städte Posens und Westpreußens. Berthchen eine deutsche Slave — Aus den deutschen Volks¬ räten — Pressestimmen — Kleine Nachrichten. üleriülmz zur ostdeutschen Frage Der deutsche (Lharakter der Städte posens und Westpreußens Das wiederholt erwähnte polnische Sammelwerk „Polen" stellt am Beginn seiner statistischen Darlegungen fest (S, 63), daß „die qualitative Bedeutung der einzelnen Nationalitäten keineswegs immer der numenschen proportional" sei. Dieser Satz verdient ungelenke Zustimmung. Er trifft besonders auf die Industrie und das Gewerbe zu; denn hier ist nicht die blende Zahl der gewerblich Täligen, sondern in ungleich höherem Matze ihre wirtschaftliche Stellung und Kraft von Bedeutung. Der Sitz von Industrie, Handel und Verkehr sind überwiegend die Städte. ^Wo waren in der Provinz Posen 44640 industrielle und gewerbliche Selbständige, ^etriebs-, Geschäftsletter, überhaupt Personen in leitender Stellung vorhanden; ^avon saßen nur 15338, also etwas mehr als V- auf dem Lande. Das wirt¬ schaftliche Leben in der Provinz, soweit es gewerblicher Natur ist, konzentriert sich ?tho durchaus in den Städten. — Die Siädte in Posen und Westpreußen sind überwiegend deutsch. Das Sammelwerk „Polen" eikennt für Wesipieußen an, ^ß „die Städte und Seehäfen schon zur Zeit der polnischen Herrschaft in ziemlich ^»dem Grade deutschen Charakter" trugen, meint aber kurz darauf, daß „die Städte bei der wi-tschafilüren Rückstänoigkeit der Provinz nicht so sehr Lcbens- Zentren des ganzen Landes als vielmehr lui fluch aufgepfropfte Beamtensiedlungen" wen. (S. 71 und 73) Diese letzte Behauptung namentlich schlägt den Tatsachen of Gesicht. Der deutsche Charakter der S-litte ist historisch begründet. Polen hat in seiner Geschichte ja nie ein eigens Bürgertum hervorgebracht; Deutsche uno Juden waren stets die Träger städtischen Lebens in Polen; erst in den letzten Jahrzehnten ist ein polnisches Bürgertum in Preußisch-Polen allmählich entstanden. Gerade die wlstprerißischcn Städte haben in der Tat immer „in ziemlich hohem ^rate deutschen Charakter" gehabt, zum Teil, wie etwa Danzig, sind sie stets rein deutsch gewesen; gerade dies ist eine der Hauplfolgen der laugen deutschen Ver¬ gangenheit, die und Me Agent deutsch/^Für'die Städte "inVganzen zeigt sich dasselbe- 498000 Deutschen Prozent) standen nur 94000 Polen in den Städten gegenüber. Auch in der Mitteilungen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/385
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/385>, abgerufen am 18.12.2024.