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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Die Sonderstellung des Netzedistrikts

Die Sonderstellung des Netzedistrikts

575 "-c. '/^^,
i^-W^meer den mit der ersten Teilung Polens 1772 an Preußen gefallenen
Teilen Polens befand sich außer Polnisch-Westpreußen und Ermland
auch der Netzedistrikt, der somit derjenige Teil der heutigen Provinz
Posen ist, der am frühesten an Preußen gelangte (der übrige Teil
1793). Die Grenze verlief so, daß die letzten preußischen Städte
Filehne, Radolin, Budzin, Margonin, Exin, Zum, Gonsava, Mo-
gitnö, Dembitz, Strelnv und Gniewkowo waren. Bis zum Jahr 1807 hat der
durch die erste polnische Teilung an Preußen gefallene Teil unserer heutigen
Provinz Posen unter dem Namen Netzedistrikt zur Provinz Westpreußen gehört.
Durch ihn wurde die Verbindung des altpreußischen Kroulaudes mit der Mark
Brandenburg hergestellt. Der Flächeninhalt des Netzedistrikts betrug 132 Quadrat¬
meilen, die Einwohnerzahl bei der Übernahme etwa 84 000 Seelen. 1776 war
die Einwohnerzahl auf 140 080. 1785 auf 163 070, 1788 auf 180 236, 179S
auf etwa 200 000, 1804 auf 229 388 gestiegen. Bei der Übernahme wohnten
auf der Quadratmeile durchschnittlich 763 Menschen. Zwischen der Netze, Weichsel,
Drage und der Pomerellerschen Grenze zählte man 27 Städte. Bromberg zählte
bei der Besitzergreifung kaum 400 bis 500 Einwohner, nach 10 Jahren 2L6Z
ohne Garnison, 1816 6000, 1868 über 27 000. Der Netzedistrikt wurde getrennt
von dem übrigen Westpreußen verwaltet. Als oberste Verwaltungsbehörde wurde
in Bromberg eine Kammerkommissiou unter von Brenkenhvf errichtet, aus der
1775 die Kriegs- und Domänenkammer-Deputation hervorging. Sie hatte mit
der westpreußischen Domänenkammer zu Marienwerder einen gemeinschaftlichen
Chefpräsidenten, unterstand aber in allen übrigen Beziehungen direkt dem General¬
direktorium in Berlin. Erst 1791 wurde für die gesamten preußischen Lande ein
Oberpräsident eingesetzt, dem die Kriegs- und Domänenkammern zu Königsberg,
Gumbinnen, Marienwerder und Bromberg unterstanden. Unter der Kammer¬
deputation standen die vier landrätlichen Kreise Krone, Kamin, Bromberg und
Jnvwrazlaw. Die Verwaltung der Zölle hatte unabhängig davon ihre Zentral¬
stelle in der Provinzial-, Akzise- und Zolldireklion in Fordon. Seit 1782 bildete
das Hofgericht in Bromberg das oberste Landesgericht für den Netzedistrikt. Bei
der Übernahme zählte der Netzediürikt 47 Städte, von denen 24 unter königlicher,
23 unter adliger Oberhoheit standen. 1775 setzte das Kolonisationswerk ein.
In fünf Jahren siedelten sich 531 Kolonistenfamilien an.

Als 1793 der Nest der heutigen Provinz Posen nebst Teilen des bisherigen
Russisch-Polen an Preußen kamen, wurden Teile des neuen Gebietes als drei
Departements von Südpreußen angegliedert, die Sonderstellung des Netzedistrikts
blieb vorläufig aber verwaltungstechuisch gewahrt. Die Kultivierung und Ger¬
manisation der neuen Gebiete gelang nicht in demselben Maß wie beim Netzc-
distrikt, nach dessen Muster die Verwaltung im wesentlichen eingerichtet wurde.
Nach der preußischen Niederlage von 1806 erschien Napoleon selbst in Südpreußen
und wurde von den Polen mit Jubel als Befreier empfangen. Eine Ausnahme
machte dabei der Netzedistrikt, der seine Anhänglichkeit an Preußen und seinen
Wunsch bei Preußen zu bleiben kundgab. Die Preußen abgenommenen Gebiete,
zu denen auch ein Teil des Netzed'istrikts gehörte, wurden als Großherzogtum
Warschau zusammengeschlossen. Bromberg wird eines von sechs Departements.
1815 wurde ursprünglich der ganze Netzedistrikt zum neuen Großherzogtum Posen
geschlagen, doch blieben späterhin die Kreise Deutsch-Krone und Kamin bei West¬
preußen. In Bromberg wird eine eigene Negierungskommission eingerichtet, der
die Kreise Bromberg. Jnowrazlaw, Gnesen, Wongrowitz, Schneioemühl, der
preußisch gewordene Teil des Kreises Powidz und die zur Provinz Posen ge¬
schlagenen Teile der Kreise Kamin und Deutsch-Krone unterstellt werden. Der
Regierungsbezirk Bromberg zählte 214,83 Quadratmeilen.

Mit dem Übergang des Netzedistrikts in den Regierungsbezirk Bromberg
als Verwaltungsteilgebiet der Provinz Posen nimmt seine offizielle Sonderstellung


Die Sonderstellung des Netzedistrikts

Die Sonderstellung des Netzedistrikts

575 "-c. '/^^,
i^-W^meer den mit der ersten Teilung Polens 1772 an Preußen gefallenen
Teilen Polens befand sich außer Polnisch-Westpreußen und Ermland
auch der Netzedistrikt, der somit derjenige Teil der heutigen Provinz
Posen ist, der am frühesten an Preußen gelangte (der übrige Teil
1793). Die Grenze verlief so, daß die letzten preußischen Städte
Filehne, Radolin, Budzin, Margonin, Exin, Zum, Gonsava, Mo-
gitnö, Dembitz, Strelnv und Gniewkowo waren. Bis zum Jahr 1807 hat der
durch die erste polnische Teilung an Preußen gefallene Teil unserer heutigen
Provinz Posen unter dem Namen Netzedistrikt zur Provinz Westpreußen gehört.
Durch ihn wurde die Verbindung des altpreußischen Kroulaudes mit der Mark
Brandenburg hergestellt. Der Flächeninhalt des Netzedistrikts betrug 132 Quadrat¬
meilen, die Einwohnerzahl bei der Übernahme etwa 84 000 Seelen. 1776 war
die Einwohnerzahl auf 140 080. 1785 auf 163 070, 1788 auf 180 236, 179S
auf etwa 200 000, 1804 auf 229 388 gestiegen. Bei der Übernahme wohnten
auf der Quadratmeile durchschnittlich 763 Menschen. Zwischen der Netze, Weichsel,
Drage und der Pomerellerschen Grenze zählte man 27 Städte. Bromberg zählte
bei der Besitzergreifung kaum 400 bis 500 Einwohner, nach 10 Jahren 2L6Z
ohne Garnison, 1816 6000, 1868 über 27 000. Der Netzedistrikt wurde getrennt
von dem übrigen Westpreußen verwaltet. Als oberste Verwaltungsbehörde wurde
in Bromberg eine Kammerkommissiou unter von Brenkenhvf errichtet, aus der
1775 die Kriegs- und Domänenkammer-Deputation hervorging. Sie hatte mit
der westpreußischen Domänenkammer zu Marienwerder einen gemeinschaftlichen
Chefpräsidenten, unterstand aber in allen übrigen Beziehungen direkt dem General¬
direktorium in Berlin. Erst 1791 wurde für die gesamten preußischen Lande ein
Oberpräsident eingesetzt, dem die Kriegs- und Domänenkammern zu Königsberg,
Gumbinnen, Marienwerder und Bromberg unterstanden. Unter der Kammer¬
deputation standen die vier landrätlichen Kreise Krone, Kamin, Bromberg und
Jnvwrazlaw. Die Verwaltung der Zölle hatte unabhängig davon ihre Zentral¬
stelle in der Provinzial-, Akzise- und Zolldireklion in Fordon. Seit 1782 bildete
das Hofgericht in Bromberg das oberste Landesgericht für den Netzedistrikt. Bei
der Übernahme zählte der Netzediürikt 47 Städte, von denen 24 unter königlicher,
23 unter adliger Oberhoheit standen. 1775 setzte das Kolonisationswerk ein.
In fünf Jahren siedelten sich 531 Kolonistenfamilien an.

Als 1793 der Nest der heutigen Provinz Posen nebst Teilen des bisherigen
Russisch-Polen an Preußen kamen, wurden Teile des neuen Gebietes als drei
Departements von Südpreußen angegliedert, die Sonderstellung des Netzedistrikts
blieb vorläufig aber verwaltungstechuisch gewahrt. Die Kultivierung und Ger¬
manisation der neuen Gebiete gelang nicht in demselben Maß wie beim Netzc-
distrikt, nach dessen Muster die Verwaltung im wesentlichen eingerichtet wurde.
Nach der preußischen Niederlage von 1806 erschien Napoleon selbst in Südpreußen
und wurde von den Polen mit Jubel als Befreier empfangen. Eine Ausnahme
machte dabei der Netzedistrikt, der seine Anhänglichkeit an Preußen und seinen
Wunsch bei Preußen zu bleiben kundgab. Die Preußen abgenommenen Gebiete,
zu denen auch ein Teil des Netzed'istrikts gehörte, wurden als Großherzogtum
Warschau zusammengeschlossen. Bromberg wird eines von sechs Departements.
1815 wurde ursprünglich der ganze Netzedistrikt zum neuen Großherzogtum Posen
geschlagen, doch blieben späterhin die Kreise Deutsch-Krone und Kamin bei West¬
preußen. In Bromberg wird eine eigene Negierungskommission eingerichtet, der
die Kreise Bromberg. Jnowrazlaw, Gnesen, Wongrowitz, Schneioemühl, der
preußisch gewordene Teil des Kreises Powidz und die zur Provinz Posen ge¬
schlagenen Teile der Kreise Kamin und Deutsch-Krone unterstellt werden. Der
Regierungsbezirk Bromberg zählte 214,83 Quadratmeilen.

Mit dem Übergang des Netzedistrikts in den Regierungsbezirk Bromberg
als Verwaltungsteilgebiet der Provinz Posen nimmt seine offizielle Sonderstellung


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[0094] Die Sonderstellung des Netzedistrikts Die Sonderstellung des Netzedistrikts 575 "-c. '/^^, i^-W^meer den mit der ersten Teilung Polens 1772 an Preußen gefallenen Teilen Polens befand sich außer Polnisch-Westpreußen und Ermland auch der Netzedistrikt, der somit derjenige Teil der heutigen Provinz Posen ist, der am frühesten an Preußen gelangte (der übrige Teil 1793). Die Grenze verlief so, daß die letzten preußischen Städte Filehne, Radolin, Budzin, Margonin, Exin, Zum, Gonsava, Mo- gitnö, Dembitz, Strelnv und Gniewkowo waren. Bis zum Jahr 1807 hat der durch die erste polnische Teilung an Preußen gefallene Teil unserer heutigen Provinz Posen unter dem Namen Netzedistrikt zur Provinz Westpreußen gehört. Durch ihn wurde die Verbindung des altpreußischen Kroulaudes mit der Mark Brandenburg hergestellt. Der Flächeninhalt des Netzedistrikts betrug 132 Quadrat¬ meilen, die Einwohnerzahl bei der Übernahme etwa 84 000 Seelen. 1776 war die Einwohnerzahl auf 140 080. 1785 auf 163 070, 1788 auf 180 236, 179S auf etwa 200 000, 1804 auf 229 388 gestiegen. Bei der Übernahme wohnten auf der Quadratmeile durchschnittlich 763 Menschen. Zwischen der Netze, Weichsel, Drage und der Pomerellerschen Grenze zählte man 27 Städte. Bromberg zählte bei der Besitzergreifung kaum 400 bis 500 Einwohner, nach 10 Jahren 2L6Z ohne Garnison, 1816 6000, 1868 über 27 000. Der Netzedistrikt wurde getrennt von dem übrigen Westpreußen verwaltet. Als oberste Verwaltungsbehörde wurde in Bromberg eine Kammerkommissiou unter von Brenkenhvf errichtet, aus der 1775 die Kriegs- und Domänenkammer-Deputation hervorging. Sie hatte mit der westpreußischen Domänenkammer zu Marienwerder einen gemeinschaftlichen Chefpräsidenten, unterstand aber in allen übrigen Beziehungen direkt dem General¬ direktorium in Berlin. Erst 1791 wurde für die gesamten preußischen Lande ein Oberpräsident eingesetzt, dem die Kriegs- und Domänenkammern zu Königsberg, Gumbinnen, Marienwerder und Bromberg unterstanden. Unter der Kammer¬ deputation standen die vier landrätlichen Kreise Krone, Kamin, Bromberg und Jnvwrazlaw. Die Verwaltung der Zölle hatte unabhängig davon ihre Zentral¬ stelle in der Provinzial-, Akzise- und Zolldireklion in Fordon. Seit 1782 bildete das Hofgericht in Bromberg das oberste Landesgericht für den Netzedistrikt. Bei der Übernahme zählte der Netzediürikt 47 Städte, von denen 24 unter königlicher, 23 unter adliger Oberhoheit standen. 1775 setzte das Kolonisationswerk ein. In fünf Jahren siedelten sich 531 Kolonistenfamilien an. Als 1793 der Nest der heutigen Provinz Posen nebst Teilen des bisherigen Russisch-Polen an Preußen kamen, wurden Teile des neuen Gebietes als drei Departements von Südpreußen angegliedert, die Sonderstellung des Netzedistrikts blieb vorläufig aber verwaltungstechuisch gewahrt. Die Kultivierung und Ger¬ manisation der neuen Gebiete gelang nicht in demselben Maß wie beim Netzc- distrikt, nach dessen Muster die Verwaltung im wesentlichen eingerichtet wurde. Nach der preußischen Niederlage von 1806 erschien Napoleon selbst in Südpreußen und wurde von den Polen mit Jubel als Befreier empfangen. Eine Ausnahme machte dabei der Netzedistrikt, der seine Anhänglichkeit an Preußen und seinen Wunsch bei Preußen zu bleiben kundgab. Die Preußen abgenommenen Gebiete, zu denen auch ein Teil des Netzed'istrikts gehörte, wurden als Großherzogtum Warschau zusammengeschlossen. Bromberg wird eines von sechs Departements. 1815 wurde ursprünglich der ganze Netzedistrikt zum neuen Großherzogtum Posen geschlagen, doch blieben späterhin die Kreise Deutsch-Krone und Kamin bei West¬ preußen. In Bromberg wird eine eigene Negierungskommission eingerichtet, der die Kreise Bromberg. Jnowrazlaw, Gnesen, Wongrowitz, Schneioemühl, der preußisch gewordene Teil des Kreises Powidz und die zur Provinz Posen ge¬ schlagenen Teile der Kreise Kamin und Deutsch-Krone unterstellt werden. Der Regierungsbezirk Bromberg zählte 214,83 Quadratmeilen. Mit dem Übergang des Netzedistrikts in den Regierungsbezirk Bromberg als Verwaltungsteilgebiet der Provinz Posen nimmt seine offizielle Sonderstellung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/94>, abgerufen am 05.02.2025.