Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.Der unverdiente Wertzuwachs an. Grm-.d und Z^oden unier den neuen Verhältnissen ist aus dem unmittelbaren Empfinden des Volkes heraus ein Umschwung im Erfreulicherweise scheint auch bei der Berliner Regierung vielleicht durch Der unverdiente Wertzuwachs an Grund und Boden unter den neuen Verhältnissen Dr. Döllinger von u den dringendsten Fragen der Neuordnung gehört diejenige der Von jeher war man sich klar darüber, daß der unverdiente An dem unverdienten Wertzuwachs bei Grundstücken hat niemand Der unverdiente Wertzuwachs an. Grm-.d und Z^oden unier den neuen Verhältnissen ist aus dem unmittelbaren Empfinden des Volkes heraus ein Umschwung im Erfreulicherweise scheint auch bei der Berliner Regierung vielleicht durch Der unverdiente Wertzuwachs an Grund und Boden unter den neuen Verhältnissen Dr. Döllinger von u den dringendsten Fragen der Neuordnung gehört diejenige der Von jeher war man sich klar darüber, daß der unverdiente An dem unverdienten Wertzuwachs bei Grundstücken hat niemand <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335242"/> <fw type="header" place="top"> Der unverdiente Wertzuwachs an. Grm-.d und Z^oden unier den neuen Verhältnissen</fw><lb/> <p xml:id="ID_231" prev="#ID_230"> ist aus dem unmittelbaren Empfinden des Volkes heraus ein Umschwung im<lb/> Geiste der Wehrhaftigkeit, ein Erwachen nationalen Stolzes und Trotzes zu<lb/> bemerken, der lediglich aus der unmittelbar verspürten Bedrohung von außen,<lb/> keineswegs aus irgend welchen gegenrevolutionären Bestrebungen erwachsen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_232"> Erfreulicherweise scheint auch bei der Berliner Regierung vielleicht durch<lb/> die Ausscheidung des „unabhängigen" Pfahles im Fleische die Angst vor der<lb/> eigenen Courage im Schwinden zu sein und damit endlich etwas wie eine macht¬<lb/> politische Ermannung einzutreten. So hat der Volksbeauftragte Roste einer<lb/> Bromberger Abordnung den Rat gegeben, die ostmärkischen Deutschen sollten im<lb/> Einvernehmen mit den militärischen Kommandostellen getrost selber den Schie߬<lb/> prügel ergreifen. Wie die Bromberger Vorgänge zeigen, kann dieses befreiende<lb/> Wort auf den Widerhall in den breitesten Schichten des ostmärkischen Deutsch¬<lb/> tums rechnen. Wenn derart der Grenzschutz Ost so etwas wie eine Keimzelle der<lb/> Erneuerung unserer militärischen Widerstandskraft bedeutet, so bann das von<lb/> weittragender Bedeutung sür die Geschicke unseres ganzen Vaterlandes werden.<lb/> Denn hier im Osten wird es sich entscheiden, ob unser Vaterland sich tatsächlich<lb/> zur Barrikade Lenins, Trotzkis und Liebknechts hergeben muß. Der ostpreußische<lb/> Bolden ist für diese entscheidende Auseinandersetzung nicht ungünstig. Der Ost-<lb/> Preuße hat den Krieg am eigenen Leibe gespürt. Als die Berliner Schaum¬<lb/> törtchen aßen und auf dem Potsdamer Platz jeden Abend eine neue französische<lb/> Festung eroberten, haben die im Osten unter den Schlägen der Knute den<lb/> Kowo Larmations von seiner liebenswürdigsten Seite kennen gelernt. Dazu ist,-<lb/> Ostpreußen ein Bauernland mit gesunden ungebrochenen Instinkten. Und jahr¬<lb/> hundertelange Bedrohung durch ein fremdes Volkstum hat im Ostmärker jenen<lb/> völkischen Stolz, jenes nationale Selbstbewußtsein gezüchtet, das unserer Nation<lb/> als ganzer in so bedauerlichen Maße abgeht. Verschließen wir uns nicht vor<lb/> dem Ernst der Lage. Der Krieg ist noch nicht zu Ende. Der deutsche Osten hat<lb/> noch nicht fein letztes Opfer auf dem Altare des Vaterlandes niedergelegt. Der<lb/> Bolschewismus ist ein Feind, der mit den modernsten Machtmitteln arbeitet und<lb/> doch nicht die alten militärischen Gewaltmethoden scheut, die unser aufgeweichter<lb/> Liberalismus theoretisch so fix überwunden hat. Die Sicherung im Osten ist nicht<lb/> das Pvivatinteresse von ein paar hunderttausend Ostmärkern, die man in Berlin<lb/> leichten Herzens ins weltpolitische Lotteriespiel einsetzt. Der Grenzschutz Ost ist<lb/> die Schicksalsfrage der deutschen Zukunft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der unverdiente Wertzuwachs an Grund und Boden<lb/> unter den neuen Verhältnissen<lb/><note type="byline"> Dr. Döllinger</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_233"> u den dringendsten Fragen der Neuordnung gehört diejenige der<lb/> Behandlung des unverdienten Wertzuwachses an Grund und Boden.<lb/> Mit ihr hängt in gewissem Sinn die gesamte Bodenpolitik zusammen.</p><lb/> <p xml:id="ID_234"> Von jeher war man sich klar darüber, daß der unverdiente<lb/> Wertzuwachs etwas sei, was bekämpft werden müsse.</p><lb/> <p xml:id="ID_235" next="#ID_236"> An dem unverdienten Wertzuwachs bei Grundstücken hat niemand<lb/> ein Interesse als der augenblickliche Besitzer und dieses Interesse ist weder berechtigt<lb/> noch schutzwert. Der unverdiente Wertzuwachs entsteht ohne jedes Zutun des<lb/> Besitzers, in den Städten durch die Ausdehnung der Stadt, durch die Tätigkeit<lb/> der Behörden im Straßenbau, die das Grundstück baureif machen, durch Ver¬<lb/> besserung der Verkehrsverhältnisse und andere öffentliche Einrichtungen, durch die<lb/> gesteigerte Nachfrage nach Wohnungen, durch Eingemeindung kleinerer Gemeinden<lb/> in eine Großstadt »usw., alles ohne Mitarbeit und Opfer des Grundeigentümers.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Der unverdiente Wertzuwachs an. Grm-.d und Z^oden unier den neuen Verhältnissen
ist aus dem unmittelbaren Empfinden des Volkes heraus ein Umschwung im
Geiste der Wehrhaftigkeit, ein Erwachen nationalen Stolzes und Trotzes zu
bemerken, der lediglich aus der unmittelbar verspürten Bedrohung von außen,
keineswegs aus irgend welchen gegenrevolutionären Bestrebungen erwachsen ist.
Erfreulicherweise scheint auch bei der Berliner Regierung vielleicht durch
die Ausscheidung des „unabhängigen" Pfahles im Fleische die Angst vor der
eigenen Courage im Schwinden zu sein und damit endlich etwas wie eine macht¬
politische Ermannung einzutreten. So hat der Volksbeauftragte Roste einer
Bromberger Abordnung den Rat gegeben, die ostmärkischen Deutschen sollten im
Einvernehmen mit den militärischen Kommandostellen getrost selber den Schie߬
prügel ergreifen. Wie die Bromberger Vorgänge zeigen, kann dieses befreiende
Wort auf den Widerhall in den breitesten Schichten des ostmärkischen Deutsch¬
tums rechnen. Wenn derart der Grenzschutz Ost so etwas wie eine Keimzelle der
Erneuerung unserer militärischen Widerstandskraft bedeutet, so bann das von
weittragender Bedeutung sür die Geschicke unseres ganzen Vaterlandes werden.
Denn hier im Osten wird es sich entscheiden, ob unser Vaterland sich tatsächlich
zur Barrikade Lenins, Trotzkis und Liebknechts hergeben muß. Der ostpreußische
Bolden ist für diese entscheidende Auseinandersetzung nicht ungünstig. Der Ost-
Preuße hat den Krieg am eigenen Leibe gespürt. Als die Berliner Schaum¬
törtchen aßen und auf dem Potsdamer Platz jeden Abend eine neue französische
Festung eroberten, haben die im Osten unter den Schlägen der Knute den
Kowo Larmations von seiner liebenswürdigsten Seite kennen gelernt. Dazu ist,-
Ostpreußen ein Bauernland mit gesunden ungebrochenen Instinkten. Und jahr¬
hundertelange Bedrohung durch ein fremdes Volkstum hat im Ostmärker jenen
völkischen Stolz, jenes nationale Selbstbewußtsein gezüchtet, das unserer Nation
als ganzer in so bedauerlichen Maße abgeht. Verschließen wir uns nicht vor
dem Ernst der Lage. Der Krieg ist noch nicht zu Ende. Der deutsche Osten hat
noch nicht fein letztes Opfer auf dem Altare des Vaterlandes niedergelegt. Der
Bolschewismus ist ein Feind, der mit den modernsten Machtmitteln arbeitet und
doch nicht die alten militärischen Gewaltmethoden scheut, die unser aufgeweichter
Liberalismus theoretisch so fix überwunden hat. Die Sicherung im Osten ist nicht
das Pvivatinteresse von ein paar hunderttausend Ostmärkern, die man in Berlin
leichten Herzens ins weltpolitische Lotteriespiel einsetzt. Der Grenzschutz Ost ist
die Schicksalsfrage der deutschen Zukunft.
Der unverdiente Wertzuwachs an Grund und Boden
unter den neuen Verhältnissen
Dr. Döllinger von
u den dringendsten Fragen der Neuordnung gehört diejenige der
Behandlung des unverdienten Wertzuwachses an Grund und Boden.
Mit ihr hängt in gewissem Sinn die gesamte Bodenpolitik zusammen.
Von jeher war man sich klar darüber, daß der unverdiente
Wertzuwachs etwas sei, was bekämpft werden müsse.
An dem unverdienten Wertzuwachs bei Grundstücken hat niemand
ein Interesse als der augenblickliche Besitzer und dieses Interesse ist weder berechtigt
noch schutzwert. Der unverdiente Wertzuwachs entsteht ohne jedes Zutun des
Besitzers, in den Städten durch die Ausdehnung der Stadt, durch die Tätigkeit
der Behörden im Straßenbau, die das Grundstück baureif machen, durch Ver¬
besserung der Verkehrsverhältnisse und andere öffentliche Einrichtungen, durch die
gesteigerte Nachfrage nach Wohnungen, durch Eingemeindung kleinerer Gemeinden
in eine Großstadt »usw., alles ohne Mitarbeit und Opfer des Grundeigentümers.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |