Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron V. Plünderungen im eigenen Lande. Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬ In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: "IK red Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb Damit rechneten auch die belgischen Soldaten I Ein Artillerist vor Antwerpen Und welche brutale Freude an der Zerstörung -- selbst wo es sich um Hab Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron V. Plünderungen im eigenen Lande. Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬ In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: „IK red Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb Damit rechneten auch die belgischen Soldaten I Ein Artillerist vor Antwerpen Und welche brutale Freude an der Zerstörung — selbst wo es sich um Hab <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335328"/> <fw type="header" place="top"> Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_636" prev="#ID_635"> ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron<lb/> Marie Henriette durchmarschierte, haben diese Dummköpfe von Bauern in der<lb/> Meinung, daß es Ulanen wären, nichts Besseres gefunden, als auf sie zu schießen).</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> V. Plünderungen im eigenen Lande.</head><lb/> <p xml:id="ID_637"> Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬<lb/> gewöhnliche Erscheinung.</p><lb/> <p xml:id="ID_638"> In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen<lb/> Spionageverdachts der Herrschaft in Grund und Boden verwüstet. Wie es dabei<lb/> herging, beschreibt unorthographisch, aber anschaulich ein beteiligter Pionier am<lb/> 21. August 1914: „On 3 vole ac de>ut, ass iusil, ach pipe, ac l'al'gelte, enim<lb/> tout . . . j'al sur bu 2S0 bouteilles as vin pour ma pari, enim sa ä aure<lb/> Is jours et c>n etait sous tous les jours" (Man hat von allem gestohlen,<lb/> Gewehre, Pfeifen, Geld, kurz alles ... ich habe sicher für mein Teil 250 Flaschen<lb/> Wein getrunken, es hat 14 Tage gedauert, und man war alle Tage besoffen).</p><lb/> <p xml:id="ID_639"> Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag<lb/> darin eine Entschuldigung sehen. Doch dem Eigentum der echtesten Belgier ist es<lb/> nicht besser ergangen. Höchst drastischen Kellerszenen begegnet man da, voll echt¬<lb/> flämischer Genußfreudigkeit. Hier nur eine aus Contich bei Antwerpen, geschildert<lb/> am 6. Oktober 1914: „Oe^en briet is MseNreven in een Kastssl, vij ?ijn nier<lb/> met lieu van vns mannen en ?ijn aan esu Zoeäe Zlas v/ijn en slrampaZne es<lb/> ärinken, KieKens en Kommen es eden. Den sitt liZ^en al te slapen äat ?e<lb/> rouler, clwnke ZelijK ?^vijns, ik den ook niet veel mon" (Dieser Brief ist<lb/> geschrieben in einem Schloß. Wir sind hier zu zehrt von unsern Leuten und dabei,<lb/> ein gutes Glas Wein und Sekt zu trinken, Hühner und Kaninchen zu essen. Die<lb/> Hälfte liegt schon und schläft, daß sie schnarcht, besoffen wie die Schweine. Ich<lb/> bin auch nicht weit davon).</p><lb/> <p xml:id="ID_640"> Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen<lb/> Mundrand. Aus Waarloos bei Antwerpen schreibt ein Offizier seiner Gattin<lb/> 3. Oktober 1914: „tuer Zaan as msnselren overal loopen en Kurre trugen 2ljn<lb/> leeZZepIunäerä en vervoest van ac soläaten" (hier flüchten die Menschen<lb/> überall, und ihre Häuser sind leergeplündert und verwüstet von den Soldaten).</p><lb/> <p xml:id="ID_641"> Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin<lb/> vor dem Flüchten: „IK sie Iret gsnosZ nier, Iioe net Zaat, alles vorät Zeplunäert<lb/> en in stuKKeri ZeslaZsn" (Ich sehe es hier genug,, wie es geht: alles wird<lb/> geplündert und in Stücke geschlagen).</p><lb/> <p xml:id="ID_642"> Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: „IK red<lb/> ge?im xvat on?s soläaten ?oval in as nu!?en unsteten. Irasnt alles es vsr-<lb/> berZen . . . ^.1 vat ?ij vinäsn äat aimer Kan, als Iremäen, ^oKKen en?. vorät<lb/> meäegsnomen" (Ich habe gesehen, was unsere Soldaten alles in den Häusern<lb/> verüben. Trachte alles zu verbergen . . . Alles was sie dienliches finden, -als<lb/> Hemden, Socken usw., wird mitgenommen).</p><lb/> <p xml:id="ID_643"> Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser<lb/> von den belgischen Soldaten systematisch geplündert und verwüstet!</p><lb/> <p xml:id="ID_644"> Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb<lb/> das verborgen. Als sie wieder zurückkamen, waren ihre Heimatsörter schon von<lb/> deutschen Truppen besetzt. 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Bekenntnisse und Selbstbcschuldigungen
ulllans n'ont trouver rien mieux qus ac tirer sur eux" (als die Schwadron
Marie Henriette durchmarschierte, haben diese Dummköpfe von Bauern in der
Meinung, daß es Ulanen wären, nichts Besseres gefunden, als auf sie zu schießen).
V. Plünderungen im eigenen Lande.
Daß die Belgier im eigenen Lande plünderten, war durchaus keine un¬
gewöhnliche Erscheinung.
In Marche-les-Dames wurde das prächtige Arenbergsche Schloß wegen
Spionageverdachts der Herrschaft in Grund und Boden verwüstet. Wie es dabei
herging, beschreibt unorthographisch, aber anschaulich ein beteiligter Pionier am
21. August 1914: „On 3 vole ac de>ut, ass iusil, ach pipe, ac l'al'gelte, enim
tout . . . j'al sur bu 2S0 bouteilles as vin pour ma pari, enim sa ä aure
Is jours et c>n etait sous tous les jours" (Man hat von allem gestohlen,
Gewehre, Pfeifen, Geld, kurz alles ... ich habe sicher für mein Teil 250 Flaschen
Wein getrunken, es hat 14 Tage gedauert, und man war alle Tage besoffen).
Es handelte sich Wohl um Plünderungen von Feindesgut. Mancher mag
darin eine Entschuldigung sehen. Doch dem Eigentum der echtesten Belgier ist es
nicht besser ergangen. Höchst drastischen Kellerszenen begegnet man da, voll echt¬
flämischer Genußfreudigkeit. Hier nur eine aus Contich bei Antwerpen, geschildert
am 6. Oktober 1914: „Oe^en briet is MseNreven in een Kastssl, vij ?ijn nier
met lieu van vns mannen en ?ijn aan esu Zoeäe Zlas v/ijn en slrampaZne es
ärinken, KieKens en Kommen es eden. Den sitt liZ^en al te slapen äat ?e
rouler, clwnke ZelijK ?^vijns, ik den ook niet veel mon" (Dieser Brief ist
geschrieben in einem Schloß. Wir sind hier zu zehrt von unsern Leuten und dabei,
ein gutes Glas Wein und Sekt zu trinken, Hühner und Kaninchen zu essen. Die
Hälfte liegt schon und schläft, daß sie schnarcht, besoffen wie die Schweine. Ich
bin auch nicht weit davon).
Dabei beschränkten sich die belgischen Truppen keineswegs auf harmlosen
Mundrand. Aus Waarloos bei Antwerpen schreibt ein Offizier seiner Gattin
3. Oktober 1914: „tuer Zaan as msnselren overal loopen en Kurre trugen 2ljn
leeZZepIunäerä en vervoest van ac soläaten" (hier flüchten die Menschen
überall, und ihre Häuser sind leergeplündert und verwüstet von den Soldaten).
Aus Bouchout 4. Oktober 1914 warnt ein belgischer Soldat eine Freundin
vor dem Flüchten: „IK sie Iret gsnosZ nier, Iioe net Zaat, alles vorät Zeplunäert
en in stuKKeri ZeslaZsn" (Ich sehe es hier genug,, wie es geht: alles wird
geplündert und in Stücke geschlagen).
Ähnlich aus Hoboken 7. Oktober 1914 ein Geniesoldat an seine Frau: „IK red
ge?im xvat on?s soläaten ?oval in as nu!?en unsteten. Irasnt alles es vsr-
berZen . . . ^.1 vat ?ij vinäsn äat aimer Kan, als Iremäen, ^oKKen en?. vorät
meäegsnomen" (Ich habe gesehen, was unsere Soldaten alles in den Häusern
verüben. Trachte alles zu verbergen . . . Alles was sie dienliches finden, -als
Hemden, Socken usw., wird mitgenommen).
Es ist nicht zu bezweifeln: Sobald die Einwohner flohen, wurden ihre Häuser
von den belgischen Soldaten systematisch geplündert und verwüstet!
Vielen der so durch die eigenen Truppen geschädigten Landesbewohner blieb
das verborgen. Als sie wieder zurückkamen, waren ihre Heimatsörter schon von
deutschen Truppen besetzt. Natürlich hielten sie diese für die Urheber der Plünde¬
rungen und Verwüstungen.
Damit rechneten auch die belgischen Soldaten I Ein Artillerist vor Antwerpen
spricht es einem Freunde gegenüber mit dürren Worten aus, indem er von den
belgischen Truppen schreibt: „üij baten (soll heißen: paKKen) al xvaar aan Kuren,
en aan ?ijn net ac äuissn ale net äosn" (sie nehmen alles, woran sie können,
und dann sind es die Deutschen, die eS getan haben).
Und welche brutale Freude an der Zerstörung — selbst wo es sich um Hab
und Gut der eigenen Landsleute handelte — steckte in diesen belgischen Soldaten!
Der Brief eines Soldaten vom 1. Linienregiment zeigt es in ungeschminkter Drastik
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