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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Die neue Verwaltungsordnung

Wartet nur auf den Führer, der ihm die neue Parole zurufen wird. Wenn dieser
Führer heute schon in der demokratischen Regierung vorhanden sein sollte, dann
um so besser. Um die Form der Negierung würde sich im Augenblick kein Mensch
in Deutschland sorgen, wenn die Regierung nur führen wollte. Darum brauchen
auch die neuen Machthaber keinen inneren Feind zu fürchten. Es geht nicht um
die Form der Reichsverfassung oder der Volksbeziehungen, sondern um das
Deutschtum, um seine Erhaltung als Kulturfaktor in Europa. Solange sich
unsere Regierungsmänner dieses bewußt sind, ist trotz der begangenen Fehler und
trotz verlorener Schlachten noch nichts unwiderruflich hin. "Es ist keineswegs
gesagt, daß zum Schluß wirklich der als Sieger aus dem Völkerringen hervor¬
gehen wird, der die meisten Kanonen auf dem Schlachtfelde ins Feuer bringen
kann. Als Soldat muß man an dem durch die Kriegsgeschichte aller Zeiten
begründeten Glauben festhalten, daß die überlegene Führung eines großen Feld¬
herrn sowie die Tüchtigkeit und Opferwilligkeit der kämpfenden Völker, wenigstens
bis zu einem gewissen Maße, über Zahl und Rüstung siegen können". (Egli.)




Die neue Verwaltungsordnung für die städtischen
höheren Schulen
Professor Dr. Paul Hildebrandt von

eit geraumer Zeit streben die Städte eine Änderung der Ver¬
waltung an den von ihnen errichteten höheren Schulen an. Eine
Denkschrift des Städtetages, die im vorigen Jahre erschien, stellte
Forderungen auf, die auf eine Kommunalisierung der Schulen
Hinausliesen. Eine amtliche Verlautbarung der Zentralstelle des
Deutschen Städtetages faßt sie kurz in folgenden allgemeinen
. armen: "An die Stelle der jetzt nur so genannten Staatsaufsicht,
die tatsächlich eine unmittelbare Verwaltungstätigkeit der Staatsbehörden
bedeutet, muß mit Ausnahme der im einzelnen aufzuzählenden sogenannten
Inneren Schulangelegenheiten', die Beschränkung auf eine wirkliche Staats¬
aufsicht treten." Deshalb soll bestimmt werden, daß die von den Gemeinden
unterhaltenen Schulen Gemeindeanstalten sind, daß die Lehrer Kommunal¬
beamte sind. Der Staat schreibt Lehrpläne, Stosse, Ziel, Ordnung des Unter¬
richts vor und erläßt Vorschriften über die Schulzucht. Die Gemeindeverwal¬
tung hat das Recht der Einsicht in den Unterrichtsbetrieb und der Teilnahme an
den Revisionen; sie stellt die Lehrer an. Gegen Verfügungen des Staates steht
ihr die Klage im Verwaltungsstreitverfahren zu.

Durch die Gewährung dieser Forderungen wären die höheren Schulen
kommunalisiert. Es erhob sich daher aus Oberlehrerkreisen heftigster Wider¬
spruch. Man wies daraus hin, daß das geltende Recht den Forderungen der
Städte widerspräche, daß das Interesse von Erziehung und Unterricht erheische,
daß die von den Städten erhobenen Forderungen sämtlich abgelehnt würden.

Der Kultusminister suchte zu vermitteln. In langen Verhandlungen mit
den Städten wurde erreicht, daß sie namentlich die Forderung fallen ließen, die
Schulen sollten Gemeindeanstalten, die Lehrer Kommunalbeamte werden. Der
Weg zur Verständigung wurde durch Einrichtung von "Schulausschüssen" ge¬
funden, die überall eingeführt werden sollen. Ihnen konnten, da sie einerseits


Die neue Verwaltungsordnung

Wartet nur auf den Führer, der ihm die neue Parole zurufen wird. Wenn dieser
Führer heute schon in der demokratischen Regierung vorhanden sein sollte, dann
um so besser. Um die Form der Negierung würde sich im Augenblick kein Mensch
in Deutschland sorgen, wenn die Regierung nur führen wollte. Darum brauchen
auch die neuen Machthaber keinen inneren Feind zu fürchten. Es geht nicht um
die Form der Reichsverfassung oder der Volksbeziehungen, sondern um das
Deutschtum, um seine Erhaltung als Kulturfaktor in Europa. Solange sich
unsere Regierungsmänner dieses bewußt sind, ist trotz der begangenen Fehler und
trotz verlorener Schlachten noch nichts unwiderruflich hin. „Es ist keineswegs
gesagt, daß zum Schluß wirklich der als Sieger aus dem Völkerringen hervor¬
gehen wird, der die meisten Kanonen auf dem Schlachtfelde ins Feuer bringen
kann. Als Soldat muß man an dem durch die Kriegsgeschichte aller Zeiten
begründeten Glauben festhalten, daß die überlegene Führung eines großen Feld¬
herrn sowie die Tüchtigkeit und Opferwilligkeit der kämpfenden Völker, wenigstens
bis zu einem gewissen Maße, über Zahl und Rüstung siegen können". (Egli.)




Die neue Verwaltungsordnung für die städtischen
höheren Schulen
Professor Dr. Paul Hildebrandt von

eit geraumer Zeit streben die Städte eine Änderung der Ver¬
waltung an den von ihnen errichteten höheren Schulen an. Eine
Denkschrift des Städtetages, die im vorigen Jahre erschien, stellte
Forderungen auf, die auf eine Kommunalisierung der Schulen
Hinausliesen. Eine amtliche Verlautbarung der Zentralstelle des
Deutschen Städtetages faßt sie kurz in folgenden allgemeinen
. armen: „An die Stelle der jetzt nur so genannten Staatsaufsicht,
die tatsächlich eine unmittelbare Verwaltungstätigkeit der Staatsbehörden
bedeutet, muß mit Ausnahme der im einzelnen aufzuzählenden sogenannten
Inneren Schulangelegenheiten', die Beschränkung auf eine wirkliche Staats¬
aufsicht treten." Deshalb soll bestimmt werden, daß die von den Gemeinden
unterhaltenen Schulen Gemeindeanstalten sind, daß die Lehrer Kommunal¬
beamte sind. Der Staat schreibt Lehrpläne, Stosse, Ziel, Ordnung des Unter¬
richts vor und erläßt Vorschriften über die Schulzucht. Die Gemeindeverwal¬
tung hat das Recht der Einsicht in den Unterrichtsbetrieb und der Teilnahme an
den Revisionen; sie stellt die Lehrer an. Gegen Verfügungen des Staates steht
ihr die Klage im Verwaltungsstreitverfahren zu.

Durch die Gewährung dieser Forderungen wären die höheren Schulen
kommunalisiert. Es erhob sich daher aus Oberlehrerkreisen heftigster Wider¬
spruch. Man wies daraus hin, daß das geltende Recht den Forderungen der
Städte widerspräche, daß das Interesse von Erziehung und Unterricht erheische,
daß die von den Städten erhobenen Forderungen sämtlich abgelehnt würden.

Der Kultusminister suchte zu vermitteln. In langen Verhandlungen mit
den Städten wurde erreicht, daß sie namentlich die Forderung fallen ließen, die
Schulen sollten Gemeindeanstalten, die Lehrer Kommunalbeamte werden. Der
Weg zur Verständigung wurde durch Einrichtung von „Schulausschüssen" ge¬
funden, die überall eingeführt werden sollen. Ihnen konnten, da sie einerseits


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[0097] Die neue Verwaltungsordnung Wartet nur auf den Führer, der ihm die neue Parole zurufen wird. Wenn dieser Führer heute schon in der demokratischen Regierung vorhanden sein sollte, dann um so besser. Um die Form der Negierung würde sich im Augenblick kein Mensch in Deutschland sorgen, wenn die Regierung nur führen wollte. Darum brauchen auch die neuen Machthaber keinen inneren Feind zu fürchten. Es geht nicht um die Form der Reichsverfassung oder der Volksbeziehungen, sondern um das Deutschtum, um seine Erhaltung als Kulturfaktor in Europa. Solange sich unsere Regierungsmänner dieses bewußt sind, ist trotz der begangenen Fehler und trotz verlorener Schlachten noch nichts unwiderruflich hin. „Es ist keineswegs gesagt, daß zum Schluß wirklich der als Sieger aus dem Völkerringen hervor¬ gehen wird, der die meisten Kanonen auf dem Schlachtfelde ins Feuer bringen kann. Als Soldat muß man an dem durch die Kriegsgeschichte aller Zeiten begründeten Glauben festhalten, daß die überlegene Führung eines großen Feld¬ herrn sowie die Tüchtigkeit und Opferwilligkeit der kämpfenden Völker, wenigstens bis zu einem gewissen Maße, über Zahl und Rüstung siegen können". (Egli.) Die neue Verwaltungsordnung für die städtischen höheren Schulen Professor Dr. Paul Hildebrandt von eit geraumer Zeit streben die Städte eine Änderung der Ver¬ waltung an den von ihnen errichteten höheren Schulen an. Eine Denkschrift des Städtetages, die im vorigen Jahre erschien, stellte Forderungen auf, die auf eine Kommunalisierung der Schulen Hinausliesen. Eine amtliche Verlautbarung der Zentralstelle des Deutschen Städtetages faßt sie kurz in folgenden allgemeinen . armen: „An die Stelle der jetzt nur so genannten Staatsaufsicht, die tatsächlich eine unmittelbare Verwaltungstätigkeit der Staatsbehörden bedeutet, muß mit Ausnahme der im einzelnen aufzuzählenden sogenannten Inneren Schulangelegenheiten', die Beschränkung auf eine wirkliche Staats¬ aufsicht treten." Deshalb soll bestimmt werden, daß die von den Gemeinden unterhaltenen Schulen Gemeindeanstalten sind, daß die Lehrer Kommunal¬ beamte sind. Der Staat schreibt Lehrpläne, Stosse, Ziel, Ordnung des Unter¬ richts vor und erläßt Vorschriften über die Schulzucht. Die Gemeindeverwal¬ tung hat das Recht der Einsicht in den Unterrichtsbetrieb und der Teilnahme an den Revisionen; sie stellt die Lehrer an. Gegen Verfügungen des Staates steht ihr die Klage im Verwaltungsstreitverfahren zu. Durch die Gewährung dieser Forderungen wären die höheren Schulen kommunalisiert. Es erhob sich daher aus Oberlehrerkreisen heftigster Wider¬ spruch. Man wies daraus hin, daß das geltende Recht den Forderungen der Städte widerspräche, daß das Interesse von Erziehung und Unterricht erheische, daß die von den Städten erhobenen Forderungen sämtlich abgelehnt würden. Der Kultusminister suchte zu vermitteln. In langen Verhandlungen mit den Städten wurde erreicht, daß sie namentlich die Forderung fallen ließen, die Schulen sollten Gemeindeanstalten, die Lehrer Kommunalbeamte werden. Der Weg zur Verständigung wurde durch Einrichtung von „Schulausschüssen" ge¬ funden, die überall eingeführt werden sollen. Ihnen konnten, da sie einerseits

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/97>, abgerufen am 24.11.2024.