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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund
von Dr. Trautmann

Motto: Der wirklich gläubige Anhänger des Vollsbimdes sollte der eifrigste
Befürworter dafür sein, den Krieg zu einem erfolgreichen Ausgang zu
Balfour hren.

le Welt brennt in einem feurigen Ofen und alle Nationen tragen
Kohlen herbei, um die Glut noch glühender zu machen, in der man
sich gegenseitig zu verbrennen sucht. Zwar ist auf einer Seite --
'!> auf feiten der Mittelmächte -- mehrfach die Bereitwilligkeit erklärt
"worden, das Nasen einzustellen, aber jenseits des Kanals und
...I jenseits des großen Wassers hat diese Erklärung kein freundliches
Echo gefunden: Valfour, Wilson, Churchill, sie alle suchen mit tönenden Phrasen
die ermattenden Volke-r zu erneuter Kraftanstrengung, aufzustacheln. Der australische
Premierminister Hughes spricht sogar vom nächsten Krieg gegen Deutschland. Und
Während diese Rufe des Hasses ertönen und während man alle Machtmittel
Zusammennimmt, um uns in den Staub zu werfen und uns zu vernichten, singt
wem uns zu gleicher Zeit eine andere Melodie, die Melodie von dem zukünftigen
Bunde der Nationen, in dem die Völker wie die Brüder miteinander leben sollen,
nicht gestört durch brudermörderischeu Krieg, vereint zum Schutze für den Frieden,
Und diese Melodie wird zum Teil von denselben Leuten gespielt, die jetzt den
^leg bis zum Ende verkünden.

Lloyd George stellt sich in seiner Baptistenkapelle auf die Kanzel und wählt
das Evangelium der Brüderlichkeit zu seinem Thema, die Welt sei schlecht gewesen
Avr dem Kriege, jetzt fechte man für Freiheit und Demokratie, aber niemand
"inne wissen, wie lange der Kampf dauere, aber die Rekonstruktion einer neuen
7"ete der Brüderlichkeit und Freundlichkeit nach dem Kriege müsse schon jetzt
vorbereitet werden.

I.

, Die Völkerbundsidee, die die Engländer jetzt propagieren, ist in diesem
Kriege zuerst von Wilson mit Energie aufgenommen worden. Er hat die Friedens-
°rganisätion aller Völker nicht zürn ersten Male in feiner letzten Rede am 11. Juli
berührt. Von jeher hat er seineu Worten gern den hohen Schwung begeisterter
idealer und prophetischer Lehren gegeben. Als Apostel der Menschheit wünscht
°r die Völker zu neuen glücklichen Zuständen zu führen und für den Frieden zu
einiger, -- nachdem er vorher das ihm verhaßte militärische Deutschland zu Staub
^rlreten hat. Ziele doch in seiner letzten Proklamation an Washingtons Grabe
leves seiner Worte auf Deutschland. "Jede Macht soll vernichtet werden, die
lUr sich allein oder heimlich den Frieden der Welt stören kann, oder wenn sie


Grenzboten III 1918 , 15


Der Völkerbund
von Dr. Trautmann

Motto: Der wirklich gläubige Anhänger des Vollsbimdes sollte der eifrigste
Befürworter dafür sein, den Krieg zu einem erfolgreichen Ausgang zu
Balfour hren.

le Welt brennt in einem feurigen Ofen und alle Nationen tragen
Kohlen herbei, um die Glut noch glühender zu machen, in der man
sich gegenseitig zu verbrennen sucht. Zwar ist auf einer Seite —
'!> auf feiten der Mittelmächte — mehrfach die Bereitwilligkeit erklärt
«worden, das Nasen einzustellen, aber jenseits des Kanals und
...I jenseits des großen Wassers hat diese Erklärung kein freundliches
Echo gefunden: Valfour, Wilson, Churchill, sie alle suchen mit tönenden Phrasen
die ermattenden Volke-r zu erneuter Kraftanstrengung, aufzustacheln. Der australische
Premierminister Hughes spricht sogar vom nächsten Krieg gegen Deutschland. Und
Während diese Rufe des Hasses ertönen und während man alle Machtmittel
Zusammennimmt, um uns in den Staub zu werfen und uns zu vernichten, singt
wem uns zu gleicher Zeit eine andere Melodie, die Melodie von dem zukünftigen
Bunde der Nationen, in dem die Völker wie die Brüder miteinander leben sollen,
nicht gestört durch brudermörderischeu Krieg, vereint zum Schutze für den Frieden,
Und diese Melodie wird zum Teil von denselben Leuten gespielt, die jetzt den
^leg bis zum Ende verkünden.

Lloyd George stellt sich in seiner Baptistenkapelle auf die Kanzel und wählt
das Evangelium der Brüderlichkeit zu seinem Thema, die Welt sei schlecht gewesen
Avr dem Kriege, jetzt fechte man für Freiheit und Demokratie, aber niemand
«inne wissen, wie lange der Kampf dauere, aber die Rekonstruktion einer neuen
7"ete der Brüderlichkeit und Freundlichkeit nach dem Kriege müsse schon jetzt
vorbereitet werden.

I.

, Die Völkerbundsidee, die die Engländer jetzt propagieren, ist in diesem
Kriege zuerst von Wilson mit Energie aufgenommen worden. Er hat die Friedens-
°rganisätion aller Völker nicht zürn ersten Male in feiner letzten Rede am 11. Juli
berührt. Von jeher hat er seineu Worten gern den hohen Schwung begeisterter
idealer und prophetischer Lehren gegeben. Als Apostel der Menschheit wünscht
°r die Völker zu neuen glücklichen Zuständen zu führen und für den Frieden zu
einiger, — nachdem er vorher das ihm verhaßte militärische Deutschland zu Staub
^rlreten hat. Ziele doch in seiner letzten Proklamation an Washingtons Grabe
leves seiner Worte auf Deutschland. „Jede Macht soll vernichtet werden, die
lUr sich allein oder heimlich den Frieden der Welt stören kann, oder wenn sie


Grenzboten III 1918 , 15
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/189>, abgerufen am 27.06.2024.