Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

kmiischen annexstion nachgebildet". In gleichzeitigen deutschen Blättern spielt das
Wort seine Rolle und wird früh verspottet. So spricht der "Kladderadatsch" vom
19. Februar 1860 parodierend von einer "Annexion beider Lippen an Preußen".
Im gleichen Jahre verspottet der "Kladderadatsch" König Viktor Emanuel als
"Annexander den Großen". Über diesem plötzlich gehäuften Gebrauch besannen
sich die Deutschen auf ihr älteres Lehnwort annektieren. Lothar Bucher macht
sich in seinen "Bildern aus der Fremde" 1 (1862) 374 darüber lustig: "(Seit 1855)
haben die Deutschen mit gewohnter Gründlichkeit bewiesen, daß man von Louis
Napoleon nicht sagen müsse: er annexirt, sondern: er annectirt -- was ihm ziemlich
gleichgültig sein wird, wenn die Deutschen ihn nur nicht hindern zu nehmen, was
er haben will". Entsprechend berichten die "Grenzboten" 26 III 144 im Rückblick
von 1867: "Savoyen bot das erste Paradigma für das moderne Zeitwort annek¬
tieren". Den alten Wortsinn ins Verfängliche zu verschieben und uns erneut
damit zu beglücken, blieb nach alledem unsere" gegenwärtigen Feinden vorbehalten.
Das Spiel scheint sich in unseren Tagen bei Desaunexion wiederholen zu sollen.


Alfred Götze


/----Wir bitten die Freunde der ::
Grenzboten
das Abonnement zum II. Quartal 1918
erneuern zu wollen. -- Bestellungen Verlag der
6^en2boten
nimmt jede Buchhandlung und jedes. in. b. Ä.
Postanftalt entgegen. Preis 7.50 M. Berlin SW 11
^__^_




Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aufsähe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Bcrlaaö aestatict.
verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleiuow in Berlin-Lichterselde West. - Manuslriptsendungen und
Bricke werden erbeten unter der Adresse: An die Lchriftleituna der Grenzboten in Berlin 8V 11, Teinpclhofrr Ufer ZS".
Fernsprecher des Herausgebers: Amt Lichterfelde 498, des Verlags und der Schriftleituug: Amt LüKow W10,
Verlag: Verlag der Greuzbotsn G, in. b. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer Wz-
Druck: "Der Reichsbote" G, ">, b, H, in Berlin SV 11. Dessauer Strasze 3"/it7.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

kmiischen annexstion nachgebildet". In gleichzeitigen deutschen Blättern spielt das
Wort seine Rolle und wird früh verspottet. So spricht der „Kladderadatsch" vom
19. Februar 1860 parodierend von einer „Annexion beider Lippen an Preußen".
Im gleichen Jahre verspottet der „Kladderadatsch" König Viktor Emanuel als
„Annexander den Großen". Über diesem plötzlich gehäuften Gebrauch besannen
sich die Deutschen auf ihr älteres Lehnwort annektieren. Lothar Bucher macht
sich in seinen „Bildern aus der Fremde" 1 (1862) 374 darüber lustig: „(Seit 1855)
haben die Deutschen mit gewohnter Gründlichkeit bewiesen, daß man von Louis
Napoleon nicht sagen müsse: er annexirt, sondern: er annectirt — was ihm ziemlich
gleichgültig sein wird, wenn die Deutschen ihn nur nicht hindern zu nehmen, was
er haben will". Entsprechend berichten die „Grenzboten" 26 III 144 im Rückblick
von 1867: „Savoyen bot das erste Paradigma für das moderne Zeitwort annek¬
tieren". Den alten Wortsinn ins Verfängliche zu verschieben und uns erneut
damit zu beglücken, blieb nach alledem unsere» gegenwärtigen Feinden vorbehalten.
Das Spiel scheint sich in unseren Tagen bei Desaunexion wiederholen zu sollen.


Alfred Götze


/----Wir bitten die Freunde der ::
Grenzboten
das Abonnement zum II. Quartal 1918
erneuern zu wollen. — Bestellungen Verlag der
6^en2boten
nimmt jede Buchhandlung und jedes. in. b. Ä.
Postanftalt entgegen. Preis 7.50 M. Berlin SW 11
^__^_




Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aufsähe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Bcrlaaö aestatict.
verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleiuow in Berlin-Lichterselde West. - Manuslriptsendungen und
Bricke werden erbeten unter der Adresse: An die Lchriftleituna der Grenzboten in Berlin 8V 11, Teinpclhofrr Ufer ZS».
Fernsprecher des Herausgebers: Amt Lichterfelde 498, des Verlags und der Schriftleituug: Amt LüKow W10,
Verlag: Verlag der Greuzbotsn G, in. b. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer Wz-
Druck: „Der Reichsbote" G, »>, b, H, in Berlin SV 11. Dessauer Strasze 3«/it7.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0220" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333317"/>
          <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_786" prev="#ID_785"> kmiischen annexstion nachgebildet". In gleichzeitigen deutschen Blättern spielt das<lb/>
Wort seine Rolle und wird früh verspottet. So spricht der &#x201E;Kladderadatsch" vom<lb/>
19. Februar 1860 parodierend von einer &#x201E;Annexion beider Lippen an Preußen".<lb/>
Im gleichen Jahre verspottet der &#x201E;Kladderadatsch" König Viktor Emanuel als<lb/>
&#x201E;Annexander den Großen". Über diesem plötzlich gehäuften Gebrauch besannen<lb/>
sich die Deutschen auf ihr älteres Lehnwort annektieren. Lothar Bucher macht<lb/>
sich in seinen &#x201E;Bildern aus der Fremde" 1 (1862) 374 darüber lustig: &#x201E;(Seit 1855)<lb/>
haben die Deutschen mit gewohnter Gründlichkeit bewiesen, daß man von Louis<lb/>
Napoleon nicht sagen müsse: er annexirt, sondern: er annectirt &#x2014; was ihm ziemlich<lb/>
gleichgültig sein wird, wenn die Deutschen ihn nur nicht hindern zu nehmen, was<lb/>
er haben will". Entsprechend berichten die &#x201E;Grenzboten" 26 III 144 im Rückblick<lb/>
von 1867: &#x201E;Savoyen bot das erste Paradigma für das moderne Zeitwort annek¬<lb/>
tieren". Den alten Wortsinn ins Verfängliche zu verschieben und uns erneut<lb/>
damit zu beglücken, blieb nach alledem unsere» gegenwärtigen Feinden vorbehalten.<lb/>
Das Spiel scheint sich in unseren Tagen bei Desaunexion wiederholen zu sollen.</p><lb/>
          <note type="byline"> Alfred Götze</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> /----Wir bitten die Freunde der ::<lb/>
Grenzboten<lb/>
das Abonnement zum II. Quartal 1918<lb/>
erneuern zu wollen. &#x2014; Bestellungen Verlag der<lb/>
6^en2boten<lb/>
nimmt jede Buchhandlung und jedes. in. b. Ä.<lb/>
Postanftalt entgegen. Preis 7.50 M. Berlin SW 11<lb/>
^__^_</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div>
          <p xml:id="ID_787"> Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung<lb/>
nicht verbürgt werden kann.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <note type="byline">
          <p xml:id="ID_788"> Nachdruck sämtlicher Aufsähe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Bcrlaaö aestatict.<lb/>
verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleiuow in Berlin-Lichterselde West. - Manuslriptsendungen und<lb/>
Bricke werden erbeten unter der Adresse:</p>
          <p xml:id="ID_789"> An die Lchriftleituna der Grenzboten in Berlin 8V 11, Teinpclhofrr Ufer ZS».<lb/>
Fernsprecher des Herausgebers: Amt Lichterfelde 498, des Verlags und der Schriftleituug: Amt LüKow W10,<lb/>
Verlag: Verlag der Greuzbotsn G, in. b. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer Wz-<lb/>
Druck: &#x201E;Der Reichsbote" G, »&gt;, b, H, in Berlin SV 11. Dessauer Strasze 3«/it7.</p>
        </note><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0220] Maßgebliches und Unmaßgebliches kmiischen annexstion nachgebildet". In gleichzeitigen deutschen Blättern spielt das Wort seine Rolle und wird früh verspottet. So spricht der „Kladderadatsch" vom 19. Februar 1860 parodierend von einer „Annexion beider Lippen an Preußen". Im gleichen Jahre verspottet der „Kladderadatsch" König Viktor Emanuel als „Annexander den Großen". Über diesem plötzlich gehäuften Gebrauch besannen sich die Deutschen auf ihr älteres Lehnwort annektieren. Lothar Bucher macht sich in seinen „Bildern aus der Fremde" 1 (1862) 374 darüber lustig: „(Seit 1855) haben die Deutschen mit gewohnter Gründlichkeit bewiesen, daß man von Louis Napoleon nicht sagen müsse: er annexirt, sondern: er annectirt — was ihm ziemlich gleichgültig sein wird, wenn die Deutschen ihn nur nicht hindern zu nehmen, was er haben will". Entsprechend berichten die „Grenzboten" 26 III 144 im Rückblick von 1867: „Savoyen bot das erste Paradigma für das moderne Zeitwort annek¬ tieren". Den alten Wortsinn ins Verfängliche zu verschieben und uns erneut damit zu beglücken, blieb nach alledem unsere» gegenwärtigen Feinden vorbehalten. Das Spiel scheint sich in unseren Tagen bei Desaunexion wiederholen zu sollen. Alfred Götze /----Wir bitten die Freunde der :: Grenzboten das Abonnement zum II. Quartal 1918 erneuern zu wollen. — Bestellungen Verlag der 6^en2boten nimmt jede Buchhandlung und jedes. in. b. Ä. Postanftalt entgegen. Preis 7.50 M. Berlin SW 11 ^__^_ Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nachdruck sämtlicher Aufsähe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Bcrlaaö aestatict. verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleiuow in Berlin-Lichterselde West. - Manuslriptsendungen und Bricke werden erbeten unter der Adresse: An die Lchriftleituna der Grenzboten in Berlin 8V 11, Teinpclhofrr Ufer ZS». Fernsprecher des Herausgebers: Amt Lichterfelde 498, des Verlags und der Schriftleituug: Amt LüKow W10, Verlag: Verlag der Greuzbotsn G, in. b. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer Ufer Wz- Druck: „Der Reichsbote" G, »>, b, H, in Berlin SV 11. Dessauer Strasze 3«/it7.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/220
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/220>, abgerufen am 22.07.2024.