Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Neue Bücher Zu den gelesensten Erzeugnissen der Berliner Publizistik dieses Krieges gehören Der Erfolg der Hoetzschschen Aufsätze liegt tatsächlich nicht in ihrer Form: Hoetzsch hat die Buchausgabe mit einer Einleitung versehen, in der er in Neue Bücher Zu den gelesensten Erzeugnissen der Berliner Publizistik dieses Krieges gehören Der Erfolg der Hoetzschschen Aufsätze liegt tatsächlich nicht in ihrer Form: Hoetzsch hat die Buchausgabe mit einer Einleitung versehen, in der er in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0297" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332576"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341905_332278/figures/grenzboten_341905_332278_332576_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neue Bücher</head><lb/> <p xml:id="ID_933"> Zu den gelesensten Erzeugnissen der Berliner Publizistik dieses Krieges gehören<lb/> die Mittwochsartikel des Berliner Professors für osteuropäische Geschichte Otto<lb/> Hoetzsch in der „Kreuzzeitung". Jedermann kann sich von dieser Tatsache über-<lb/> zeugen, der einmal auf die Vorgänge an den Zeitungskiosken in den Vormittags¬<lb/> stunden des Mittwoch achtet. Obwohl die betreffende Nummer des konservativen<lb/> Blattes zwanzig Pfennige kostet, ist sie im Handumdrehen vergriffen. Das ist<lb/> die Tatsache! und an ihr ändert keine hämische Bemerkung über die „Länge" und<lb/> »Langeweile" der Hoetzschschen „Mittwochspredigten", die sich in der links¬<lb/> gerichteten Presse häufig genug finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_934"> Der Erfolg der Hoetzschschen Aufsätze liegt tatsächlich nicht in ihrer Form:<lb/> sie sind lang, manchmal schier unendlich, der Stil läßt oft genug sorgfältige Über-<lb/> arbeitung vermissen. Ja, die Verarbeitung des ungeheuren Materials, das sich<lb/> lebe Woche dem Publizisten auf den Schreibtisch wälzt, mutet häufig genug geradezu<lb/> ungeschickt an. Aber die Aufsätze „Der Krieg und die große Politik" haben<lb/> ihr Geheimnis! sie haben ihre Sonderheit, die den Leser immer stärker und fester<lb/> in ihren Bann ziehen, um ihn schließlich unempfindlich zu machen gegen die Mühen<lb/> des Lesens und Verarbeitend hinter den Mittwochsaufsätzen der „Kreuzzeitung"<lb/> steht eine innerlich freie, aufrechte Persönlichkeit, die überdies an die Ereignisse herantritt<lb/> mit dem Rüstzeug historischen Wissens, wissenschaftlicher Schulung und politischer<lb/> Erfahrung. In unserer Zeit der Masseninstinkte und des Zensurknebels, des<lb/> öden Nachbetens von Partei- und Kliquenparolen oder sklavischer Furcht vor dem<lb/> Zensor, wirkt das Auftreten solcher selbstsicheren Persönlichkeit doppelt erfrischend<lb/> und tausendmal belebender, wie die schwülstigen Begeisterungsartikel, die sonst<lb/> gemeinhin den politischen Aufsatz in der nationalen Presse verdrängt haben. Von<lb/> der freien Persönlichkeit wollen wir uns auch eine gewisse Einseitigkeit in der<lb/> politischen Auffassung gefallen lassen und dem Verlagshause von S. Hirzel in<lb/> Leipzig noch unseren' besonderen Dank dafür sagen, daß es die hier in Frage<lb/> stehenden Aufsätze in Buchform gesammelt herauszubringen beginnt (Otto Hoetzsch<lb/> "Der Krieg und die große Politik". Erster Band. Bis zum Anschluß Bulgariens<lb/> °n die Zentralmächte. Verlag von S. Hirzel. Leipzig 1917. 36 406 Seiten.<lb/> Preis geh. 10-, geb. 12 - Mark).</p><lb/> <p xml:id="ID_935" next="#ID_936"> Hoetzsch hat die Buchausgabe mit einer Einleitung versehen, in der er in<lb/> kurzen, sorgfältig ausgefeilten Sätzen einen Überblick über die Gründe zum Kriege<lb/> und die letzten Ereignisse, die zu seinem Ausbruch führten, gibt. Er benutzt darin<lb/> die Gelegenheit, die Frage nach der Kriegsschuld auf den ihr gebührenden Platz</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0297]
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Neue Bücher
Zu den gelesensten Erzeugnissen der Berliner Publizistik dieses Krieges gehören
die Mittwochsartikel des Berliner Professors für osteuropäische Geschichte Otto
Hoetzsch in der „Kreuzzeitung". Jedermann kann sich von dieser Tatsache über-
zeugen, der einmal auf die Vorgänge an den Zeitungskiosken in den Vormittags¬
stunden des Mittwoch achtet. Obwohl die betreffende Nummer des konservativen
Blattes zwanzig Pfennige kostet, ist sie im Handumdrehen vergriffen. Das ist
die Tatsache! und an ihr ändert keine hämische Bemerkung über die „Länge" und
»Langeweile" der Hoetzschschen „Mittwochspredigten", die sich in der links¬
gerichteten Presse häufig genug finden.
Der Erfolg der Hoetzschschen Aufsätze liegt tatsächlich nicht in ihrer Form:
sie sind lang, manchmal schier unendlich, der Stil läßt oft genug sorgfältige Über-
arbeitung vermissen. Ja, die Verarbeitung des ungeheuren Materials, das sich
lebe Woche dem Publizisten auf den Schreibtisch wälzt, mutet häufig genug geradezu
ungeschickt an. Aber die Aufsätze „Der Krieg und die große Politik" haben
ihr Geheimnis! sie haben ihre Sonderheit, die den Leser immer stärker und fester
in ihren Bann ziehen, um ihn schließlich unempfindlich zu machen gegen die Mühen
des Lesens und Verarbeitend hinter den Mittwochsaufsätzen der „Kreuzzeitung"
steht eine innerlich freie, aufrechte Persönlichkeit, die überdies an die Ereignisse herantritt
mit dem Rüstzeug historischen Wissens, wissenschaftlicher Schulung und politischer
Erfahrung. In unserer Zeit der Masseninstinkte und des Zensurknebels, des
öden Nachbetens von Partei- und Kliquenparolen oder sklavischer Furcht vor dem
Zensor, wirkt das Auftreten solcher selbstsicheren Persönlichkeit doppelt erfrischend
und tausendmal belebender, wie die schwülstigen Begeisterungsartikel, die sonst
gemeinhin den politischen Aufsatz in der nationalen Presse verdrängt haben. Von
der freien Persönlichkeit wollen wir uns auch eine gewisse Einseitigkeit in der
politischen Auffassung gefallen lassen und dem Verlagshause von S. Hirzel in
Leipzig noch unseren' besonderen Dank dafür sagen, daß es die hier in Frage
stehenden Aufsätze in Buchform gesammelt herauszubringen beginnt (Otto Hoetzsch
"Der Krieg und die große Politik". Erster Band. Bis zum Anschluß Bulgariens
°n die Zentralmächte. Verlag von S. Hirzel. Leipzig 1917. 36 406 Seiten.
Preis geh. 10-, geb. 12 - Mark).
Hoetzsch hat die Buchausgabe mit einer Einleitung versehen, in der er in
kurzen, sorgfältig ausgefeilten Sätzen einen Überblick über die Gründe zum Kriege
und die letzten Ereignisse, die zu seinem Ausbruch führten, gibt. Er benutzt darin
die Gelegenheit, die Frage nach der Kriegsschuld auf den ihr gebührenden Platz
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