Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Auslandsstudium und Kulturpolitik

Mündung der mssopotamischen Ströme im Winde flattert. Wir dürfen ihnen
nicht recht geben! Für uns gewonnen ist dieser Krieg erst dann, wenn auf
Kleinasiens Steppen in schwanken Silberwellen das Korn der Ernte wogt,
wenn in dem Zwischenstromland fleißige Hände den Segen der Baumwoll-
pfianzungen bergen, wenn der kleinasiatische Bauer seinen Hecktaler im Diwan birgt
und der wehrhafte Nachwuchs einer erstarkten, von aufrichtiger Bundestreue
erfüllten Türkei jederzeit bereit ist, die Warenzüge der Bagdadbahn mit be¬
waffnetem Geleit an den Persischen Golf zu führen.

Das zu erreichen, wird sicherlich noch den Schweiß ganzer Geschlechter
kosten, aber wir werden diese Mühen gern und willig auf uns nehmen, wenn
wir zu der Erkenntnis gelangt sind, daß die deutsche Macht in der weiten Welt
nur so erhalten, nur so gefördert werden kann.




Auslandsstudium und Kulturpolitik
Gelo Zöhlinger, von Dozent am Grientalischen Seminar der Universität Berlin

las Preußische Kultusministerium hat dem Abgeordnetenhause eine
Denkschrift über die Förderung der Auslandsstudien in Preußen
zur Kenntnisnahme vorgelegt, die die Beachtung weitester Kreise
und das Interesse aller derer verdient, die sich mit der Frage
der Förderung der Auslandsstudien an unseren Hochschulen be¬
schäftigen. Den Anlaß zu der Denkschrift gaben die von den verschiedensten
Seiten in den letzten Jahren gemachten Vorschläge auf Ausgestaltung des
Unterrichts an deutschen Universitäten in Fragen der ausländischen Sprachen,
der ausländischen Literatur und der ausländischen Wirtschaftsverhältnisse. In
den weitaus meisten Fällen gipfeln bisher die Forderungen auf diesem Gebiet
in dem Verlangen nach Schaffung einer besonderen Auslandshochschule, wie sie
Österreich in seiner "Konsular- und Exportakademie" besitzt. Es würde zu weit
führen, wollte man hier alle die Projekte wiedergeben, die sich mit der Schaffung
einer besonderen Anstalt für Auslandswrssenschaften befaßt hatten. Auch in
den Parlamenten ist das Problem der Förderung der Auslandsstudien mehrfach
zur Sprache gekommen, und zwar sowohl im Reichstag als auch im Landtag.


Auslandsstudium und Kulturpolitik

Mündung der mssopotamischen Ströme im Winde flattert. Wir dürfen ihnen
nicht recht geben! Für uns gewonnen ist dieser Krieg erst dann, wenn auf
Kleinasiens Steppen in schwanken Silberwellen das Korn der Ernte wogt,
wenn in dem Zwischenstromland fleißige Hände den Segen der Baumwoll-
pfianzungen bergen, wenn der kleinasiatische Bauer seinen Hecktaler im Diwan birgt
und der wehrhafte Nachwuchs einer erstarkten, von aufrichtiger Bundestreue
erfüllten Türkei jederzeit bereit ist, die Warenzüge der Bagdadbahn mit be¬
waffnetem Geleit an den Persischen Golf zu führen.

Das zu erreichen, wird sicherlich noch den Schweiß ganzer Geschlechter
kosten, aber wir werden diese Mühen gern und willig auf uns nehmen, wenn
wir zu der Erkenntnis gelangt sind, daß die deutsche Macht in der weiten Welt
nur so erhalten, nur so gefördert werden kann.




Auslandsstudium und Kulturpolitik
Gelo Zöhlinger, von Dozent am Grientalischen Seminar der Universität Berlin

las Preußische Kultusministerium hat dem Abgeordnetenhause eine
Denkschrift über die Förderung der Auslandsstudien in Preußen
zur Kenntnisnahme vorgelegt, die die Beachtung weitester Kreise
und das Interesse aller derer verdient, die sich mit der Frage
der Förderung der Auslandsstudien an unseren Hochschulen be¬
schäftigen. Den Anlaß zu der Denkschrift gaben die von den verschiedensten
Seiten in den letzten Jahren gemachten Vorschläge auf Ausgestaltung des
Unterrichts an deutschen Universitäten in Fragen der ausländischen Sprachen,
der ausländischen Literatur und der ausländischen Wirtschaftsverhältnisse. In
den weitaus meisten Fällen gipfeln bisher die Forderungen auf diesem Gebiet
in dem Verlangen nach Schaffung einer besonderen Auslandshochschule, wie sie
Österreich in seiner „Konsular- und Exportakademie" besitzt. Es würde zu weit
führen, wollte man hier alle die Projekte wiedergeben, die sich mit der Schaffung
einer besonderen Anstalt für Auslandswrssenschaften befaßt hatten. Auch in
den Parlamenten ist das Problem der Förderung der Auslandsstudien mehrfach
zur Sprache gekommen, und zwar sowohl im Reichstag als auch im Landtag.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331778"/>
          <fw type="header" place="top"> Auslandsstudium und Kulturpolitik</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1216" prev="#ID_1215"> Mündung der mssopotamischen Ströme im Winde flattert. Wir dürfen ihnen<lb/>
nicht recht geben! Für uns gewonnen ist dieser Krieg erst dann, wenn auf<lb/>
Kleinasiens Steppen in schwanken Silberwellen das Korn der Ernte wogt,<lb/>
wenn in dem Zwischenstromland fleißige Hände den Segen der Baumwoll-<lb/>
pfianzungen bergen, wenn der kleinasiatische Bauer seinen Hecktaler im Diwan birgt<lb/>
und der wehrhafte Nachwuchs einer erstarkten, von aufrichtiger Bundestreue<lb/>
erfüllten Türkei jederzeit bereit ist, die Warenzüge der Bagdadbahn mit be¬<lb/>
waffnetem Geleit an den Persischen Golf zu führen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1217"> Das zu erreichen, wird sicherlich noch den Schweiß ganzer Geschlechter<lb/>
kosten, aber wir werden diese Mühen gern und willig auf uns nehmen, wenn<lb/>
wir zu der Erkenntnis gelangt sind, daß die deutsche Macht in der weiten Welt<lb/>
nur so erhalten, nur so gefördert werden kann.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Auslandsstudium und Kulturpolitik<lb/><note type="byline"> Gelo Zöhlinger,</note> von Dozent am Grientalischen Seminar der Universität Berlin</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1218"> las Preußische Kultusministerium hat dem Abgeordnetenhause eine<lb/>
Denkschrift über die Förderung der Auslandsstudien in Preußen<lb/>
zur Kenntnisnahme vorgelegt, die die Beachtung weitester Kreise<lb/>
und das Interesse aller derer verdient, die sich mit der Frage<lb/>
der Förderung der Auslandsstudien an unseren Hochschulen be¬<lb/>
schäftigen. Den Anlaß zu der Denkschrift gaben die von den verschiedensten<lb/>
Seiten in den letzten Jahren gemachten Vorschläge auf Ausgestaltung des<lb/>
Unterrichts an deutschen Universitäten in Fragen der ausländischen Sprachen,<lb/>
der ausländischen Literatur und der ausländischen Wirtschaftsverhältnisse. In<lb/>
den weitaus meisten Fällen gipfeln bisher die Forderungen auf diesem Gebiet<lb/>
in dem Verlangen nach Schaffung einer besonderen Auslandshochschule, wie sie<lb/>
Österreich in seiner &#x201E;Konsular- und Exportakademie" besitzt. Es würde zu weit<lb/>
führen, wollte man hier alle die Projekte wiedergeben, die sich mit der Schaffung<lb/>
einer besonderen Anstalt für Auslandswrssenschaften befaßt hatten. Auch in<lb/>
den Parlamenten ist das Problem der Förderung der Auslandsstudien mehrfach<lb/>
zur Sprache gekommen, und zwar sowohl im Reichstag als auch im Landtag.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0370] Auslandsstudium und Kulturpolitik Mündung der mssopotamischen Ströme im Winde flattert. Wir dürfen ihnen nicht recht geben! Für uns gewonnen ist dieser Krieg erst dann, wenn auf Kleinasiens Steppen in schwanken Silberwellen das Korn der Ernte wogt, wenn in dem Zwischenstromland fleißige Hände den Segen der Baumwoll- pfianzungen bergen, wenn der kleinasiatische Bauer seinen Hecktaler im Diwan birgt und der wehrhafte Nachwuchs einer erstarkten, von aufrichtiger Bundestreue erfüllten Türkei jederzeit bereit ist, die Warenzüge der Bagdadbahn mit be¬ waffnetem Geleit an den Persischen Golf zu führen. Das zu erreichen, wird sicherlich noch den Schweiß ganzer Geschlechter kosten, aber wir werden diese Mühen gern und willig auf uns nehmen, wenn wir zu der Erkenntnis gelangt sind, daß die deutsche Macht in der weiten Welt nur so erhalten, nur so gefördert werden kann. Auslandsstudium und Kulturpolitik Gelo Zöhlinger, von Dozent am Grientalischen Seminar der Universität Berlin las Preußische Kultusministerium hat dem Abgeordnetenhause eine Denkschrift über die Förderung der Auslandsstudien in Preußen zur Kenntnisnahme vorgelegt, die die Beachtung weitester Kreise und das Interesse aller derer verdient, die sich mit der Frage der Förderung der Auslandsstudien an unseren Hochschulen be¬ schäftigen. Den Anlaß zu der Denkschrift gaben die von den verschiedensten Seiten in den letzten Jahren gemachten Vorschläge auf Ausgestaltung des Unterrichts an deutschen Universitäten in Fragen der ausländischen Sprachen, der ausländischen Literatur und der ausländischen Wirtschaftsverhältnisse. In den weitaus meisten Fällen gipfeln bisher die Forderungen auf diesem Gebiet in dem Verlangen nach Schaffung einer besonderen Auslandshochschule, wie sie Österreich in seiner „Konsular- und Exportakademie" besitzt. Es würde zu weit führen, wollte man hier alle die Projekte wiedergeben, die sich mit der Schaffung einer besonderen Anstalt für Auslandswrssenschaften befaßt hatten. Auch in den Parlamenten ist das Problem der Förderung der Auslandsstudien mehrfach zur Sprache gekommen, und zwar sowohl im Reichstag als auch im Landtag.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/370
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/370>, abgerufen am 22.07.2024.