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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Albrecht von Stosch als Gneisenau-Biograph
Dr. Max von Szczevanski, Major a. D. von

in 27. Januar 1365 schrieb Gustav Frevtag an den Oberst Albrecht
von Stosch, einen seiner ungenannten Mitarbeiter an den "Grünen",
wie er die Grenzboten im vertraulichen Schriftverkehr wohl zu
bezeichnen pflegte: "Sie haben das Leben Gneisenaus' durch¬
gelesen; wäre es Ihnen recht, darüber etwas zu schreiben? Ihr
männliches Urteil würde nicht nur mir sehr wertvoll sein. Es braucht kein
langer Aufsatz zu werden, wenn Sie kurz das Fazit ziehen wollen. Scheint
Ihnen genehm, ein Referat über feine Lebensschicksale nach dem bis jetzt
erschienenen einzufügen, so ist auch das angenehm. Ich würde Ihnen, im Fall
Sie darauf eingehen, das betreffende Exemplar sogleich zusenden ..." Stosch
antwortet unter dem 29. Januar 1865: "Das .Leben Gneisenaus', zu dem mein
Vater als sein langjähriger Adjutant bedeutende Beiträge geliefert, habe ich
mir gekauft. Das Referat übernehme ich mit Freuden, denn das Buch ist zur
Beurteilung der preußischen Militärverhältnisse von großem Wert."

Das Interesse, welches Stosch an dem Stoff nahm, bekundet sich in der
Schnelligkeit, mit welcher er seiner Aufgabe sich entledigte. Schon am
10. Februar 1865 kann Freytag ihm "für den Gneisenau" danken und aus¬
sprechen, daß er Stoschs Ansicht über Pertz' Buch "vollkommen teile". Die
Besprechung ist dann noch im ersten Bande des vierundzwanzigsten Jahrganges der
Grenzboten (auf S. 353 bis 357) zum Abdruck gelangt. Aber wenn Freytag
ausdrücklich erwähnt: "Was Sie geschrieben haben, ist gut;" -- so fügt er
doch auch an: ". . . daß ich mir die Freiheit genommen, Ihr Urteil am
Ende noch etwas breiter auszuführen, ist aus Rücksichten der Zweckmäßigkeit
geschehen. Ein Aufsatz, sei er groß oder klein, wirkt nur dann entsprechend
auf den Leser, wenn er das Resultat am Schluß mit einer gewissen Ausführ¬
lichkeit und Energie zusammenfaßt." Auch auf den Wunsch nach einer "Charakter¬
skizze" des Feldmarschalls gewissermassen als Ergänzung der Buchbesprechung
kommt Freytag bei dieser Gelegenheit zurück: "Sie würden dazu in mehr¬
facher Hinsicht besser unterrichtet sein als wir anderen. Indes kann das auch
bis nach dem zweiten Teil bleiben, der Ihnen auch mehrfache Gelegenheit geben
würde, die militärische Seite zu behandeln." In der Tat brachten denn auch
die Grenzboten im zweiten Bande ihres fünfundzwanzigsten Jahrganges (1866)
vier weitere Artikel über "Das Leben Gneisenaus von Pertz", welche, über
den Rahmen "einer eingehenden Würdigung des Werkes" weit hinausgehend.




Albrecht von Stosch als Gneisenau-Biograph
Dr. Max von Szczevanski, Major a. D. von

in 27. Januar 1365 schrieb Gustav Frevtag an den Oberst Albrecht
von Stosch, einen seiner ungenannten Mitarbeiter an den „Grünen",
wie er die Grenzboten im vertraulichen Schriftverkehr wohl zu
bezeichnen pflegte: „Sie haben das Leben Gneisenaus' durch¬
gelesen; wäre es Ihnen recht, darüber etwas zu schreiben? Ihr
männliches Urteil würde nicht nur mir sehr wertvoll sein. Es braucht kein
langer Aufsatz zu werden, wenn Sie kurz das Fazit ziehen wollen. Scheint
Ihnen genehm, ein Referat über feine Lebensschicksale nach dem bis jetzt
erschienenen einzufügen, so ist auch das angenehm. Ich würde Ihnen, im Fall
Sie darauf eingehen, das betreffende Exemplar sogleich zusenden ..." Stosch
antwortet unter dem 29. Januar 1865: „Das .Leben Gneisenaus', zu dem mein
Vater als sein langjähriger Adjutant bedeutende Beiträge geliefert, habe ich
mir gekauft. Das Referat übernehme ich mit Freuden, denn das Buch ist zur
Beurteilung der preußischen Militärverhältnisse von großem Wert."

Das Interesse, welches Stosch an dem Stoff nahm, bekundet sich in der
Schnelligkeit, mit welcher er seiner Aufgabe sich entledigte. Schon am
10. Februar 1865 kann Freytag ihm „für den Gneisenau" danken und aus¬
sprechen, daß er Stoschs Ansicht über Pertz' Buch „vollkommen teile". Die
Besprechung ist dann noch im ersten Bande des vierundzwanzigsten Jahrganges der
Grenzboten (auf S. 353 bis 357) zum Abdruck gelangt. Aber wenn Freytag
ausdrücklich erwähnt: „Was Sie geschrieben haben, ist gut;" — so fügt er
doch auch an: „. . . daß ich mir die Freiheit genommen, Ihr Urteil am
Ende noch etwas breiter auszuführen, ist aus Rücksichten der Zweckmäßigkeit
geschehen. Ein Aufsatz, sei er groß oder klein, wirkt nur dann entsprechend
auf den Leser, wenn er das Resultat am Schluß mit einer gewissen Ausführ¬
lichkeit und Energie zusammenfaßt." Auch auf den Wunsch nach einer „Charakter¬
skizze" des Feldmarschalls gewissermassen als Ergänzung der Buchbesprechung
kommt Freytag bei dieser Gelegenheit zurück: „Sie würden dazu in mehr¬
facher Hinsicht besser unterrichtet sein als wir anderen. Indes kann das auch
bis nach dem zweiten Teil bleiben, der Ihnen auch mehrfache Gelegenheit geben
würde, die militärische Seite zu behandeln." In der Tat brachten denn auch
die Grenzboten im zweiten Bande ihres fünfundzwanzigsten Jahrganges (1866)
vier weitere Artikel über „Das Leben Gneisenaus von Pertz", welche, über
den Rahmen „einer eingehenden Würdigung des Werkes" weit hinausgehend.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/28>, abgerufen am 22.07.2024.